Schwindel

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Ständige Schwindelattacken bedeuten eine große Einschränkung der Lebensqualität.
Wie sieht die klassische chinesische Medizin Schwindel?

 
 

Uns allen war schon einmal schwindelig. Der sogenannte orthostatische Schwindel ist hierbei der häufigste: Wir ändern unsere Position - stehen zum Beispiel schnell aus einer sitzenden oder liegenden Position auf - und uns ist kurz schummerig oder “schwarz vor Augen”. In solchen Fällen hat es unser Körper nicht schnell genug geschafft, seinen oberen Teil mit ausreichend Blut zu versorgen.
Denn unsere Blutadern müssen sich ständig zusammenziehen und erweitern - je nachdem, ob wir uns in einer vertikalen oder horizontalen Position befinden.

Die beiden weiteren “klassischen” Diagnosen zu anhaltendem Schwindel sind Morbus Menière und der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel.

Morbus Menière zeichnet sich durch die Symptome Schwindel, Tinnitus und Hörminderung aus. Anfälle können schlimmstenfalls Stunden andauern, aus dem Nichts kommen und auch zu Erbrechen führen. Wodurch die Krankheit entsteht, weiß die Schulmedizin bisher noch nicht. Auch die Behandlung ist schwer, ein sichere Therapie gibt es nicht. Durch verschiedene diagnostischer Verfahren und auch den Ausschluss anderer Ursachen kann recht sicher nachgewiesen werden, dass es sich um einen Morbus Menière handelt.

Der Benigne Paroxysmale Lagerungsschwindel zeichnet sich durch ein “Verrutschen” unserer Otolithen aus, der sehr kleinen wörtlich übersetzten “Ohrsteinchen” die in unserem Innenohr die Wahrnehmung unserer Position im dreidimensionalen Raum steuern. Das Leitsymptom ist hier Schwindel bei einer Umlagerung des Kopfes, zum Beispiel dem Umdrehen im Bett. Der Schwindel kann so provoziert werden und endet mit dem Stillhalten des Kopfes auch sofort wieder. Bestimmte Methoden der Physiotherapie können Linderung oder Heilung verschaffen - durch bestimmte Lagerungsmanöver wird dafür gesorgt, dass die Otolithen sich wieder im richtigen Teil des Innenohrs einfinden.

Weitere schulmedizinische Differenzialdiagnosen für Schwindel ist die vestibuläre Migräne, Schädigungen der Nerven oder des Innenohres, Nebenwirkungen von Medikamenten und andere Ursachen.
Schwindel der anhält oder sehr stark ist, sollte auf jeden Fall schulmedizinisch abgeklärt werden.

In meiner Praxis begegnet mir Schwindel häufig. Manchmal als Hauptsymptom, oft als ein weiteres Leiden neben dem eigentlichen Problem. In vielen Fällen ist der Schwindel mit dem Hauptproblem verbunden, beide haben eine gemeinsame Wurzel.

Die klassische chinesische Medizin ist ein sehr altes, in sich geschlossenes Medizinsystem, das Symptome auf seine Ursache zurückführt und dort zu heilen versucht damit dauerhafte Besserung eintritt. Heilung kann niemand versprechen, aber ein Versuch der Behandlung mit chinesischer Medizin kann sich bei Schwindel lohnen, wenn zuvor schulmedizinische Methoden ausgeschöpft wurden.

Die chinesische Medizin kennt verschiedene Ursachenmuster, die Schwindel entstehen lassen können:

