Ernst & Sohn Sonderheft Brandschutz 2016

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Brandschutz

Ernst & Sohn Special Dezember 2016 A 61029

–  Brandschutzplanung/Brandschutzkonzepte –  Rauch- und Wärmeabzugsanlagen –  Baulicher Brandschutz –  Brandabschottungen für Kabel, Rohre usw. –  Fenster, Türen und Tore –  Farben und Beschichtungen –  Brandmeldeanlagen/Feuerlöschverfahren

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Editorial

Brandrisiken minimieren

Fast täglich berichten die Medien über Schadensfeuer, bei denen Menschen verletzt oder getötet werden und es oft zu hohen materiellen Schäden kommt. Jüngstes Beispiel ist der verheerende Brand in einem Bochumer Krankenhaus mit zwei Toten und zahlreichen Verletzten im September dieses Jahres. Die Verhütung und Bekämpfung von Brän­ den ist deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, wo­ bei Architekten, Fachplaner, Sachverständige und kommu­ nale Entscheidungsträger besonders in der Pflicht sind. Sie schaffen letztlich die baulichen Voraussetzungen dafür, dass Brände und Rauchentwicklung in Gebäuden mög­ lichst begrenzt werden und sich, wenn sie denn entstehen, möglichst rasch bekämpfen lassen. In einem nach den Regeln der Technik geplanten und erstellten Gebäude besteht bei seiner planmäßigen Benut­ zung, bei regelgerechter Wartung, Inspektion und Instand­ setzung nur ein geringes Brandrisiko, denn Brände entste­ hen überwiegend durch Fahrlässigkeit und unplanmäßige Nutzung. Zu den Hauptursachen zählen unsachgemäßer Umgang mit Zündquellen und offenen Flammen, Brand­ stiftung sowie defekte, nicht bauliche Einrichtungen und Geräte. Diesen Entstehungsrisiken kann durch bauliche Maßnahmen nicht begegnet werden. Um jedoch die Risiken aus den o. g. Brandursachen zu minimieren, kommt in der Gebäudeplanung der nach einem Brand entstehenden Ausbreitung von Feuer und Rauch besondere Bedeutung zu. Die Gebäude-Geome­ trien, Bauprodukte und -arten sollen der Brandentwick­ lung und -ausbreitung entgegenwirken. Schon von der ers­ ten Vorplanungsphase an sind deshalb die einzelnen Kom­ ponenten so zu wählen und zu kombinieren, dass in ihrem Zusammenspiel das erforderliche bauliche Sicherheits­ niveau kostengünstig gesichert wird und Gebäudenutzung bzw. -betrieb dauerhaft, ohne Absinken des Sicherheits­ niveaus und wirtschaftlich durchgeführt werden können. Häufig können aus betrieblichen, technischen oder wirtschaftlichen Gründen bestimmte bauaufsichtliche An­

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forderungen für den baulichen Brandschutz bei baulichen Anlagen besonderer Art oder Nutzung nicht realisiert wer­ den. Das gilt z. B. für bestehende Bauwerke – und hier besonders im Denkmalschutz, bei denen aufgrund der vor­ gegebenen baulichen Randbedingungen die brandschutz­ technischen Vorgaben der jeweiligen gesetzlichen Grund­ lagen nicht erfüllt werden können. Deshalb sind anlagentechnische und organisatorische Brandschutzmaßnahmen erforderlich, z. B. der Einbau auto­ matischer Feuerlöschanlagen oder die Einführung einer Brandschutzordnung, um im Rahmen des Brandschutz­ konzeptes die Maßnahmen des baulichen und abwehren­ den Brandschutzes durch die Feuerwehr mit anlagentech­ nischen und organisatorischen Brandschutzmaßnahmen zu ergänzen. Ein technisch optimaler und wirtschaftlich sinnvoller Brandschutz kann durch Schutzziel orientierte und risiko­ gerechte Kombinationen verschiedener Maßnahmen im Rahmen eines umfassenden Brandschutzkonzeptes er­ reicht werden, in dem Brandschutzmaßnahmen aus den nutzungsspezifischen Brandgefahren und Brandauswir­ kungen sowie den allgemeinen Schutzzielen nach MBO und besonderen Schutzzielen, z. B. den Funktionserhalt eines Denkmals, abgeleitet sind. Dazu stellen wir Ihnen in unserem Brandschutz-Special einige Beispiele vor. Viel Vergnügen und Informationsgewinn bei der Lektüre wünscht Ihnen

Iris Kopf Redaktion Specials

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Inhalt

Bricht in mehrstöckigen Wohnhäusern Feuer aus, fliehen die Bewohner instinktiv über das Treppenhaus. Bis die Feuerwehr anrückt, vergehen oft lebenswichtige Minuten. Während dieser Zeit ist das Treppenhaus der erste und wesentliche Fluchtweg für die eingeschlossenen Bewohner. Doch auch der kann bei einem Brand gefährlich werden – wenn die Rauchgase Sicht und Atmung erschweren. Aus diesem Grund fordert die Musterbauordnung einen zweiten Rettungsweg. Wie dieser geregelt ist, hängt entscheidend von der Höhe des Gebäudes ab. Der FVLR Fachverband Tageslicht und Brandschutz e. V. fordert, alle Gebäude ab drei Vollgeschossen (Geschosse oberhalb der Geländeoberfläche) mit einer qualifizierten Rauchabzugsvorrichtung im außenliegenden Treppenraum auszustatten. (Beitrag S. 32–34, Foto: FVLR)

Special 2016 Brandschutz

EDITORIAL 03

Iris Kopf Brandrisiken minimieren

BRANDSCHUTZPLANUNG / BRANDSCHUTZKONZEPTE  6

Sylvia Heilmann Wieviel Brandschutz steckt im Denkmal?

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Die DIN 14675 und das Märchen vom Zwang zur ISO 9001

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Brandschutz in Bestandsgebäuden

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Blitz- und Überspannungsschutz an sicherheitstechnischen Anlagen: Geräteschutz allein reicht nicht aus

René Stein 19 Brandschutzmaßnahmen für Dachkonstruktionen aus vorgefertigten tragenden Bauteilen mit Nagelplattenverbindungen

RAUCH- UND WÄRMEABZUGSANLAGEN 27 Architektonisches Gestaltungselement und Rauch- und Wärme­abzugsgerät nach DIN EN 12101-2 29

Universell einsetzbare Brandschutz- und Entrauchungsklappen

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Flucht durchs Treppenhaus

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Geflügelte Dächer für frischen Wind

BAULICHER BRANDSCHUTZ 36

Brandschutzgeprüfte Abläufe vom Boden bis zum Dach

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Feuerprobe: weltweit größte Brandprüfung eines Brandschutzglases

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Brandschutz für Laubengänge als Flucht- und Rettungswege

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Hoher Wärmeschutz durch zweilagige Mineraldämmplatten mit hohem Brandschutz

45 Maßgeschneiderte Lösungen für Wände und Decken: baulicher Brandschutz in der Elektroinstallation Ernst & Sohn Special 2016 Brandschutz A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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BRANDABSCHOTTUNGEN 48

Geringe Rauchdichte für eine höhere Sicherheit im Brandfall

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Planungstools für brandschutztechnische Installationen als App und im Web

FENSTER, TÜREN UND TORE 51

Europäisch geprüftes und klassifiziertes Stapeltor

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Inkrafttreten der Brandschutznorm EN 16034 mit Einschränkungen

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Brandschutztüren für das Klinikum am Gesundbrunnen

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Inhalt

Immer auf der sicheren Seite Brandschutz mit System von OBO

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FARBEN / BESCHICHTUNGEN 54

Volker Thewes Farben für langlebigen Brandschutz

Dustin Häßler, Sascha Hothan 59 Aktuelle Entwicklungen zur Anwendung reaktiver Brandschutzsysteme auf filigranen Stahlzuggliedern

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Diana Fischer 64 Brandschutzbeschichtungen – idealer Schutz für Stahl­ bauteile 67

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Stahlbrandschutzsysteme – nachhaltig und leistungsstark

BRANDMELDEANLAGEN / FEUERLÖSCHVERFAHREN 68

Wolfram Krause Unzureichender Brandschutz in Krankenhäusern?

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Mehr Sicherheit für Flüchtlingsunterkünfte

74 Vielseitige Möglichkeiten zur Kopplung funkvernetzter Rauchwarnmelder 76

Fachmesse für Feuerwehr, Brand- und Katastrophenschutz

77 Funktionale Schutzhaube über dem Handmelder ­reduziert Fehlalarme 78 Schäden proaktiv begrenzen: Brandvermeidung durch Sauerstoffreduzierung 79

Rauchmelder sind bundesweit Pflicht

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Brandschutz für die Sporthalle der TU Darmstadt

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Sicherer Schutz für Waren im Lager

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RWA komfortabel projektieren

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IMPRESSUM

Die Basis für unsere umfassende Brandschutzkompetenz ist ein einzigartiges, breitgefächertes Produktspektrum. Es macht uns zu einem der wenigen Anbieter mit einem Sortiment, das alle drei Schutzziele des baulichen Brandschutzes abdeckt: 1

Brandabschnitte erhalten Kabel- und Kombiabschottungen

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

Sylvia Heilmann

Wieviel Brandschutz steckt im Denkmal? Nur in wenigen Fällen lassen sich moderne Brandschutzvorschriften auf ein denkmalgeschütztes Gebäude übertragen. Die Anforderungen an den Brandschutz für diese Bauwerke können die Planer i. d. R. nur mit alternativen Sicherheits- und Gebäudekonzepten meistern. Daraus ergeben sich Zielkonflikte, die unlösbar scheinen und daher eine kooperative und interdisziplinäre Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten, auch der Zu­ stimmungsbehörden und Prüfinstanzen, unersetzbar machen. Brandschutz hat in den vergangenen 20 Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Für Altbauten hat das Thema Brandschutz besondere Brisanz. Nicht nur, dass moderne Anforderungen in bestehenden Gebäuden sehr schwer zu erfüllen sind – vor allem in denkmalgeschützten Anlagen müssen Risiken akzeptiert und gleichzeitig haftungsrechtliche Auswirkungen im Blick behalten werden. Diesen komplexen Herausforderungen können die Planer mit konservativen und formalen Planungsansätzen nicht gerecht werden. Hier sind alternative Sicherheits- und Gebäudekonzepte gefragt. Neben dem ingenieurmäßigen Fachwissen ist aber auch ein verfahrensrechtliches und juristisches Verständnis notwendig, das gepaart mit historischen Kenntnissen erst den für das Denkmal so wichtigen Bestandsschutznachweis ermöglicht. Daher soll auf dem Weg zur Antwort auf die Frage, wie viel Brandschutz im Denkmal steckt, zunächst die Frage im Mittelpunkt stehen, wie viel Denkmal überhaupt im Brandschutz steckt.

Wie viel Denkmal steckt im Brandschutz? Brandschutz hat einen historischen Wert, den anzuerkennen wir heute verpflichtet sind. Das bedeutet vor allem, dass der in historischer Bausubstanz vorhandene Brandschutz unter Bezug auf seine historischen Rechte und Pflichten vergegenwärtigt werden muss. Die Bedingungen seiner konkreten Entstehung sind den Erwartungen von heute gegenüberzustellen. Sein heutiger Wert muss dabei mehr funktionalisiert, sein historischer weniger klassifiziert werden. Der gesellschaftliche Anspruch definiert dabei das verbleibende Risiko. Die funktionale Genügsamkeit wird so zum Maßstab der Akzeptanz, ohne die Ordnung des Bauens durcheinander geraten zu lassen.

Brandschutz wird allerdings immer die Baufreiheit des Einzelnen zugunsten der Sicherheitsinteressen der Gemeinschaft einschränken. Die Entscheidung über diese Einschränkung, d. h. letztlich über den Schutz der Gemeinschaft und auch die Größe des (Rest)-Risikos, verlangt Sorgfalt und Kompetenz ebenso, wie sie letztlich Freiheit gewährt. Respekt und Demut vor der Feuerskraft sind dabei genauso wenig verzichtbar, wie die gesellschaftliche Akzeptanz des Restrisikos, das in historischem und nicht klassifizierbarem Brandschutz unvermeidbar ist. Wenn man sich fragt, wieviel Denkmal im Brandschutz steckt, dann erkennt man drei Zeitabschnitte der Brandschutzentwicklung, in denen wesentliche rechtliche, technische und konstruktive Brandschutztendenzen deutlich werden (vgl. Bild 1).

Erster Zeitabschnitt: Spätes Mittelalter 13.–15. Jh. Brandschutz erscheint als Weistum und ist geprägt von der Kodifikation des Gewohnheitsrechtes, also dem schriftlichen Zusammenführen der zumeist mündlich verbreiteten Ordnungsregeln. Maßnahmen des Brandschutzes sind in diesem Zeitabschnitt als nachbarschützende Regeln im Landrecht sowie als abwehrende Maßnahmen im Stadtrecht erkennbar. Als repräsentativstes Vorschriftenwerk dieses Zeitabschnittes gilt das Privatrechtsbuch Sachsenspiegel. Herr von Repgow trug im privaten Auftrag im Sachsenspiegel um 1235 heimisches Gewohnheitsrecht zusammen, fixierte es schriftlich und schuf damit einen der frühesten Rechtstexte in mittelniederdeutscher Sprache. Im Sachsenspiegel finden sich genau drei Paragraphen, denen auch ein brandschutztechnisches Schutzziel zuzuordnen ist: Artikel 49, § 1: „Ebenso soll man […] kein Fenster zum Hof eines anderen haben.“ Kein Fenster zum nachbarlichen Hof zuzulassen sollte einer­seits Licht und Luft garantieren, andererseits konnte mit der Fensterlosigkeit zum Nachbarn aber auch der Übertritt eines Feuers aus dem nachbarlichen Fenster ausgeschlossen werden. Diese Fensterlosigkeit in den sich gegenüberliegenden Gebäudewänden führte zu einer Gefah-

Bild 1.  Übersicht der Brandschutzentwicklung im Stadt-, Land- und Reichs-/Bundesrecht

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

dadurch erwächst, dass die Funken in den Hof eines anderen fliegen.“ Die Vorsichtsregel nach allgemeiner Achtsamkeit kann als Generalklausel der Gefahrenabwehr im spätmittelalterlichen Wohnhaus gelten und ist dem heutigen § 14 MBO [8] ähnlich. Bild 2.  Bildlicher und textlicher Brandschutz in der Heidelberger Bilderhandschrift von 1301 (Bild: Archiv)

renminimierung und ist eine Maßnahme, die sich in den folgenden Jahren stetig erneuern und in den Brandschutzgesetzen des 21. Jh. als Grundsatzregel fortleben wird. Artikel 53, § 1: „Backofen [...] sollen drei Fuß von dem [nachbarlichen] Zaun entfernt sein.“ Diese spätmittelalterliche Abstandsfläche ist einerseits ein Instrument zur Gewährleistung von Licht, Luft sowie Sonne und dient andererseits der Verhinderung eines Brandüberschlages auf nachbarliche Gebäude. Diese „Abstandsregel“ wurde in den folgenden Jahrhunderten fort­ geschrieben und findet sich noch heute im § 6 MBO als gesundheitliche bzw. im § 30 MBO [8] als brandschutztechnische Abstandsfläche in den Bauordnungen der Bundesländer des 21. Jh. wieder. Artikel 53, § 2: „Jeder soll ferner auf seinen Backofen und auf seine Feuermauer achten, damit ihm nicht Schaden

Der Sachsenspiegel definiert also drei brandschutztechnische Grundsätze, die unverändert auch noch heute – und damit seit mehr als acht Jahrhunderten – gelten und als die „Drei-A-Regel“ bezeichnet werden könnte: Abtrennung – Abstand – Achtsamkeit.

Zweiter Zeitabschnitt: Frühe Neuzeit 16.–18. Jh. Brandschutz ist Satzungsrecht und wird geprägt von der Präzisierung und Erweiterung der Brandschutzvorschriften, welche zunehmend den vorbeugenden Bandschutz zum Inhalt hatten. Diese Entwicklung des Brandschutzes im Zeitalter der Aufklärung ab Mitte des 17. bis zum Ende des 18. Jh. stellt einen Paradigmenwechsel dar. Das selbstbewusste Bürgertum verlangte im Zeitalter der Vernunft nach einer vernünftigen Lebensgestaltung, die sich zunehmend vom „Gottesgnadentum“ löste, was auch einen ratio­ nalen Umgang mit dem Brandrisiko förderte. Eine kluge und vorausschauende Gefahrenabwehr und eine konstruktive Schadensvorbeugung gewinnen die Oberhand. Forciert wurde diese Entwicklung von den technischen Errungenschaften im 18. Jh., die auch auf den Brandschutz Ein-

Bild 3.  Darstellung der baulichen Brandschutzmaßnahmen in der Frühen Neuzeit

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

fluss hatten. In den z. T. parallel geltenden städtischen Feuer- und Bauordnungen finden sich vor allem detaillierte Vorschriften zur Bauweise und zu Rechten und Pflichten an der Kommunmauer (vgl. Bild 3), also der heutigen Brandwand. Typische frühneuzeitliche Brandschutzregeln sind auch [1]: – Verbot von Strohdächern, – Verbot von Kellerhälsen, – Verbot von Holzüberhängen und hölzernen Hauswänden, – Verbot hölzerner Altane, hölzerner Dachrinnen und -verkleidungen.

Dritter Zeitabschnitt: Moderne 19.– 20. Jh. Brandschutz wird Gebotsrecht und ist geprägt vom technischen Fortschritt, der Intensivierung der Produktivität und der Konzentration der Nutzung und Werte. Nicht die Flächenbrände, sondern Einzelbrände verursachen nun hohe Schäden, obwohl die Brandschutzvorschriften immer dichter werden. Doch auch die Gebäudeparameter wachsen, denen die Schutzmaßnahmen nicht immer gerecht werden. Trotz des einsetzenden baulichen Brandschutzes kommt es offensichtlich nicht zu einer Risikosenkung, da die Zahl der Stadtbrände ab 1800 bis 1870 wieder unaufhörlich steigt [1]. Anders ausgedrückt entwickeln sich Bauordnung und „Policeyrecht“ zwar stetig fort, werden aber durch die „modernen“ Gefahren eingeholt oder neutralisiert. In dieser Zeit entstehen die erste Musterbauordnung (1880 von Baumeister) und nachfolgend die Einheitsbauordnung von 1919. Aus den rechtlich unbestimmten Begriffen massiv, feuerfest oder feuersicher wurden schließlich mit Einführung der Brandschutznorm DIN 4102 im Jahr 1934 die noch heute gültigen Feuerwiderstandsklassen feuerhemmend und feuerbeständig.

Wie geht nun Bestandsschutz? Der Bestandsschutz ist eine nicht geregelte, juristisch verschieden interpretierte, baupraktisch aber gleichwohl sehr bedeutende „Rechtsfigur“. Ihre Besonderheit liegt darin begründet, dass durch unterschiedliche Rechtsprechung zum Bestandsschutz die praktische Übertragbarkeit im Einzelfall nicht möglich ist. Hinzu kommt, dass die Tatbestände des baulichen Bestandsschutzes sehr vielfältig sind und nur für den Einzelfall gelten, was letztlich dazu führt, dass für den Architekten und Ingenieur aus den verschiedenen juristischen Interpretationen keine logische Tendenz erkennbar ist und dies eine vernünftige Schlussfolgerung für den Einzelfall nicht zulässt. Im Folgenden werden nun die ingenieurmäßig verständlichen und baupraktisch verwertbaren Handlungsempfehlungen zum Nachweis des Bestandsschutzes vorgestellt, welche sich in der täglichen Praxis unter dem Erfordernis einer schnellen Entscheidungsfindung bewährt haben.

Die eigentumsfähige Sache Eine bereits errichtete bauliche Anlage ist zunächst als eigentumsfähige Sache geschützt. Somit genießt ein vor-

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handenes und materiell rechtmäßig errichtetes Gebäude den Eigentumsschutz der Verfassung gemäß Artikel 14 (1) Grundgesetz, der als übergesetzliches Baurecht (Rechtsfigur) das einfachgesetzliche Baurecht (geschriebenes Recht) kraft seines höheren Ranges verdrängt [2].

Der formelle Bestandsschutz Eine bestehende bauliche Anlage genießt formellen Bestandsschutz, wenn sie den zum Zeitpunkt ihrer Errichtung geltenden Vorschriften entspricht. Das Feststellen dieser Rechtmäßigkeit des Seins ist ein erster wichtiger Schritt im Nachweis des Bestandsschutzes. Der hierfür betriebene Aufwand rechtfertigt sich häufig allein schon durch die daraus resultierenden investiven Einsparungen am Gebäude und ist von Objektgröße, Objektalter und dem zunächst vermuteten oder definierten Umfang des Anpassungsverlangens abhängig. Auch eine (alte) Baugenehmigung manifestiert den formellen Bestandsschutz. Der formelle Bestandsschutz endet allerdings, wenn der Berechtigte erkennbar von dem Bestandsschutz keinen Gebrauch mehr machen will, wenn er auf seine Rechtsposition verzichtet. Der formelle Bestandsschutz geht also mit dem Verzicht auf eine formell zulässige Nutzung verloren (Leerstand, Rückbau oder Änderung). Die vielfach praktizierte bloße Behauptung, es läge Bestandsschutz vor, ist zwar angesichts der schwierigen Rechtslage und der aufwendigen Nachweisführung naheliegend, aber gleichwohl juristisch nicht korrekt, da insbesondere das Feststellen der Übereinstimmung des Gebäudes mit dem damals geltenden Recht das Wesen des Bestandsschutzes kennzeichnet und dieser Nachweis erst dessen Inanspruchnahme rechtfertigt.

Der materielle Bestandsschutz Wurde nachgewiesen, dass der formelle Bestandsschutz gilt, ist infolge dessen zwingend zu überprüfen, ob auch der materielle Bestandsschutz greift. Dieser entsteht, wenn die bauliche Anlage dem zum Zeitpunkt der Errichtung des Gebäudes geltenden Recht entspricht und daraus auch nach heutigen Sicherheitsregeln keine konkrete Gefahr für die Nutzer oder die Allgemeinheit entsteht. Nur die im Einzelfall nachgewiesene, konkrete Gefahr führt zur Aufhebung des formellen Bestandschutzes und damit zu einem nachträglichen Anpassungsverlangen. Da es sich hierbei um einen „entschädigungslosen Eingriff“ in einen legalen, d. h. eigentumsgeschützten Gebäudebestand handelt, sind an die „Notwendigkeit der Maßnahmen hohe Anforderungen zu stellen“ [3]. Der Nachweis jedoch ist so schlicht wie schwierig. Denn genau hierin liegt die eigentliche Herausforderung für den nachweisberechtigten Architekten oder Ingenieur: Was ist heute konkret gefährdend?

Die konkrete Gefahr Der Nachweis einer konkreten Gefahr erfordert einen umfassenden Sachverstand, denn eine konkrete Gefahr liegt nicht schon bei einem Abweichen von heutigen Sicherheitsvorschriften vor. Dieses Abweichen von Vorschriften, die der Sicherheit dienen, bedeutet in aller Regel eine ab-

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strakte Gefahrenlage, deren Beurteilung zum einen von den Erfahrungswerten und zum anderen in nicht unerheblichem Maße vom persönlichen Empfinden des sachverständigen Architekten oder Ingenieurs abhängt. Diese subjektiven Einflüsse sind sicher auch Ursache für die in der Praxis auftretenden unterschiedlichen Interpretationen des Bestandsschutzes. Die Schwierigkeit ist zudem in der rechtlichen Unbestimmtheit des Begriffes „konkrete Gefahr“ begründet, da erst der Bezug auf den Einzelfall und die damit verbundenen spezifischen Parameter (wie Belegungsdichte, Nutzereigenschaften, Bauteil- und Baustoffqualität, Infrastruktur usw.) die inhaltliche und eindeutige fachliche Bestimmtheit herstellen. Zum Nachweis einer konkreten Gefahr genügt eine fachkundige Feststellung (z. B. durch den Architekten, den Ingenieur, den Sachverständigen oder die Feuerwehr), dass nach den örtlichen Gegebenheiten der Eintritt eines erheblichen Schadens nicht ganz unwahrscheinlich ist. Die aus den bekannten Urteilen [3] abzuleitende ingenieurmäßige Herangehensweise zur Feststellung eines Handlungsgebotes ergibt sich also nach Bild 4 aus einem erwarteten Schaden von erheblicher Größe und kleiner Eintrittswahrscheinlichkeit ebenso wie aus großer Schadenseintrittswahrscheinlichkeit bei kleinem Schaden. Baurechtlich sind bei einer konkreten Gefährdung, die nicht mit der allgemeinen polizeilichen Gefahrendefinition gleichzustellen ist, ausdrücklich nur die Belange der Sicherheit und der Gesundheit gemeint. Die Sicherung der Gesundheit ist im baurechtlichen Sinne mit einer gefahrlosen Nutzung der baulichen Anlage

Bild 4. Risikomatrix für Handlungsgebot (Grafik: [4])

gleichgestellt. Eine bloße Anhebung des baulichen Standards ist damit nicht zu subsumieren.

Denkmalschutz versus Brandschutz Denkmalschutz hat vor allem die Aufgabe, Gefährdungen von Kulturdenkmalen abzuwenden. Damit haben Denkmalschutz und Brandschutz ein gemeinsames Interesse: den Schutz des Denkmals vor der Brandgefahr. Gleichwohl dokumentiert ein offiziell unter Denkmalschutz stehendes Gebäude das öffentliche Interesse am Erhalt dieses

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

die große Herausforderung: Ist die Gebäudesituation so gefährlich, dass sie den Verlust des Denkmals rechtfertigt? Müssen wir die Schutzinteressen für Leib und Leben über die des Erhalts historischer Bausubstanz stellen? Schwierige Fragen, deren Beantwortung möglichst emotionslos und analytisch erfolgen soll, was nur gelingen kann, wenn ein interdisziplinäres, fachbereichsauflösendes Ergebnisdenken vorherrscht. Und über allem steht die Frage: Wie konkret ist die Gefahr?

Beispiel für den Bestandsschutz

Bild 5.  Fenster im Brandgiebel, was auch nach der Bauordnung von 1838 nicht zulässig war

Eine vorhandene Fensteröffnung in der Gebäudeabschlusswand (vgl. Bild 5) soll unverändert erhalten bleiben, was § 30 MBO [8] widerspricht, da äußere Brandwände grundsätzlich öffnungslos sein müssen. Der Nachweis des Bestandsschutzes führt hier nicht zum Erfolg, da zu keinem Zeitpunkt in Deutschland eine Rechtmäßigkeit von ­Fenstern in Brandgiebeln, „Communmauern“ oder „Gränz­ mauern“ gegeben war [1].

Details und deren Wirkung

Bild 6.  Holzbalkendecke ohne klassifizierbaren Feuerwiderstand (Fotos 5 und 6: Sylvia Heilmann)

Gebäudebestandes. Der Bestandsschutz liegt somit in der Natur des Denkmalschutzes. Ein Baudenkmal, an dessen Erhalt ein hohes öffentliches Interesse besteht, impliziert nahezu den formellen Bestandschutz. Bei alten Gebäuden sind erfahrungsgemäß wegen der historischen Baustoffe und Bauweisen und oft fehlender brandschutztechnisch wirksamer Abtrennungen Widersprüche zu den aktuellen Vorschriften unvermeidlich. Die Grenze für die Zulässigkeit von Abweichungen, d. h. ob ein Zustand tolerierbar ist oder nicht, richtet sich nach der tatsächlichen Gefährdung von Personen. Weil im Baurecht Leben und Gesundheit im Vergleich zu Bestands- und Denkmalschutz als höhere Rechtsgüter gelten, hat insbesondere dieser Nachweis hohe Priorität. Genau hierin liegt

Schauen wir uns dazu am besten einige Beispiele an. Beginnen wir mit profilierten und bemalten Holzbalkendecken mit freiliegenden Balken und schwach dimensionierten Einschubbrettern (vgl. Bild 6), die meist nicht den erforderlichen Feuerwiderstand aufweisen und selten den konstruktiven Vorgaben der DIN 4102-4:2015-06, Tabelle 10-27 entsprechen. Maßnahmen zur Ertüchtigung beschränken sich auf einen oberseitigen Aufbau und setzen eine ausreichende Tragfähigkeit der freiliegenden und mit drei Seiten dem Feuer ausgesetzten Holzbalken voraus, was durchaus auch ingenieurmäßig über den Abbrand und den Tragfähigkeitsnachweis des Restquerschnittes belegt werden kann. Die Qualität der Decke wird in diesem Fall nicht klassifiziert, sondern numerisch nachgewiesen. Denkmalschutzrechtlich wertvolle Türabschlüsse gegenüber dem notwendigen Treppenraum weisen häufig keinen klassifizierten Raumabschluss auf, obwohl deren vollwandige, 5 cm dicke Eichenholztür oder die schwere Eisentür unbestritten dem Feuer einen Widerstand entgegensetzen (vgl. Bild 7). Schwierig wird der Nachweis eines Raumabschlusses bei profilierten Kassettentüren mit Glaseinsätzen, deren schwächste Stelle – meist die Kassette oder das Glas – keinen ausreichenden Widerstand gegen Feuer bietet. Zur Beseitigung einer konkreten Gefahr können „Bauteilaufwertungen“ hilfreich sein, wie das Beispiel einer Holz-Futter-Tür in Bild 8 zeigt. Aber auch dadurch entsteht keine Klassifizierung nach DIN 4102-02. Zum Ziel führen kann die Bewertung der vorhandenen Bauteile anhand historischer Konstruktionsvorgaben.

Bild 7.  Alte Türen mit einem zum Zeitpunkt ihres Einbaus definierten Feuerwiderstand (Grafiken 1, 3 und 7: [1])

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

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Bild 8. Verbesserung des Brandverhaltens einer Holz-Futter-Tür (Grafik: Sylvia Heilmann)

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Bild 9. Brennbares Treppengeländer und Holz-Wandvertäfelung im Treppenraum (Fotos: [3])

An dieser Stelle sei auf die Zusammenfassung verfügbarer Digitalisate in [1] hingewiesen. Die umfangreiche technische Datensammlung, z. B. des Zentralblattes der Bauverwaltung (vgl. Bild 10), beinhaltet viele Konstruktionen und Bewertungen zu historischen Bauteilen, Baustoffen und Bauprodukten, die für den Nachweis des Bestandsschutzes hilfreich sein können. Profilierte Holzgeländer oder bemalte Wandvertäfelungen (vgl. Bild 9), vor allem in repräsentativen Treppenhallen, widersprechen ebenfalls meist der aktuellen Bauordnung und bedürfen eines spezifischen brandschutztechnischen Sicherheitskonzeptes.

Erkenntnisse Nur in wenigen Fällen lassen sich unsere modernen Vorschriften auf ein denkmalgeschütztes Gebäude übertragen. Die im Labor bzw. der Materialund Prüfanstalt definierten Prüfbedingungen entsprechen selten den denkmalgeschützten Einbaubedingungen vor Ort. Dass die vorgefundene Konstruktion oder das im Bestand vorhandene Produkt dann möglicherweise nicht die im Brandschutzkonzept zu-

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gewiesene und durch die moderne Klassifizierung auch zugesicherte Funktion im Brandfall entfalten, ist häufig ohne Substanzverlust nicht zu vermeiden. Daraus ergeben sich Zielkonflikte, die unlösbar scheinen und daher eine kooperative und interdisziplinäre Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten, auch der Zustimmungsbehörden und Prüfinstanzen, unersetzbar machen. Gerade hier muss die Entscheidungskompetenz des Architekten, Ingenieurs oder Sachverständigen zum Tragen kommen, denn nur wenn diese Verantwortlichen belastbare und einvernehmlich abgestimmte Entscheidungen treffen, ist Baufortschritt zu erwarten. Gleichwohl darf das aber nicht bedeuten, dass die gesamte Haftungslast allein auf diesen einzelnen Schultern ruht, was derzeit aber erkennbare Praxis ist. Der Erhalt von Denkmalen ist eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung. Die Herstellung der Brandsicherheit in denkmalgeschützten Gebäuden ist ebenfalls ein gesellschaftlicher Anspruch. Letztlich muss aber der Gesellschaft klar sein, dass nicht beiden Bedürfnissen gleichermaßen in Vollkommenheit Rechnung getra-

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

Bild 10.  Zentralblatt der Bauverwaltung zu Glasbausteinen 1896 (links) und Kappendecken 1888 (rechts) (Quelle: [6] und [7])

gen werden kann. Solange allerdings der folgende Grundsatz den Entscheidungen innewohnt, scheint eine aus bauordnungsrechtlicher Sicht tragbare Gesamtlösung vor allem für ein denkmalgeschütztes Objekt möglich: „Die Vollkommenheit im Brandschutz entsteht keinesfalls dann, wenn nichts mehr hinzuzufügen wäre, sondern sie ist bauordnungsrechtlich dann erreicht, wenn auf nichts mehr verzichtet werden kann.“ Werden die Entscheidungen bei der brandschutztechnischen Ertüchtigung auf dieser Basis getroffen, scheint ein vertretbares Niveau erreichbar zu sein [3].

