kreuzesdarstellungen an der kirche

In den durch die christliche Tradition geprägten Ländern ist das Kreuz ein allgegenwärtiges Symbol - am Rand von Wegen und Straßen, in Schulen und Krankenzimmern, auf Friedhöfen und selbstverständlich in jedem Kirchenraum. Manchmal ist es ein leeres Kreuz aus Holz oder Metall, zuweilen aus kostbaren Materialien wie unser Altarkreuz.

Oft wird Jesus am Kreuz dargestellt, als Leidender, Sterbender aber auch als auferstandener, verherrlichter Herr. Das Kreuz ist das Symbol des Todes, aber mehr noch der Auferstehung. Viele Menschen tragen es, dabei ist es nicht immer ein Ausdruck christlichen Bekenntnisses. Als Schmuck ist das Kreuz einfach „in“, manche erinnert es an eine Reise in einen christlichen Ort, für andere ist es ein Glücksbringer, wieder andere tragen es, weil es sie an einen lieben Menschen erinnert.

Kein Wunder, daß das Kreuz zum Symbol des Christentums überhaupt geworden ist. Kein Wunder auch, daß es zahlreiche Abwandlungen dieses Symbols gibt, von denen einige auch unsere Kirche schmücken - in Ziegeln gemauert oder in Metall gearbeitet auf den Dachfirsten.

Übrigens ist das Kreuz als einfaches Zeichen keinesfalls auf den christlichen Bereich beschänkt, es findet sich in fast allen Kulturen als ordnendes Prinzip, wonach z.B. religiöse Symbole angeordnet werden, z.B. in den Mandalas der Buddhisten.

Es symbolisiert die Verbindung zwischen Gegensätzen, z.B. der Himmelsrichtungen oder der Verbindung zwischen dem (menschlichen) Horizont und zwischen Erde und Himmel. So ist es ein Zeichen der umfassenden Einheit aller Dinge.

Die Symbolik der Zahl vier spielt dabei häufig eine Rolle: die vier Jahreszeiten im Jahreslauf, die vier Himmelsrichtungen, die vier Elemente, vier Tageszeiten, vier Farben der Menschheit (mit vielen Schattierungen).

Interessant ist, daß die römischen Städte um einen kreuzförmigen Straßengrundriß gebaut wurden und daß im Mittelalter Weltkarten in Kreuzform gezeichnet wurden, mit Jerusalem, dem Ort, wo sich in der Auferstehung Jesu Christi, Himmel und Erde verbinden.

So gehen manche der alten Gedanken über die Bedeutung der Zahl vier und des Kreuzes auch in die Symbolhaltigkeit des Kreuz-Zeichens ein.

Wir Christen verehrten das Kreuz nicht als grausames Marterwerkzeug (das es in Wirklichkeit war), sondern als Symbol der Überwindung des Todes durch Christus.

Daß dies anfangs von der heidnischen Umwelt nicht verstanden wurde, davon zeugt das sogenannte „Spottkruzifix“ mit einem gekreuzigten Esel und der Unterschrift „Alexemenos verehrt seinen Gott“, das ein Nichtchrist im 3. Jahrhundert in den weichen Stein einer christlichen Katakombe ritzte.

Erstaunlich ist für mich dabei die Parallele zum Urteil der Bundesverfassungsgerichts, daß Kreuze auf Wunsch von Eltern aus dem Klassenraum zu entfernen sind, da man Kinder „diesen Anblick“ nicht zumuten könne.

Die früheste bekannte Kreuzesdarstellung (als Symbol) findet sich im Jahre 134 auf einem Grabdenkmal; seit dem 3. / 4. Jahrhundert wird es immer häufiger verwendet.

Bestimmte Kreuzesdarstellungen, die nach und nach entstanden, verweisen auf die Leidensgeschichte Jesu, wie z.B. ein Kreuz, daß von zwei kleineren Kreuzen flankiert wird. Sie stehen für die beiden Verbrecher, die rechts und links von ihm hingerichtet wurden.

Dieses Kreuz finden Sie vorn auf dem Dachfirst über dem Chor der Kirche.

Hinten (über der Orgelbühne) ist auf dem Dachfirst ein Kreuz mit vier kleinen Kreuzen zu sehen, die zusammen mit dem großen Kreuz an die fünf Wunden Jesu erinnern, es ist eine Abwandlung des sog. Jerusalemkreuzes.

Eine interessante Darstellung ist auch das kleinere der beiden Kreuze am Turm, das wieder von den kleinen Kreuzen der beiden Verbrecher flankiert wird.