Blutmangel

Blutmangel ist ein Muster, das mir in der Praxis häufig begegnet. Der “chinesische” Blutmangel kann mit einer schulmedizinisch nachgewiesenen Anämie einhergehen, muss es aber nicht. Diese Art des Schwindels kann nach einer Geburt oder einer Operation auftreten. Wenn dieser Zustand bereits seit mindestens ein paar Wochen anhält, besteht oft auch ein sogenannter “Qi-Mangel”.
氣 Qi - “Tschii” ausgesprochen - bezeichnet im Daoismus und der klassischen chinesischen Medizin die Energie die jedes Wesen belebt. Ein Qi-Mangel zeichnet sich durch schnelle Erschöpfung, (relative) Blässe, leichte Schweißausbrüche bei kleinster Anstrengung und eine blasse, leicht zittrige Zunge aus.
Qi- und Blutmangel treten oft gemeinsam auf, denn sie bedingen sich gegenseitig.
Wenn nicht Qi- sondern Blutmangel im Vordergrund steht, dann kann es neben dem Schwindel auch zu Verstopfung, trockener Haut und Schleimhäuten und Augen, schlechter Konzentration und Herzklopfen kommen. Schwindel durch Blutmangel kann besonders gut durch die Einnahme chinesischer Kräutern behandelt werden.

Qi-Mangel

Der gerade schon erwähnte Qi-Mangel kann auch ohne einen zusätzlichen Blutmangel für Schwindel sorgen. Symptome sind dann die bereits beschriebene Erschöpfung und eine blasse und zittrige Zunge, aber Konzentrationsschwäche, weicher Stuhlgang und schwache Muskeln. Der Schwindel wird durch Anstrengung und Hunger verstärkt und ist oft zum Tagesende hin stärker.
Hier können Akupunktur und chinesische Kräuter helfen. Auch die Ernährung ist wichtig. Sie soll Energie geben und an die Konstitution angepasst sein. Hier kannst du mehr dazu lesen.

Schleim & Feuchtigkeit

Schwindel der durch Schleim und Feuchtigkeit ausgelöst wird, ist der stärkste mögliche Schwindel. Er kann dazu führen, dass du das Gleichgewicht verlierst oder dich festhalten musst, um nicht zu fallen. Die Umgebung dreht sich als würdest du auf einem schwankenden Schiff stehen und kann auch auftreten, wenn du ruhig im Bett liegst. Hier ist es wichtig, dass der anfangs erwähnte Lagerungsschwindel als Ursache ausgeschlossen wird.
Diese Art des Schwindels kann einhergehen mit einem Gefühl der Schwere des Körpers und dumpfen Kopfschmerzen. Oft hast du nicht viel Energie, würdest am liebsten öfter und länger schlafen und kannst dich nicht gut konzentrieren. Bei diesem Muster kann auch Erbrechen zu den Symptomen gehören.
Deine Zunge zeigt wahrscheinlich einen dicken Belag, der entweder weiß oder gelb ist. Weißer Belag steht für kalten Schleim, gelber für heißen. Hier unterscheidet deine Therapeutin also weitere Unterkategorien des Musters um zu deiner individuellen Diagnose zu gelangen.

Leber Qi Stau

Die “chinesische” Leber hat wenig mit der schulmedizinischen zu tun. Aus Sicht der chinesischen Medizin ist die Leber dafür zuständig, dass sich Blut und Energie in unserem Körper gleichmäßig verteilen. Damit hat sie eine große Aufgabe und ist daher anfällig für Störungen, insbesondere durch Stress. “Leber”-Symptome sind somit das Alarmzeichen des Körpers, wenn wir zu viel Druck ertragen. Schwindel kann ein solches Symptom sein. Bei diesem Muster tritt er besonders in stressigen Situationen und bei Anspannung, aber auch beim Aufstehen und Hinlegen auf. Weitere Symptome sind eine unregelmäßige, eventuell schmerzhafte Menstruation und Brustspannen bei Frauen. Oft treten auch Sehstörungen, Tinnitus, ein geblähter Bauch und Kopfschmerzen auf. Wenn du unter dieser Art des Schwindel leidest, fühlst du dich auch schnell gereizt und genervt.

Es gibt noch viele weitere ursächliche Muster für Schwindel. Selten tritt ein Muster in Reinform auf, oft überlappen oder vermischen sie sich. Daher ist es wichtig, dass deine Therapeutin sich beim ersten
Gespräch ausführlich mit dir unterhält um herauszufinden, welche Ursachen deinen Schwindel auslösen.

 
 

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