Literatur [1] Heilmann, S.: Die Entwicklung des Brandschutzes in Deutschland vom Späten Mittelalter bis zur Moderne. Pirna 2015. [2] Urteil des BVerfG – AZ 1 BvR 1713/92 vom 15.12.1995.

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[3] Heilmann, S.: Brandschutz in Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Pirna 2012. [4] DBV Merkblatt: Brandschutz. Berlin: 2008. www.betonverein.de/schriften/merkblatt_bauenimbestand.php. [5] http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg164/0029. [6] http://opus.kobv.de/zlb/volltexte/2008/2936/pdf/ ZBBauverw_1896_16A.pdf. [7] http://opus.kobv.de/zlb/volltexte/2008/2332/pdf/ZBBauverw_1888_25.pdf. [8] Musterbauordnung (MBO), Entwurf 31.02.2016, mit redaktionellen Korrekturen vom 21.04.2016, www.is-argebau.de/ verzeichnis.aspx?id=991&o=991.

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Die DIN 14675 und das Märchen vom Zwang zur ISO 9001 Für die Zertifizierung nach DIN 14675 Phase 6.1 (Planung) – und das ist für ­Planer ausreichend – wird der Nachweis eines Qualitätsmanagement-Systems gefordert. „Eines“ QM-Systems und nicht die ISO 9001! Das wird auch nicht besser, wenn das bei allen seriösen oder weniger seriösen Zertifizierern nachzulesen ist. Selbst Wikipedia fordert die ISO 9001: „Um die Zertifizierung nach DIN 14675 zu erhalten, ist eine vorherige Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 zum Qualitätsmanagement erforderlich.“ Das ist schlichtweg falsch. Hier schreibt einer vom anderen ab bzw. versucht, eine ISO-Zertifizierung zu verkaufen. Ein QM-System reicht aus. Es muss nicht einmal zertifiziert sein. Sie müssen nur ein Handbuch haben. Schauen Sie in die aktuelle DIN 14675 vom April 2012: „Für jede Phase, die in den Abschnitten 6 bis 9, 11 und 12 beschrieben ist, ist die entsprechende Leistung durch eine Fachfirma verantwortlich zu erbringen. Die Fachkompetenz der Fachfirma ist insbesondere nachgewiesen, wenn sie durch eine nach DIN EN 45011 akkreditierte Stelle (siehe 3.1) zertifiziert worden ist. Ferner ist von der Fachfirma ein geeignetes Qualitätsmanagement nachzuweisen. Als Nachweis ist z. B. ein Zertifikat ausreichend, wenn es von einer nach DIN EN ISO/IEC 17021 akkreditierten Stelle ausgestellt wurde. Für die Fachfirma zur Ausführung der Planungsphase nach 6.1 ist als Nachweis eines geeigneten Qualitätsmanagements die Vorlage eines Qualitätsmanagement-Handbuchs ausreichend, dessen Inhalt in Anhang M beschrieben ist.“ Auszug 4.2.1 (DIN 14675, 2012-04) Hier finden sich folgende Aussagen: Ein QM-Handbuch enthält üblicherweise mindestens Aussagen zu folgenden Punkten: –– Darstellung des Unternehmens und des Anwendungs­bereiches des QM-Systems; –– Qualitätspolitik/Unternehmensphilosophie einschließlich der Verpflichtung zur kontinuierlichen Verbesserung und zur Kundenorien­ tierung;

–– Beschreibung des Verfahrens zur regelmäßigen Bewertung des QMSystems durch die oberste Leitung (Mana­gementbewertung); –– Beschreibung der wertschöpfenden Prozesse mit Darstellung von Verantwortung und Schnittstellen leh­ (z. B. Ablaufdiagramm in An­ nung an die Leistungsphasen der HOAI und die Phasen der DIN 14675); –– Organisatorische Maßnahmen, die die Erfüllung der Forderungen der DIN 14675 sicherstellen: Schulung, interne Audits, Korrektur- und V ­ orbeugungsmaßnahmen, Überwachung der Prozesse; –– Beschreibung eines Verfahrens „Lenkung von Dokumenten, Daten und Aufzeichnungen“ mit Angaben zur • Lenkung von Änderungen an Planungsunterlagen, • Kennzeichnung, • Datensicherung, • Archivierung. Für Planer reicht also nach DIN 14675 Phase 6.1 Planung ein QM-Handbuch, das bestimmte, oben aufgeführte Punkte enthält. Und das Büro kann, muss sich aber nicht QM-zertifizieren lassen. Eine Zertifizierung hat aber durchaus einen Vorteil. Zum einen wird bei der Zertifizierung nach DIN 14675 ein zertifiziertes QM-Handbuch nicht näher geprüft. Das hat eine kleine Kostenersparnis zur Folge. Zum anderen – losgelöst von der DIN 14675 – bringt ein eingeführtes QM-System beachtliche Produk­ tivitätsfortschritte: „Durch das QualitätsZertifikat Planer am Bau hat sich unsere Büroorganisation und damit auch unsere Produktivität und der Kundenservice um rund 40 % verbessert.“ (Dipl.-Ing. (FH) Manfred Finkenberger, Geschäfts­ führender Gesellschafter GN Bauphysik, Stuttgart) „Durch die Einführung des QMS konnten 70 % der Prozesse optimiert werden. Das hat in unserem Büro zu einer Produktivitätssteigerung von gefühlt 10 % geführt.“ (Dipl.Ing. (FH) Stefanie Welzmüller, Projektleitung, Ingenieurbüro Pertler GmbH, München) Untersuchungen wie z. B. vom Fraunhofer-Institut belegen, dass al-

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lein durch Suchen 6,5 % der Arbeitszeit verschwendet werden. Bei 200 Arbeitstagen sind das 13 Tage pro Jahr. Bei einem Jahresgehalt von z. B. 42.000 € sind das 2.730 €, bei 10 Mitarbeitern schon 27.300 €. Da lohnt sich ein QM. Der QualitätsStandard Planer am Bau (www.planeram-bau.de) ist ein QM-System, das genau auf die Belange der Planer zugeschnitten ist, also auch für Brandschutzplaner – von Planern für Planer. Hier erhalten Sie zudem ein Muster-QM-Handbuch und eine Begleitung auf dem Weg zur Zertifizierung und darüber hinaus – eine echte und anerkannte Alternative zur vermeintlich vorgeschriebenen ISO.

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Brandschutz in Bestandsgebäuden Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Brandschutzmaßnahmen stehen häufig im Brennpunkt von Diskussionen – besonders bei Sanierungen im Bestand. Expertenwissen spart Kosten ein, ohne dabei die geforderte Sicherheit zu beeinträchtigen. Ein Schulgebäude aus den 1970er-Jahren: Für die geplante Sanierung hat ein Architekturbüro ein Brandschutzkonzept vorgelegt. Gesamtvolumen: 20 Millionen €. Fluchtwege sollen neu definiert und zahlreiche Türen sowie Wände ersetzt werden. Der Oberbürgermeister der süddeutschen Stadt zieht Experten von TÜV SÜD hinzu, um die veranschlagten Kosten von unabhängiger Seite prüfen zu lassen. Sie legen ein alternatives Konzept vor, das mehr als die Hälfte einspart. Bild 1.  Brandschutz muss Schutzziele erreichen

Schutzziele im Blick haben Brandschutz ist kein Selbstzweck. Geplante Maßnahmen müssen Schutzziele erreichen. Bei Sanierungen ist zu klären, ob Bestandsschutz vorliegt, was bedeutet: Ein Gebäude hat zum Zeitpunkt der Errichtung geltendem Recht entsprochen, wurde nicht verändert und bis heute in gleicher Weise genutzt. Ertüchtigungen sind nicht notwendig, wenn aus aktueller Sicht keine „konkrete Gefahr“ besteht. Brandschutzplaner müssen mit Blick auf die Schutzziele begründen, warum eine Abweichung von den Vorschriften keine „konkrete Gefahr“ darstellt. Die Bauaufsichtsbehörde muss dieser Argumentation zustimmen und eine Genehmigung erteilen. Doch die gängige Praxis zeigt oftmals eine andere Herangehensweise: Gerne wird eine Maßnahme zu viel als zu wenig vorgeschlagen, um nicht in eine vermeintlich drohende Haftung zu kommen.

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Bild 2.  Schutzziele im Blick

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Bild 3.  Ertüchtigung der Flurwände (Fotos/Grafik: TÜV SÜD)

Günstigere Alternativen – genauso sicher Im Falle des Schulgebäudes – ein dreigeschossiger Stahlbeton-Skelettbau mit über 10.000 m2 Grundfläche – prüfte TÜV SÜD Alternativen zu den ursprünglichen Planungen. Im Maßnahmenkatalog des Architekturbüros waren neue Treppenraumtüren vorgesehen: Die vorhandenen Türen in Stahlrahmenbauweise mit Drahtglasfüllung sollten durch rauchdichte Türen ersetzt werden. TÜV SÜD kam zu einem anderen Ergebnis: Ertüchtigungen im Dichtungs- und Falzbereich reichen für ein vergleichbares Sicherheitsniveau aus. Geprüft wurden auch die Flurwände. Sie grenzten die Geschossflächen von den Rettungswegen ab, reichten aber nur bis zur sichtbaren Unterdecke des Raumes und nicht bis zur tatsächlichen Geschossdecke. Im Bereich des Hohlraums bestand somit eine offene Verbindung zwischen den Räumen und Fluren. Das Architekturbüro schlug vor, die Flurwände vollständig durch neue Trockenbauwände zu ersetzen. TÜV SÜD machte nach eingehender Prüfung ­einen deutlich weniger aufwendigen Vorschlag: Ein spe­ zielles Detail wurde entwickelt, das aus einer Stahlkon­ struktion zur Lastabtragung sowie einer Konstruktion aus Brandschutzplatten bestand. Ein „Unterzug“ wurde kon­

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struiert, an den die bestehende Systemwand nun abschloss. Experten einer Materialprüfungsanstalt prüften diesen Vorschlag und stimmten ihm zu. Die Eingangs- und Pausenhalle sollte zu einem Fluchtund Rettungsweg qualifiziert werden. Zahlreiche neue Wände und Türen wurden zu diesem Zwecke eingeplant. TÜV SÜD dagegen kam zu dem Schluss, dass dieser aufwendige Umbau nicht notwendig ist. Die Alternative: elf weitere Treppenräume, die sich an den Außenwänden des Schulgebäudes befinden. Eine unangekündigte Räumungsübung in Anwesenheit der Feuerwehr verifizierte dies. Das alternative Brandschutzkonzept spart in der Summe über 10 Millionen € Kosten ein – ohne Schutzziele und die Sicherheit zu beeinträchtigen. Dipl.-Ing. Herbert Gottschalk, Leiter Bautechnik, TÜV SÜD Industrie Service Weitere Informationen: TÜV SÜD Industrie Service GmbH Bautechnik Westendstraße 199, 80686 München Tel. (089) 57 91-24 17, bautechnik@tuev-sued.de, www.tuev-sued.de/is

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

Blitz- und Überspannungsschutz an sicherheitstechnischen Anlagen: Geräteschutz allein reicht nicht aus Mit der Übernahme der neuen Musterbauordnung (MBO) in den Bundesländern wird ein ausreichender Blitz- und Überspannungsschutz an sicherheitstechnischen Einrichtungen verbindlich. Gefordert wird ein abgestimmtes Konzept mit Maßnahmen des inneren und äußeren Blitzschutzes. Der oftmals in den einzelnen Komponenten vorhandene Geräteschutz allein reicht nicht aus. Sicherheitstechnische Systeme wie Brandmeldeanlagen oder automatische Löschanlagen werden häufig nachträglich in Bestandsbauten installiert. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn bei Sanierungen oder in denkmal­ geschützten Gebäuden Abweichungen im baulichen Brandschutz durch anlagentechnische Maßnahmen kompensiert werden müssen.

Gefahren durch Überspannung Beim Einbau dieser Anlagen ist nicht nur deren ordnungsgemäße Funktion, sondern auch ein ausreichender Blitzund Überspannungsschutz sicherzustellen. Vor allem Blitzeinschläge sorgen mit hohen Spannungen ohne Schutzmaßnahmen für große Schäden an den elektrischen Anlagen eines Gebäudes. Besonders fatal ist der Ausfall von Brandschutzsystemen, da nach einem Blitzeinschlag die Brandgefahr deutlich ansteigt und die Systeme gerade dann zuverlässig funktionieren müssen. Bereits kleinere Überspannungen verursachen schwer erkennbare Schäden, die häufig zu Fehlalarmen oder anderen Störungen führen können.

Blitzschutz wird Pflicht

Sonderdrucke von Artikeln aus Fachzeitschriften als aufmerksamkeitsstarkes Werbemittel Bitte wenden Sie sich an: Janette Seifert Verlag Ernst & Sohn Rotherstraße 21, 10245 Berlin Tel +49(0)30 47031-292 Fax +49(0)30 47031-230 E-Mail Janette.Seifert@wiley.com

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Bei der Planung von Blitz- und Überspannungsschutz­ systemen ist als erstes zu klären, ob eine solche Anlage bauordnungsrechtlich erforderlich ist. Wenn ja, ist ein solches Schutzsystem unter anderem nach DIN EN 62305 zu planen. Besteht keine baurechtliche Notwendigkeit, ist eine Risikoanalyse nach DIN EN 62305-2 vorzunehmen und eine Entscheidung zu treffen. Ist außer dem Geräteschutz kein oder ein nicht ausreichender Blitz-und Überspannungsschutz vorhanden, sollten Planer bzw. Errichter den Betreiber bereits bei der Planung deutlich darauf aufmerksam machen. So lassen sich bei einem Schadensfall unnötige Diskussionen um Schuld und Haftung vermeiden. Gleiches gilt für eine Unterschreitung der allgemein anerkannten Regeln der Technik, zu deren Einhaltung Planer und Errichter bei einer mangelfreien Ausführung verpflichtet sind. Weitere Informationen:

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werden. Dazu gehört ein abgestimmtes Gesamtkonzept, u. a. mit Maßnahmen des inneren und äußeren Blitzschutzes. Der oftmals in den einzelnen Komponenten integrierte Geräteschutz allein reicht nicht aus. Darüber hinaus enthalten auch die Sonderbauvorschriften der Länder spezielle Vorgaben für Blitzschutzeinrichtungen. Alle notwendigen Angaben zu Blitzschutzsystemen sind im Brandschutzkonzept bzw. im Brandschutznachweis darzustellen. Die Rahmenbedingungen beschreibt die „Blitzschutznorm“ DIN EN 62305 (VDE 0185-305) Teil 1–4, die als „allgemein anerkannte Regel der Technik“ gilt.

Blitzschutz richtig planen

Nach der neuen Musterbauordnung bzw. der Musterverwaltungsvorschrift für technische Baubestimmungen (MVV TB) müssen sicherheitstechnische Anlagen zwingend gegen Blitzeinschlag und Überspannung geschützt

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Blitzeinschläge sorgen mit hohen Spannungen ohne Schutzmaßnahmen für große Schäden an sicherheitstechnische Anlagen, diese müssen deshalb gegen Blitzeinschlag und Überspannung geschützt werden (Foto: Fotolia.com – swa182)

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

René Stein

Brandschutzmaßnahmen für Dachkonstruktionen aus vorgefertigten tragenden Bauteilen mit Nagelplattenverbindungen In Fachgremien und Arbeitskreisen des vorbeugenden Brandund Gefahrenschutzes wird seit langem diskutiert, welche Rahmenbedingungen für eine effektive Brandbekämpfung speziell für weit gespannte Dachkonstruktionen aus vorgefertigten tragenden Bauteilen mit Nagelplattenverbindungen notwendig sind. Der Interessenverband Nagelplatten e.V. (GIN) hat sich der Thematik angenommen und bei der TU München (TUM) ein entsprechendes Forschungsprojekt initiiert.

(2) der Ausbreitung von Feuer und Rauch (Brandausbreitung)

Aufgabe war es, Brandursachen, Brandausbreitungswege und Beanspruchbarkeit von Nagelplattenbinderkonstruk­ tionen zu erforschen sowie Brandvermeidungs- und Brandbekämpfungsstrategien in einem Leitfaden zusammenzufassen. Als Ergebnis liegt ein Maßnahmenkatalog vor, der den Anwendungsbereich, die Grundprinzipien, die Bestandteile und darauf aufbauende Konzeptentwürfe enthält.

Die ganzheitliche Betrachtung des Brandschutzes setzt sich aus den verschiedenen Maßnahmen des vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes zusammen. Für die einzelnen Varianten ist zu prüfen, welche Maßnahmen für das einzelne Gebäude benötigt werden, um das brandschutztechnische Sicherheitsniveau in Abhängigkeit von den Grundsatzanforderungen zu erreichen (Bild 2). Das Tragwerk mit vorgefertigten tragenden Bauteilen aus Nagelplattenverbindungen wird dem vorbeugenden baulichen Brandschutz und die Maßnahmen zur Rauchund Wärmeableitung dem anlagentechnischen Brandschutz zugeordnet. Bezogen auf die Dachkonstruktionen in Verkaufsmärkten, führt das Zusammenwirken der vorbeugenden baulichen und anlagentechnischen Maßnahmen zur

Anwendungsbereich Die Empfehlungen wurden für Verkaufsstätten aufgestellt, deren Grundfläche gemäß der Musterbauordnung (MBO) [1] und Muster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO) [2] in einem Bereich 800 m2 < ABrutto ≤ 2.000 m2 liegt. Unter Zugrundelegen der derzeit gültigen nationalen allgemeinen baulichen Zulassungen (abZ) für die verwendeten Nagelplatten können Nagelplattenbinder für Spannweiten L ≤ 35 m eingesetzt werden. Durch die zulässige Grundfläche ABrutto und die Spannweite L der Nagelplattenbinder werden großvolumige, ungenutzte Dachhohlräume erzeugt (Bild 1). Innerhalb dieser Dachhohlräume sind erwartungsgemäß Brandverläufe mit unerkannter und ungehinderter Brandausbreitung möglich.

Konzeptionelle Einflussparameter Die Maßnahmen für Verkaufsstätten und ähnliche Gebäude mit Dachkonstruktionen aus vorgefertigten tragenden Bauteilen mit Nagelplattenverbindungen wurden unter Berücksichtigung der allgemein definierten bauordnungsrechtlichen Schutzziele des § 14 MBO (Grund­satz­an­for­de­ rungen) aufgestellt: (1) Vorbeugung der Entstehung eines Brandes und

sowie (3) Möglichkeit der Rettung von Menschen und Tieren und (4) Durchführung wirksamer Löscharbeiten.

–– Erleichterung einer wirkungsvollen Brandbekämpfung durch die Feuerwehr, indem die Sichtung des Brandherdes verbessert wird, –– Unterstützung bei der Rettung von Personen durch Verringerung von Rauch- und Brandgasen, –– Verringerung von Brandfolgeschäden durch Rauch- und Brandgase und –– Verminderung der thermischen Beanspruchung von Bauteilen durch Abfuhr der Brandwärme. Zur Implementierung des organisatorischen Brandschutzes wird eine Brandschutzordnung erstellt (vgl. DIN 14096:2014 [3]). Zu den organisatorischen Maßnahmen in Verkaufsmärkten, die im Teil B der Brandschutzordnung aufgeführt sein müssen, gehört u. a., dass –– brennbare Gegenstände nicht ungeschützt unmittelbar an der Außenwand in nach oben offenen Bereichen, z. B. offene Containern, und im unmittelbaren Zugriffsbereich unbefugter Personen gelagert sowie

Bild 1.  Räumliches Tragwerk mit Aussteifungsverbänden

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

Bild 2.  Ganzheitlicher Brandschutz mit Umsetzung der Grundsatzanforderungen

–– Parkplätze nicht unmittelbar an der Außenwand ausgewiesen werden. Zur Begrenzung der Ausbreitung von Feuer und Rauch kann auch eine erste Brandbekämpfung durch die Mitarbeiter zugerechnet werden. Von wirksamen Löscharbeiten kann gesprochen werden, wenn die Feuerwehr in der Lage ist, einen bei ihrem Eintreffen noch begrenzten Brand zu beherrschen. Dies setzt voraus, dass die Einsatzkräfte die Gefahrensituation beurteilen können. Hierfür ist entscheidend, dass die Feuerwehr –– erkennen kann, wenn eine Brandeinwirkung innerhalb des Dachtragwerks (einschließlich der in der Deckenebene liegenden Untergurte) vorliegt und –– die verbleibende Feuerwiderstandsfähigkeit beurteilen kann. Bei einer Brandeinwirkung auf das Dachtragwerk wird die Feuerwehr ihre Brandbekämpfung auf einen Außenangriff bzw. auf das Öffnen der Dachhaut vom Korb einer Drehleiter aus beschränken. Damit die Einsatzkräfte der Feuerwehr eine Brandeinwirkung innerhalb der Dachkonstruktion erkennen können, ist es z. B. vorteilhaft, wenn der im Dachraum entstehende Brandrauch durch Öffnungen aus

dem Dach austreten kann. Hierdurch wird die Brandentwicklung im Dachbereich optisch klar angezeigt. Werden die Öffnungen aus Materialien mit definierter Versagenstemperatur (u. a. Schmelztemperatur) ausgebildet, können weitere Rückschlüsse auf die Brandtemperaturen im Dachhohlraum gezogen werden. Zur Reduzierung des Risikos eines großflächigen Dacheinsturzes können weitere baulich konstruktiven Maßnahmen ergriffen werden. Hierzu zählt die Bildung von getrennten Tragwerksabschnitten, wodurch der Einsturz des Daches zunächst nur auf einen Teilbereich begrenzt wird, und die Ertüchtigung der Tragkonstruktion in den stärker brandbeanspruchten Bereichen (vgl. Tabelle 1 und Abschnitt „Feuerwiderstandsfähigkeit des Tragwerks“).

Qualitative und quantitative Analyse Zur qualitativen Analyse gehört die Beschreibung des Gebäude- und Nutzungskonzeptes, der Infrastruktur und der Brandszenarien. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich der maßgebliche Bemessungsbrand signifikant an der flächenbezogenen Brandlast des Dachtragwerks orientiert. Vorgelagerte Brände, u. a. in den Verkaufsräumen, stellen ein Zündinitial für die Tragkonstruktion des Dachhohlraums dar. Aufgrund der Trennung des Verkaufsraums durch eine

Tabelle 1.  Maßnahmen zur „Durchführung wirksamer Löscharbeiten“

Maßnahme

Beschreibung

Baulich

–  Ausschmelzbare Flächen innerhalb der Dachkonstruktion in Abhängigkeit des Tragwerks und der Aussteifungskonstruktion –  Offene Lüftungsfirste

Anlagentechnisch

–  Brandfrüherkennung in den Räumen, in denen sich nicht ständig Personen aufhalten –  Anordnung einer natürlichen Rauchabzugsanlage (NRA) oder ggf. maschinellen Rauchabzugsanlage (MRA)

Betrieblich-organisatorisch

–  Brandschutzordnung Teil B DIN 14096 mit Regeln für die Brandverhütung und das Verhalten im Brandfall

Abwehrend

–  Konzipierung von Sollbruchstellen im Tragwerk –  Schulung der Feuerwehr hinsichtlich der Tragwerkseigenschaften von Dachkonstruktionen aus vorgefertigten tragenden Bauteilen mit Nagelplattenverbindungen

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rien erforderlich. Aufgrund von Expertenaussagen kann näherungsweise davon ausgegangen werden, dass ein Brand mit einer Wärmefreisetzung Q ≤ 20 MW nach dem Eintreffen der Feuerwehr innerhalb einer Zeitspanne t3 + t4 = 35 min gelöscht werden kann (vgl. [6]).

Konzeptentwürfe

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Bild 3.  Szenarien der Brandbeanspruchung von Nagelplattenbindern 1 Brandentstehung in Funktionsräumen (Verkaufs-, Pfand-, Lager- und Sozial­räume), inkl. Brandpfaden 1a (Beanspruchung Decke) und 1b ­(Beanspruchung Fassade und Traufe/Giebel) 2 Brandentstehung im Deckenhohlraum 3 Brandentstehung an oder im Nahbereich der Fassade 4 Brandentstehung im Dachhohlraum

Grundprinzip Das Grundprinzip wurde anhand der untersuchten Brandschäden sowie der vorhandenen Brandentstehungs- und Ausbreitungsmodelle abgeleitet. Der Brand kann danach in einen Primär- und einen Sekundärbrandbereich eingeteilt werden. Im Primärbrandbereich (Bild 6 links) befindet sich das Tragwerk im direkten Flammenbereich. Hier entspricht seine Beanspruchung annähernd derjenigen, die durch die nominelle Einheits-Temperaturzeitkurve hervorgerufen wird. Die maximal vertretbare Größe des Primärbrandbereiches wurde im Rahmen einer Delphi-Umfrage bestimmt. Die vorliegenden Ergebnisse der beteiligten Kreise (Forschung, Bauaufsicht, Feuerwehr, Versicherungen und Ingenieurbüro/Brandschutzfachplaner) zeigen eine gute Übereinstimmung. In Längsrichtung des Dachtragwerks (Bild 6 rechts) entsteht durch den sogenannten Ceiling-Jet eine Heißgasschicht, deren Höhe im Anfangsstadium mit steigender Entfernung abnimmt. Die Aussage orientiert sich an der Abnahme der Schädigung der vertikalen Streben. Im Rahmen der weiteren Konzeptvarianten wird eine brandschutztechnische Zonierung des Dachtragwerks entEi_Testsieger_Nr1_Anzeige_88x128_11_2016_RZ_Elektroplaner.qxp_Layout weder durch bauliche oder anlagentechnische Zusatzmaß-

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

Bild 4.  Entwicklung der Wärmefreisetzungsrate ohne Berücksichtigung anlagentechnischer und abwehrender Maßnahmen

nahmen vorgenommen. Die bauliche Zonierung untergliedert den Dachhohlraum in Teilbereiche, die durch Brandbarrieren getrennt werden (Bild 7). Bei der anlagentechnischen Zonierung werden Höhe und Temperatur der Heißgasschicht durch Belüftungs- und Entrauchungsöffnungen so gesteuert, dass eine Feuerwider­ standsfähigkeit des Tragwerks außerhalb des Primärbrandbereiches sichergestellt ist (Bild 8).

Die Höhengrenze der Rauchgasschicht wird mit z = 2/3 · He festgelegt. Die Belüftungs- und Entrauchungsöffnungen werden in Abhängigkeit von der Energiefreisetzung festgelegt. Sind am Anfang des Brandes nur die örtlich gegebenen bauphysikalisch geforderten Öffnungsflächen aktiv, treten im weiteren Brandverlauf die zusätzlich angeordneten Entrauchungsöffnungen dazu.

Bild 5.  Modellcharakteristik für den Einfluss von Löschmaßnahmen (in Anlehnung an vfdb-Leitfaden) t1: Zeitbedarf für die Meldung, t2: Hilfsfrist, t3: 5 Minuten konstanter Verlauf, t4: linearer Abfall in Abhängigkeit der Brandfläche, t5: Brandentwicklungszeit, t6: Zeitbedarf für die Brand­bekämpfung (Grafiken 1–5: TUM)

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte Tabelle 2. Bauliche Maßnahmen

Maßnahme

Skizze

BM1.1 Ausbildung von Brandbarrieren parallel zur Binderrichtung

BM1.2

Material: Holz- und Gipswerkstoff, Brandschutzflies

Beschreibung Anordnung Brandbarriere über gesamten Fachwerkbinder In Abhängigkeit vom Maximalabstand der Verbandsbinder (Ziel: a ≤ 2 × 15 = 30 m, in Abhängigkeit von der Delphi-Befragung zur Bestimmung der Energiefreisetzungsrate) Sollbruchstelle muss konzipiert werden.

Dicken in Abhängigkeit vom Beginn der Löschmaßnahmen tact BM1.3

Verwendung der Versagenzeitszeit tf nach DIN EN 1995-1-2:2010 Nachweis: tf > tact

BM1.4

Brandbarriere nur innerhalb der Heißgasschicht Maximalabstand der Verbandsbinder (Ziel: a ≤ 15 m, in Abhängigkeit von der Delphi-Befragung zur Bestimmung der Energiefreisetzungsrate)

BM1.5

Ausbildung von Brandbarrieren

Ausführung zweiteiliger Binder, vertikal geteilt

senkrecht zur Binderrichtung Material: s. o. BM1.6

BM1.7

Bestimmung alternativer Lastpfade Nachweis Tragwerk in Abhängigkeit von Brandbeanspruchung

BM1.8

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Primärtragwerk: Ausbildung eines Fachwerkbinders im nicht beanspruchten Bereich, z. B. zweigeteilter Binder mit aufgesetztem Dreieck Primärtragwerk: Grundrissabhängige Nutzung weiterer Auflager

Sekundärtragwerk: Aufnahme Lasten und Weiterleitung zu Verbandsbindern, z. B. überdimensionierte Knickaussteifung

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte Tabelle 3.  Anlagentechnische Maßnahmen (Tabellen: TUM)

Maßnahme

Skizze

BM2.1

Einbindung des Dachhohlraumes an BMA

BM2.2

Rauch- und W ­ ärmeabzug z. B. ausschmelzbare Flächen, u. a. PVC, PMMA oder PET mit Schmelzbereich ≤ 240 °C

Beschreibung –

Anordnung von Rauch- und/oder W ­ ärmemeldern Entrauchungsöffnungen im Firstbereich bzw. im oberen Giebelbereich

Entrauchungsöffnungen im Dach­ bereich bzw. im oberen Binder­ bereich

Bild 6.  Aufnahme Brandschaden an einem vergleichbaren Dachtragwerk: Primärbrandfläche (links), Sekundärbrand­ fläche (Heißgasschicht)

Maßnahmenkatalog In den Konzeptentwurf werden die Maßnahmen entsprechend des weiterentwickelten Maßnahmenkataloges eingebunden (s. Tabellen 2 und 3). Konzeptentwurf „Neubau“ Auf Grundlage des Maßnahmenkataloges erfolgt die konzeptionelle Darstellung durch das Zusammenfügen der Einzelmaßnahmen. Ausgehend von dem räumlichen Tragwerk können zwei Hauptvarianten unterschieden werden: die bauliche und die anlagentechnische Zonierung des Dachtragwerks.