Die beiden Buchstaben A + M dürften auf das Ave Maria und damit auf das Patronat unserer Kirche verweisen. (Auch an der Außenwand des Chores ist ein ähnliches Kreuz angebracht.)

Bei genauem Hinschauen zeigt sich, daß sich drei Leute in den Steinen rechts und links „verewigt“ haben.

Man liest die Namen C. Gohel (?), H. Bellingröhr und H. Wilkens. Wenn jemand mehr darüber weiß oder die Leute noch kennt, wäre es bestimmt interessant zu wissen und zu berichten.

 

Das Kreuz als einfaches Symbol (nicht immer des Christentums) ist häufig präsent. Immer öfter entdeckt man es auch als Schmuck am Hals berühmter Personen der Jugendszene wie Victoria (Spice Girls) und David Beckham, Lil' Kim und Combs (Rapper).

Hoffentlich ist das dann mehr als bloßer Schmuck. Auch eine ganze Reihe weiterer Kreuze sind bekannt - wenn auch nicht an unserer Kirche:

Das im sog. III. Reich mißbrauchte Symbol des Hakenkreuzes ist eigentlich hinduistischen Ursprungs und wird dort als Zeichen für Sonne oder Feuer (Swastika) verwendet. Als Schmuck weit verbreitet ist auch das ägyptische Henkelkreuz mit einem Kreis statt des oberen Kreuzarmes. Es symbolisiert die Belebung und Befruchtung der Erde durch die Sonne und ähnelt der Hieroglyphe für Leben.

Kehren wir heute mal wieder zur Außenansicht unserer Kirche zurück.

Von der Seite (von der Schachtstraße her) betrachtet, befindet sich links neben dem Christus - Monogramm (PX, die griechischen Buchstaben Chi und Ro, also die Anfangsbuchstaben des Wortes Christus) ein Kreuz in Kombination mit dem Andreaskreuz.
Das schräggestellte Andreaskreuz trägt seinen Namen in Erinnerung daran, daß der Apostel Andreas an einem Kreuz in dieser Form hingerichtet wurde.

Interessant ist, daß auf den alttestamentarischen jüdischen Feueropferaltären das Holz ebenfalls in der Form eines Andreaskreuzes aufgeschichtet werden mußte. Frühe Theologen sahen darin eine Beziehung zum Ende der jüdischen Opferkulte. Das Opfer Christi am Kreuz übertrifft das ebenfalls kreuzförmige Feueropfer im Tempel. Angesichts der Tatsache, daß Gott selbst am Kreuz starb, werden für den Verfasser des Hebräerbriefes die Tempfelopfer überflüssig, denn mit diesem (nicht zu übertreffenden) Opfer Christi beginnt ein neuer Bund Gottes mit den Menschen.

Die Kombination von Kreuz und Andreaskreuz kann schließlich auch auf die Darstellung der Leidenswerkzeuge verweisen, die Lanze und den Stock, mit dem Christus der Essigschwamm gereicht wurde. Schauen Sie einmal auf das 1. große Fenster rechts. Im oberen Bereich trägt der Erzengel Lanze und Stock in Form überkreuz - wie ein Andreaskreuz.

Wenn Sie den Blick jetzt zum Turm richten: Unterhalb des großen schlichten Kreuzes am Turm finden wir die Buchstaben INRI, die lateinische Abkürzung des Satzes „IESVS NAZARENVS REX IVDAEORVM“ - „Jesus aus Nazareth, der König der Juden“. Das ist der Satz, den Pilatus in drei Sprachen bei der Kreuzigung Jesu am Kreuz anbringen ließ. Auf vielen Kreuzdarstellungen wird nur die Abkürzung der lateinischen Sprache genutzt.

In der orthodoxen Kirche werden Kreuze verwendet, die die Kreuzinschriftplatte als kleinen oberen Querbalken darstellen. Auch unten findet sich dann ein dritter Balken, der an das Brett erinnert, auf dem bei einer römischen Kreuzigung die Füße der Gekreuzigten ruhten. Das sollte nicht daß Los des Verurteilten erleichtern, es verlängerte das Leiden.

An manchen Kirchen finden Sie ein Kreuz auf einer Kugel. Das ist eine bildliche Umsetzung der Überzeugung des Heiligen Bruno: „Das Kreuz steht, solang der Erdkreis sich dreht.“ - sie schmückt unseren Kirchturm und verkündet unseren Glauben.