Einkäufe strategisch finanzieren

Beitrag von: Carolin Offergeld
18. Oktober 2023

Durch die Integration von Finanzierungsdienstleistungen in die Lieferkettenprozesse können Unternehmen ihre Zahlungsbedingungen verbessern und Lieferantenkredite effizienter nutzen.

In Zeiten volatiler Märkte, häufiger Lieferengpässe und der anhaltenden Energiekrise ist ein effektives Cash Management für mittelständische Unternehmen wichtiger denn je. Eine zentrale Herausforderung ist die Einkaufsfinanzierung. Begrenzte liquide Mittel können für Unternehmen zum Engpass werden, insbesondere wenn Waren und Rohstoffe für die Produktion vorfinanziert werden müssen. Durch eine geschickte Finanzierung des Einkaufs lassen sich nicht nur Lieferengpässe überbrücken, sondern auch erhebliche Einsparungen erzielen.

So kann es sich lohnen, durch eine frühzeitige Rechnungsbegleichung beim Wareneinkauf Skonto-Vorteile zu nutzen. Aktuelle Skonto-Sätze liegen zwischen 2 und 5 Prozent der geschuldeten Summe, die Zahlungsziele meist zwischen zwei und vier Wochen. Wenn monatlich neue Rechnungen mit Skonto-Option vorliegen, ergibt sich für das Gesamtjahr erhebliches Sparpotenzial. Insbesondere wenn es gelingt, die eingekauften Waren jeden Monat wieder vollständig abzuverkaufen, lassen sich selbst bei einem Preisnachlass von nur 2 Prozent auf das Gesamtjahr gerechnet ganze 24 Prozent sparen. Die im Monat gewonnenen 2 Prozent werden damit monatlich als Gewinn verbucht, während die neuen Waren durch die Erlöse aus dem Abverkauf finanziert werden. Wenn die im Monat gewonnenen 2 Prozent ebenfalls in zusätzliche Waren investiert und am Ende abverkauft werden können, lässt sich sogar noch mehr Geld sparen.

Erste Anlaufstelle: Hausbank

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Einkaufsfinanzierung zu gestalten. Eine Option besteht darin, den Einkauf aus dem eigenen Cash-Bestand zu finanzieren. Diese Methode erfordert jedoch hohe Liquidität und kann die finanzielle Flexibilität des Unternehmens einschränken – schließlich sind die Mittel nach dem Einkauf erst einmal gebunden, bis man die Ware oder das daraus geschaffene Produkt wieder abverkauft hat. Entsprechend lohnt es sich meist, Einkäufe durch Fremdkapitalkomponenten zwischenzufinanzieren. Der Weg führt den Mittelständler häufig zu seiner Hausbank. Viele Banken bieten den Warenkredit als klassische Fremdkapitallösung an.

Alternativen für schwächere Bonitäten

Eine günstige Variante, doch oft bringt die Bankfinanzierung aufwendige Bürgschafts- und Sicherheitenanforderungen mit sich. Wenn nur begrenzt Sicherheiten zur Verfügung stehen, genügt schon ein kurzer Blick über den Tellerrand, um zahlreiche Alternativen zu entdecken. Dazu zählt bspw. das sogenannte Finetrading, bei dem die Ware direkt vom Lieferanten finanziert wird. Dabei entsteht eine kurzfristige Verbindlichkeit gegenüber dem Finetrader, die i.d.R. mit einem höheren Zinssatz verbunden ist. Das schont zwar die Liquidität, bringt aber keine Skonto-Vorteile mit sich.

Eine weitere Alternative sind seit einigen Jahren die Produkte von Fintechs, also technologiebasierten Finanzunternehmen, die speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen im Mittelstand zugeschnitten sind. Diese Lösungen haben einige Vorteile: Schnelle und einfache Prozesse, die auf fortschrittlichen Technologien aufbauen, sorgen für einen effizienteren und benutzerfreundlicheren Ablauf. Die Beantragung und Abwicklung erfolgen i.d.R. online, was die zeitaufwendige Bürokratie traditioneller Finanzinstitutionen umgeht sowie die Finanzierungsentscheidung und die Auszahlung beschleunigt. Ein weiterer Vorteil sind maßgeschneiderte Lösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse des Kreditnehmers angepasst werden können. Ein Beispiel sind Kreditplattformen, die unbesicherte Firmenkredite zur Einkaufsfinanzierung anbieten. Iwoca z.B. bietet kleinere Kredite für Unternehmer bis 500.000 EUR an und unterstützt Unternehmen dabei, kurzfristig Einkäufe zu finanzieren und Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Wenn eine größere Summe benötigt wird, eignen sich die unbesicherten Kredite von Creditshelf bis zu 5 Mio. EUR. Selbst die höheren Zinssätze für unbesicherte Fintech-Kredite liegen deutlich unterhalb der aktuellen Skonto-Sätze, sodass sich der Skonto nutzen lässt.

Großes Angebot an Fintech-Lösungen

Neben Kreditplattformen gibt es weitere Fintechs, die Einkaufsfinanzierungslösungen anbieten. Ein Beispiel ist Traxpay, das sich auf Supply Chain Finance spezialisiert hat. Weitere Fintech-Unternehmen wie Aifinyo, ein Factoring-Anbieter, oder Auxmoney, ein Kreditanbieter für kleine Unternehmen und Selbstständige, bieten ebenfalls innovative Lösungen im Bereich der Einkaufsfinanzierung an. Unternehmen haben folglich zahlreiche Möglichkeiten, ihre Einkaufsfinanzierung zu optimieren und kurzfristige Engpässe zu überwinden.

Illustration: 123rf.com/stmool

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