Betrieblich-organisatorische Maßnahmen  Brandschutzordnung Teil B, Maßnahmen vgl. Bild 3 Abwehrender Brandschutz  Feuerwehrplan bezogen auf Tragwerke mit Nagelplattenbindern bzw. Implementierung der Eigenschaften der Dachkonstruktion in Leitstelle, u. a. Zonierung

1) bauliche Zonierung Bauliche Maßnahme  Zonierung des Tragwerks inkl. Trennung der Bereiche durch Brandbarrieren (vgl. Tabelle 2, BM 1.1, 1.2, 1.3 oder 1.5; BM1.4 nur in Verbindung mit Entrauchung, Ziel: Anordnung a ≤ 30 m (in Abhängigkeit von der Delphi-Befragung zur Bestimmung der Energiefreisetzungsrate) Anlagentechnische Maßnahme  Rauchmeldung im Dachhohlraum mit Anbindung an BMA (vgl. Tabelle 3, BM 2.1)

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Bild 7.  Bauliche Zonierung

Bild 8.  Anlagentechnische Zonierung (Fotos/Grafiken 7–9: GIN)

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

muss der Dachhohlraum nachträglich an die BMA angebunden und Entrauchungsöffnungen müssen angeordnet werden. Des Weiteren ist ein Nachweis zu führen, dass ein Versagen von Einzelbindern im Primärbrandbereich nicht zu einem Versagen der Gesamtkonstruktion führt.

Feuerwiderstandsfähigkeit des Tragwerks

Bild 9.  Binder mit Brandschutzausstattung: Die sichtbaren Pads werden nach dem Einpressen der Nagelplatten aufgelegt und umlaufend auf das Holz geklammert. (Foto: MiTek Industries/GIN)

Bild 10.  Die Abdeckung der Nagelplatten mit Gipsfaserplatten stellt eine weitere Brandschutz-Alternative dar. (Foto: Hecker/GIN)

2) anlagentechnische Zonierung Bauliche Maßnahme  Im Primärbrandbereich dürfen Binder versagen, die aber nicht zum Versagen der Gesamtkonstruktion führen. Anlagentechnische Maßnahme  Zonierung des Tragwerks durch Belüftungs- und Entrauchungsöffnungen in Abhängigkeit von Randbedingungen für die Heißgasschicht: Temperatur: Tg < 300 °C; Höhe: z = 2/3 × H für Satteldachbinder sowie Parallel- und Pultdachbinder (vgl. Tabelle 3, BM 2.2, und Bild 10 in Verbindung mit Rauchmeldung im Dachhohlraum und Anbindung an BMA, vgl. Tabelle 3, BM 2.1) Betrieblich-organisatorische Maßnahmen  Brandschutzordnung Teil B, Maßnahmen vgl. Bild 3

Feuerwiderstand < R 30 Dachkonstruktionen aus vorgefertigten tragenden Bauteilen mit ungeschützten Nagelplattenverbindungen weisen in der Regel eine Feuerwiderstandsfähigkeit < 30 min auf. Die Einsatzgebiete erstrecken sich auf Bauteile, für die bauaufsichtlich kein Feuerwiderstand in Abhängigkeit von der Klassifizierung der Gebäude in Gebäudeklassen und nach Art der Nutzung gefordert wird. Gemäß Maßnahmenkatalog können Bauteile mit geringerem Feuerwiderstand bei der baulichen Zonierung eingesetzt werden, d. h. generell bei der Variante mit Brandbarrieren und bei der Variante mit alternativen Lastpfaden. Im letzteren Fall betrifft es die nicht zum alternativen Lastpfad gehörenden Bauteile. Das Sicherheitsniveau wird auf Grundlage des ganzheitlichen Brandschutzes erreicht, d. h. mit Einbeziehung des anlagentechnischen, organisatorischen und abwehrenden Brandschutzes. Feuerwiderstand ≥ R 30 Bemessung auf Abbrand Wesentlicher Ansatz für die Ausführung von Tragwerken unter Verwendung von Nagelplattenkonstruktionen (Dachtragwerken) mit definiertem Feuerwiderstand ist, dass die Holzquerschnitte nach DIN EN 1995-1-2:2010 [8] auf Abbrand bemessen werden. Zum Schutz der außen liegenden Nagelplatten sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Gemäß Maßnahmenkatalog sind feuerwiderstandfähige Bauteile bei der baulichen Zonierung im Bereich der alternativen Lastpfade notwendig. Derzeit finden zwei Varianten Anwendung: Variante A Beim Konzept der Firma MiTek werden die Nagelplatten mit sogenannten intumeszierenden Pads versehen. Bei Brandeinwirkung schäumen diese Pads auf, so dass sich bei dem außenliegenden metallischen Verbindungsmittel die kritische Temperaturerhöhung verlangsamt. Dieses Verfahren zielt auf die Einstufung entsprechend geschützter Tragglieder und Dachtragwerke nach ihrer Feuerwiderstandsdauer in die Klasse F 30 nach DIN 4102-2 [9] bzw. R 30 nach DIN EN 13501-2 [10] ab. Derzeit erfolgt die Anwendung auf Grundlage von Zustimmungen im Einzel-

Abwehrender Brandschutz  Feuerwehrplan bezogen auf Tragwerke mit Nagelplattenbindern bzw. Implementierung der Eigenschaften der Dachkonstruktion in Leitstelle, u. a. Entrauchungsöffnungen sowie Festlegung des Beginns der Löscharbeiten (in Abhängigkeit von der Delphi-Befragung zur Bestimmung der Energiefreisetzungsrate). Konzeptentwurf „Bestandsgebäude“ Das Konzept für Neubauten mit anlagentechnischer Zonierung des Tragwerks (vgl. Hauptvariante 2) kann i. d. R. auf Bestandsgebäude übertragen werden. In diesem Fall

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Bild 11.  Knotenpunkte nach 30 Minuten Brandbeanspruchung: links geschützte ­Nagelplatte nach Abnahme der Plattenbekleidung (Gipsfaser), rechts ungeschützte Nagelplatte (Fotos: Fermacell GmbH)

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Brandschutzplanung / Brandschutzkonzepte

fall (ZiE). Eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) für dieses System ist beantragt. Variante B Bei dieser Variante werden die Verbindungsmittel (Nagelplatten) abweichend von der DIN EN 1995-1-2 mit Bekleidungen aus 18 mm dicken FERMACELL Gipsfaser-Platten anstatt Holz bzw. Holzwerkstoffen abgedeckt. Die Gipsfaser-Platten können analog zu DIN EN 1995-1-2, Abschnitt 3.4.3 und den dort genannten Brandschutzbekleidungen aus Gipsplatten in Ansatz gebracht werden. Anhand von Brandversuchen konnte nachgewiesen werden, dass durch die Abdeckungen der Nagelplatten in den Knotenpunkten bzw. Stößen mit FERMACELL Gipsfaser-Platten sowie unter Anwendung weiterer Konstruk­ tionsprinzipien eine mindestens gleichwertige Schutzwirkung bezüglich des Erhalts der Tragfähigkeit der Holz­ verbindungen im Vergleich zu den in DIN EN 1995-1-2, Abschnitt 6.3.2 angegebenen geschützten Verbindungen über eine Brandbeanspruchungsdauer von mind. 30 Minuten gewährleistet wird. Ein Leitfaden mit Vorschlägen für die Ausführung und Erstellung eines Brandschutznachweises ist bei der GIN erhältlich.

Zusammenfassung Die Untersuchungen an Dachkonstruktionen aus vorgefertigten tragenden Bauteilen mit Nagelplattenverbindungen wurden durchgeführt, um realistischere Aussagen zum Brandverhalten zu ermitteln. Sie beschränken sich auf Verkaufsstätten, deren Verkaufsräume und Ladenstraßen einschließlich ihrer Bauteile eine Fläche von insgesamt 2.000 m2 aufweisen. Für Verkaufsstätten > 2.000 m2 gilt die Muster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO), nach der für die Dachkonstruktion ein Feuerwiderstand von 30 Minuten gefordert wird. In diesem Bereich können ebenfalls die Tragwerks­ varianten mit modifizierten Knoten und einer Feuerwiderstandsfähigkeit von 30 Minuten eingesetzt werden. Die Überlegungen zur Brandentstehung, Brandausbreitung sowie Beanspruchbarkeit der Nagelplattenbinderkon­ struktionen wurden durchgeführt, um daraus Hilfestellungen zur baurechtlichen Behandlung derartiger Verkaufsstätten und vergleichbarer Gebäudestrukturen vor dem Hintergrund ganzheitlicher Brandschutzmaßnahmen abzuleiten. Der daraus resultierende Maßnahmenkatalog wurde unter Berücksichtigung der bauordnungsrechtlichen Anforderung, einer qualitativen und quantitativen Analyse ermittelt. Auf Grundlage des Maßnahmenkataloges wurden Konzeptentwürfe durch das Zusammenfügen der Einzelmaßnahmen erstellt. Ausgehend von dem räumlichen Tragwerk gibt es zwei Hauptvarianten: die bauliche und die anlagentechnische Zonierung des Dachtragwerks. Diese Grundprinzipien der Konzeptentwürfe wurden anhand der untersuchten Brandschäden, vorhandener Brandentstehungs- und Ausbreitungsmodelle sowie Durchführung einer Delphi-Umfrage hergeleitet. Der Brand kann danach in einen Primär- und einen Sekundärbrandbereich eingeteilt werden. Im Primärbrandbereich entspricht die Beanspruchung des Tragwerks annähernd derjenigen, die durch die nominelle Einheits-Temperaturzeitkurve hervor-

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gerufen wird. Der Sekundärbrandbereich wird durch die Rauchgasschicht gebildet, die unter Berücksichtigung von Tragwerksreserven (u. a. Bestimmung alternativer Lastpfade) auf eine Höhe z = 2/3 · He begrenzt wird. Die Höhenbegrenzung der Rauchgasschicht wird durch eine anlagentechnische Zonierung erreicht. Dagegen wird bei der baulichen Zonierung der Dachhohlraum durch Brandbarrieren in Teilbereiche gegliedert. Die Praxis wird zeigen, welcher Konzeptentwurf sich beim Tragwerksbau mit Nagelplattenbindern durchsetzt. In jedem Fall bieten sich mit dem vom GIN initiierten ganzheitlichen Brandschutzkonzept ebenso wie mit den unmittelbar bauteilbezogenen Maßnahmen gleich mehrere Möglichkeiten zur Ausführung baurechtskonformer Tragwerke, was aus Sicht der Hersteller, der Montagebetriebe wie auch der Bauherren und Auftraggeber sicher zu begrüßen ist. Literatur  [1] Musterbauordnung (MBO), Fassung November 2002, zuletzt geändert September 2012.  [2] Musterverordnung über den Bau und Betrieb von Verkaufsstätten (Muster-Verkaufsstättenverordnung – MVKVO), Fach­ kommission Bauaufsicht der Bauministerkonferenz, Fassung September 1995, zuletzt geändert Juli 2014.  [3] DIN 14096:2014-05 – Brandschutzordnung – Regeln für das Erstellen und Aushängen.   [4] DIN 1991-1-2/NA:2015-09 – Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-2: Allgemeine Einwirkungen – Brandeinwirkungen auf Tragwerke.   [5] DIN EN 1991-1-2:2002 + AC:2009 – Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-2: Allgemeine Einwirkungen – Brandeinwirkungen auf Tragwerke.  [6] Hosser, D.; Siegfried, W. u. a.: Leitfaden Ingenieurmethoden des Brandschutzes, Hrsg. Vereinigung zur Förderung des Brandschutzes e.  V. (vfdb), Technisch-Wissenschaft­ licher Beirat (TWB), Referat 4, Dietmar Hosser, Braunschweig 2009.   [7] DIN 4108-3:2014-11 – Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz – Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung und Ausführung.   [8] DIN EN 1995-1-2:2010-12 – Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1: Allgemeines – Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau.   [9] DIN 4102-2:1977-09 – Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen. [10] DIN EN 13501-2:2010-02 – Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – Teil 2: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit Ausnahme von Lüftungsanlagen.

Weitere Informationen: GIN Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. Interessenverband Nagelplatten e.V. Hellmuth-Hirth-Straße 7, 73760 Ostfildern Tel. (0711) 239 96 67, Fax (0711) 239 96 66 gin@nagelplatten.de, www.nagelplatten.de Dr.-Ing. René Stein Technische Universität München Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion Arcisstraße 21, 80333 München Tel. (089) 289-239 65, Fax (089) 289-230 14 r.stein@tum.de, www.hb.bgu.tum.de

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Architektonisches Gestaltungselement und Rauch- und Wärme­abzugsgerät nach DIN EN 12101-2 Die Firma HAHN Lamellenfenster GmbH präsentiert Lamellenfenster, die Architekten gerne als gestalterisches Design-Element nutzen, weil sie baulichen Brandschutz ohne Mehrkosten im Vergleich zu bisherigen Brandschutzlösungen bieten. Das Dilemma, in dem Architekten und Planer stecken, ist immer wieder das gleiche: Gestalterische Freiheiten kollidieren mit Brandschutzauflagen des Gesetzgebers. Kompromisse kommen aus Sicherheitsgründen nicht in Frage. Das Ergebnis ist bislang oftmals das Zurückstecken der Design-Ambitionen, denn laut § 14 Musterbauordnung (MBO) sind „bauliche Anlagen so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch (Brandausbreitung) vorgebeugt wird und bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind“. Das Szenario im Brandfall ist bekannt: Die Geschossdecke oder das Dach hindern die Rauch- und Feuersäule daran, nach oben abzuziehen, d. h. dass Rauch und heiße Brandgase aufsteigen und sich unterhalb der Decke ausbreiten. In Windeseile füllt undurchdringlicher schwarzer Rauch den ganzen Raum von oben nach unten aus, die Rettung von Menschenleben und gezielte Löscharbeiten werden erheblich erschwert oder sogar gänzlich verhindert. Die Rauchgasmengen mit ihrer unterschiedlichen Giftigkeit können zu schlimmsten Verlusten führen und werden im Allgemeinen gefährlich unterschätzt. Unternehmer bzw. Bauherren sind deshalb verpflichtet, bereits bei der Planung gewerblicher Gebäude für einen vorbeugenden Brandschutz zu sorgen. Architekten und Planer sind gezwungen, gestalterische Vorschläge anzupassen. Wie überall gilt auch beim Brandschutz: Einfache und effektive Lösungen werden komplizierten und anfälligen Anlagen und Geräten vorgezogen. Kosten, Handling und Wartungsaufwand geben die Richtung vor.

Die Brandschutzeigenschaften der HAHN Lamellen überzeugen in Verbindung mit herausragender Energieeffizienz: Mit Uw-Werten von bis zu 0,9 W/m2K steht weltweit erstmalig ein Lamellenfenster zur Verfügung, das Wärmeschutz, Funktion und flexible Gestaltungsvarianten vereint.

Bild 1.  Lamellenfenster bieten neben optimalen Lüftungseigenschaften auch eine Vielzahl attraktiver Gestaltungsmöglichkeiten

Bild 3.  Unternehmenszentrale „Menschen und Möbel“ des Polstermöbelherstellers Polipol im niedersächsischen Diepenau (Foto: Cecilia Epkenhans-Hauer)

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Bild 2.  Unverkennbares Merkmal der HAHN Lamellenfenster sind mittig gelagerte Einzellamellen

Die HAHN Lamellenfenster sind als natürliche Rauchund Wärmeabzugsgeräte gemäß DIN EN 12101-2 zertifiziert und verfügen über hervorragende Lüftungseigenschaften. Durch den hohen Strömungswirkungsgrad, die kurzen Öffnungszeiten und die großen Öffnungsflächen fungieren diese Lamellenfenster als natürliche Brandlüfter. Der Öffnungswinkel der Lamellen ist von 0–85° individuell wählbar. Im Brandfall wird das Lamellenfenster sofort automatisch auf 85° geöffnet – per Verbindung zum Rauchmelder, wahlweise durch ein Bus-System. Als integraler Bestandteil baulicher und natürlicher Brandschutzsysteme sorgen die Lamellenfenster für unversperrte Rettungswege und optimale Entrauchung im Brandfall. Dabei ist der Aspekt von besonderem Interesse, dass spezieller Brandschutz in diesem Falle keine Mehrkosten bedeutet.

Energieeffizienz, Wartung, Funktionalität und Sicherheit ­kommen direkt nach dem Brandschutz

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Energieeffizienz ist für Architekten und Bauunternehmen von hoher Wichtigkeit. Die HAHN Lamellenfenster erfüllen diese konkreten Anforderungen und lassen weitere technische Stärken klar erkennen: –– Sie bieten optimalen Luftaustausch: besonders im Einsatz von großen Fassadenflächen ausgestattet mit Lamellenfenstern ist die Durchlüftung großer Innenräume präzise regulierbar. Ateliers, Showrooms, Büros profitieren von einer natürlichen Lüftung. –– Sie sind optisch attraktiv, da die verschiedensten HAHN Lamellenfenstersysteme neben optimalen Lüftungseigenschaften auch eine Vielzahl attraktiver Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Die Oberflächen, die wahlweise eloxiert oder pulverbeschichtet veredelt sind, überzeugen wie die variablen Einbaumöglichkeiten: vertikale, horizontale und schräge Lamellen – alles ist möglich, Standardmaßvorgaben bestehen nicht. –– Sie überzeugen Baumeister und Architekten besonders durch Wartungs- und Reinigungsfreundlichkeit, durch die Verwendung von Aluminiumprofilen und technisch hochentwickelten Antriebssystemen. –– Dank der neu entwickelten Lagerung der Lamellen wird ein einfaches Herausnehmen und Wiedereinbauen der Lamelle auf der Baustelle ermöglicht. Dabei bleibt die Gewährleistung eines sicheren, festen Sitzes im eingebauten Zustand garantiert. –– Durch minimale Wartung und einfaches Reinigen ergibt sich langfristig gesehen ein Kostenvorteil im Facility Management. –– Der praktische und sichere Einsatz der HAHN Lamellenfenster wird offiziell vom Fraunhofer Institut für Bauphysik und dem ift Rosenheim belegt, die alle fenstertechnisch relevanten Prüfungen, wie z. B. Schall- und Einbruchschutz sowie Dichtigkeits- und Wärmeschutzprüfungen, vorgenommen haben. –– Als ein weiteres Plus wirken sich die aktuell durch­ geführten Prüfungen zur Absturzsicherheit sowie die Ballwurfsicherheit aus. Dies wurde vom renommierten Zentrum für Konstruktionswerkstoffe MPA der TU Darmstadt durch aufwendige Prüftests bestätigt. Lamellendesign ohne Schutzelemente ist somit ein Meilenstein in der Fassadengestaltung.

Weitere Informationen:

Bild 4.  Indoor-Kletterfelsen in einer Halle mit Lamellenfenster (Fotos 1, 2 und 4: HAHN)

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HAHN Lamellenfenster GmbH Hafenstraße 5–7, 63811 Stockstadt Tel. (06027) 41 62-20, Fax (06027) 41 62-99 info@hahn-lamellenfenster.de www.hahn-lamellenfenster.de

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Universell einsetzbare Brandschutz- und Entrauchungsklappen Oberstes Schutzziel im Falle eines Brandes ist es, Leben zu retten und Gefahren von Mensch und Gut abzuwenden. Brandschutz- und Entrauchungsklappen sperren im Brandfall die Luftleitungen ab, sodass eine Brandübertragung in angrenzende ­Abschnitte verhindert wird und der Brand auf einen Teil des Gebäudes eingegrenzt wird. Entrauchungsklappen dienen zudem in maschinellen Entrauchungsanlagen zur Abführung von Rauch­ gasen und zur Nachströmung für die Entrauchung einzelner oder mehrerer Brandabschnitte. Die CE-Kennzeichnung gemäß Bauproduktenverordnung (BauPVO) testiert die universelle Einsetzbarkeit europaweit für verschiedenste Einbausituationen. Bei einem Feuer sind die meisten Todesopfer in erster Linie wegen einer Rauchgasvergiftung zu beklagen. Deshalb ist die Rauchfreihaltung eine entscheidende Maßnahme für den Personenschutz und die Selbstrettung. Maschinelle Entrauchungsanlagen (MRA) und Rauchdruckanlagen als wesentliche Voraussetzung zur Selbstrettung, Fremdrettung und Brandbekämpfung sowie für den Sachschutz sind deshalb eine sinnvolle und letztlich auch die sicherste Variante für alle Beteiligten. Maschinelle Entrauchungsanlagen erzeugen eine Schichtung der Luftmassen. Es muss kontrolliert Luft nachströmen können, um rauchfreie Schichten sicherzustellen. Entrauchungsventilatoren leiten die lebensgefährlichen toxischen Gase über Entrauchungsklappen oder direkt über Brandgas-Dachventilatoren kontrolliert aus dem Gebäude ab und sorgen dafür, dass Luft zur Entrauchung der Brandabschnitte nachströmt. Rauchdruckanlagen schaffen rauchfreie Fluchtwege in einem Treppenraum, indem sie einen Überdruck erzeugen und dafür sorgen, dass der Rauch in der Brandetage bleibt und die flüchtenden Personen über den Treppenraum sich ins Freie retten können.

Maschinelle Entrauchung von Tiefgaragen Tiefgaragen und Parkhäuser stellen mit ihren niedrigen Deckenhöhen eine ganz besondere Herausforderung für

Bild 1.  TROX Brandschutzklappen der Serien FK-EU und FKRS-EU sind in Verbindung mit der Weichschottabschottung des Spalts zwischen Tragkonstruktion und Brandschutzklappe nach EN 1366-2 geprüft und nach EN 13501-3 klassifiziert bis EI 120 S

die Entrauchung dar. Es gibt zwei Alternativen für Entrauchungssysteme: –– Entrauchung über ein Kanalsystem und –– Rauchfreiheit über ein Jet-Ventilationssystem (JVS). Abluftanlagen mit Hilfe eines Kanalsystems haben in erster Linie die Aufgabe, die Abgase der Fahrzeuge über Abluft­ kanäle abzusaugen. Parallel wird Frischluft über Belüftungs­ kanäle oder Nachströmöffnungen, z. B. die Zufahrtsrampen, zugeführt. Entrauchungsventilatoren mit Doppelfunktion (Lüftung/Entrauchung) sorgen für einen luft­zu­stand­ab­hän­ gigen Luftaustausch im Lüftungsbetrieb. Im Brandfall werden die Rauchgase über das installierte Kanalsystem abge-

Wie viele Minuten liegen zwischen dem Ausbruch eines Brandes und dem ersten Liter Löschwasser?

Diese Zeit verkürzt der Mensch, seit er das Feuer entdeckt hat. Brandfrüherkennung Automatische und vernetzte Brandmeldeanlagen, Löschanlagenansteuerungen, Feststellanlagen, Rauchwarnmelder.

Qualität • Kompetenz • Flexibilität

Sprachalarmierung, Rettungswegkennzeichen, Flucht- und Rettungswegpläne, Feuerwehrpläne und -laufkarten.

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Rauch- und Wärmeabzug Natürliche und maschinelle Rauch- und Wärme-

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Internet www.sicherheitdirekt.de E-Mail info@sicherheit.sk

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

menstromregler, Rauchmelde- und Rauchauslöseeinrichtungen sowie Entrauchungs- und Lüftungsventilatoren zu einem höchst zuverlässigen Gesamtsystem je nach Konfiguration bis zu SIL2 (Sicherheits-Integrationslevel). Es sorgt dafür, dass die Komponenten ständig miteinander kommunizieren, Zustände werden erfasst und die erforderlichen Parameter umgehend für notwendige Szenarien ausgewertet. TROXNETCOM kann im Gewerk Lüftung autark über das RLT-Gerät agieren. Am Display des RLT-Geräts können Organisation und Dokumentation, beispielsweise von Funktionstests, visualisiert und verfolgt werden. Der Anschluss an die übergeordnete Gebäudeautomation erfolgt problemlos über standardisierte Protokolle und Produkte.

Architektur beeinflusst die Einbindung innovativer Brandschutzkomponenten Bild 2.  Brandschutzklappe FKRS-EU in Leichtbauwand mit gleitendem Deckenanschluss – ohne Gipskartonplatten

führt, um die Bedingungen für eine sichere Entfluchtung möglichst lange aufrechtzuerhalten. Jet-Ventilatoren sorgen im Lüftungsbetrieb durch die sogenannte Wurfweite des Luftstrahls für einen großflächig wirkenden Luftaustausch und den Abtransport der CO-Gase und somit für frische Luft im Parkhaus. Die für die Garage erforderlichen Volumenströme werden über Ventilatoren in zentral angeordneten Schächten nach außen abgeführt. Üblicherweise werden zwei Ventilatoren parallel oder hintereinander angeordnet, um im Notbetrieb, also bei Ausfall eines Ventilators, eine geforderte Mindestluftmenge sicherzustellen.

Vernetztes Sicherheitssystem Gebäude mit hohem Personenaufkommen erfordern hochkomplexe und ausgeklügelte Sicherheitssysteme mit exakt aufeinander abgestimmten Komponenten. Das intelligente Kommunikationssystem TROXNETCOM verbindet Brandund Rauchschutzklappen, Entrauchungsklappen, Luftvolu-

Trends in der Architektur moderner Bauwerke haben eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf den Einbau von Brandschutz- und Entrauchungsklappen. Flexible Lösungen sind gefragt, die dem Architekten schöpferische und planerische Freiheiten und dem Planer und Anlagenbauer ein hohes Maß an Variabilität bei der Ausführung geben. Freiheit in der architektonischen Gestaltung und intelligenter Brandschutz schließen sich in keiner Weise aus. Stimmt man sich mit dem Hersteller von Brandschutz- und Entrauchungskomponenten bereits in einer frühen Phase der Gebäudeplanung ab, entstehen praxisnahe und vor allem kosteneffiziente Konzepte, bei denen der erfahrene und international tätige Hersteller aus seinem großen Know-how schöpfen und auf die Erkenntnisse der „Best Practise Projekte“ sowie auf CE-zertifizierte Lösungen zurückgreifen kann. Für fast jede Einbausituation sind praktikable Lösungen entwickelt worden. Solche, die nur wenig Raum einnehmen, wie z. B. der Einbau von Brandschutzklappen neben- und übereinander, Flansch an Flansch, oder auch solche Lösungen, die einen deutlich reduzierten Abstand zu Decken und Wänden möglich machen – Entrauchungsklappen, die bei 10 m/s ein zu entrauchendes Volumen von mehr als 43.000 m3/h bei geringen Druckverlusten um 15 Pa ermöglichen und dennoch die höchst mögliche Druckstufe der Rauchdichtheit einhalten.

Flexibler Einbau im Weichschott

Bild 3.  Brandschutzklappe FKRS-EU für den Einbau in Holzbalkendecken (Fotos: TROX)

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Neue Einbaumöglichkeiten wie der Weichschotteinbau lassen dem Planer sämtliche Freiheiten, sich zu entfalten. Während in der Vergangenheit die Öffnungen für den Einbau von Brandschutzklappen in eine massive Wand oder Decke exakt und nur mit geringen Toleranzen geplant und ausgeführt werden konnten, lassen sich Weichschott-Lösungen sehr viel flexibler handhaben und zu einem späteren Zeitpunkt alternative Brandschutzklappenab-

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

messungen zu. Mit dem Weichschott, eine hochfeste brandschutzbeschichtete Steinwolle, wird die Montage in vorhandene Öffnungen, die umlaufend um bis zu 400 mm größer sein können als die Gehäuseabmessung, möglich. So ist eine exakte Planung im Voraus nicht mehr zwingend erforderlich. Brandschutzklappen können zudem nach der Montage ohne Stemmarbeiten gewechselt oder versetzt werden. Weitere Vorteile sind die Gewichtsreduzierung bei der Montage oberhalb von Türen und die sehr guten Schalleigenschaften durch die Körperschallentkopplung vom Baukörper. Auch die Reihenfolge der Brandschutzklappenmontage wird flexibler. Die Klappen können erst im Verlauf der Kanalmontage verbaut werden und müssen nicht zwingend als erstes in die Aussparungen eingesetzt werden. Das ermöglicht eine kontinuierliche und kosteneffizientere Montage.

Gleitender Anschluss an die Decke Die planerisch gewünschte Flexibilität in der Innenraumgestaltung, speziell in Bürogebäuden, weil Raumgrößen je nach Nutzungsart angepasst werden müssen, erfordert Sonderlösungen. Die Bautechnik bedient diese Flexibilität mit immer größeren Deckenspannweiten. Statisch folgerichtig werden trennende Wände als nichttragende Wände gleitend an diese Decken angeschlossen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Lüftungskanäle i. d. R. unter der Decke befestigt werden. Muss der Lüftungskanal durch eine gleitend angeschlossene leichte Trennwand durchgeführt werden, führt es unweigerlich dazu, dass die Brandschutzklappe unterhalb der Gleitebene eingesetzt werden muss. Das ist ein bautechnisch zwingender Aspekt, der die Gestaltungsfreiheit in der Architektur beeinträchtigt, Raum benötigt und entsprechend höhere Kosten verursacht. Intelligente Lösungen erlauben es aber, die Gleitebene raumsparend um die Brandschutzklappe herum zu führen. Sofern es notwendig ist, kann dies bis zu dem Deckenabstand geschehen, bis zu dem die Gleitebene nicht mehr verletzt werden muss. Das ist gemäß den entsprechenden Normen geprüft und zertifiziert.

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Lösungen für Holzbauweise und Holzbalkendecken Erneuerbare Energien und nachhaltiges Bauen gewinnen immer mehr an Gewicht. Damit wird auch die Holzständerbauweise ein bedeutendes Thema. Ihr Markt wächst stetig. Um die Anforderungen dafür zu erfüllen, sind TROX Brandschutzklappen nun in den gängigsten HolzLeichtbauwänden geprüft und zertifiziert worden für: –– Bauweise: Holzständer, Holzrahmen und Holzfachwerk –– Einbauart: Trockeneinbau mit Einbausatz, Nasseinbau mit Mörtel und im Weichschott.

HAHN Lamellen

Bei Sanierungen trifft man oft auf Holzbalkendecken unterschiedlichster Art. Theoretisch müssten deshalb ebenso viele verschiedene Prüfungen für die Brandschutzklappen vorliegen, um die jeweiligen Anforderungen zu erfüllen. Jetzt gibt es eine intelligente Lösung, die für alle Holzbalkendeckentypen angewendet werden kann. Ein Stück Massivdecke wird oberhalb der Holzbalkendecke gegossen, die Brandschutzklappen können dabei eingegossen oder nachträglich eingemörtelt werden. Das ist anwendbar für alle statisch geeigneten Bestandsdecken und neu zu errichtenden Holzbalkendecken. Mit ihren kompakten Abmessungen ist die kleine runde FKRS-EU Brandschutzklappe die ideale Lösung bei beengten Platzverhältnissen. Sie wurde jetzt entfernt massiver Wände, Decken und Leichtbauwände mit 90 Minuten Feuerwiderstand positiv geprüft. Die brandschutztechnische Bekleidung braucht dabei nicht immer 4-seitig ausgeführt zu werden. Erfolgt die Montage direkt an einer angrenzenden massiven Wand und/oder Decke, sind 3- oder 2-seitige Bekleidungen ausreichend. Auch der Trockeneinbau bei reduziertem Abstand ist jetzt kein Problem mehr. Die Einbausätze der kleinen Brandschutzklappe können mit Abständen von 40–45 mm zur Decke oder Boden montiert werden. Weitere Informationen: TROX GmbH Heinrich-Trox-Platz, 47504 Neukirchen-Vluyn Tel. (02845) 202-0, Fax (02845) 202-265 trox@trox.de, www.trox.de rz_lamellen Anzeige_1/3.indd 1

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Flucht durchs Treppenhaus Bricht in mehrstöckigen Wohnhäusern ein Feuer aus, fliehen die Bewohner instinktiv über das Treppenhaus. Dabei unterschätzen viele die Gefahr der Brandgase. Ein qualifizierter Rauchabzug kann in dieser Situation Menschenleben retten, denn Verbrennungsprozesse setzen Rauch und Wärme frei, die zu einem großen Teil als Konvektionsströmung nach oben steigen. Diesen ­Effekt nutzen natürliche Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRA). Damit sie im Brandfall zuverlässig funktionieren, empfiehlt der Fachverband Tageslicht und Rauchschutz (FVLR) eine Projektierung nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Bis die Feuerwehr zu einem Wohnhausbrand angerückt ist, vergehen lebenswichtige Minuten. Während dieser Zeit ist das Treppenhaus bzw. der Treppenraum, wie es im Bau­ recht heißt, der erste und wesentliche Fluchtweg für die eingeschlossenen Bewohner. Doch auch der kann bei ei­ nem Brand gefährlich werden – wenn die Rauchgase Sicht und Atmung erschweren. Aus diesem Grund fordert die Musterbauordnung (MBO) einen zweiten Rettungsweg. Wie dieser geregelt ist, hängt entscheidend von der Höhe des Gebäudes ab.

Bild 2.  Entrauchung durch Dachoberlichter

Die Gebäudehöhe bemisst die Sicherheit Die MBO sowie ein Großteil der Landesbauordnungen (LBO) gliedern Wohngebäude in die Gebäudeklassen 1 bis 5. Demnach fallen alle Gebäude, deren Obergeschoss nicht höher als 7 m über der Geländeoberfläche errichtet ist, in die Gebäudeklassen 1 bis 3. Aufgrund ihrer geringen Höhe kann in diesen Gebäuden eine Personenrettung über die Steckleitern der Feuerwehr realisiert werden. Für Gebäude mit innenliegendem Treppenraum ist im Baurecht dort im­ mer eine Rauchableitung vorgeschrieben. Für Gebäude, deren Treppenraum sich an einer Außen­ wand befindet, sind die Anforderungen an den zweiten Rettungsweg gering: Auf jeder Etage eines solchen außen­ liegenden Treppenhauses muss sich ein Fenster befinden, das im Brandfall auf einer Größe von mindestens 0,5 m2 geöffnet werden kann. Ein Konzept zur Entrauchung der Fluchtwege wird nicht gefordert. Erst für Gebäude der

Klassen 4 und 5, deren oberste Geschosse zwischen 8 und 22 m über der Geländeoberfläche liegen, sind Öffnungen zur Rauchableitung wie z. B. Fenster vorgeschrieben. Die freie Rauchabzugsfläche muss dabei mindestens 5 % der Treppenraumgrundfläche betragen und darf die Fläche von 1 m2 nicht unterschreiten. Außerdem muss diese Rauchab­ leitungsöffnung manuell vom Erdgeschoss und vom obers­ ten Treppenabsatz aus bedient werden können.

Rauchschutz verstärken Die Steckleitern der Feuerwehr erreichen eine Arbeits­ höhe von maximal 8 m und sind nicht geeignet, um Perso­ nen aus dem vierten oder fünften Geschoss eines Wohn­ hauses zu retten. Die Personenrettung ist dort nur noch unter großem Aufwand möglich, z. B. mit einer Drehleiter. Der FVLR fordert deshalb, alle Gebäude ab drei Voll­ geschossen (Geschosse oberhalb der Geländeoberfläche) mit einer qualifizierten Rauchabzugsvorrichtung im außen­ liegenden Treppenraum auszustatten. Dann könnten sich die Bewohner bei einem Brand besser selbst treppab in Sicherheit bringen, da der Brandrauch im Treppenraum verdünnt und nach außen abgeführt werden würde. Die Feuerwehr würde dadurch auch bei der Suche nach Ver­ missten unterstützt und könnte so einen gezielten Innen­ angriff zum Löschen des Brandes durchführen.

Natürliche Entrauchung über das Dach

Bild 1.  Der FVLR fordert bereits für Wohngebäude ab Klasse 4 die Ausstattung von außenliegenden Treppenhäusern mit Rauchabzugsgeräten

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Nicht nur in Treppenhäusern stehen in der Entstehungsund Ausbreitungsphase eines Brandes die Sicherstellung der Flucht und die Minderung der Folgeschäden durch Maßnahmen zur Rauchableitung im Vordergrund. Ziel ist es, z. B. auch in öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Sportund Veranstaltungsstätten oder auch in Gewerbebauten

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

die Selbst- und Fremdrettung von Personen zu ermöglichen und den Löschangriff der Feuerwehr zu unterstützen. Mit zunehmender Branddauer muss die Hitze abgeführt werden, um die thermische Belastung des Gebäudes zu verringern und damit seine Funktionsfähigkeit zu erhalten. Diese Schutzziele lassen sich mit dem Einsatz natürlicher Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRA) realisieren. Je nach Gebäudeart und Architektur unterscheiden sich die Dimensionierung und der Einbau von NRA-Öffnungen. Vorgaben zur Projektierung der Anlagen finden sich in der DIN 18232-2.

Schichtenbildung in der Brandentstehungsphase Ausgehend vom Brandherd steigt Rauch im Innern eines Gebäudes zunächst nach oben. An der Geschossdecke wird die Rauchsäule abgelenkt und breitet sich radial in Richtung der Wände aus (ceiling jet). Es bildet sich eine Rauchschicht, die aufgrund der Thermik im oberen Raumbereich verbleibt. Gleichzeitig mischt sich durch Querströmungen an der Unterseite des Ceiling Jet Umgebungsluft ein – die Rauchgastemperatur kühlt ab und die Ausbreitung der toxischen Gase verlangsamt sich. Diese Strömungsmechanismen nutzen NRAs. Um die Rauchschicht ins Freie abzuleiten, müssen die einzelnen Rauch- und Wärmeabzugsgeräte gleichmäßig über die Geschossdecke verteilt sein. Wird ausreichend Außenluft über bodennahe Öffnungen zugeführt, entsteht ein Strömungsgleichgewicht, das den Abzug der Rauchgase und damit die Ausbildung einer raucharmen Schicht bewirkt.

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Normative Vorgaben zur Projektierung Laut DIN 18232-2 sollte diese raucharme Schicht eine konstante Mindesthöhe von 2,50 m erreichen. Dazu muss die Rauchabzugsanlage so dimensioniert sein, dass jeweils ein Rauchabzug pro 200 m2 Raumfläche zur Verfügung steht. Damit sich ein stabiles Strömungsgleichgewicht einstellt, benötigt die aerodynamisch wirksame Fläche der Zuluftöffnung mindestens die 1,5-fache Größe der Rauchabzugsfläche. Der FVLR und seine Mitgliedsunternehmen beraten Planer bei der Projektierung und Ausführung von NRA.

Bild 3. Wirkungsweise von NRAs (Grafiken und Fotos: FVLR Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V., Detmold)

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Brandschutz in Deutschland gut aufgestellt Dank der hohen Brandschutzstandards in Deutschland ist die Zahl der Brandverletzten und -toten auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Trotzdem sind nach Einschätzung von Experten immer noch 400 bis 500 Brandtote jährlich in Deutschland zu beklagen. Weitere ca. 1.600 Schwerstverletzte müssen jedes Jahr in einem Brandverletztenzentrum behandelt werden und tragen bleibende Gesundheitsschäden davon. In Industrie, Handel und Gewerbe gibt es erfreulicherweise nur selten Tote oder Schwerverletzte, obgleich die Zahl der Brände annähernd konstant ist. Die Experten verweisen allerdings auf zwei verhaltensbedingte Ausnahmen im gewerblichen Bereich: In Altenpflegeheimen und Hotelbetrieben kommen relativ viele Menschen zu Schaden. Viele Brände entstehen dort deshalb, weil z. B. mitgebrachte Elektrogeräte in Brand geraten oder die Bewohner im Zimmer rauchen. Rauchmelder, Brandmeldeanlagen und in großen Räumen eingebaute Rauchabzugsanlagen verhindern Schlimmeres. Die in den meisten Industriegebäuden, Verkaufs- und Versammlungsstätten bisher eingebauten Rauch- und Wärmeabzugsanlagen haben in diesen Gebäuden ihren hohen Schutz von Menschen und Sachwerten nachgewiesen. „Eine Reduzierung dieser Auflagen in künftigen Neubauten wäre deshalb ebenso wenig gerechtfertigt und sinnvoll, wie der Verzicht auf den Sicherheitsgurt im Auto angesichts einer sinkenden Zahl von

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Verkehrstoten“, sagt Thomas Hegger, Geschäftsführer des FVLR. Wesentlich gefährlicher ist die Situation in Wohngebäuden: Etwa 70 % der Toten werden im Schlaf vom Feuer überrascht. Viele Menschen unterschätzen das Risiko, das vom giftigen Brandrauch ausgeht. In ca. 90 % der Fälle ist nicht das Feuer, sondern der Rauch die Todesursache. Je nach Giftigkeit seiner Bestandteile reichen oft zwei bis drei Atemzüge aus, um eine Bewusstlosigkeit oder den sofortigen Tod hervorzurufen. Zwar macht sich die flächendeckende Pflicht zur Einführung von Heimrauchmeldern langsam bemerkbar. Allerdings sehen die Regelungen der Länder für Bestandsgebäude teilweise mehrjährige Übergangsfristen vor.

Inklusion und Brandschutz Ein gesondertes Problem sehen die Experten in der Ausführung vieler öffentlich zugänglicher Gebäude – Stichwort: Inklusion. Die LBO schreiben zumeist vor, was zu beachten ist, damit Menschen mit und ohne Behinderung das Gebäude gleichermaßen nutzen können. Meist ist in den

Gesetzestexten von „Zugänglichkeit“ oder einer „Benutzbarkeit auch ohne fremde Hilfe“ die Rede. Wie die Menschen ein solches Gebäude im Brandfall sicher verlassen können, stand dagegen nicht explizit im Fokus des Gesetzgebers. Die Selbstrettung spielt allerdings gerade in der Phase der Brandentstehung und auch noch einige Minuten nach Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte eine entscheidende Rolle. Daher empfehlen die Experten für solche Gebäude einen Brandschutz, wie er auch im geregelten Sonderbau gültig ist, mit Brand- bzw. Rauchabschnittsbildung und professionell geplantem Rauchabzug. Vorbeugender Brandschutz kann im Ernstfall Leben retten: Feuerwehr, Rettungskräften und Brandmedizinern erleichtert er die Arbeit und vielen Menschen erspart er schwere Verletzungen oder gar den Tod.

Weitere Informationen: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) Ernst-Hilker-Straße 2, 32758 Detmold Tel. (05231) 309 59-0, Fax (05231) 309 59-29 info@fvlr.de, www.fvlr.de

Geflügelte Dächer für frischen Wind Größer, flexibler, widerstandsfähiger: All diese Vorteile vereint der neu entwickelte Systemflügel VENTRIA 3 der JET-Gruppe. Besondere Merkmale dieses Glasflügels sind die flachen Bauhöhen und seine guten aerodynamischen Eigenschaften. Neben der täglichen Lüftung eignet sich der VENTRIA 3 zudem als qualifizierter Rauch- und Wärmeabzug. Die thermisch getrennten und verschweißten Rahmen- und Flügelprofile sorgen für eine hohe Stabilität und hervorragende Wärmedämmwerte und ermöglichen Flügelgrößen bis zu 6 m2. „Damit bieten wir den größten, durchgehend verglasten Lüftungsflügel auf dem Markt“, betont JET-Produktmanager Christian Swiatkowski. Einsetzbar ist der VENTRIA 3 bei Dachneigungen von 0 bis 90°. Maximale Sicht gen Himmel – diesem Ziel kommt die JETGruppe mit ihrem neuen Systemflügel VENTRIA 3 näher. Mit einer Fläche von bis zu 6 m2 – durchgehend verglast ohne unterbrechenden Pfosten oder Riegel – dient der Flügel nicht nur zur täglichen Belüftung, sondern lässt auch geschlossen einen großen Tageslichteintrag zu. Aufgrund seiner abgerundeten Kanten zeigt er zudem ein elegantes sowie modernes Design und ist dank großer Modellvielfalt äußerst flexibel einsetzbar. So ist er beispielsweise in verschiedenen geometrischen Formen sowie in zahlreichen RAL-Farben erhältlich.

Bild 1.  Die flache Bauhöhe des Systemflügels VENTRIA 3 sorgt für eine elegante ­Optik in jedem Glasdach, geschweißte Eckverbindungen gewährleisten zudem eine dauerhafte Stabilität und ermöglichen so eine Gesamtflügelgröße von bis zu 6 m 2.

Hell und luftig mit bauphysikalischen Bestwerten Doch nicht allein das moderne Design zeichnet den neuen Glasflügel der JET-Gruppe aus: Die flache Bauhöhe sowie geschweißte Eckverbindungen sorgen für eine schlanke Optik und eine hohe Stabilität. „Die fest verschweißten Rahmen- und Flügelprofile verleihen dem Systemflügel eine dauerhafte Formstabilität und ermöglichen zugleich enorme

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Bild 2.  Modernes Design und große Vielfalt: Der neue Systemflügel VENTRIA 3 der JET-Gruppe ist nicht nur in verschiedenen geometrischen Formen, sondern auch in zahlreichen Standard-RAL-Farben erhältlich

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

C5/B5 (nach EN 12210:1999-11). Die umlaufende thermische Trennung sowie die optimierte Kammer- und Stegausbildung des Rahmenprofiles sorgen außerdem für eine sehr gute Wärmedämmung der Flügelkonstruktion. Mit einem Gesamt-Uw-Wert von 1,2 W/(m2K) für Rahmen und Verglasung unterschreitet das System den aktuellen EnEV-Referenzwert von ≤ 2,5 W/(m2K) deutlich.

Rauchabzug im großen Stil

Bild 3.  Durchgehend verglast ohne Unterbrechung durch eine Pfosten-Riegel-Konstruktion, lässt der Systemflügel VENTRIA 3 der JET-Gruppe einen hohen Tageslichteintrag zu und kann zudem als qualifizierter Rauch- und Wärmeabzug ein­gesetzt werden (Fotos/Grafik: JET-Gruppe)

Flügelgrößen bis zu sechs Quadratmetern“, erklärt Christian Swiatkowski, Produktmanager für Glaskonstruktionen bei der JET-Gruppe. Auch was die Dichtigkeitswerte betrifft, muss sich der Systemflügel dank seines umlaufenden Labyrinth-Dichtungssystems nicht verstecken: In technischer Hinsicht avanciert er zum Besten seiner Sparte. Bei der Luftdurchlässigkeit erreicht VENTRIA 3 mühelos die Klasse 4 (nach EN 12207:1999-11) und hält selbst bei flachgeneigten Dächern intensivem Schlagregen stand. Dies entspricht der Dichtigkeitsklasse E1950 nach EN 12208:1999-11. Zudem weist die Konstruktion eine besonders hohe Widerstandsfähigkeit bei Windlast auf und erreicht hier die Klasse

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Mit einer Flügelfläche bis zu 3,92 m2 kann der VENTRIA 3 auch als qualifiziertes Rauch- und Wärmeabzugs­gerät eingesetzt werden. „Natürlich ist der neue Systemflügel auch als Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (NRWG) nach DIN 12101-2 geprüft und CE-zertifiziert“, so Christian Swiatkowski. „Es stehen außerdem unterschiedliche Antriebsvarianten zur Verfügung, wie beispielsweise Kettenschubmotoren oder Linearantriebe.“ Die Betätigung des Flügels kann dann je nach Auslegung elektrisch – mit 24 oder 230-V-Antrieb – oder pneumatisch erfolgen. Alle Ausführungen sowie weitere Vorteile des Systemflügels VENTRIA 3 finden interessierte Architekten, Gebäudebetreiber und Bauherren in der zugehörigen Broschüre, bestellbar direkt bei der JET-Gruppe. Weitere Informationen: JET Tageslicht & RWA GmbH Weidehorst 28, 32609 Hüllhorst Tel. (05744) 503-0, Fax (05744) 503-40 info@jet-gruppe.de, www.jet-gruppe.de

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Baulicher Brandschutz

Brandschutzgeprüfte Abläufe vom Boden bis zum Dach Der vorbeugende Brandschutz in der technischen Gebäudeausrüstung stellt für alle am Bau beteiligten Gewerke ein reales Haftungsrisiko dar. Die im Baurecht formulierten Brandschutzziele stellen hohe Anforderungen an die Koordination und Planung von Objekten. Aus dem Lehrsatz der Landesfeuerwehrschulen, dass ein Haus immer entlang der Haustechnik ausbrennt, lässt sich folgern, dass die Brandweiterleitung entlang der Haustechnik zu den größten Brandrisiken überhaupt zählt. Zu diesem Risikofaktor gehören natürlich auch die Rohre und Systeme der Wasserzu- und -ableitung. Daraus ergibt sich die besondere Verantwortung für die Entwässerungstechnik. Das über alle Nennweiten kompatible und modulare Produktportfolio von ACO Haustechnik unterstützt Planungsbüros und Fachhandwerksbetriebe bei der Auswahl geeigneter Produkte und bei der normgerechten Ausführung. Entsprechend den baurechtlichen Vorgaben für den vorbeugenden Brandschutz müssen bauliche Anlagen so beschaffen sein, dass der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorgebeugt wird und bei einem Brand wirksame Löscharbeiten möglich sind. Aufgrund der föderalen Gesetzgebung sind Brandschutz und Brandprävention in Deutschland nicht einheitlich geregelt: Das Baurecht und damit auch der Brandschutz wurde durch ein Rechtsgutachten des Bundesverfassungsgerichtes vom 16. 06. 1954 als hoheitliche Aufgabe den einzelnen Bundesländern übertragen. So entstanden regional unterschiedliche Gesetzte, Regelungen und Anforderungen. Die baurechtlichen Vorgaben für den vorbeugenden Brandschutz finden sich in den Landesbauordnungen (LBO). Demnach werden die verschiedenen Gebäudearten in Gebäudeklassen eingeteilt und die Feuerwiderstandsdauer für die Decken im Gebäude festgelegt. Die einzelnen

LBO stellen ebenfalls Anforderungen an die beim Bau von Gebäuden verwendeten Bauprodukte in Bezug auf das Brandverhalten. Diese Anforderungen werden durch die als „bauaufsichtliche Benennung“ bezeichneten Begriffe nichtbrennbar, schwer entflammbar, normal entflammbar und leicht entflammbar charakterisiert. Die mit A1, A2, B1, B2 und B3 benannten Klassen werden auch als Baustoffklassen bezeichnet und durch Prüfungen nach DIN 4102-1 „Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen“ ermittelt. Bei Bodenabläufen erfüllen derzeit nur metallische Werkstoffe wie Gusseisen oder Edelstahl die Anforderungen der Baustoffklasse A1. In Kombination mit funktionsfähigen Rohrschotts bieten sie bei fachgerechtem Einbau höchste Sicherheit. Umfassende Brandschutzkonzepte verlangen daher detaillierte Planung und sorgfältige Produktauswahl. Da die Brandausbreitung entlang der Haustechnik eines der größten Risiken darstellt, verlangen insbesondere die Rohre und Leitungen besondere Aufmerksamkeit. Die Materialkombinationen der Entwässerungsanlagen müssen unter brandschutztechnischen Gesichtspunkten konsequent beachtet werden. Konform zur LeitungsanlagenRichtlinie können folgende Kombinationen mit klassifizierten Abschottungen umgesetzt werden: –– Nichtbrennbare Entwässerungsleitungen inkl. nicht brennbarer Anschlussleitungen und Abschottungen mit Allgemeinem bauaufsichtlichem Prüfzeugnis (AbP)/Allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (AbZ) und nichtbrennbare Bodenabläufe mit AbP/AbZ –– Brennbare Entwässerungsleitungen inkl. brennbarer Anschlussleitungen und Abschottungen mit AbZ und brennbare und nichtbrennbare Bodenabläufe mit AbZ –– Mischinstallationen, z. B. mit nichtbrennbaren Fallsträngen und brennbaren Anschlussleitungen und Abschottungen für Mischinstallationen mit AbZ sowie brennbare und nichtbrennbare Bodenabläufe mit AbZ –– Nichtbrennbare Entwässerungsleitungen inkl. nicht brennbarer Anschlussleitungen (Mindestlänge 500 mm) und Leitungsdurchführung gemäß den Erleichterungen der LAR sowie nichtbrennbare Bodenabläufe mit AbP/ AbZ.

Brandschutzgeprüfte Bodenabläufe und Rinnen

Bild 1.  ACO Haustechnik verwendet den modernen Werkstoff Gusseisen für den neu entwickelten ACO Bodenablauf Passavant, der wie der Werkstoff selbst auf eine lange Erfolgsgeschichte und einen permanenten Optimierungsprozess verweisen kann

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Bei der Installation müssen die Bodenabläufe mindestens der gleichen Feuerwiderstandsklasse entsprechen wie die Decken, in denen sie verbaut werden. Hinsichtlich der ­Installationsvarianten wurde die brandschutztechnische Eignung der ACO Bodenabläufe Passavant mit Feuerwiderstandsdauer von 30 bis 90 bzw. 120 Minuten über Brandschutzprüfungen für alle vier oben genannten Ma­terial­ kom­binationen als Grundlage für die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung nachgewiesen. Die Bandbreite der Einsatzgebiete der neuen ACO Bodenabläufe Passavant reicht von öffentlichen und gewerblichen Immobilien wie Kliniken, Hotels, Flughäfen, Sportstätten und Messehallen bis hin zu privaten Gebäuden. Mit der Serie Passavant hat der Systemanbieter Bodenabläufe entwickelt, die der Baustoffklasse A1 entspre-

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Baulicher Brandschutz

Bild 2.  Der Bodenablauf Passavant von ACO Haustechnik aus nicht brennbarem Gusseisen mit Brandschutz-Geruchsverschluss, Brandschutz-Kartusche und Rauchstopp

schott im Geruchverschluss wird bei einem Brand oberhalb der Decke aktiviert und verschließt das komplette Ablaufgehäuse gegen Feuer und Rauch von oben. Das Brandschott in Form einer Brandschutz-Kartusche im Auslaufstutzen des Bodenablaufes wird bei einem Brand unterhalb der Decke aktiviert und verschließt ihn gegen Feuer und Rauch von unten. Das Brandschott lässt sich austauschen bzw. auch nachträglich einbauen. Für Rauchdichtheit auch bei ausgetrocknetem Geruchverschluss sorgt der sogenannte Rauchstopp, der sowohl in die Bodenabläufe mit senkrechtem als auch mit waagerechtem Auslaufstutzen eingesetzt werden kann. Bodenabläufe mit waagerechtem Auslaufstutzen benötigen unter folgenden Bedingungen kein zusätzliches Brandschott: –– Entfernung von der Mitte des Bodenablaufs bis zur Mitte des Fallstrangs von mindestens 600 mm –– ausreichende Unterdeckung der Rohrleitung im Decken­ bereich –– Verrohrung mit Gussrohr –– Mindestdeckendicke von 200 mm –– Geruchverschluss mit normgerechter 50 mm Sperrwasserhöhe Neben dem Bodenablauf ACO Passavant aus Gusseisen bietet ACO Haustechnik auch eine umfassende Auswahl an brandschutztechnisch geprüften, bewährten Lösungen für die Dach-, Bad- und Küchenentwässerung. Zu beachten ist, dass in klassifizierten Brandschutzdecken die Hohl103 mm

Bild 3.  Die neue Serie Passavant von ACO Haustechnik umfasst Gusseisen-Bodenabläufe in modularer Bauweise in den Nennweiten DN 50, 70 und 100, die es jeweils mit 1,5° und 90° Stutzenneigung sowie mit Halterand, Klebe- oder Pressdichtungsflansch gibt (hier: der Bodenablauf Passavant mit Stutzenneigung 90°)

chen und somit keine zusätzliche Brandlast darstellen. Bei dem neuen ACO Bodenablauf Passavant wird die Sicherheit im Brandfall durch fünf Brandschutz-Komponenten sichergestellt:

Die Bodenabläufe mit senkrechtem Auslaufstutzen und Brandschutz-Set unterbinden im Brandfall das Eindringen von Feuer und Rauch in das nächste Geschoss. Das Brand-

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1. Das Gehäuse der Bodenabläufe besteht aus dem Werkstoff Gusseisen (Baustoffklasse A1, nicht brennbar). 2. Der Geruchverschluss mit Hitzeschild fungiert als Brandschott und verschließt bei Temperatureinwirkung von oben gegen Feuer und Rauch. 3. Das Brandschott im Ablaufstutzen schützt gegen Feuer und Rauch von unten und verhindert, dass Feuer und Rauch in das nächste Geschoss vordringen. Eine Kunststoffummantelung schützt die Intumeszenzmasse vor Abwasser. 4. Der geprüfte Rauchstopp verhindert Verrauchen von unten bei verdunsteter Wasservorlage. 5. Das Einbauset ACO Fit-in kann bei Kernbohrungen von nur ∅ 160 mm schon ab 100 mm Deckendicke eingesetzt werden.

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Baulicher Brandschutz

Bild 4.  Nichtbrennbare Entwässerungsleitung inkl. nichtbrennbarer Anschlussleitungen und Abschottungen mit Allgemeinem bauaufsichtlichem Prüfzeugnis (AbP)/Allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (AbZ) und nichtbrennbare Bodenabläufe mit AbP/AbZ

Bild 5.  Brennbare Entwässerungsleitung inkl. brennbarer Anschlussleitungen und Abschottungen mit AbZ und brennbare und nichtbrennbare Bodenabläufe mit AbZ

Bild 7.  ACO Bodenablauf Passavant mit vier Brandschutz-Komponenten – 1 Gehäuse, 2 Geruchsverschluss mit Hitzeschild, 3 Brandschutz-Kartusche, 4 Rauchstopp (optionales Zusatzbauteil), 5 Fit-in Einbauset

räume zwischen Ablauf und Decke verschlossen werden müssen, damit im Brandfall weder Feuer noch Rauch in das nächste Geschoss eindringen können. Eine besondere Herausforderung stellt dabei der relativ enge Ringspalt einer Kernbohrung dar. Die Lösung heißt ACO Fit-in. Eine mörtellose Hohlraumverfüllung in Form eines Fertigbauteiles. Die Edelstahl-Bodenabläufe ACO Variant-CR erfüllen die Anforderungen der Feuerwiderstandsklassen R 30 bis R 120 und mit dem Einbauset ACO Fit-in die Anforderungen der Feuerwiderstandsklassen R 30 bis R 90. Im Bereich der Badentwässerung kommen die Brandschutz-­ Duschrinnen der ACO ShowerDrain E zum Einsatz. Der Ablaufkörper der ACO ShowerDrain kann direkt beim Erstellen der Decke einbetoniert oder nachträglich mittels Kernbohrung und Zementmörtel verbaut werden. Das Ablaufgehäuse entspricht der Baustoffklasse A1 und ist nicht brennbar. Die Duschrinne ACO ShowerDrain kann, je nach geforderter Feuerwiderstandsklasse, auch in geringen Deckendichten ab 100 mm eingesetzt werden. Alle Einbauvarianten wurden vom Materialprüfungsamt Nordrhein-Westfalen geprüft. Ohne den Brandschutzeinsatz ACO Fit-in erfüllen sie nach DIN 4102-11 die Anforderungen der Feuerwiderstandsklassen R 30 bis R 120, mit ACO Fit-in R 30 bis R 90.

Brandschutzgeprüfte Dachabläufe und Rohrsysteme

Bild 6.  Mischinstallation, z. B. mit nichtbrennbaren Fallsträngen und brennbaren Anschlussleitungen und Abschottungen für Mischinstallationen mit AbZ sowie brennbare und nichtbrennbare Bodenabläufe mit AbZ

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Für Massivdächer, Parkdecks und Dachbegrünungen eignen sich die Flachdachabläufe ACO Spin und ACO Jet. Aus Gusseisen oder Edelstahl (Baustoffklasse A1, nicht brennbar gemäß DIN 4102) gefertigt und in der Nennweite DN 100 mit senkrechtem Auslaufstutzen können sie bei Einbau in Decken mit Feuerwiderstandsklasse mit ­einem speziellen Brandschutz-Einsatz ausgerüstet werden. Dieses Brandschott verhindert bei einem Brand unterhalb der Decke sicher die Weiterleitung von Feuer und Rauch nach oben. Der Brandschutz-Einsatz für die Flachdachabläufe DN 100 ist nachrüstbar, sodass der Flachdachablauf sowohl in gedämmten als auch in ungedämmten Dächern eingesetzt werden kann. Zum Einbau in gedämmten Dä-

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Baulicher Brandschutz

Bild 11.  ACO Einbauset Fit-in zum mörtellosen Einbau

Bild 8.  ACO Bodenablauf Passavant nach Verschluss des oberen Brandschotts

chern werden spezielle Isolierkörper aus Schaumglas aus dem umfangreichen, ergänzenden Bauteil-Programm von ACO Haustechnik verwendet. Durch das dampfdiffusionsdichte Schaumglas wird eine Kondenswasserbildung im Bereich des Ablaufkörpers bei tiefen Außentemperaturen vermieden. An den Ablaufstutzen kann ein SML-Rohr nach DIN 19522/DIN EN 877 oder jedes andere genormte Abflussrohr mit entsprechenden Übergangsstücken direkt angeschlossen werden. Der Flachdachablauf ACO Spin aus Edelstahl (Werkstoff 1.4301) in der Nennweite DN 100 mit senkrechtem Auslaufstutzen eignet sich besonders zum Einbau in Leichtbau-Dachdecken. Zum Einbau in Dachdecken mit Feuerwiderstandsklasse lässt sich der Dachablauf DN 100 ebenfalls mit einem speziellen Brandschutz-Einsatz ausstatten. Er ist nachrüstbar und verhindert bei einem Brand unter der Dachdecke die Weiterleitung von Feuer und Rauch nach oben.

Auf höchstem Niveau. Wärme- und Brandschutz. Bild 9.  ACO Bodenablauf Passavant mit aktivierter Brandschutz-Kartusche gegen Feuer von unten

Bild 10.  Der optionale Geruch- und Rauchstopp verhindert das Ausbreiten von Rauch und das Eindringen von Gerüchen aus der Kanalisation bei fehlender Wasservorlage

Keine Kompromisse: Verlassen Sie sich auch mit Brandschutz REI 120 auf höchsten Wärmeschutz. Die Brandschutzausführungen der Schöck Produkte erfüllen alle

Anforderungen der Landesbauordnung und Musterbauordnung an Flucht- und Rettungswege, wie zum Beispiel Laubengänge und Treppenhäuser.

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Baulicher Brandschutz

Bild 12.  Brandschutz-Duschrinne ACO ShowerDrain aus Edelstahl (Werkstoff 1.4301) mit elektropolierter Oberfläche, verbaut mit mörtelloser Hohlraumverfüllung ACO Fit-in

Passend zu den Abläufen ACO Jet und ACO Spin bietet ACO Haustechnik eine Vielzahl von Rohrsystemen an, die aus metallischen und damit nicht brennbaren Materialen bestehen. An erster Stelle die neuen ACO SM-X Rohre. Ihr Werkstoff ist eine Eisen-Kohlenstoff-Legierung mit hohem, in der Grundmasse lamellenartig und fein verteilt eingelagertem Graphitanteil. Die Materialdichte beträgt ca. 7,2 kg/dm3 (71,5 KN/m3), die Mindestzugfestigkeit 150 MPa für Formstücke, 200 MPa für Rohre. Das Material verfügt über hohe Festigkeit, Verschleißfestigkeit, Temperaturbeständigkeit, hervorragende Korrosionsbeständigkeit und ein sehr hohes Dämpfungsvermögen. Es verleiht den ACO SM-X Abflussrohren Robustheit, Langlebigkeit, Feuerbeständigkeit und ermöglicht geräuscharmen Betrieb ohne besondere Isolierung und Schalldämm-Maßnahmen. Gemäß Prüfung am Fraunhofer Institut nach DIN EN 14366 erfüllt ACO SM-X die Schallschutz-Anforderungen

Bild 13.  Werkstoff der neuen ACO SM-X Rohre ist eine Eisen-Kohlenstoff-Legierung mit hohem, in der Grundmasse lamellenartig und fein verteilt eingelagertem Graphitanteil; das Material verfügt über hohe Festigkeit, Verschleißfestigkeit, Temperatur­beständigkeit, hervorragende Korrosionsbeständigkeit und ein sehr hohes Dämpfungsvermögen (Fotos/Grafiken: ACO Passavant GmbH)

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der DIN 4109 und der VDI-Richtlinie 4100. In Sachen vorbeugender Brandschutz zählt ACO SM-X zur Baustoffklasse A1 (nicht brennbar nach DIN 4102 und DIN EN 13501-1) und erfüllt die Anforderungen der Feuerwiderstandsklassen R 30 bis R 120. Mit den SM-X Rapid-Verbindern bleibt das Rohrleitungssystem im Brandfall geschlossen und verhindert die Rauchausbreitung. Innenseitig sind die Rohre und Formteile mit einer dauerhaften, vollvernetzten Epoxidbeschichtung versehen, die sich durch hohe Widerstandsfähigkeit gegen chemische und mechanische Einflüsse auszeichnet. Die Eigenschaften gehen deutlich über die in DIN EN 877 geforderten Werte hinaus. Eine bewährte Alternative zu den neuen gusseisernen SM-X-Rohren sind die ACO GM-X-Rohre aus verzinktem Stahl nach DIN EN 1123: ein modulares Baukastensystem, bestehend aus Aufsatzrahmen, Rosten, Kiesfängen, Flanschen, Aufsatz-, Anstau-, Abdicht- und Isolierringen, Ablaufkörpern und Ausgleichselementen, mit denen sich nahezu jede architektonische bzw. bautechnische Anforderung erfüllen lässt. Für hohe Ansprüche an die Funktionssicherheit sowie für erweiterte Maßnahmen zum Frostschutz und zur Isolierung wird das ACO GM-X Stahlrohr auch als Verbundrohr gefertigt: Es besteht aus einem zylindrischen GM-X Stahlrohr innen und einem feuerverzinkten Außenrohr. Die ACO GM-X Verbundrohre garantieren durch das Rohr-im-Rohr-System neben Brandschutz ein höchstmögliches Maß an Isolation und Dämmung. Für Gebäude, in denen hoch belastete Abwässer mit aggressiven Bestandteilen abgeleitet werden müssen und die Rohrleitungen folglich deutlich höheren Beanspruchungen ausgesetzt sind, empfiehlt sich das Rohrsystem ACO Pipe aus Edelstahl (Werkstoff 1.4301). Dieses System unterliegt der strengen Qualitätskontrolle nach ISO 9001. Seine Muffen sind grundsätzlich mit Doppellippendichtungen aus EPDM-Material versehen. Das Rohrsystem ACO Pipe ist bis zu einem Betriebsdruck von 0,7 bar geprüft und ­bietet daher über die Norm hinausgehende Betriebssicherheit. (DIN EN 1124 verlangt 0,5 bar). Bei Verwendung der Steckmuffensicherung ist ein maximaler Betriebsdruck von 2,0 bar zulässig. Um die Korrosionsbeständigkeit zu gewährleisten, werden alle Systembestandteile von ACO Pipe im Tauchbad gebeizt. In Hygienebereichen weisen die nicht brennbaren Edelstahlrohre ACO Pipe durch ihre sehr geringe Oberflächenrauigkeit deutlich geringere Werte in Bezug auf die Bakterienbildung als herkömmliche KunststoffStahl oder Gussrohre auf. Aufgrund des geringen Ausdehnungskoeffizienten kann ACO Pipe auch bei extrem hohen und niedrigen Temperaturen eingesetzt werden. Weitere Informationen: ACO Passavant GmbH Im Gewerbepark 11c, 36457 Stadtlengsfeld Tel. (036965) 819-0, Fax (036965) 819-361 haustechnik@aco.com www.aco-haustechnik.de, www.gutesweitergedacht.de, www.facebook.com/aco.haustechnik

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Baulicher Brandschutz

Feuerprobe: weltweit größte Brandprüfung eines Brandschutzglases Als Abschluss der Rosenheimer Fenstertage wurde am 14. Oktober 2016 im ift-Technologiezentrum die weltgrößte Brandprüfung eines Brandschutzglases mit einer Abmessung von 5.900 mm × 3.100 mm (Gewicht ca. 1,5 t bei einer Glasdicke von 35 mm) für Feuerwiderstand durchgeführt. Das von der Fa. POLFLAM, einem polnischen Spezialisten für Brandschutzglas, entwickelte moderne Glas wurde in einem „Mega-Aluminium-Fensterrahmen“ nach EN 1364-1 auf die Feuerwiderstandsklasse EI30 geprüft. Dank der Einrichtungen im neuen ift-Technologiezentrum, u. a. einem Brandprüfofen mit Maximalabmessungen von 8 m × 5 m, konnte der weltweit größte Brandschutztest eines Glases in dieser Dimension durchgeführt werden. Das im Juni 2016 eingeweihte ift-Technologiezentrum bietet modernste Anlagen zur Prüfung großformatiger Brandund Rauchschutzelemente genauso wie für Fassaden, Fenster, Türen, Tore sowie Dach- und Wandelemente, wie sie auch für den Feuerwiderstandtest des Brandschutzglases der Fa. POLFLAM mit einer Abmessung von 5.900 mm × 3.100 mm benötigt wurden. Die Prüfung des Brandschutzglases im großen Brandprüfstand (max. B × H = 8 m × 5 m) hat unter den ca. 100 Besuchern Erstaunen erregt. Sie konnten beobachten, wie sich der Temperatureinfluss von bis zu 890 °C während 30 Prüfminuten auf den Probekörper auswirkte: Nach der Ausdehnung der Brandschutzschicht in der Mitte des Brandschutzglases und dem Bruch der inneren Glasscheibe war es möglich, die zunehmende Trübung der Brandschutzschicht zu beobachten. Auf der feuerabgewandten Seite waren die Temperaturmessstellen angebracht. Die Daten wurden an die Messwarte gesendet und von ift-Prüfinge­ nieuren sowie vom Kunden ständig im Blick behalten. Dank moderner Technik wurde die Brandprüfung mit mehreren Kameraeinstellungen, auch aus dem Brandraum, in das Kongresszentrum zu den Rosenheimer Fenstertagen 2016 und direkt in das Herstellwerk des Glases in Polen übertragen. Nach 45 Minuten war die Prüfung beendet. Aber nicht nur Prüfungen von bis zu 8 m × 5 m großen Bauelementen auf Rauchschutz und Feuerwiderstand sind im ift-Technologiezentrum möglich, sondern auch Dauerfunktion sowie Windlast, Luft-, Wind- und Schlagregen-

Bild 2.  Dank moderner Technik wurde die Brandprüfung mit mehreren Kameraeinstellungen in das Kongresszentrum KU’KO zu den Rosenheimer Fenstertagen 2016 und zum Herstellwerk in Polen übertragen

Bild 3.  ift-Prüfingenieure überwachen den Verlauf der Brandprüfung (Fotos: ift Rosenheim)

dichtheit können an ein und demselben Probekörper in Kombiprüfungen getestet werden. Dies wird durch spezielle Aufbau- und Montagekonzepte möglich, bei denen die unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Prüfnormen berücksichtigt werden. Alle Prüfungen können nach deutschen, europäischen und internationalen Normen wie z. B. nach amerikanischen, russischen, britischen und weiteren nationalen Standards durchgeführt werden. Somit ergeben sich für die Hersteller Zeit- und Kosteneinsparungen gegenüber der Herstellung mehrerer Probeköper. So ist es möglich, dass die Kunden schnell und kostensparend die benötigten Nachweise und Zertifikate erhalten. Die horizontale Akkreditierung des ift Rosenheim ermöglicht zudem auch Prüfungen für Sonderbauten und nicht genormte Bauteile.

Weitere Informationen:

Bild 1.  Weltweit größte Prüfung eines Brandschutzglases der Fa. POLFLAM mit einer Abmessung von 5.900 mm × 3.100 mm

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ift Rosenheim Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim Tel. (08031) 261-0, Fax (08031) 261-290 info@ift-rosenheim.de, www.ift-rosenheim.de

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Baulicher Brandschutz

Brandschutz für Laubengänge als Flucht- und Rettungswege Laubengänge werden in der Musterbauordnung (MBO) als erster Flucht- und Rettungsweg deklariert. Brandschutz ist zwingend zu berücksichtigen. Je nach Gebäudeklasse gibt es verschiedene Brandschutzanforderungen. Laut MBO und Landesbauordnung (LBO) werden für Balkone keine Vorgaben gemacht, sofern sie nicht die Funktion eines Brandriegels erfüllen oder als Fluchtbalkon bzw. zweiter Rettungsweg deklariert sind. Dann ist der Fachplaner in der Pflicht, dies entsprechend anzumerken, obwohl baurechtlich keine Anforderungen bestehen. Da bei Laubengängen und Balkonen die Wärmebrücke bedacht werden muss, muss zwei Dingen Rechnung getragen werden: Wärmeschutz und Brandschutz. Nutzungseinheiten mit Aufenthaltsräumen, wie z. B. Wohnungen, Praxen oder selbstständige Betriebsstätten, müssen in jedem Geschoss mindestens zwei voneinander unabhängige Rettungswege aufweisen, die direkt ins Freie führen. Ist dies alleine durch Treppen und Treppenräume nicht umsetzbar, werden sogenannte Laubengänge im Außen­ bereich der Fassade eingeplant. Laubengänge sind horizontale Flucht- und Rettungswege zwischen den Nutzungseinheiten und dem Treppenraum. Damit alle Anforderungen der Gebäudeklasse abgedeckt werden, müssen die Bauprodukte, welche in Flucht- und Rettungswegen eingebaut werden, mit Brandschutzausführung ausgeschrieben werden. Als tragendes Wärmedämmprodukt mit Brandschutzausführung erfüllt Schöck Isokorb® alle Bedingungen an Brand-, Wärme- und Feuchteschutz.

Treppen, Treppenräume und Laubengang Treppen, Treppenräume und notwendige Flure (Laubengänge) sind erste bauliche Rettungswege. Nach § 35 Abs. 1 MBO müssen notwendige Treppenräume so angeordnet und ausgebildet sein, dass die Nutzung im Brandfall ausreichend lange möglich ist. Die MBO stellt sicher, dass die bauaufsichtlichen Anforderungen an tragende Teile und Bodenbeläge erfüllt werden. Laubengänge sind erforderlich, wenn ein bauaufsichtlicher Rettungsweg aus einem Innenraum nicht direkt ins Freie oder in einen Treppen-

Bild 2.  Bei der Anordnung von Bauprodukten sollte darauf geachtet werden, dass der Anschluss durchgehend ausgeführt wird, damit neben Wärmeschutz auch der komplette Brandschutz gewährleistet ist.

raum führt. Im Brandfall bieten die überdachten, seitlich offenen Flure sichere Erschließungswege zwischen Nutzungseinheiten und Treppenraum.

Brandschutz bei Laubengängen Die Anordnung der Laubengänge ist abhängig von Ge­ bäudeklasse, Größe der Nutzungseinheiten und Lage der Räume. Bei der Planung ist darauf zu achten, dass sie von anderen Räumen feuerwiderstandsfähig und raumabschließend getrennt und gegen das Eindringen von Feuer und Rauch geschützt sind. Speziell für Gebäude der Gebäudeklasse 3 bis 5 sind notwendige Flure vorzusehen. Gemäß § 31 MBO müssen Laubengänge, welche erste Rettungswege sind, so geplant werden, dass die Bauteile nach der europäischen Norm DIN EN 13501-1/2 die geforderte Brandschutzklassifizierung (max. REI90) erfüllen. Sie müssen im Brandfall über die geforderte Tragfähigkeit (R), ausreichende Rauchdichtigkeit (E) und die erforderliche Hitzebabschirmung (I) verfügen. Um die gewünschte Feuerwiderstandsdauer zu erreichen, müssen konstruktive Regeln, wie z. B. Bauteildicke, Betondeckung und Baustoffklasse (Brennbarkeit), berücksichtigt werden. Des Weiteren müssen Laubengänge als notwendige Flure frei von Brandlasten sein und die Brüstungshöhe (> 0,9 m) ist einzuhalten. Es müssen nicht brennbare Bauteile verwendet werden. Brennbare Baustoffe müssen eine Bekleidung aus nicht brennbaren Baustoffen in ausreichender Dicke haben. Die Abschlüsse sind nicht abschließbar, rauchdicht und selbstschließend herzustellen (Rauchschutztüren).

Schöck Isokorb® mit Brandschutzausführung

Bild 1.  Laubengänge sind Flucht- und Rettungswege – je nach Gebäudeklasse bestehen Brandschutzanforderungen zwischen REI30 und REI90

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Laubengänge stellen Wärmebrücken dar. Deshalb muss bei der Ausschreibung auf ausreichenden Wärme- und Feuchteschutz geachtet werden. Als tragendes Wärmedämmelement kommt der bauaufsichtlich zugelassene Schöck Isokorb® zum Einsatz. Das Produkt gibt es mit und ohne

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Baulicher Brandschutz

Bild 3.  Schöck Isokorb®: Zweikomponenten-System, das bauphysikalische Funktionen (Wärmeschutz und Brandschutz) trennt (Fotos: Schöck Bauteile GmbH)

Brandschutzausführung, da laut MBO an frei auskragende Balkone, die keinen Rettungsweg darstellen, keine Brandschutzanforderungen gestellt werden. Das Produkt wurde im Rahmen von Zulassungsprüfungen mehrfach geprüft und dabei nach der EN 1363-1 und EN 1365-5 raum­ abschließend über 120 Minuten mit 1.000 °C in einem

Brandofen mit der Einheitstemperaturkurve (ETK nach ISO 834) beaufschlagt. Die Brandschutzausführung des Produkts besteht aus einem Zweikomponenten-System. Hierbei werden die bauphysikalischen Funktionen Wärmeund Brandschutz getrennt ausgeführt. Der Wärmeschutz wird über den Dämmkörper sichergestellt. Der Brandschutz besteht aus einer oberen und unteren Brandschutzplatte, die aus nicht brennbaren Materialien bestehen. Sie schützen die tragenden Komponenten vor direkter Beflammung und gewährleisten eine Feuerwiderstandsdauer (R) und Hitzebeständigkeit (I) von 120 Minuten (REI120). Seitliche Quellbänder oder überstehende Brandschutzplatten sorgen dafür, dass er rauchdicht (E) ist. Der Dämmkörper aus Neopor® lässt keine Feuchtigkeits- oder Wasserzunahme zu. Deshalb kann Isokorb® uneingeschränkt im Außenbereich eingesetzt werden. Weitere Informationen: Schöck Bauteile GmbH Vimbucher Straße 2, 76534 Baden-Baden Tel. (07223) 967-0, Fax (07223) 967-450 schoeck@schoeck.de, www.schock.de

Hoher Wärmeschutz durch zweilagige Mineraldämmplatten mit hohem Brandschutz Die Wärmeschutzverbesserung ihrer Plattenbauten ist für die ostdeutschen Wohnungsbetreiber oft eine besondere Herausforderung. Bei der Fassadensanierung eines großen PlattenbauGebäudeblocks in Eisenach setzte die dortige Städtische Wohnungsgesellschaft (SWG) dabei auf die bauphysikalischen und materialtechnischen Pluspunkte eines mineralischen Wärmedämm-Verbundsystems (WDVS). Das eingesetzte Multipor WDVS WAP sorgte bei schwierigen Untergrundverhältnissen mit einer zweilagigen Dämmung für einen wirtschaftlich und nachhaltig erzielten hohen baulichen Brand- und Wärmeschutz. Seit rund 25 Jahren wird von der nach der Wende gegründeten Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWG) Eisenach der umfangreiche Wohnungsbestand den heutigen Komfortansprüchen angepasst. Mittlerweile sind bereits 92 % der Altbauten erfolgreich saniert. Einen Schwerpunkt des Sanierungsprogramms bildeten die vorhandenen sanierungsfähigen Plattenbauten.

Hohen Wärmeschutz mit gliedernder Optik verknüpft Neben der Modernisierung von Heizungs- und Sanitäranlagen war bei Fassadensanierungen insbesondere eine deutliche Erhöhung des baulichen Wärmeschutzes gefordert. Die SWG nutzte entsprechende Wärmedämm-Maßnahmen gleichzeitig zur Verschönerung des Erscheinungsbildes. Dies galt auch für die im Sommer und Herbst 2015 durchgeführte Fassadensanierung eines fünfgeschossigen Plattenbau-Gebäudeblocks an der Stedtfelder Straße. Das für die Sanierungsplanung zuständige Architekturbüro Sauer­bier, Wagner und Giesler sah u. a. eine vertikale und horizontale Strukturierung der neu gedämmten Fassaden

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vor. „Durch die Einteilung in Sockelgeschoss, Obergeschosse und Dachzone sowie das Einfügen von Gesimsbändern und Fensterrahmungen wurde eine gliedernde Ordnung geschaffen“, erläutert Architekt Peter Sauerbier. „Optisch entstanden dadurch aus einem ehemaligen monotonen Großblockgebäude mehrere ‚Einzelhäuser‘ mit einer individuellen Zuordnung von Hauseingängen und Wohnungen.“

Mineralisches, diffusionsoffenes WDVS gewählt Bereits in der 1990er-Jahren wurden die Fassaden des ­Plattenbaus wärmeschutztechnisch verbessert. Die aufgebrachte 60 mm dicke EPS-Dämmung wies aber mittlerweile erhebliche Mängel auf. Neben durch Spechte verursachten Löchern hatte zudem eine starke Veralgung sowie eine Ablösung des Putzes durch Verwitterung stattgefunden. Auch aufgrund der festgestellten Schäden entschied man sich mit der Wahl des Multipor WDVS WAP der Xella Deutschland GmbH für ein stabiles mineralisches Wärmedämm-Verbundsystem. Durch seine Diffusionsoffenheit ließ sich das Entstehen von Feuchte auf der äußeren Wandoberfläche verhindern. Damit reduzierte sich auch ohne enthaltene Biozide die Gefahr der Ansiedlung von Mikroorganismen. Das gewählte Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) konnte zudem Planer und Bauherrn durch weitere positive Eigenschaften überzeugen. So bot der nicht brennbare Dämmstoff (Baustoffklasse A) neben hohem Brandschutz ohne Anordnung von Brandschutzriegeln auch einen verbesserten Schallschutz von bis zu 2 dB gegenüber einer ungedämmten Wand. Mit dem ökologischen Gütezeichen natureplus und der vom Institut für Bauen und Umwelt zertifizierten Un-

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Baulicher Brandschutz

bedenklichkeit erfüllten die Multipor Mineraldämmplatten außerdem die Forderung des Bauherrn nach hoher Nachhaltigkeit und eine garantierte Vermeidung gesundheitsgefährdender Inhaltsstoffe.

Erhöhte handwerkliche Qualifikation gefordert Die hohe Verarbeitungsfreundlichkeit der Mineraldämmplatten erwies sich ebenfalls als vorteilhaft. Aufgrund der geplanten Gliederung der Fassade mit Vor- und Rücksprüngen sowie durch Fensterlaibungen und Gesimse war zudem von den Verarbeitern eine hohe handwerkliche Qualifikation gefordert. Mit der Montage des Multipor WDVS wurde das rumänische Bauunternehmen Novara beauftragt. Für seine Innovationskraft wurde es z. B. 2004 von der Organisation Business Initiative Directions mit dem Century International Quality Era Award in Gold ausgezeichnet.

Problematischer Untergrund Voraussetzung für die sichere Haftung der neuen WDVS war die Sicherstellung einer ausreichenden Tragfähigkeit des Untergrundes. Dafür mussten nach dem Entfernen der schadhaften EPS-Dämmung auch die freigelegten, verseifungsanfälligen Altanstriche aus DDR-Zeit mechanisch beseitigt werden. Eine besondere Herausforderung stellte die wegen der z. T. hohen Toleranzen der Betonfertigteilwände festgestellte Unebenheit des Untergrundes dar. Deshalb entschieden sich die Planer in Abstimmung mit der SWG trotz einer bauaufsichtlich zugelassenen einlagigen Dämmung von bis zu 30 cm Dicke für ein zweilagiges WDVS aus einer geklebten sowie gedübelten ersten Plattenlage und einer darauf geklebten zweiten Plattenlage. Die untere Dämmlage wurde genutzt, um die Fassadenfläche aufzuteilen und einzelne Flächen neu auszurichten. Größere Unebenheiten wurden dabei durch entsprechendes Zuschneiden oder durch Beischleifen der Dämmplatten ausgeglichen.

Sicher vor Windsog-Abriss durch Schraubdübel Die Verklebung der ersten Plattenlage erfolgte aufgrund des unebenen Untergrunds im Punkt-Wulst-Verfahren. Entsprechend den möglichen Windsogkräften wurden die Dämmplatten zum Schutz vor Abreißen zusätzlich mit Schraubdübeln fixiert. Als Kleber fungierte ein speziell auf die Multipor Mineraldämmplatten abgestimmter Leichtmörtel des WDVS-Herstellers. Bei dem vollflächigen Auftrag des Klebe­mörtels auf die Platten der 2. Lage erhielt er zur besseren Haftung eine Durchkämmung per Zahntraufel.

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Als Putzbeschichtung kam anschließend ein zweilagiges System aus mineralischem Unter- und Oberputz zum Einsatz. Um spätere Putzrisse auszuschließen, wurde dabei wie bei Putzbeschichtungen von WDVS üblich im Unterputz ein Glasfaser- Armierungsgewebe eingelegt. Als Endbeschichtung diente abschließend ein witterungsbeständiger, diffusionsoffener und biozidfreier Silikat-Anstrich.

WDVS-Montage zügig umgesetzt Mit einem niedrigen Wärmedurchgangskoeffizienten von nur 0,19 W/(m2K) erreichte die neu gedämmte Beton­ außenwand (d = 29 cm) einen Wärmeschutz, der die Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2014 sicher erfüllte. Insgesamt wurden innerhalb von ca. 14 Wochen ca. 1.400 m2 Multipor Mineraldämmplatten montiert. Planer und Bauherr waren mit dem neuen attraktiven Erscheinungsbild der Fassaden und der zügigen Durchführung der WDVS-Arbeiten sehr zufrieden. „Die Dämmplatten sind in besonderer Weise für reliefartige Fassadenstrukturen geeignet“, konstatiert Sauerbier. „Kleinere Vor- und Rücksprünge ließen sich beispielsweise ohne zusätzliche Blechabdeckung realisieren.“ Die Gesamtsanierung des Gebäudeblocks konnte im Dezember 2015 termingetreu abgeschlossen werden. So kamen die Bewohner noch vor Einbruch des Winters in den Genuss des deutlich verbesserten baulichen Wärmeschutzes. Bautafel Fassadensanierung eines großen Plattenbau-Gebäudeblocks in Eisenach, Stedtfelder Straße 19–31 ■■ Bauherr: Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH, ­Eisenach ■■ Sanierungsplanung: Architekturbüro Sauerbier, Wagner, ­Giesler, Eisenach ■■ Verarbeiter Dämm- und Putzarbeiten: Bauunternehmen ­Novara T Implex S.R.L., Craiova/Rumänien ■■ Bruttogeschossfläche: 5.676 m2 ■■ Wärmedämmung: 2-lagige Multipor WDVS WAP mit Mineraldämmplatten ■■ WDVS-Hersteller: Xella Deutschland GmbH, Duisburg ■■ Technische Beratung: Jürgen Hövelmann, Produktmanagement Multipor, Stulln ■■ Sanierungsdauer: Juni bis Dezember 2015

Weitere Informationen: Xella Deutschland GmbH Düsseldorfer Landstraße 395, 47259 Duisburg Tel. 0800 523 56 65 info@xella.com, www.multipor.de

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Maßgeschneiderte Lösungen für Wände und Decken: baulicher Brandschutz in der Elektroinstallation

Schutzengel.

Brandschutz ist zweifelsohne eines der wichtigsten Themen der Baupraxis. Schließlich geht es hier ganz konkret um den effektiven Schutz von Menschenleben und Sachwerten. Mit baulichen Brandschutzmaßnahmen wird das Ziel verfolgt, die Ausbreitung von Feuer und Rauch zu vermeiden, damit Flucht- und Rettungswege nutzbar bleiben. Im Fokus steht dabei auch die Elektroinstallation, denn durch sie kann die Feuerwiderstandsklasse einer Brandschutzwand oder -decke geschwächt werden. Für diesen Einsatzbereich bietet die Industrie dem Elektrohandwerk ein umfangreiches Sortiment an Brandschutzsystemen, die die Feuerwiderstandsklasse im Brandfall sicherstellen. Vor allem Brandschutzwände stellen hinsichtlich der Feuerwiderstandsklasse nach DIN 4102 besondere Anforderungen an den Fachplaner und das ausführende Elektrohandwerk. Sind darin Elektroinstallationen vorgesehen, müssen diese brandschutzgerecht ausgeführt werden, um die Feuerwiderstandsklasse zu erhalten. Dies war früher mit erheblichem Zeitaufwand verbunden: Öffnungen für Installationsleitungen und -rohre wurden mit Brandschutzkitt, -schaum oder Mörtel in Bauteildicke verschlossen. Bei Hohlwandkonstruktionen oder abgehängten Brandschutzdecken waren die dort verbauten Installationsdosen mit einer Umkofferung aus nicht brennbarem Material zu versehen. In massiven Brandschutzwänden musste meist auf eine gegenüberliegende Montage von Schaltern oder Steckdosen aufgrund einer zu geringen Restwandstärke verzichtet werden. Vor diesem Hintergrund hat KAISER in den vergangenen zehn Jahren ihr Brandschutzprogramm stetig ausgebaut, um dem Elektro-Fachhandwerk ein Vollsortiment zur Verfügung zu stellen, mit dem nahezu jede Aufgabenstellung des baulichen Brandschutzes im Bereich der Elektroinstallation gelöst werden kann. Es umfasst verschiedene Brandschutzdosen für Massiv- und Hohlwände, Ein-

Hohlwanddose HWD 90

TECHNIK

Hohlwanddosen HWD 90 für Brandschutzwände EI30-EI120 sorgen für die zertifizierte und brandschutzgerechte Elektroinstallation. Die intelligente AFS-Technik reagiert sofort auf Feuer und Hitze und verschließt die Installationsöffnung selbsttätig. • Für Brandschutzwände EI30 - EI120 • Erhält die Schallschutzfunktion der Wand • Auch nachträgliche Installation möglich • Mit Brandschutzdeckel als Verbindungsdose einsetzbar • Auch für den direkt gegenüberliegenden Einbau

Innovative Brandschutzprodukte von KAISER für Wände und Decken.

KAISER Elektroinstallations-Systeme Unterputz . Hohlwand . Betonbau . Einbaugehäuse . Erdung . Kabelverschraubungen Werkzeuge . Energieeffizienz . Brandschutz . Schallschutz . Strahlenschutz . Bauen im Bestand

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Bild 1. Brandschutzdose Unterputz

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Baulicher Brandschutz

Bild 2.  KAISER GmbH & Co. KG: umfangreiches Sortiment an Brandschutzsystemen für die Elektroinstallationen

baugehäuse für Hohldecken sowie Abschottungen für Öffnungen zur Durchführung von Installationsleitungen und -rohren durch Wände bzw. Decken. Mit diesen praxisgerechten Lösungen kann die Elektrofachkraft ohne Hilfe anderer Gewerke eine sichere Brandschutz-Elektroinstallation einfach und schnell ausführen – und das sowohl bei Neubauten als auch bei nachträglichen brandschutztechnischen Ertüchtigungen in Bestandsgebäuden.

Stopp für Feuer und Rauch Alle Brandschutzdosen und Brandschotts des Herstellers sind mit der AFS-Technik ausgestattet: Im Brandfall verschließt der integrierte Dämmschichtbildner innerhalb kürzester Zeit selbsttätig die Installationsöffnungen in der Brandschutzdecke oder -wand. Dank dieser Technologie sind Umkofferungen nicht mehr notwendig und Dosen

oder Schalter können sogar gegenüberliegend angeordnet werden, da die Feuerwiderstandsklasse der Wand durch die Elektroinstallation nicht geschwächt wird. Die Ausbreitung von Rauch und Feuer wird so zuverlässig verhindert, Fluchtwege im Gebäude bleiben sicher. Zusätzlicher Montageaufwand entfällt, da der Brandschutz gewissermaßen schon in der Elektroinstallation integriert ist.

Brandschutzdose Unterputz Für alle Arten von Brandschutzwänden, die in Massivbauweise erstellt worden sind, steht die Brandschutzdose Unterputz zur Verfügung. Sie erhält die Feuerwiderstandsdauer der Brandschutzwand EI30 bis EI120 trotz eingebetteter Elektroinstallation. Die Befestigung erfolgt mit Gips oder Schnellzement – ein spezieller Brandschutzmörtel ist nicht erforderlich. Selbst wenn bei gegenüberliegendem oder einseitigem Einbau die durch die DIN 4102-4 geforderte Restwanddicke von 60 mm unterschritten wird, sorgt die Brandschutzdose Unterputz für einen sicheren und rauchdichten Abschluss der Brandschutzwand.

Hohlwanddose mit großem Einsatzbereich

Bild 3.  Hohlwanddose HWD 68 mit großem Einsatzbereich

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Die seit nunmehr zehn Jahren in der Praxis bewährte Hohlwanddosen-Serie HWD 90 ist durch kontinuierliche Produktergänzungen und technische Aktualisierungen inzwischen noch universeller einsetzbar. So ist sie jetzt für den Einbau in Brandschutzwände der Feuerwiderstandsklassen EI30 bis EI120 geeignet. Die innovative Weiterentwicklung der AFS-Technik hat dazu geführt, dass die Brandschutz­ dosen eine Feuerwiderstandsdauer von bis zu 120 Minuten aufweisen. Außerdem erhalten alle Dosen des Typs HWD 90 die Schallschutzfunktion vollständig bis zu einem Schalldämmmaß von 77 dB. Das Brandschutzprogramm HWD 90 besteht aus einer Gerätedose und einer GeräteVerbindungsdose sowie einer Electronic-Dose. Diese bietet zusätzlichen Raum für elektronische Bauteile und kann auch als Doppeldose eingesetzt werden.

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Baulicher Brandschutz

Ein Unternehmen der TU Dresden AG

Bild 4.  FlamoX: Einbaugehäuse für Leuchten und Lautsprecher (Fotos: KAISER GmbH & Co. KG)

WEITER BILDUNG BRAND SCHUTZ

Hohlwanddose für Feuerwiderstand bis EI90 KAISER hat auch für die Brandschutzbasis eine Hohlwanddose entwickelt: Die HWD 68 bietet die Feuerwiderstandsklasse EI90 und eine schnelle sowie einfache Montage für das Elektrohandwerk. Die Dosen werden in einer 68-mm-Fräsöffnung installiert und lassen sich einfach mittels Verbindungsstutzen kombinieren. Sie dürfen auch direkt gegenüberliegend eingebaut werden – selbst in einer Fünffach-Kombination. Bei Verwendung des Brandschutzdeckels kann die Hohlwanddose als Verbindungsdose bis EI 60 eingesetzt werden.

Einbaugehäuse für Leuchten und Lautsprecher Bei der neuen Generation der FlamoX® Einbaugehäuse für abgehängte EI30-Brandschutzdecken sind die Abmessungen an die moderne Beleuchtung und Beschallung angepasst. In den Gehäusen können Leuchten mit LEDs, Kompaktleuchtstofflampen, Niedervolt- und Hochvolt-Halogenlampen sowie Lautsprecher und andere Einbaugeräte inklusive eventuell benötigter Betriebsgeräte installiert werden. Sie lassen sich auch nachträglich in den Decken einfach von unten durch die dafür zu erstellende Installationsöffnung montieren, ohne dass es zusätzlicher Abhängungen bedarf, wie sie aufgrund des hohen Gewichtes bei herkömmlichen Umkofferungen erforderlich sind. Somit steht dem Elektrohandwerk ein Gehäusesystem für Brandschutzdecken zur Verfügung, das einfach und auch nachträglich zu montieren sowie universell einsetzbar ist und gleichzeitig die erforderliche Sicherheit für die Installation von Leuchten und Lautsprechern in Brandschutzdecken bietet.

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Brandabschottungen

Geringe Rauchdichte für eine höhere Sicherheit im Brandfall Mit Armaflex Ultima hat Armacell einen neuen Sicherheits­standard in der technischen Isolierung geschaffen. Die auf der patentierten Armaprene-Technologie basierende, völlig neue Schaumqualität ist die weltweit erste flexible technische Dämmung mit der Brandklasse B/BL-s1,d0 und bietet damit eine unübertroffene Sicherheit im Brandfall. Jetzt hat der Marktführer seine Rezeptur weiter verbessert und ergänzt das Armaflex Ultima Sortiment um eine B-s1,d0 Dämmplatte sowie Schläuche und Platten in einer Isolierdicke von 32 mm. Zur sicheren Verarbeitung der neuen Schaumqualität werden speziell abgestimmte Kleber angeboten. Im Zubehörsortiment wird jetzt erstmals auch ein lösemittelfreier Reiniger für die steigenden Anforderungen des nachhaltigen Bauens präsentiert. Armaflex Ultima liefert einen wesentlichen Beitrag zum brandschutztechnischen Sicherheitsniveau von Gebäuden: Tödlich sind bei einem Brand i. d. R. nicht die Flammen, sondern der Rauch. 95 % der Brandtoten sind Rauchtote. Eine geringe Rauchdichte kann im Brandfall für eingeschlossene Menschen über Leben und Tod entscheiden. Bei Ausbruch eines Feuers bleiben nur wenige Minuten zur Flucht, denn bereits drei Atemzüge hochgiftigen Brandrauchs können tödlich sein. Rettungswege schnell zu finden, kann für Opfer und Mitarbeiter der Feuerwehr lebensentscheidend sein. Auch die wirtschaftlichen Folgen sind immens: Jeder dritte Brand führt nach Angaben der Ver­sicherungswirtschaft zu Sachschäden von mehr als 500.000 €. Die Folgeschäden aufgrund von Betriebsunterbrechungen bedrohen angesichts von just-in-time-Produktion und globaler Lieferketten sogar oftmals die Existenz des Unternehmens. Diesen Tatsachen trägt die europäische Brandklassifizierung Rechnung und prüft zur Beurteilung des Brandverhaltens von Baustoffen nicht nur die Brennbarkeit, sondern auch die Rauchdichte und das sogenannte brennende Abtropfen. Dass vom Rauch ein ungleich höheres Gefahrenpotenzial als vom Feuer selbst ausgeht, haben die Gesetzgeber vieler europäischer Staaten inzwischen erkannt und die Anforderungen an die Rauchentwicklung der eingesetzten Bauprodukte in ihren Bauvorschriften verschärft.

Bild 2.  Neuer Sicherheitsstandard in der technischen Isolierung: Armacell vervollständigt das Armaflex Ultima Sortiment (Euroklasse B/BL-s1,d0)

Mit der neuartigen, patentierten Armaprene-Technologie ist es Armacell erstmals gelungen, den Zielkonflikt zwi-

schen einer hohen Flammwidrigkeit und einer minimalen Rauchentwicklung zu lösen. Als erstes Elastomerprodukt auf dem Markt erzielt Armaflex Ultima die Brandklasse B/BL-s1,d0. Der schwerentflammbare Dämmstoff weist im Vergleich zu einem Standardprodukt eine 10mal geringere Rauchentwicklung auf. Jetzt steht der erste flexible technische Dämmstoff mit äußerst geringer Rauchdichte auch als komplettes B/BL-s1,d0 Sortiment zur Verfügung: Da die für das Brandverhalten relevanten Grenzwerte für Dämmstoffplatten bedeutend niedriger als für Schläuche sind, hatte Armacell zunächst nur eine B-s2,d0 Platte anbieten können. Jetzt präsentiert das Unternehmen auch eine Dämmplatte, die im europäischen Brandtest B-s1,d0 erzielt. Das beschichtete Material verfügt über eine höhere mechanische Belastbarkeit als herkömmliche Elastomerprodukte. Zur Dämmung von Rohrleitungen mit großen Außendurchmessern (> 89 mm ≤ 300 mm) bietet Armacell zudem sogenannte „offene Schläuche“ – unbeschichtete geschlitzte Schläuche, die ebenfalls die Brandklasse BL-s1,d0 erreichen. Neu im Sortiment sind auch Schläuche und Platten mit einer Dämmschichtdicke von 32 mm. Neben Schläuchen und Platten in Standard- und selbstklebender Ausführung wird auch der bewährte Armafix Rohrträger als Ultima-Variante geliefert. Die Systemlösung für die Auf-

Bild 1.  Armaflex Ultima: der erste flexible technische Dämmstoff mit äußerst geringer Rauchdichte für eine höhere Sicherheit im Brandfall

Bild 3.  Das Brandverhalten von Armaflex Ultima wird eindrucksvoll in einem Video auf YouTube und www.armacell.de demonstriert (Grafik/Fotos: Armacell)

Neuer Sicherheitsstandard in der technischen Isolierung

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Brandabschottungen

hängung von Kälteleitungen wird jetzt mit einem Auflagersegment aus recycliertem PET gefertigt.

Nachhaltigem Bauen gehört die Zukunft

Lösemittelfreies Zubehör für ein nachhaltiges Dämmsystem Zur Verarbeitung von Armaflex Ultima wurden speziell auf die neue Schaumqualität abgestimmte Kleber entwickelt. Neben dem klassischen Armaflex Ultima 700 Kleber für einen breiten Temperaturbereich und Armaflex Ultima RS850, einem gelartigen Hochleistungskleber für eine saubere und tropffreie Verarbeitung, bietet Armacell auch als erster Hersteller elastomerer Dämmstoffe ein lösemittelfreies Produkt an. Armaflex Ultima SF990 entspricht den erhöhten Anforderungen der Green Building Programme an die Umwelt- und Gesundheitsfreundlichkeit der einge-

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Curaflam® Manschette XSPro Zugelassen auch für Holzbalkendecken.

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Armaflex Ultima ist nicht nur hinsichtlich des vorbeugenden Brandschutzes das sicherste Elastomerprodukt am Markt, es bietet auch in Hinblick auf ökologische und gesundheitliche Aspekte die höchste Sicherheit. Als bislang einziger Hersteller flexibler technischer Dämmstoffe ver­ öffentlicht Armacell Umweltproduktdeklarationen, die auf einer unabhängig erhobenen Ökobilanz basieren. Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declaration, EPD) gewinnen in der Baubranche zunehmend an Bedeutung: Sie stellen die Umweltwirkungen von Bauprodukten transparent, unabhängig und nachvollziehbar dar und liefern detaillierte Informationen mit belastbaren Zahlen und Daten. Als „Nachhaltigkeitspass“ bilden EPDs die Grundlage für die Planung grüner Gebäude gemäß Gebäude-Zertifizierungssystemen wie LEED, BREEAM, HQE und DGNB. Damit schafft der Dämmstoffhersteller ein hohes Maß an Transparenz und liefert Architekten, Planern und ausschreibenden Stellen verlässliche Informationen für die Konzeption nachhaltiger Bauprojekte. Gleichzeitig sind die EPDs für das Unternehmen ein Ansporn, die Umweltverträglichkeit der Produkte ständig weiter zu ­verbessern. Dank der Entwicklung neuartiger, ablativ wirkender Flammschutzsysteme erreicht Armaflex Ultima die höchsten Brandklassifizierungen ohne den Einsatz bromierter Flammschutzmittel. Zudem ist Armaflex Ultima PVC-frei. Bei der Entwicklung seiner Produkte berück­ sichtigt Armacell weit über bestehende gesetzliche Vorgaben hinausgehende Grenzwerte für Chemikalien und prüft die gesundheitliche Unbedenklichkeit und Umweltverträglichkeit seiner Erzeugnisse. Armaflex Ultima erfüllt die strengen Anforderungen des schwedischen BASTA, des unabhängigen Bewertungssystems der Umweltauswirkungen von Bauprodukten und wird von Byggvarubedöm­ ningen (BVB), dem schwedischen Institut zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Baustoffen, sowie dem Schweizer Minergie-Eco Label gelistet.

"Anwendungszulassung"

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setzten Baustoffe und wurde jüngst vom Schweizer Minergie-Eco Bewertungssystem als „sehr gut geeignet“ (1. Priorität nach ECO-BKP) ausgezeichnet. Ganz neu im Zu­ behörsortiment wird ein lösemittelfreier Spezialreiniger präsentiert: Mit dem Armaflex SF Reiniger werden verschmutzte Oberflächen technischer Installationen, aber auch Dämmstoffoberflächen gereinigt. So ist eine einwandfreie Haftung der Kleber gewährleistet. Zur gezielten und sparsamen Dosierung wird der Reiniger in einer praktischen Sprühflasche angeboten. Weitere Informationen: Armacell GmbH Robert-Bosch-Straße 10, 48153 Münster Tel. (0251) 76 03-0, Fax (0251) 76 03-448 info.de@armacell.com, www.armacell.de

Tipp: Auf die Bedeutung raucharmer Dämmstoffe für die Personensicherheit in Gebäuden macht Armacell aktuell auch in einer Internet-Kampagne unter www.armacell.de aufmerksam.

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Brandabschottungen

Planungstools für brandschutztechnische Installationen als App und im Web OBO Bettermann, einer der führenden Hersteller von Installa­ tionssystemen für die elektrotechnische Ausstattung von Gebäuden und Anlagen, hat eine neue Version der Planungs-App BSS Construct online gestellt. Als Web-Applikation oder originäre App für iOS und Android unterstützt das Planungsinstrument die Konfiguration von Brandabschottungen. Die neue Version der BSS-App bietet eine Reihe von Erweiterungen. So können nun neben Wand- auch Deckenabschottungen geplant werden. Die erweiterte App berücksichtigt dabei die Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer von 30, 60, 90 und 120 Minuten. Ferner können mithilfe der neuen Mehrfachauswahl durchzuführende Leitungen kombiniert werden. Darüber hinaus lassen sich Abschottungen mit einer Kabelführung durch Kunststoffoder Metallkanäle konfigurieren. Berücksichtigt werden von der neuen Version die Produktserien –– Pyroplug-Schaumblöcke und Stopfen und –– Pyrocomb-Rohrmanschetten und -schalen. Gerade im Bereich Brandschutz wachsen die Anforderungen an die Planung der Elektroinstallation immer weiter. Installateure und (Fach-)Planer, die nicht regelmäßig brandschutztechnische Planungen umsetzen, haben Mühe, sich in der Vielzahl von Regelungen und Vorschriften zu-

iOS-Version

Android-Version

Web-App

rechtzufinden. Heute ziehen sich Installationen wie Netzwerke durch komplexe Gebäudestrukturen. In diesem Geflecht müssen Elektroinstallation und Brandschutz in Einklang gebracht werden. Erhältlich ist die App BSS Construct für iOS im App Store von Apple und für Android bei Google play sowie als Web-App – auch via passenden untenstehenden QR-Codes. Interessenten können die App mit Hilfe eines QR-CodeScanners – wie Qrafter oder QR Code Scanner von iHandy für iOS bzw. QR Droid oder QuickMark für Android – auch dann schnell auf ihrem mobilen Gerät installieren, wenn es nicht an konkret diesem Computer angemeldet ist. Weitere Informationen: OBO BETTERMANN GmbH & Co. KG Hüingser Ring 52, 58710 Menden Tel. (02373) 89-0, Fax (02373) 89-238 info@obo.de, www.obo.de

BIM – neue ungeahnte Perspektiven und Möglichkeiten

Hrsg.: Ernst & Sohn BIM – Building Information Modeling November 2015. 150 Seiten. € 25,–* Bestell-Nr.: 2134 1513 Auch als erhältlich

Welche Bedeutung die Öffentlichkeit dem Thema inzwischen beimisst, zeigt neben der Gründung der GmbH „planen-bauen 4.0“ auch die Tatsache, dass das Thema allmählich die Publikumspresse erreicht. Der BVBS (Bundesverband Bausoftware) geht in seinen Schätzungen sicherlich nicht zu weit, wenn er BIM binnen zehn Jahren bei 50 Prozent des gesamten Bauvolumens im Einsatz sieht. Auch die Zahlen bezüglich des Einsparpotenzials bei Arbeitszeit, Geld und Ressourcen können sich mit derzeit noch konservativ geschätzten 20 Prozent sehen lassen.

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Der Aufbau des Heftes spiegelt alle wesentlichen, aktuellen, aber auch grundsätzlichen Aspekte des Themas BIM. Von den ersten BIM-Referenzobjekten hierzulande über die Situation im weltweiten Ausland, die Frage der veränderten Ausbildung von Ingenieuren und Architekten, aktuelle Diskurse um BIM und Virtuelles Engineering bis zu den zunehmend wichtigeren Themen BIM und die Hersteller (das zeigte auch die BAU überdeutlich) sowie BIM und das Bau-, besonders auch Vergaberecht.

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Fenster, Türen und Tore

Europäisch geprüftes und klassifiziertes Stapeltor Das Europäische Amtsblatt veröffentlichte kürzlich die euro­ päische Produktnorm Feuer und Rauch EN 16034 und den 1.11.2016 als Beginn der Koexistenzperiode. Diese wurde auf die Dauer von drei Jahren festgesetzt. Seit dem 1.11.2016 ist somit das Inverkehrbringen von europäisch geprüften und klassifizierten Produkten möglich. In der dreijährigen Periode können die Hersteller von ­Feuerschutzabschlüssen und Rauchschutzabschlüssen in Deutschland als Verwendbarkeitsnachweis nach wie vor eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt), ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP) einer PÜZ-Stelle oder eine durch die oberste Baubehörde ausgestellte Zustimmung im Einzelfall (ZiE) in Verbindung mit einem Kennzeichnungsschild inklusive Ü-Zeichen verwenden. Alternativ können die Hersteller seit dem 1.11.2016 auch europäisch klassifizierte Feuerschutzabschluss-Tore vertreiben. Die Produkte werden mit einer Leistungserklärung des Herstellers inklusive CE-Zeichen als Verwendbarkeitsnachweis ausgeliefert. Somit sind vom 1.11.2016 bis zum 31.10.2019 die oben genannten Verfahren gleichgestellt. Ab dem 1.11.2019 ist nur noch der Vertrieb von europäisch klassifizierten Feuer- und Rauchschutzabschlüssen möglich. Mit Beginn der Koexistenzperiode ließ die Firma Jansen das Stapeltor HERO EI290C2Sa erfolgreich gemäß den europäischen Anforderungen als feuerbeständiges, dichtund selbstschließendes Tor bei der MPA Braunschweig prüfen. Jansen ist somit der erste Hersteller, der ein Brandschutztor für den europäischen Markt klassifizieren ließ. Das Stapeltor HERO ist die ideale Torlösung für Einbausituationen mit einer geringen Sturzhöhe, Bautiefe und einem geringen Seitenplatz, da die Torsektionen während des Öffnungsvorganges einzeln verfahren und platzsparend am Sturz abgestapelt werden. Das Torblatt wird aus 62 mm dicken Einzelelementen mit beidseitig aufgesetzten Schlagleisten und Fingerklemm-

Bild 2.  Jansen Brandschutz-Stapeltor HERO

Bild 3.  Die Torsektionen werden während des Öffnungsvorganges einzeln verfahren und platzsparend am Sturz abgestapelt (Fotos: Jansen)

schutz gefertigt. Die Oberfläche ist aus verzinktem 0,75 mm dicken Stahlblech. Eine Niedrigsturzumlenkung ist ab ­einer Mindeststurzhöhe von 740 mm möglich. Zum Betrieb der Toranlage wird ein speziell aufeinander abgestimmtes, bauaufsichtlich zugelassenes Antriebsund Steuerungssystem (mikroprozessorgesteuerte Feststellanlage) eingesetzt. Durch diverse, frei einstellbare Parameter an der Steuerung lässt sich das Stapeltor HERO wie eine Standard-Industrietoranlage betreiben. Die Batteriepufferung gewährleistet auch bei bauseitigem Stromausfall, dass die Toranlage für mindestens vier Stunden in vorhandener Stellung gehalten wird. Die Brandfallsteuerung und sämtliche Sicherheitseinrichtungen sind dabei weiterhin aktiv. Mithilfe potenzialfreier Kontakte ist eine Abfrage über den Betriebszustand des Tores möglich. Die Aufschaltung einer bauseitigen Brandmeldeanlage ist durch vorhandene Schnittstellen realisierbar. Weitere Informationen:

Bild 1.  Das Brandschutz-Stapeltor: HERO als ideale Torlösung für Einbausituationen mit einem geringen Seitenplatz

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Jansen Brandschutz GmbH & Co. KG Am Wattberg 51, 26903 Surwold Tel (04965) 8988-0, Fax (04965) 8988-88 info@jansentore.com, www.jansentore.com

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Fenster, Türen und Tore

Inkrafttreten der Brandschutznorm EN 16034 mit Einschränkungen Die Produktnorm EN 16034 „Fenster, Türen und Tore – mit Feuer und/oder Rauchschutzeigenschaften“ wurde mit der Veröffent­ lichung des europäischen Amtsblatts vom 28.10.2016 harmonisiert und ist seit dem 01.11.2016 gültig. Seitdem können die entsprechenden Produkte mit einer CE-Kennzeichnung versehen werden. Die Koexistenzphase ist ebenfalls seit dem 01.11.2016 wirksam und bis zum 01.11.2019 festgelegt. Für Architekten, Hersteller und Verarbeiter bedeutet dies, dass in zukünftigen Ausschreibungen für Türen und Tore die EN 16034 gefordert werden kann. Für die Erstellung der CE-Kennzeichnung sowie der Leistungserklärung ist das von der NPZ ausgestellte „Zertifikat zur Bescheinigung der Leistungsbeständigkeit“ Voraussetzung. Die nationalen Zertifizierungsverfahren von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen werden von der europäischen Produktnorm abgelöst. Allerdings ist die Europäische Produktnorm nicht als isoliert anwendbare Norm zugelassen, sondern nur in Verbindung mit den jeweiligen Produktnormen für Fenster und Außentüren (EN 14351-1) und Tore (EN 13241). Dadurch entstehen temporär einige Einschränkungen bezüglich der Normanwendung, da die Produktnormen für Innentüren (EN 14351-2) und Automatische Türen (EN 16361) noch nicht im Amtsblatt gelistet und somit nicht für die Kombination mit der EN 16034 verfügbar sind. Dies hat zur Folge, dass seit dem 1.11.2016 Hersteller von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen vorerst nur einen Teil ihrer Produkte als harmonisierte, CE-gekennzeichnete Produkte europaweit handeln können. Sobald die fehlenden Normen gelistet sind, wird die Anwendung der EN 16034 entsprechend erweitert. Für Architekten, Hersteller und Verarbeiter bedeutet das, dass Ausschreibungen und Angebote in den bereits gültigen Bereichen nach der EN 16034 und nach Ergänzung der fehlenden Produktnormen in allen Produktbereichen erfolgen können. Nach der dreijährigen Koexistenzphase von CE- und nationaler Kennzeichnung ab dem 1.11.2019 müssen diese dann zwingend erfolgen. Dabei ist wichtig, dass beide Verfahren baurechtlich gleichwertig zu bewerten sind und die gleiche Zukunftssicherheit hinsichtlich des Bestandschutzes eines Gebäudes gewährleisten. Reinhard Schröders, Geschäftsführer der System Schröders® Entwicklung und Beratung GmbH und Mitglied di-

Unter dem Namen System Schröders entwickelt die Theo Schröders Entwicklung und Beratung GmbH hochwertige ­Sicherheitstüren für Feuer- und Brandschutz, Rauch-, Einbruchund Schallschutz; die Fertigung erfolgt über Lizenznehmer (Foto: Hodapp GmbH & Co. KG)

verser nationaler und europäischer Normungsausschüsse für Feuerschutz- und Rauchschutzabschlüsse, hat eine Erklärung für die Terminverschiebung und die Anwendungseinschränkung: „Die von der Europäischen Kommission als notwendig erachteten Änderungen und Anpassungen anderer Produktnormen für Innen- und Außentüren, Tore und Automatiktüren, die teilweise bereits für die erste Terminverschiebung verantwortlich waren, haben mehr Zeit in Anspruch genommen, als geplant. Sobald außerdem die noch fehlenden zu kombinierenden Produktnormen im Amtsblatt gelistet werden, wird der Anwendungsbereich der EN 16034 dementsprechend erweitert und Fertigungsunternehmen können im vollen Umfang produzieren.“

Hoher Prüf- und Zertifizierungsaufwand für deutsche Fertigungsbetriebe „Obwohl es die dreijährige Koexistenzphase gibt, müssen deutsche Fertigungsbetriebe sehr kurzfristig ihre Produkte

Tabelle.  Gegenüberstellung nationale und europäische Klassifizierung

Deutsche Klassifizierung (möglich bis 31. 10. 2019)

Europäische Klassifizierung (möglich, seit 1. 11. 2016, verbindlich ab 1. 11. 2019)

Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) oder allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP) mit Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen)

CE-Zeichen Leistungserklärung des Herstellers Klassifizierungsbericht

Tür T30 (feuerhemmend)

EI2 30-C5-Sa

Tür T60 (hoch feuerhemmend)

EI2 60-C5-Sa

Tür T90 (feuerbeständig)

EI2 90-C5-Sa

Tür RS (rauchdicht)

S200-C5

Tür T30-RS

EI2 30-C5-S200

Tür T60-RS

EI2 60-C5-S200

Tür T90 RS

EI2 90-C5-S200

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Fenster, Türen und Tore

und Produktfamilien für eine CE-Kennzeichnung fit machen“, erklärt Reinhard Schröders. „Es ist zu erwarten, dass Industrieunternehmen, die Großserien fertigen, eher die Vorteile sehen, die sich durch ihre neuen vereinfachten Exportchancen auf dem europäischen Markt eröffnen. Auf die kleineren Betriebe kommt jedoch vor dem Hintergrund, dass auch andere Leistungseigenschaften, wie Einbruch-, Schallschutz oder Luftdichtigkeit europäischen Normen unterliegen, ein sehr hoher Prüf- und Zertifizierungsaufwand zu. Die Hürde der Anforderungen ist durch die EN 16034 ganz klar gewachsen“, so der Brandschutzexperte.

Lizenzpartner profitieren von Fach- und Prüfkompetenz System Schröders® entwickelt seit 40 Jahren Feuerschutzabschlüsse. Die Fertigung der Türen erfolgt über Lizenzpartner in Deutschland, im europäischen Ausland und in Asien. Als Lizenzgeber übernimmt das Unternehmen den mit Neuprüfungen verbundenen Aufwand vollständig und führt die gesamte Abwicklung und Kommunikation mit der zuständigen notifizierten Produktzertifizierungsstelle (NPZ-Stelle). „Der Lizenznehmer schließt mit der NPZStelle einen Zertifizierungsvertrag, der die Auditierung sei-

ner Fertigung einschließt, und hat ansonsten keinen weiteren Aufwand für Prüfungen und Zertifizierungen gemäß der Produktnorm“, so Reinhard Schröders.

Neues Produktprogramm bald verfügbar System Schröders® ist auf die europäische Produktnorm vorbereitet. Das Entwicklungsunternehmen prüft bereits seit vielen Jahren nach den europäischen Normen und plant, noch im Laufe der dreijährigen Koexistenzphase sukzessive mit einem neuen, umfassenden Produktprogramm von Stahl-Feuer- und Rauchschutzabschlüssen mit CEKennzeichnung auf den Markt zu kommen. Lizenznehmern stehen somit Produkte zur Verfügung, die alle erforderlichen Kriterien der EN 16034 erfüllen und die Zukunftsfähigkeit im sich derzeit stark verändernden europäischen Markt für Feuer- und Rauchschutztüren sichern. Weitere Informationen:

System Schröders® Entwicklung und Beratung GmbH Ulrich Schröders, Geschäftsführer Gerhard-Welter-Straße 7, 41812 Erkelenz Tel. (02431) 80 84-0, Fax (02431) 80 84 20 info@system-schroeders.de, www.system-schroeders.de

Brandschutztüren für das Klinikum am Gesundbrunnen Rund 440 Brandschutztüren von RP Technik wurden im Neubau Klinikum am Gesundbrunnen der SLK-Kliniken Heilbronn verbaut. Die Türen wurden mit modernster Türautomation ausgestattet und verfügen teilweise über eine Drehtürautomatik und Fluchttürterminals. Die SLK-Kliniken Heilbronn GmbH sind der größte Gesundheitsdienstleister in der Region und behandeln jährlich über 70.000 Patienten stationär. Zu dem Krankenhausverbund gehören vier Krankenhäuser in Heilbronn, Bad Friedrichshall, Möckmühl und Brackenheim. Um dauerhaft eine ausgezeichnete Gesundheitsversorgung, zu gewährleisten investieren die SLK-Kliniken regelmäßig in die medizintechnische Ausstattung sowie die bauliche Entwicklung ihrer Standorte. So wurden u. a. in Heilbronn seit Anfang 2012 der Neubau und die Modernisierung des Klinikums am Gesundbrunnen, im 1. Bauabschnitt, umgesetzt. Im Neubau des Klinikums am Gesundbrunnen wurden durch den ausführenden Betrieb, das Metallbauunternehmen FW Glashaus, 440 Brandschutztüren des Systems RPISO-hermetic 70 FP mit den Klassifizierungen T30 und T90 verbaut. Die Zahl hinter dem T gibt die Dauer in Minuten an, für welche die Brandschutztür im Falle eines Brandes den Durchtritt des Feuers und der Temperatur verhindert. Das Brandschutzsystem RP-ISO-hermetic 70 FP zeichnet sich durch seine besonders wirtschaftliche und einfache sowie modulare Verarbeitung aus. So können die verschiedenen Feuerwiderstandsklassen, in diesem Falle T30 und T90, mit ein und demselben Profil realisiert werden und durch Einsatz des entsprechenden Isolators auf die gewünschte Feuerwiderstandsklasse optimiert werden. Der Metallbaubetrieb FW Glashaus aus Bornheim bei Landau existiert seit 1985 und beschäftigt aktuell 26 Mitar-

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Brandschutztür RP-ISO-hermetic 70 FP im Klinikum Heilbronn (Foto: RP Technik)

beiter und ist ein enger Partner der RP Technik. Der Großauftrag für die SLK-Kliniken stellte eine große Herausforderung für den mittelständischen Betrieb dar und das nicht nur im Hinblick auf den engen Zeitplan zur Fertigstellung der Türelemente. So wurden fünf Mitarbeiter durchgängig für die Arbeiten am Klinikum Heilbronn abgestellt. Für die termin- und bedarfsgerechte Belieferung des MetallbauTeams sorgte die hervorragende Logistik des Herstellers. Weitere Informationen: RP Technik GmbH Profilsysteme Edisonstraße 4, 59199 Bönen Tel. (02383) 91 49-0, Fax (0) 2383 91 49-222 info@rp-technik.com, www.rp-technik.com

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Farben / Beschichtungen

Volker Thewes

Farben für langlebigen Brandschutz Brandschutzbeschichtungen sind Sicherheitsfarben mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Aufgrund ihrer Sicherheitsrelevanz unterliegen sie einem aufwendigen Zulassungsverfahren. Im Zuge der Europäischen Harmonisierung haben sich für ihre Anwendung neue Dimensionen erschlossen, aber nicht alle Prüfrichtlinien werden den Eigenschaften dieser Spezialfarben ausreichend gerecht. Für öffentliche Hochbauprojekte fordern die Landesbauordnungen (LBO) Maßnahmen des vorbeugenden baulichen Brandschutzes. Brandschutzkonzepte für diese Bauten setzen dabei immer häufiger auf Brandschutzbeschichtungen als attraktive Alternative zu anderen Lösungen. Für Architekten und Ingenieure bieten sie die Möglichkeit, architektonische Ästhetik mit den Sicherheitsansprüchen des Brandschutzes in Einklang zu bringen (Bilder 1 und 2). Brandschutzbeschichtungen sind Anstrichmaterialien, die sich in ihrer Oberflächenoptik und auch bei der Verarbeitung nicht wesentlich von anderen Farbanstrichen unterscheiden (Bilder 3 und 4). Sie werden wie diese mit Pinsel, Rolle oder Airless-Spritzgerät aufgetragen. Ein farbig getönter Decklack kann zusätzlich gestalterische Akzente setzen. Brandschutzbeschichtungen schützen im Brandfall

Bild 2.  Filigrane Stahlkonstruktion im Timmerhuis, Antwerpen (Foto: Rudolf Hensel GmbH/Niels van Empel)

Bild 1.  Filigrane Stahlkonstruktion im Unilever-Haus, Hafen-City Hamburg (Foto: Rudolf Hensel GmbH/Cordelia Ewert)

Bild 3.  Oberflächenbeschichtungen im Bildungszentrum Bestehornpark, Aschers­ leben (Foto: Rudolf Hensel GmbH/Roland Halbe)

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Stahl- und auch Holzkonstruktionen vor dem konstruktiven Versagen, ebenso Kabel und Kabeltrassen vor Entzündung und Funktionsverlust. In Kombination mit einem Brandschutzspachtel kommen sie zudem bei der Erstellung von Wand- und Deckenabschottungen zum Einsatz.

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Farben / Beschichtungen

Unsere smarten Brandschutzklappen

Bild 4.  Oberfläche mit Nieten, Detail Ostbahnhof, Berlin

Wirkungsweise von Brandschutzbeschichtungen Brandschutzbeschichtungssysteme werden nach Art ihrer chemischen Reaktion im Falle eines Brandes als dämmschichtbildende Materialien oder als Ablationsprodukte bezeichnet. Die sogenannten Dämmschichtbildner formen sich schon bei Temperaturen ab 200 °C in einem durch die Hitze ausgelösten chemischen Prozess zu einem stabilen Kohlenstoffschaum um. Zunächst beginnt das Bindemittel oberflächlich zu erweichen. Es wird dann durch Gase, die von einem Treibmittel ausgehen, zu einem Schaum aufgebläht. Mit steigender Temperatur wird ein schaumstabilisierender Stoff wirksam und es entsteht eine thermisch weitgehend stabile Schaumschicht. Dieser Schaum schützt die darunter liegenden Materialien für einen in den Produktzulassungen definierten Zeitraum. Bei flächiger Anwendung, z. B. bei Stahlprofilen, stehen die thermische Isolierung und die Kühlung der Bauteile und damit ihr Funktionserhalt im Vordergrund ihrer Wirksamkeit. Bei Brandschutzfugen und Abschottungen dient der Schaum dazu, Flammen, heißen Gasen und vor allem Rauch den Durchtritt zu verwehren. In Brandschutzbeschichtungen mit einer ablativen Reaktion auf Hitzeeinwirkung findet dagegen ein endothermer Prozess statt, indem sie verdampfen, sublimieren oder schmelzen. Dadurch werden die beschichteten Materialien gekühlt. Außerdem können aus den Beschichtungen Substanzen abgegeben werden, die zusätzlich eine flammhemmende Wirkung haben. Nach Abschluss der chemischen und physikalischen Prozesse bleibt ein poröses, anorganisches, nicht brennbares, zusammengesintertes Gerüst übrig, das zusätzlich thermisch isolierend wirkt.

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Zulassungsverfahren für Brandschutzbeschichtungen Aufgrund ihrer Sicherheitsrelevanz unterliegen Brandschutzbeschichtungen einem aufwendigen Marktzulassungsverfahren, wobei sich die Erteilung der Zulassung auf erfolgreich absolvierte Materialprüfungen im Großbrandversuch stützt. Ein aufwendiges System der Eigen- und

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Farben / Beschichtungen

Fremdüberwachung durch ein unabhängiges Institut garantiert die Leistungsfähigkeit der Produkte. Die Prüfbrandöfen werden nach der Einheitstemperatur-Zeitkurve (ETK) befeuert. Bei Erreichen der kritischen Temperatur an den Thermoelementen der Prüfkörper wird dem geprüften Beschichtungssystem mit der für den Test applizierten Trockenschichtdicke die erreichte Zeit als Feuerwiderstandsdauer attestiert und daraufhin die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) erteilt. Die Prüfrichtlinien und Zulassungsgrundsätze richteten sich früher ausschließlich nach nationalen Normen; in Deutschland u. a. nach der DIN 4102. Bei Brandschutzbeschichtungssystemen für Stahl beschränkten sich in diesem Verfahren die prüfbaren Profilarten auf eine begrenzte Anzahl mit einem Profilbeiwert bis zu 300 m–1. Das Brandverhalten wurde lediglich bei einer kritischen Bemessungstemperatur von 500 °C betrachtet. Die Prüfungen von Brandschutzbeschichtungen nach Europäischer Norm 13381-8 und – seit Inkrafttreten der Europäischen Bauproduktenverordnung – die Klassifizierung in European Technical Assessments (ETA) bieten nun fast uneingeschränkte Möglichkeiten, attraktive, filigranere und vielfältigere Stahlbauteile als architektonisches Element sichtbar zu lassen und gleichzeitig den Anforderungen des passiven baulichen Brandschutzes zu entsprechen. Denn die europäische Prüfrichtlinie schreibt ein wesentlich differenzierteres Verfahren vor als die Zulassungsgrundsätze des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) vorgaben. So werden die Materialprüfungen zwar auch nach der ETK gefahren, es ist aber eine Vielzahl von Stahlprofilen prüfbar. Während einer Prüfung werden die Ergebnisse bei Bemessungstemperaturen von 350 bis 750 °C und über verschiedene Feuerwiderstandsdauern festgehalten. Außerdem werden Formstabilität und Haftvermögen sowie die thermischen Eigenschaften des geprüften Brandschutzbeschichtungssystems attestiert. Kleiner dimensionierte Stahlprofile, geringere Auftragsmengen und, daraus folgend, weniger Arbeitsgänge bringen Materialkosten- und Zeitersparnis, auch durch die Beschleunigung des Baufortschrittes. Die vorteilhaftere Kostensituation macht Brandschutzbeschichtungen selbst für Stahlkonstruktionen wirtschaftlich, die nicht aus architektonischen Gründen zwingend sichtbar bleiben sollen. Bei all diesen positiven Aspekten ist der Wegfall der Fremd­ überwachung im Rahmen der europäischen Harmonisierung jedoch eine bedauerliche Tatsache. Aufgrund der hohen Qualitätsstandards dürfen Brandschutzbeschichtungsstoffe nur von Fachkräften verarbeitet werden, die mit der Wirkungsweise und der Verarbeitung des reaktiven Brandschutzsystems durch den jeweiligen Hersteller in intensiver Schulung vertraut gemacht worden sind.

Lebensdauer von Brandschutzbeschichtungen In der jüngeren Vergangenheit wurde vermehrt die Frage nach der Dauer des Funktionserhalts, also nach der Lebensdauer von Brandschutzbeschichtungen im Vergleich zu anderen Maßnahmen des passiven baulichen Brandschutzes gestellt. National wurde in Deutschland der Nachweis der Dauerhaftigkeit an real bewitterten Probekörpern durch-

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geführt. „Zum Nachweis, dass die Eigenschaften des reaktiven Brandschutzsystems durch Alterung nicht beeinträchtigt werden, sind Alterungsprüfungen gemäß Abschnitt 2.1.2 an Proben die 2, 5 und 10 Jahre ausgelagert wurden, durchzuführen. Die Ergebnisse dürfen von den bei den Zulassungsprüfungen festgestellten Werten nicht wesentlich abweichen. Bei wesentlichen Abweichungen kann die Zulassung widerrufen werden.“ [1] Mit einem positiven Nachweis wird somit die Mindestlebensdauer einer reaktiven Brandschutzbeschichtung definiert, ohne dass damit Aussagen über deren maximale Lebensdauer verbunden sind. Im Gegensatz zum nationalen Verfahren werden im europäischen Zulassungssystem keine realen Bewitterungen an Probekörpern durchgeführt, sondern es wird eine unter definierten und kontrollierten Bedingungen beschleunigte Kurzzeitbewitterung verwendet, die einen Nutzungszeitraum von mindestens 10 Jahren simulieren soll. Nach europäischer Norm ETAG-018-2:2011 werden die verschiedenen Bewitterungsanforderungen in vier Klassen unterteilt (s. Tabelle 1). Die in Tabelle 1 dargestellten Prüfungen limitieren die Nutzungsdauer ebenfalls nicht auf 10 Jahre, sondern bestätigen lediglich wiederum eine Lebensdauer von mindestens 10 Jahren, so dass streng genommen durch die Anwendung europäischer Zulassungen (ETA) keine neue Situation entstanden ist. Gleichwohl weisen die ETAs zum Thema Lebensdauer nachfolgenden Passus auf: „Die Bestimmungen in dieser ETA beruhen auf einer angenommen Nutzungsdauer der Beschichtung von 10 Jahren unter der Voraussetzung, dass die Beschichtung in angebrachter Art und Weise verwendet und unterhalten wird. Die Angaben über die vorgesehene Nutzungsdauer können nicht als Herstellergarantie ausgelegt werden, sondern sind lediglich Hilfsmittel zur Auswahl der richtigen Produkte angesichts der erwarteten, wirtschaftlich angemessenen Nutzungsdauer des Bauwerks zu betrachten.“ [2] Vor allem die unglückliche Verknüpfung der Termini „Nutzungsdauer“ und „Herstellergarantie“ führen zur Verunsicherung von Prüfingenieuren und der mit Abnahmeaufgaben betrauten Institutionen. Als erstes muss festgehalten werden, dass eine bauaufsichtliche Zulassung rein rechtlich keine Herstellergarantie ist, sondern eine Bescheinigung über das offiziell geprüfte Leistungsspektrum eines Brandschutzproduktes. Prüfingenieure prüfen und bestätigen, dass die Anforderungen der LBO an die Statik und den Brandschutz erfüllt sind. Da die geforderte Lebensdauer von Bauwerken i. d. R. größer als 10 Jahre ist, bestehen auf Seiten der Prüf­ Tabelle 1.  Anforderungen an die Bewitterung nach ETAG 018-2:2011

Klasse

Typ

Min/Max-Temperatur und RH

Dauer (Tage)

Innen

Z1

5 – 40 °C / 50 – 80 %

21

Innen mit hoher Luftfeuchtigkeit

Z2

23 – 40 °C / 50 – 100 %

21

Halbexponiert

Y

–20 – 70 °C / 0 – 95 %

14

Außen/sämtliche Bedingungen

X

UV 50 °C / <15 % + 25 °C/ Beregnung + Typ Y Belastung

28 + 14

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Farben / Beschichtungen Tabelle 2.  Beispiel: HENSOTHERM® 420 KS – ETA 12/0050 Vergleich zwischen HENSOTHERM® 420 KS ohne Bewitterung und HENSOTHERM® 420 KS mit 3 × Z2 Belastung nach Brandprüfung ETAG 018-02 – Annex A

test

dft primer HENSOGRUND 1966E [mm]

Reference EN fire test Cat. Z2 – three times + EN fire test

Fire Resistant Time till T = 500 °C [min]

Fire Resistant Time till T = 500 °C [min] @ave dft IC = 965 mm

none

60,1

60,7

none

61,2

60,6

IC

dft HENSOTHERM® 420 KS [mm]

top coat

65

420 KS

955

57

420 KS

974

ingenieure rechtliche Bedenken bezüglich des langfristigen Brandschutzes, wenn die Nutzungsdauer des Brandschutzproduktes in der Zulassung mit nur 10 Jahren angegeben wird. Ziel der Industrie ist es, die aufgekommenen Bedenken und Unsicherheiten auszuräumen. Die folgenden Ansätze sollen dazu beitragen: 1. Nachweis über längere Lebensdauern Die europäischen Richtlinien eröffnen den Herstellern die Möglichkeit, einen Nachweis über längere Lebensdauern zu führen. „Eine Lebensdauer von 25 Jahren darf nur angenommen werden, wenn der Antragsteller zusätzlich zu den vor-

genannten für die Prüfungen durch die Zulassungsstelle erforderlichen Nachweisen ausreichend dokumentierte Nachweise für den Einsatz des reaktiven Beschichtungssystems über einen Zeitraum von 25 Jahren unter den in Abschnitt 2.2.2 verlangten Umweltbedingungen vorlegen kann.“ [3] Die Rudolf Hensel GmbH beispielsweise hat inzwischen für alle ihre europäisch zugelassenen Brandschutzbeschichtungen im Anwendungsbereich Z2 (trockener Innenbereich) eine anzunehmende Lebensdauer von 25 Jahren im Rahmen eines abgestimmten Prüfverfahrens – durch­ geführt in einem akkreditierten Prüfinstitut – offiziell nachgewiesen (s. Tabelle 2 und Bild 5).

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ven Brandschutzbeschichtungen für alle mit Abnahmeaufgaben betrauten Institutionen möglich sein.

Bewitterungsstabilität dämmschichtbildender Brandschutzbeschichtungen (DSB)

Bild 5.  Vergleichende Brandprüfung Produktvergleich unbewittert/bewittert (Fotos 4 und 5: Rudolf Hensel GmbH)

2. Leistungserklärungen Bauprodukte, die von einer harmonisierten Norm erfasst sind oder für die eine Europäisch Technische Bewertung erteilt wurde, müssen eine CE-Kennzeichnung und eine Leistungserklärung haben. Eine Leistungserklärung beschreibt die Leistung eines Bauproduktes in Bezug auf die wesentlichen Merkmale in Übereinstimmung mit der zugrundeliegenden harmonisierten technischen Spezifikation bzw. Prüfnorm. Damit erklärt der Hersteller eigenverantwortlich, dass die von ihm in den Verkehr gebrachten Bauprodukte den einschlägigen EU-Vorschriften entsprechen. Mit der Erstellung der Leistungserklärung übernimmt der Hersteller die Verantwortung für die Konformität des Bauprodukts mit der erklärten Leistung. Die Bestätigung einer verlängerten Lebensdauer von 25 Jahren erfolgt somit auch im Rahmen der vom Hersteller zu erstellenden Leistungserklärung. 3. Herstellergarantie Zusätzlich zu dem unter Punkt 1 möglichen Nachweisverfahren steht es jedem Hersteller frei, die Lebensdauer seiner Produkte in Form einer Herstellergarantie zu bestätigen. Die Rudolf Hensel GmbH stellt seit über 30 Jahren Stahlbrandschutzbeschichtungen her und verkauft diese mit Zulassung seit Anfang 1982. Auf Basis der Erfahrungen aus den seitdem vergangenen Jahrzehnten mit der Entwicklung, der Herstellung und der Anwendung wird die brandschützende Funktion der HENSOTHERM® Brandschutzbeschichtungen bei Anwendung im trockenen Innenbereich definiert als Z2 nach ETAG 018-2 für 30 Jahre garantiert. Auf Basis der zuvor genannten Dokumentationen sollte ein ausreichend und rechtlich sicherer Nachweis für eine verlängerte anzunehmende Lebensdauer von reakti-

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Am Beginn der Entwicklung von leistungsfähigen Brandschutzbeschichtungen in den 1970er-Jahren konnte lediglich die Anwendung im Innenbereich formuliert werden. Dieses lag in erster Linie an den zur Verfügung stehenden Rohstoffen. Generell war damals die Formulierung eines wässerigen Anstrichstoffes für den Außenbereich nicht denkbar. Vor allem in den vergangenen 15 Jahren wurden in der Entwicklung von Rohstoffen erhebliche Fortschritte erzielt. Hatte ein für das Aufschäumverhalten des DSB wichtiger Rohstoff früher einen wasserlöslichen Anteil von 4,5 Gew.-%, so stehen heute Ammonium-Polyphosphate mit einem wasserlöslichen Anteil von nur noch 0,01 Gew.-% zur Verfügung. In der Kombination mit hochwertigen Bindemitteln auf Basis von Co- oder Terpolymerisaten können inzwischen wässerige DSB formuliert werden, die die Anforderungen nach ETAG 018-2 an die Bewitterungsklassen Y und X ohne zusätzliche Applikation eines Decklacks erfüllen. Wenn also nach dem heutigen Stand der Technik wässerige 1-komponentige DSB die Anforderungen für mindestens 10 Jahre im überdachten Außenbereich (Bewitterungsklasse Y) ohne Decklack überstehen, dann wird dieselbe Beschichtung im Innenbereich eine deutlich längere Schutz- bzw. Lebensdauer aufweisen. Die Zukunft wird zeigen, ob die Diskussion mit den akkreditierten Prüfämtern zu neuen Testszenarien führt oder ob verlängerte Prüfzyklen in allen Bewitterungskategorien den Nachweis von Lebensdauern über 10 Jahre hinaus ermöglichen.

Fazit Brandschutzbeschichtungen gewinnen im Spektrum der möglichen Maßnahmen des vorbeugenden baulichen Brandschutzes immer mehr an Bedeutung. Ihre Sicherheitsperformance wird durch ein aufwendiges Materialprüfungs- und Zulassungsverfahren gesichert. Die Lebensdauer von Brandschutzbeschichtungen, so zeigen die Erfahrungen aus den vergangenen Jahrzehnten, liegt weit über 10 Jahren und eine anzunehmende Lebensdauer von 25 Jahren kann im Rahmen eines abgestimmten Prüfverfahrens bei einem akkreditierten Prüfinstitut nachgewiesen werden. Literatur [1] abZ Z-19.11.1794 HENSOTHERM® 3 KS F90 INNEN [2] ETA-11/0456 HENSOTHERM® 310 KS [3] ETAG 018-2:2011 (Absatz 2.2.2)

Weitere Informationen: Rudolf Hensel GmbH Volker Thewes Lauenburger Landstraße 11, 21039 Börnsen Tel. (040) 72 10 62 19, Fax (040) 72 10 62 52 v.thewes@rudolf-hensel.de, www.rudolf-hensel.de

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Dustin Häßler   Sascha Hothan ■

Aktuelle Entwicklungen zur Anwendung reaktiver Brandschutzsysteme auf filigranen Stahlzuggliedern Im Stahlbau wird die feuerwiderstandserhöhende Wirkung reaktiver Brandschutzsysteme (RBS) bereits seit Jahrzehnten erfolgreich und mit stetig wachsender Nachfrage genutzt. Mehrjährige Forschungen an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) haben dazu geführt, dass in Deutschland eine zulassungsbasierte Anwendung reaktiver Brandschutz­ systeme auf Stahlzuggliedern mit Vollprofil möglich ist. Im Brandfall verlieren ungeschützte Stahlkonstruktionen aufgrund der schnellen Erwärmung und des damit verbundenen Festigkeitsverlustes relativ früh ihre Tragfähigkeit. Eine einfache Möglichkeit, die Feuerwiderstandsdauer von Stahlbauteilen zu verbessern, ist die Applikation von RBS. Die feuerwiderstandserhöhende Wirkung dieser Systeme wird bereits seit Jahrzehnten erfolgreich und mit stetig wachsender Nachfrage genutzt. RBS eignen sich aufgrund der erforderlichen geringen Beschichtungsdicken besonders dann, wenn aus architektonischen Gründen die Optik der Konstruktion im Wesentlichen erhalten bleiben soll oder andere Brandschutzbekleidungen – z. B. aus Platzgründen – nicht ausführbar sind. Das Wirkprinzip der Brandschutzbeschichtung besteht darin, unter Brandbeanspruchung aufzuschäumen und eine thermische Schutzschicht um das Bauteil auszubilden. Die Erwärmung des Bauteils wird dadurch signifikant verlangsamt. Die mit zunehmender Temperatur einsetzende Festigkeitsabnahme des Stahls wird verzögert und die Tragfähigkeit des Stahlbauteils bleibt länger erhalten.

Einsatz reaktiver Brandschutzsysteme auf Stahlzuggliedern mit Vollprofil Da RBS nicht geregelte Bauprodukte sind, wird deren Anwendung mittels allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassungen (abZ) oder europäisch technischer Bewertungen (ETB bzw.

ETA) geregelt. Für die Erteilung einer Zulassung auf zugbeanspruchten Vollprofilen lagen bisher nur unzureichende Kenntnisse zum Verhalten dieser Systeme vor [9]. Darüber hinaus fehlten einheitliche Regelungen und Verfahren zur Prüfung und Bewertung von Stahlzuggliedern mit RBS. Bisher waren deshalb Zustimmungen im Einzelfall (ZiE) erforderlich [13]. Nachteil dabei ist die projektbezogene Gültigkeit und der vergleichsweise hohe Kosten- und Zeitaufwand. Um eine zulassungsbasierte Anwendung von RBS auf Stahlzuggliedern mit Vollprofil zu ermöglichen, wurde vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) ein Forschungsvorhaben gefördert. Im Rahmen dieses von der BAM durchgeführten Projektes [8] sowie einer daraus entstandenen und seitens der Leibniz Universität Hannover betreuten Dissertation [5] wurden zahlreiche Brandversuche im Realmaßstab, Materialuntersuchungen des verwendeten Blankstahls [7] sowie numerischen Simulationen durchgeführt. Im Fokus der Untersuchungen standen fili­ grane Kreisvollprofile. Anhand des Aufschäum- und Rissverhaltens sowie der thermischen Schutzwirkung des RBS wurden die maßgebenden Versagensmechanismen identifiziert. Darüber hinaus konnte der Einfluss der Profilgeometrie, der Trockenschichtdicke der Beschichtung, der Höhe der aufgebrachten Zugbeanspruchung sowie die räumliche Orientierung der Zugglieder auf die thermische Schutzwirkung der reaktiven Brandschutzbeschichtung bestimmt werden. Die Untersuchungen zeigen, dass eine Anwendung von RBS auf Stahlzuggliedern mit filigranem Vollprofil grundsätzlich möglich ist und sich dadurch die Feuer­ wi­ der­ standsdauer signifikant verbessern lässt (s. Bild). Aufgrund der erforderlichen dreidimensionalen Ausdehnungsrichtung beim Aufschäumen, d. h. in Dickenrichtung der Beschichtung sowie in Stabumfangs- und Stablängsrichtung des Bauteils, sind RBS auf kreisförmigen, zugbeanspruchten Stahl-

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Nationale Regelungen

Querschnitt eines Stahlzuggliedes mit reaktiver Brandschutzbeschichtung vor (oben) und nach (unten) der Brandprüfung (Bild: BAM)

profilen besonders beansprucht. Eine zuverlässige Beurteilung des Feuerwiderstandes von Stahlzuggliedern mit RBS ist daher ausschließlich anhand von Brandversuchen mit mechanischer Zugbeanspruchung möglich. Ferner ist diese Art der Prüfung am besten mit der realen Beanspruchung der am Bauwerk eingesetzten Zugglieder vergleichbar. Im Rahmen der Forschungsarbeiten [5] und [8] wurden Empfehlungen für die Prüfung von RBS auf Stahlzuggliedern erarbeitet. Ferner wurden Leistungskriterien zur Bestimmung der Tragfähigkeit entwickelt, anhand der sich Stahlzugglieder mit RBS in Feuerwiderstandsklassen einordnen lassen. Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen bilden die Grundlage für Zulassungsgrundsätze zur Erlangung einer abZ. Die Erweiterung des zulassungsbasierten Anwendungsbereiches für RBS wird damit ermöglicht. Die Erkenntnisse aus den Forschungsarbeiten, die bereits in zahlreichen Publi­ kationen veröffentlicht wurden [6], [7] und [9], sollen zudem Eingang in die CEN- [11] und ISO-Normung [12] finden.

Entwicklung von Empfehlungen und Normen Regelungen für die Prüfung und Bewertung von RBS auf Stahlbauteilen sind normativ in DIN EN 13381-8 [4] und für passive Brandschutzmaterialien in DIN EN 13381-4 [3] angegeben. Allerdings umfassen die Regelungen ausschließlich auf Biegung (z. B. Träger) oder auf Druck (z. B. Stützen) beanspruchte Stahlbauteile. Für Zugglieder existieren bisher keine normativen Vorgaben. Basierend auf den Forschungsarbeiten [5] und [8] wird auf nationaler Ebene seit 2011 daran gearbeitet, Regelungen für die Prüfung und Bewertung von RBS auf Stahlzuggliedern mit Vollprofil zu finden. Die Erkenntnisse aus der Forschung und den nationalen Regelungsansätzen werden in die CEN-Normung seit 2012 und parallel dazu in die ISO-Normung seit 2013 eingebracht. Die nachfolgenden Ausführungen fassen den derzeitigen Stand der Arbeiten kurz zusammen.

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Ausgehend von den Untersuchungen [5] und [8] wurde 2015 vom Normenausschuss Bauwesen (NA 005-52-02 AA) ein Vorschlag für ein Prüf- und Bewertungsverfahren für Stahlzugglieder mit reaktiver sowie passiver Brandschutzbekleidung erarbeitet [10]. Dem Vorschlag liegen die aus dem Forschungsbericht [8] abgeleiteten Empfehlungen für nationale Zulassungsverfahren (abZ) zugrunde, womit das Sicherheitsniveau in Deutschland festgelegt ist. An dem Prozess waren Vertreter der Bauaufsicht, von Prüfinstitutionen sowie der Industrie beteiligt. Das entwickelte Verfahren sieht vor, dass die Eignung der reaktiven oder passiven Brandschutzmaterialien anhand von Brandversuchen an mechanisch belasteten Stahlzuggliedern zu überprüfen ist. Anhand der Prüfungsergebnisse kann anschließend eine Einstufung der getesteten Bauteile in eine Feuerwiderstandsklasse erfolgen und eine Tabelle mit den erforderlichen Dicken der Brandschutzbekleidung erstellt werden. Als Neuerung werden bei der Auswertung der Brandversuche auch Kriterien zur Beurteilung der Bauteiltragfähigkeit im Brandfall herangezogen. Seitens des Tragwerksplaners ist dadurch lediglich die Standsicherheit der Gesamtkonstruktion infolge der auftretenden Verformungen des Zuggliedes für die beabsichtigte Feuerwiderstandsdauer nachzuweisen. Das neue Verfahren wurde bereits zur Prüfung und Bewertung des RBS „HENSOTHERM® 420 KS“ der Rudolf Hensel GmbH angewendet (s. Beitrag „Farben für langlebigen Brandschutz“ von Volker Thewes in diesem Heft). Als Ergebnis liegt seit 2015 eine abZ für eine Feuerwiderstandsdauer von bis zu 60 Minuten vor [1].

Europäische und internationale Normung Die bereits auf CEN-Ebene vorhandenen Normenteile zur Prüfung und Bewertung reaktiver [4] sowie passiver [3] Brandschutzmaterialien auf Stahlträgern und -stützen werden derzeit um einen weiteren Teil für Stahlzugglieder mit Vollprofil [11] ergänzt. Zum Prüfverfahren gibt es unter den Mitgliedsstaaten unterschiedliche Auffassungen. Diese lassen sich im Wesentlichen in drei verschiedene Prüf- und Bewertungsmethoden zusammenfassen. Ein Vorschlag zur Prüfung der Brandschutzmaterialien sieht vor, ausschließlich Brandversuche an unbelasteten Zuggliedern durchzuführen. Diese Herangehensweise stellt den vergleichsweise geringsten Prüf- und Kostenaufwand dar. Nachteilig ist jedoch, dass die mechanische Zugbeanspruchung des Bauteils, die in der Realität vorhanden ist und meist zu einer Verschlechterung der Haftfähigkeit der Brandschutzbekleidung führt, bei dieser Prüfmethode keine Beachtung findet. Im Gegensatz dazu schreiben das nationale Prüfverfahren nach DIN 4102-2 [2] sowie der vom Normenausschuss Bauwesen erstellte Prüfvorschlag vor, dass tragende Bauteile unter Last zu prüfen sind. Da bei Anwendung dieser Methode eine Reduzierung des nationalen Sicherheitsniveaus zu erwarten ist, lehnt Deutschland diese Verfahrensweise ab. Ein weiterer im Rahmen der Normungssitzungen diskutierter Vorschlag ist die Verwendung eines Korrekturfaktors zwischen mechanisch belasteten und unbelasteten Bauteilen. Ziel ist es, die anhand von unbelasteten Brandversuchen gewonnenen thermischen Daten (Stahltempera-

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turen) nachträglich anzupassen (zu erhöhen), um dadurch den negativen Einfluss der im Bauteil vorhandenen Zugbeanspruchung auf die Brandschutzbekleidung zu berücksichtigen. Die Korrektur erfolgt jedoch nicht anhand eines direkten Vergleichs von Brandversuchen an mechanisch belasteten und unbelasteten Stahlzuggliedern mit der entsprechenden Brandschutzbekleidung, sondern es werden die Korrekturfaktoren aus dem Beurteilungsverfahren nach [3] oder [4], d. h. aus Träger- sowie Stützenprüfungen, herangezogen. Genaue Angaben, welche Bauteilprofile für einen Vergleich zwischen Träger bzw. Stütze und Zugglied verwendet werden dürfen, sind im Normenentwurf nicht angegeben. Diese Methode bietet den Vorteil, dass bei vorhandener Bewertung nach [3] oder [4] lediglich unbelastete Brandprüfungen an Stahlzuggliedern erforderlich sind, um den Anwendungsbereich der Brandschutzmaterialien auf diese Bauteile zu erweitern. Allerdings fehlt eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung zur Anwend­ barkeit von Korrekturfaktoren aus Träger- oder Stützenprüfungen auf unbelastete Zugglieder. Im Untergurt von Trägern treten zwar wie bei Zuggliedern auch Zugspannungen und -dehnungen auf, jedoch bestehen erhebliche Zweifel daran, dass sich die an belasteten Trägern mit meist ebener Oberfläche bestimmten Korrekturfaktoren auf unbelastete Zugglieder mit i.  d. R. stark gekrümmter Oberfläche, z. B. Kreisvollprofile, an­ wenden lassen. Die Tatsache, dass der derzeitige Normenentwurf auch die Verwendung von Korrekturfaktoren aus belasteten Stützenprüfungen vorsieht, bei der nie eine Zugspannung oder -dehnung des Bauteils auftritt, zeigt die Inkonsistenz dieses Vorschlages. Aus den genannten Gründen vertritt Deutschland die Ansicht, dass diese Prüf- und Bewertungsmethode nur unter sehr engen Grenzen Anwendung finden kann. Beispielsweise sollte die Verwendung eines Korrekturfaktors aus Trägerprüfungen mit I-Profil nur möglich sein, wenn das Zugglied ebenfalls in horizontaler Bauteilorientierung eingesetzt wird und über eine ebene Bauteiloberfläche verfügt (z.  B. Rechteckprofil). Ferner sind Ergebnisse aus Stützenprüfungen nicht zur

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Korrektur der thermischen Daten von unbelasteten Zuggliedern zu verwenden. Ein weiterer Vorschlag sieht vor, Brandversuche mit mechanischer Beanspruchung für die Prüfung und Bewertung von Brandschutzmaterialien auf Stahlzuggliedern mit Vollprofil zuzulassen. Diese Herangehensweise stützt sich auf die Erkenntnisse aus den an der BAM durchgeführten Untersuchungen [5] und [8] sowie den vom Normenausschuss Bauwesen erarbeiteten Prüfvorschlag [10]. Darüber hinaus entsprechen Prüfungen nach dieser Methode dem nationalen Sicherheitsniveau in Deutschland. Um den Prüf- und Kostenaufwand in Grenzen zu halten, sieht das Verfahren ein stufenweises Prüfprogramm vor. Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Methoden liefert diese Art der Prüfung auch Ergebnisse zum mechanischen Bauteilverhalten der Zugglieder im Brandfall. Dadurch lässt sich die Feuerwiderstandsdauer der getesteten Zugglieder direkt und ohne einen zusätzlichen Nachweis der Tragfähigkeit angeben. Der derzeitige Normenentwurf [11] sieht für reaktive und passive Brandschutzmaterialien auf Stahlzuggliedern ein Prüf- und Bewertungsverfahren mit mechanisch belasteten Zuggliedern lediglich für seltene Ausnahmefälle vor. Ferner ist die Prüfung mechanisch belasteter Zugglieder nicht hinreichend beschrie­ ben. Mit Blick auf das in Deutschland in diesem Bereich bereits eta­ blierte Sicherheitsniveau stellt dies ein unbefriedigendes Ergebnis dar. Seitens des nationalen Normenausschusses wird daher versucht, in der nun anstehenden Kommentarphase verschiedene Prüfklassen mit unterschiedlich hohen Anforderungen in der Norm zu verankern. Dies würde es den einzelnen Mitgliedsstaaten ermöglichen, das Sicherheitsniveau selbst festzulegen bzw. aufrechtzuerhalten. Der auf ISO-Ebene diskutierte Normenvorschlag [12] zur Prüfung und Bewertung von reaktiven und passiven Brandschutzmaterialien auf Stahlzuggliedern mit Vollprofil ist an den europäischen Normenentwurf [11] angelehnt. Allerdings sieht der derzeitige Vorschlag ausschließlich unbelastete Brandversuche vor. Die Verwendung eines Korrekturfaktors

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aus den Beurteilungsverfahren nach [3] oder [4] ist ebenfalls nicht vorgesehen. Dem Normungsgremium wurden die Ergebnisse aus den Untersuchungen [5] und [8] vorgestellt. Trotz der bei Brandprüfungen ohne mechanische Zugbelastung vorhandenen Risiken, d. h. Überschätzung der thermischen Schutzwirkung der Brandschutzmaterialien, sieht die Norm [12] bisher keine mechanisch belastete Prüfung von Stahlzuggliedern vor. Im Rahmen der Kommentarphase sind daher weitere Anstrengungen erforderlich, um einer drohenden Herabsetzung des in Deutschland etablierten Sicherheitsniveaus vorzubeugen.

Zusammenfassung Umfangreiche Forschungen haben dazu geführt, dass in Deutschland die zulassungsbasierte Anwendung von RBS auch für Stahlzugglieder mit Vollprofil möglich ist. Entsprechende Empfehlungen und Regelungen zur Prüfung und Bewertung dieser Systeme wurden hierfür erarbeitet. Ein erstes Produkt, welches nach neuem Prüfprozedere getestet wurde, hat bereits 2015 eine abZ erhalten. Die am Beispiel der Prüfung und Bewertung von reaktiven und passiven Brandschutzmaterialien auf Stahlzuggliedern mit Vollprofil beschriebenen normativen Entwicklungen zeigen, dass es in Zukunft immer wichtiger wird, sich in die europäische und internationale Normung einzubringen. Diese Vorgehensweise ist unumgänglich, um das in Deutschland eta­ blierte Sicherheitsniveau aufrechtzuerhalten. Literatur [1] Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt): Erste Zulassung für ein reaktives Brandschutzsystem (RBS) auf Stahlzuggliedern mit Kreisprofil erteilt. DIBt Newsletter, H. 5, Berlin 2015. [2] DIN 4102-2: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen von Bauteilen. Deutsches Institut für Normung e. V., Berlin 1977. [3] DIN EN 13381-4: Prüfverfahren zur Bestimmung des Beitrages zum Feuerwiderstand von tragenden Bauteilen – Teil 4: Passive Brandschutzmaßnahmen für Stahlbauteile. Beuth Verlag, Berlin, 2013. [4] DIN EN 13381-8: Prüfverfahren zur Bestimmung des Beitrages zum Feuerwiderstand von tragenden Bauteilen – Teil 8: Reaktive Ummantelung von Stahlbauteilen. Beuth Verlag, Berlin 2013.

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[5] Häßler, D.: Verhalten reaktiver Brandschutzsysteme auf kreisförmigen Zuggliedern aus Blank- und Baustahl. Dissertation, Leibniz Universität Hannover, 2016.   [6] Häßler, D.; Hothan, S.: Fire tests of reactive fire protection systems applied to steel tension members with solid circular section. Proceedings of the 9th International Conference on Structures in Fire (SiF 16), Princeton (USA), S. 1099–1106, 2016.  [7] Häßler, D.; Hothan, S.: Mechanische Hochtemperatureigenschaften von Stahlzuggliedern aus kaltverformten Blankstahl der Festigkeitsklasse S355. Stahlbau, H. 5, S. 332–340, Berlin 2015.   [8] Hothan, S.; Häßler, D.: Numerische und versuchstechnische Untersuchung zur Anwendung von reaktiven Brandschutzsystemen auf Zuggliedern aus Stahl. Forschungsbericht, Vh 7539, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Berlin 2015.   [9] Hothan, S.; Häßler, D.: Zur Anwendung reaktiver Brandschutzsysteme auf Stahlzuggliedern. Bauphysik, H. 6, S. 275–285, Berlin 2012. [10] NA 005-52-02 AA: German Proposal for determining the fire resistance of steel tension bars with fire protection systems based on mechanically loaded fire tests. Deutsches Institut für Normung (DIN), November 2015. [11] pr EN 13381-10: Test methods for determining the contribution to the fire resistance of structural members – Part 10: Applied protection to solid steel rods. CEN – European Committee for Standardization: Technical Committee CEN/TC 127, July 2016. [12] pr ISO/IEC WD 834-14: Fire resistance tests – Elements of building constructions – Part 14: Specific requirements for the testing and assessment of applied fire protection to solid steel bar. International Organization for Standardi­ zation: Technical Committee ISO/IEC TC92/SC 2, October 2015. [13] Stopp, V.; Proschek, P.: Reaktive Brandschutzsysteme auf Stahlbauteilen mit reiner Zugbeanspruchung. DIBt Mitteilungen, H. 42, S. 190–191, Berlin 2011.

Weitere Informationen: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Fachbereich 7.3 Brandingenieurwesen Dr.-Ing. Dustin Häßler, Dr.-Ing. Sascha Hothan Unter den Eichen 87, 12205 Berlin dustin.haessler@bam.de, Tel. (030) 81 04-17 23 sascha.hothan@bam.de, Tel. (030) 81 04-42 18 www.bam.de

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Brandschutzbeschichtungen – idealer Schutz für Stahlbauteile Das Gestalten mit Stahl ist ein wesentliches Element der modernen Architektur. Der Baustoff ermöglicht durch seine hohe Tragfähigkeit weit spannende Konstruktionen, die sich optimal in Gebäudekonzepte integrieren und diese gezielt akzentuieren. Dennoch scheuen sich noch immer viele Planer, diesen vielseitigen Werkstoff auch in Gebäuden mit hohen Brandschutzanforderungen einzusetzen – zu Unrecht, denn dank moderner Beschichtungssysteme ist es heute problemlos möglich, höchste sicherheitstechnische Aspekte, filigrane Konstruktionen und gestalterische Akzente in Einklang zu bringen. Stahl ist ein nicht brennbarer Werkstoff, der im Brandfall weder schädliche Gase emittiert noch zur Brandlast eines Gebäudes beiträgt. Allerdings verringert sich die Tragfähigkeit von Stahlbauteilen bei hohen Temperaturen. Je nach Belastung liegt die kritische Bauteiltemperatur (Tkrit) bei ca. 500–750 °C. Verschiedene aktive und passive Brandschutzmaßnahmen helfen, den Zeitraum bis zum Erreichen dieser kritischen Bauteiltemperatur zu verlängern. Viele von ihnen weisen jedoch erhebliche Nachteile auf: Sprinklersysteme und andere aktive Brandschutzmaßnahmen müssen regelmäßig gewartet werden, Bekleidungen und Ummantelungen verdecken das zu schützende Bauteil und heben seinen spezifischen Charakter hierdurch vollständig auf. Brandschutzbeschichtungen sind daher die ideale Lösung, wenn es um die Vereinigung technischer und ästhetischer Anforderungen geht (Bild 1).

Bild 1.  Brandschutzbeschichtungen unterstreichen den filigranen Charakter von Stahlkonstruktionen perfekt

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Bild 2.  Brandschutzbeschichtungen bilden im Brandfall einen isolierenden Kohlenstoffschaum, der die Erwärmung des Stahlbauteils verzögert (Fotos 1 und 2: Hempel (Germany) GmbH)

Wirkungsvolle Anstriche Dämmschichtbildner bzw. dämmschichtbildende Brandschutzanstriche zählen zu den passiven Brandschutzmaßnahmen. Die nur wenige Millimeter dicken, schnell trocknenden und stoßfesten Anstriche bilden im Brandfall eine mehrere Zentimeter dicke Schutzschicht aus feinporigem Kohlenstoffschaum (Bild 2). Durch seine sehr geringe Wärme­leitfähigkeit isoliert dieser stabile Schaum das Bauteil, so dass es sich langsamer erwärmt und der Zeitraum bis zum Erreichen der kritischen Temperatur auf bis zu drei Stunden (R180) verlängert wird. Die Beschichtungen werden profilfolgend aufgetragen, wobei die jeweils erforderliche Schichtdicke vorab individuell bestimmt wird. Hierbei werden u. a. die Art des Beschichtungssystems, die Bauteilart und seine Auslastung, die erforderliche Feuerwiderstandsdauer und Korrosionsschutzanforderungen berücksichtigt. Ein Beschichtungssystem besteht üblicherweise aus drei perfekt aufeinander abgestimmten Produkten: der Grundierung, dem Dämmschichtbildner und einem Überzugslack (Bild 3). Dabei dient die Grundierung als Korrosionsschutz und Haftgrund für die dämmschichtbildende Schicht. Der Dämmschichtbildner stellt den Kern des Beschichtungssystems dar. Er schäumt im Brandfall auf und schützt das Bauteil vor zu starker Erwärmung. Der zuletzt applizierte Überzugslack dient der Farbgebung, schützt den Dämmschichtbildner und erhöht die Reinigungs-

Bild 3.  Die meisten Brandschutzsysteme bestehen aus einer Grundierung, dem Dämmschichtbildner sowie einem Überzugslack

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freundlichkeit. Mittlerweile gibt es zudem Systeme, bei denen die genannten Funktionen durch nur eine oder zwei Schichten erfüllt werden. Die zu einem bestimmten Beschichtungssystem gehörigen Produkte werden in der jeweiligen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ), der europäischen Zulassung (ETA) oder der Zustimmung im Einzelfall (ZiE) festgeschrieben.

Für jeden Anwendungsbereich das passende Produkt Brandschutzbeschichtungen sind in nahezu jeder Umgebung anwendbar. Die Vielzahl an Schutzsystemen erlaubt eine gezielte Auswahl anhand technischer, gesundheitlicher und ökologischer Kriterien: –– Für Wohn- und Arbeitsbereiche stehen emissionsarme Systeme zur Verfügung, die eine hohe Innenraumluftqualität sicherstellen. Wasserbasierte, lösemittelfreie Systeme erfüllen selbst höchste Anforderungen von Zertifizierungssystemen für Gebäude, z. B. dem DGNBZertifikat, und tragen dank ihrer Langlebigkeit und Wartungsfreiheit zum Erreichen bester Nachhaltigkeitsbewertungen bei. –– Viele Beschichtungssysteme eignen sich für besonders sensible Bereiche wie Krankenhäuser, Kindergärten oder Lebensmittelbetriebe. –– In hoch beanspruchten Bereichen, z. B. Kraftwerken und petrochemischen Anlagen, leisten Brandschutzbeschichtungen einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz der Mitarbeiter und der Umwelt. –– Sogar im Bestand können Brandschutzsysteme eingesetzt werden, um bestehende Stahlkonstruktionen und gusseiserne Bauteile an aktuellste Brandschutzanforderungen anzupassen. Bei der Planung sollten bereits frühzeitig Hersteller und Applikateure einbezogen werden. Sie können mit ihrer Erfahrung wertvolle Hinweise zur Optimierung der Kon­ struktion, der Produktauswahl und der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen liefern.

Applikation vor Ort oder im Werk

Bild 4.  Dämmschichtbildende Brandschutzanstriche werden durch Rollen, Streichen oder Spritzen (v. l. n. r.) aufgetragen (Grafik 3 und Foto 4: Rudolf Hensel GmbH)

nellen Beschichtungen. Die große Farbvielfalt, die alle RAL- und NCS-Farbtöne sowie eisenglimmerhaltige DBFarben abdeckt, erlaubt dem Planer maximale Gestaltungsfreiheit. So können Stahlkonstruktionen durch kräftige Farben sichtbar hervorgehoben werden oder zurückhaltend in den Hintergrund treten. Dank UV-stabiler Decklacke bleibt die technische und gestalterische Funktionalität der alterungsbeständigen und wartungsfreien Beschichtungen selbst bei starker Sonneneinstrahlung erhalten. Die Reinigung von Brandschutzbeschichtungen ist normalerweise sehr leicht: Loser Staub und andere Ver-

Bild 5.  Überzugslacke in allen RAL- und NCS- Farben ermöglichen maximale Gestaltungsfreiheit

Brandschutzbeschichtungen können vor Ort oder im Werk aufgetragen werden. Dabei bietet die Beschichtung im Werk viele Vorteile: Sie ist witterungsunabhängig, kann parallel zum Bauablauf durchgeführt werden und ist in der Regel kostengünstiger als die Ausführung vor Ort. Dank besonders stoß-, schlag- und abriebfester Produkte werden nachträglich auszubessernde Transportschäden auf ein Minimum reduziert, so dass nach der Montage in der Regel nur noch die Verbindungsmittel mit einem Pinsel zu überstreichen sind. Die Applikation erfolgt mittels Rolle, Pinsel oder (Airless-)Spritzverfahren. Während Roll- und Streichverfahren eine typische Textur hinterlassen, können mit dem Spritzverfahren ebenmäßigste Oberflächen erzielt werden (Bild 4).

Dauerhaft sicher – und schön! Brandschutzanstriche unterscheiden sich dank ihrer heute üblichen glatten Oberflächen nicht mehr von konventio-

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Bild 6.  Die Brandschutzbeschichtung im Mercedes-Benz Center in München erfüllt perfekt die hohen ästhetischen Ansprüche der Automobilindustrie (Fotos 5 und 6: Andreas Schmöger, Sika Deutschland GmbH)

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Farben / Beschichtungen Tabelle.  Die von der Interessengemeinschaft Stahl-Brandschutzbeschichtung (IGSB) definierten Qualitätsstufen Q1 bis Q3 dienen Ausschreibenden und Applikateuren als hilfreiches Werkzeug bei der Abstimmung der gewünschten Oberflächenbeschaffenheit von Brandschutzbeschichtungen

Oberfläche Q1

Oberfläche Q2

Oberfläche Q3

Definition

technischer Anstrich

Standard-Ausführung

dekorativ Beschichtung

Anwendungsbereich

Stahlbauteile, an deren optisches Oberflächen, an die geringe AnErscheinungsbild keine Anforde- forderungen in Bezug auf das Errungen gestellt werden, z.B. im scheinungsbild gestellt werden Industriebau und über abgehängten Decken

Bauteile, an deren optisches Erscheinungsbild höchste Ansprüche gestellt werden, z. B. Stützen im Eingangsbereich repräsenta­ tiver Gebäude

Kriterium

Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik – keine darüber hinausgehenden ­optischen Anforderungen

Pinselspuren, Läufer, Nasen, Einschlüsse und Gardinen sind aus fünf Metern Entfernung optisch nicht mehr wahrnehmbar

Pinselspuren, Läufer, Nasen, Einschlüsse und Gardinen sind aus fünf Metern Entfernung o ­ ptisch nicht mehr wahrnehmbar

empfohlenes Applika­tionsverfahren

Rollen, Streichen, Airless-Spritzverfahren

Rollen, Streichen, Airless-Spritzverfahren

Airless-Spritzverfahren

Musterfläche

nicht erforderlich

möglich

dringend empfohlen

Bild 7.  Oberflächen der Qualität Q3 weisen aus drei Metern Entfernung ein ebenmäßiges ­Erscheinungsbild auf und eignen sich besonders gut für repräsentative Bereiche (Foto: Clariant Produkte (Deutschland) GmbH)

schmutzungen können per Hand oder mechanisch durch Abblasen, Absaugen oder leichtes Abbürsten entfernt werden. Ölige oder fettige Verunreinigungen sollten mit einem Schwamm oder leichtem Wasserstrahl abgewaschen werden. Auch haushaltsübliche Reiniger können angewendet und mit klarem Wasser abgespült werden. Je nach Produkt ist in besonders beanspruchten Bereichen sogar der Einsatz von Hochdruckreinigern möglich. In jedem Fall ist darauf zu achten, dass die Beschichtung bei der Reinigung nicht beschädigt wird und die Reinigungshinweise der Hersteller berücksichtigt werden. Sollte es dennoch zu Beschädigungen kommen, können diese problemlos so ausgebessert werden, dass die Reparatur der Schadstelle anschließend nicht mehr sichtbar ist.

Herstellerverband definiert Oberflächenqualitäten Die seit 2012 unter dem Dach des bauforumstahl e. V. organisierte Interessengemeinschaft Stahl-Brandschutzbeschichtung (IGSB) informiert herstellerneutral über den Einsatz von Brandschutzbeschichtungen im Stahlbau. Sie

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versteht sich als Kompetenzcenter rund um das Thema Brandschutz und steht Bauherren, Planern, Stahlbauern, Verarbeitern etc. in Fragen zu Technologien und Produkten mit Rat und Tat zur Seite. Besondere Aufmerksamkeit erzielte die IGSB mit der Definition von Oberflächenqualitäten für Brandschutzbeschichtungen. Sie gibt damit dem Ausschreibenden ein Werkzeug an die Hand, das auch seinen Anforderungen an die Optik gerecht wird, beispielsweise bei einer repräsentativen Funktion des Gebäudes. Die von der IGSB definierten Qualitätsstufen reichen von Q1 für einen rein technischen Anstrich bis zu Q3 für dekorative Beschichtung höchster ästhetischer Qualität (vgl. Tabelle). Die IGSB empfiehlt, die Qualitätsstufen unter Verweis auf die entsprechende Informationsbroschüre [1] in die Ausschreibungsunterlagen aufzunehmen. Insbesondere bei Anforderungen der Qualitätsstufe 3 sollte eine Musterfläche unter realen Applikationsbedingungen hergestellt und im Leistungsverzeichnis als eigenständige Position unter Angabe der erwarteten Größe, z. B. der eines DIN A4-Blattes oder eines gesamten Bauteils, ausgeschrieben werden. Literatur [1] Interessengemeinschaft Stahl-Brandschutzbeschichtung (IGSB): IGSB-INFO 2 – Brandschutzbeschichtungen: Gestaltung in Perfektion. Düsseldorf, 2015. Kostenfrei verfügbar unter www.igsb.info.

Weitere Informationen: Interessengemeinschaft Stahl-Brandschutzbeschichtung (IGSB) M. Sc. Diana Fischer Sohnstraße 65, 40237 Düsseldorf Tel. (0211) 67 07-828, Fax (0211) 67 07-829 info@igsb.info, www.igsb.info

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Farben / Beschichtungen

Stahlbrandschutzsysteme – nachhaltig und leistungsstark Mit Sika Unitherm Brandschutzbeschichtungen können je nach der erforderlichen Feuerwiderstandsklasse, den späteren An­ forderungen und den örtlichen Gegebenheiten qualitäts- und kostenoptimierte Lösungen realisiert werden. Ob Stahlkonstruktionen, Holzbauelemente, elektrische Kabel oder Beton – das Produkt-Portfolio bietet seit mehr als 50 Jahren zuverlässigen Objektschutz nach nationalen und internationalen Normen und findet in vielen bedeutsamen Gebäuden und Anlagen weltweit Anwendung. Durch eine kontinuierliche, marktorientierte Entwicklungsarbeit sind die Sika Brandschutzprodukte gemäß den neusten europäischen Anforderungen, Richtlinien und ENStandards klassifiziert und anwendbar. Sikas Erfolg und Reputation basieren auf dem großen Stellenwert der Innovation im Unternehmen. Die Fokussierung auf die Entwicklung nachhaltiger Qualitätsprodukte und auf bestmöglichen Lösungen ist das Ziel. Forschungsteam, Produktion und Anwendungstechnik entwickeln innovative Produkte und bringen diese gemeinsam mit der hochqualifizierten Vertriebsmannschaft und ausgewählten Partnern zur Marktreife. Dabei stehen wässrige respektive lösemittelfreie Systeme für den Innen- bzw. Außenbereich im Fokus der Entwicklungsarbeit.

SIKA UNITHERM STEEL W-60 / W-120 Diese wässrigen Sika Brandschutzbeschichtungen für den Innenbereich sind frei von Halogenen und aromatischen Lösemitteln. Zudem sind diese aufgrund einer neuen Binde­mitteltechnologie in niedrigen Schichtdicken applizierbar und sehr schnell in der Trocknung. Durch einen VOC-Gehalt von < 1 g/l ergänzen diese Produkte das Portfolio, welches die Sonderanforderungen der DGNB erfüllt. Beide Brandschutzprodukte sind emissionsbewertet und erfüllen die Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen. Auftraggeber, Architekten und Verarbeiter sind gleichermaßen von der Anwenderfreundlichkeit dieser Beschichtungen überzeugt.

Bild 2.  Nach 24 Stunden sind beschichtete Stahlbauteile transport- und montage­ fähig (Foto: Sika Deutschland GmbH)

Die Technologie Sika Unitherm Platinum und Sika Unitherm Platinum-120 Die Anforderung an schnelle und effiziente Projektabwicklung und technische Eigenschaften stiegen in den vergangenen Jahren. Dem wurde die Sika Deutschland GmbH gerecht – und revolutionierte gleichzeitig den internationalen Brandschutzmarkt durch die Technologie Sika Unitherm Platinum. Diese bietet, anders als herkömmliche Brandschutzbeschichtungen, völlig neue Lösungen für den Baustoff Stahl. Die Technologie Sika Unitherm Platinum, ein 2K-Epoxy-Material, ist lösemittelfrei, erhöht die Feuer­ widerstandsdauer (R 30–R 120) von Stahlbauteilen und ist nach 24 Stunden transport- und montagefähig. Eine hohe mechanische und chemische Widerstandsfähigkeit, kurze Beschichtungs- und Aushärtungszeiten, höchste Stoß-, Schlag- und Abriebfestigkeit, somit keine Transportschäden, mit und ohne Grundbeschichtung bzw. Deckbeschichtung (auch im Außenbereich) anwendbar, machen Sika Unitherm Platinum zu dem Produkt der Zukunft. Die besonders anwenderfreundliche Verarbeitung in der Werkstatt – nach fachkundiger Einweisung durch den Technischen Service des Unternehmens – ist für die Kunden ein vielfach bewiesener Vorteil. Mit Sika Unitherm Platinum-120 erweitert Sika das Leistungsspektrum bis zur Feuerwiderstandsklasse R 120. Neben hohen technischen Standards werden diese emissionsfreien Sika Produkte auch den Ansprüchen an moderne Architektur gerecht. Sika Brandschutzbeschichtungen verbinden maximale Schutzwirkung mit ästhetischen Vorteilen, unterstreichen designorientierte Formen und tragen mit ihren dünnen Schichten und ausgezeichneten Oberflächen bei großer Farbtonvielfalt zur Akzentuierung und Gestaltung bei – eine perfekte Synthese von Qualität, Ästhetik und Nachhaltigkeit. Weitere Informationen:

Bild 1.  Auch unter speziellen klimatischen Bedingungen, wie hier in der neuen Schwimmhalle im Stadtbad Gotha, kann Sika Unitherm Platinum eingesetzt werden (Foto: Lutz Ebhardt)

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Sika Deutschland GmbH Kornwestheimer Straße 103–107, 70439 Stuttgart Tel. (0711) 80 09-0, Fax Fax (0711) 80 09-12 58 deu.sika.com/

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Wolfram Krause

Unzureichender Brandschutz in Krankenhäusern? Der Brand in einem Bochumer Krankenhaus mit zwei Toten und zahlreichen Verletzten hat die Diskussion um Defizite beim Brandschutz in Krankenhäusern neu entfacht. Fehlende Krankenhausbauverordnungen werden genauso angemahnt wie wirksame technische Maßnahmen. Besonders der Einsatz von Sprinkleranlagen könnte die oft beobachtete schnelle Brandausbreitung deutlich verlangsamen, die Zahl der Opfer wirksam verringern. Der Dachstuhl des Krankenhauses im Bochumer Stadtteil Bergmannsheil stand bereits in hellen Flammen, als die Bochumer Feuerwehr eintraf – obwohl sie in einer Rekordzeit von nur sechs Minuten zur Stelle war, nachdem die automatische Brandmeldeanlage um 2:35 Uhr Alarm ausgelöst hatte. Die Feuerwehr zeigte sich von der rasend schnellen Ausbreitung von Feuer und Rauch überrascht. Der Brand sei „untypischerweise viel weiter fortgeschritten, als es zu erwarten gewesen wäre“, wird Einsatzleiter Gottfried Wingler-Scholz später von den Medien zitiert. Die Lage sei „sehr, sehr brenzlig“ gewesen. Schlimmeres konnte nur durch den aufopferungsvollen Einsatz von Feuerwehr, Polizei und den durch einen gut funktionierenden Notfallplan eilends herbeigerufenen Ärzten und dem Pflegepersonal verhütet werden. Diese hatten sofort und ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit mit der Fremdrettung der insgesamt 126 teils bettlägerigen Patienten begonnen. Jede Hilfe zu spät kam für eine 69 Jahre alte Patientin in einem Zimmer im sechsten Stock der Infektionsabteilung. Diese hatte sich nach den bisherigen Ermittlungen – vermutlich in Suizidabsicht – mit brennbarem Desinfektionsmittel übergossen und angezündet. Sie kam dabei genauso ums Leben wie ein bettlägeriger Patient im Nebenzimmer infolge einer Rauchvergiftung. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Klinikbrand im ländlichen Raum mit deutlich längeren Anfahrtszeiten von Feuerwehr und Personal stattgefunden hätte.

Bild 1.  Beim Bochumer Klinikbrand am 29.09.2016 brannten zwei Geschosse und das Dach völlig aus (Foto: Fotolia 122557915 L)

Brand in Bergmannsheil ist kein Einzelfall Der Bochumer Klinikbrand ist leider kein Einzelfall, wie aus der Schadenstatistik des Bundesverbandes Technischer Brandschutz e. V. (bvfa) für Brände in Krankenhäusern [1] deutlich wird. Immer wieder kommt es in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu Bränden mit Toten und Verletzten (s. Tabelle). In vielen dieser Fälle breiten sich Feuer und Rauch viel schneller aus, als in den zugrundeliegenden Schutzkonzepten angenommen wurde. Die Landesbauordnungen (LBO) gehen traditionell davon aus, dass das Feuer durch bauliche Maßnahmen örtlich begrenzt bleibt und von der frühzeitig durch eine Brandmeldeanlage herbeigerufene Feuerwehr eingedämmt werden kann (s. Interview). Das ist in der Praxis allerdings nicht immer der Fall.

Tabelle.  Brände mit Toten und Verletzten 2015/2016 in Krankenhäusern und Kliniken (Auszug aus der bvfa Schadenstatistik Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen)

Datum

Ort

Brandursache

Tote/Verletzte

18.10.2016 Alexianer Krankenhaus

Krefeld

alkoholisierter Mann in Notaufnahme, Feuerzeug

1 Schwerverletzter

30.09.2016 Bergmannsheil-Krankenhaus

Bochum

Suizid: Patientin übergoss sich mit brennbarer Flüssigkeit

2 Tote

22.07.2016 Diakonissen-Krankenhaus

Flensburg

unklar

4 Verletzte

11.05.2016 Reha-Klinik

Bad Bocklet

unklar, im Saunabereich

22 Verletzte

04.03.2016 Alfred-Krupp-Krankenhaus

Essen

Rauchen/Feuerzeug in Patientenzimmer

3 Verletzte

15.12.2015 Marien-Krankenhaus

HamburgHohenfelde

vermutlich Rauchen im Krankenbett

1 Toter

17.09.2015 Klinikum Wahrendorff

Sehnde

Brandstiftung durch Psychiatrie-Patientin

3 Verletzte

03.06.2015 Sana-Klinik

Pegnitz

technischer Defekt an OP-Stuhl

keine

11.04.2015 Klinikum Heidenheim

Heidenheim

Patientin zündet Schonbezug an

4 Verletzte

21.02.2015 Krankenhaus Zschopau

Zschopau

vermutlich Zigarette

3 Verletzte

04.02.2015 Klinik Hohe Mark

Oberursel

vermutlich fahrlässig durch Patient verursacht

1 Verletzter

02.02.2015 Universitätsklinik

Frankfurt/M.

unklar, Müllraum im 3. OG

3 Verletzte

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Einrichtung

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Versicherer empfehlen Sprinkler mungen nach Baurecht keinen umfassenden Schutz bietet. Was empfehlen die Versicherer?

Leander Metzger

Auch die Versicherungen sehen Brände als größte Gefahr im Krankenhaus. Nach einer Schadenstatistik des Versicherers FM-Global werden dort 34 % aller Schäden durch Brände verursacht. Der bvfa sprach mit Leander Metzger, dem ehemaligen Direktor Affilliated bei FM Deutschland: Welche Ursachen hat ein Krankenhausbrand und welche ­Folgen ­resultieren daraus? Die Auslöser eines Brandes reichen von elektrischen Defekten über Brandstiftungen bis hin zu nicht fachgerecht durchgeführten Heißarbeiten. Die Folgen sind fatal: Immer wieder kommt es zu Verletzten oder gar Toten, leider auch mehrfach jährlich in deutschen Krankenhäusern. Neben den sehr hohen Sachschäden, vor allem durch die Einwirkung korrosiver Rauchgase, leidet vor allem die Reputation der betroffenen Einrichtung. Die Folgen sind lange Betriebsausfälle und das Abwandern potenzieller Patienten und von Fachpersonal, was zu finanziellen Verlusten bis hin zur Schließung der Einrichtung führen kann. Warum gibt es trotz eingehaltener Brandschutzstandards ­immer wieder Tote und ­Verletzte in Krankenhäusern? Derzeit gibt es keine einheitliche bundesweite Regelung für den Brandschutz in Krankenhäusern und die Landesbauordnungen definieren lediglich Mindeststandards. Dabei spielt der bauliche Brandschutz mit festgelegten Brandabschnitten zur Verhinderung der Brandausbreitung traditionell eine zentrale Rolle. Die durch eine Brandmeldeanlage frühzeitig alarmierte Feuerwehr soll den Brand eindämmen und löschen. Allerdings erleben unsere Ingenieure fast täglich, dass allein die Einhaltung der Brandschutzbestim-

Die Installation von automatischen Löschanlagen, vorrangig Sprinklern, zählt zu den klassischen empfohlenen Brandschutzvorkehrungen. Sprinkleranlagen dienen nicht nur dem Sachschutz, sondern auch dem Personenschutz. Sie kontrollieren den Brand direkt in der Entstehungsphase und am Entstehungsort. Die Ausbreitung des Feuers wird dadurch sofort verhindert und der Schaden durch Feuer und Rauch begrenzt. Besonders letzterer ist eine große Gefährdung für die Patienten und verursacht große Schäden an den empfindlichen medizinischen Geräten. Angst vor einem großen Wasserschaden braucht dabei niemand zu haben: Sprinkler löschen selektiv auf einer kleinen Fläche. Die freigesetzte Wassermenge ist im Vergleich zu den Löschmaßnahmen der Feuerwehr sehr gering. Ist Brandschutz nicht unwirtschaftlich? Brandtote und -verletzte können neben den dramatischen Folgen für Betroffene und Angehörige extreme wirtschaftliche Auswirkungen für die Einrichtung haben. Aber auch bei einer rein auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Prüfung darf nicht vergessen werden, Einsparungen durch den Einbau automatischer Brandschutztechnik gegenzurechnen. Dies können z. B. eine Vergrößerung von Brandabschnitten, die Optimierung der Entrauchungsanlage oder die Reduzierung von Wandhy­ dranten und Rauchschutztüren sein. Insgesamt sind die Mehrkosten vor allem in Neubauten übersichtlich und nach Würdigung der immensen Vorteile absolut vertretbar. Das zeigt auch die vermehrte Installation von Sprinkleranlagen bei der Errichtung neuer Kranken- und Pflegeeinrichtungen. Viele Klinikbetreiber haben erkannt, dass ein einziger Großschaden zu einer existentiellen Bedrohung für die gesamte Einrichtung werden kann.

Schenkt Gelassenheit: Entrauchung mit Systemair Brandgasventilatoren für jede Anforderung: Die Entrauchung von Gebäuden erfordert präzise Planung – und maßgeschneiderte Konzepte. Gut, dass die einzigartig umfassende Palette von Systemair für jede Anforderung eine passende Lösung bietet: Radial- oder

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Das vollständige Interview lesen Sie auf der Themenseite des bvfa „Brandschutz in Krankenhäusern“ auf www.bvfa.de/de/188/infothek/ themen/brandschutz-in-krankenhaeusern/. Systemair GmbH • 97944 Boxberg Telefon 07930 9272-0 • www.systemair.de

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Bild 2.  Brand in einem Seniorenheim mit 89 Bewohnern in Schenefeld am 30.05.2014

In der Regel sind selbst bei den Klinikbränden mit Toten und Verletzten alle vorgeschriebenen Brandschutzanforderungen eingehalten worden. Auch im Krankenhaus Bergmannsheil werden nach Angaben des Betreibers „alle vorgeschriebenen brandschutztechnischen Auflagen erfüllt“, was auch Polizei und Feuerwehr in ersten vorläufigen Stellungnahmen kurz nach dem Unglück bestätigten [2]. Es stellt sich also die Frage, ob der vorgeschriebene Brandschutz in Krankenhäusern noch zeitgemäß ist. So waren im Brandschutzkonzept der Bochumer Klinik aus den 1980er-Jahren nach Angaben des Betreibers weder Rauchmelder in den Patientenzimmern noch eine Sprinkleranlage vorgeschrieben [3].

Übliche Nutzung von Sonderbauten NRW-Landesbauminister Michael Groschek nahm zu möglichen Ursachen und Konsequenzen in einem vorläufigen Bericht für das Landesparlament Stellung [4]. Er stellt darin klar, dass bei einem Feuer durch Brandstiftung mit Brandbeschleunigern die baulichen und technischen Brandschutzvorkehrungen für Sonderbauten, zu denen auch Krankenhäuser zählen, in der Regel nicht helfen. Das gelte selbst für aktuell genehmigte Gebäude. Bei der Festlegung der Sicherheitsvorkehrungen für Sonderbauten würde „ein

Bild 3.  In Krankenhäusern müssen im Brandfall zahlreiche Patienten bei der Rettung unterstützt werden; automatische Löschanlagen verhindern bzw. verzögern die Brandausbreitung und verschaffen dem Pflegepersonal mehr Zeit dazu

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Bild 4.  Klinikum Minden: Krankenbettzimmer sowie Räume mit teuren und empfind­lichen medizinischen Geräten lassen sich zuverlässig und wirtschaftlich mit Sprinklern absichern

Brand unterstellt, der aufgrund der üblichen Nutzung des Gebäudes entstehen kann (z. B. durch einen technischen Defekt)“.

Sind die Brandschutzvorschriften noch realistisch? Der Laie reibt sich verwundert die Augen. Vorsätzliche und fahrlässige Brandstiftung gelten als eine der Hauptursachen für Brände in Krankenhäusern, wie aus Erkenntnissen der Versicherer (s. Interview) und der Schadenstatistik des bvfa deutlich wird. In anderen Studien schwankt der Anteil von Brandstiftungen bei Krankenhausbränden zwischen 15 und 30 % [5]. Selbst bei der „üblichen Nutzung“ eines Krankenhauses ist also von einem höheren Risiko für Brandstiftungen auch mit Brandbeschleunigern auszugehen. Eine seriöse Risikoanalyse und ein fundiertes Brandschutzkonzept für ein Krankenhaus sollten das berücksichtigen und entsprechende Maßnahmen vorsehen.

Bild 5.  Klinikum Minden, Sprinklerzentrale

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Das wird allerdings in Deutschland zurzeit nur selten praktiziert, nicht zuletzt deshalb, weil bundeseinheitliche Vorschriften zum Brandschutz in Krankenhäusern fehlen.

Baubehörden haben den schwarzen Peter Minister Michael Groschek stellt zwar treffend fest, dass auf der Grundlage des § 54 BauO NRW (Sonderbauten) Krankenhäuser im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens mit einem zwingend erforderlichen Brandschutzkonzept im Einzelfall geprüft werden. Der schwarze Peter liegt damit allerdings bei den Bauaufsichtsbehörden und den Erstellern der Brandschutzkonzepte. Denn für Krankenhäuser gibt es in NRW keine Richtlinie oder Sonderbauverordnung, an der sich Planer oder Behörden orientieren könnten. Das führt oftmals dazu, dass mangels Alternativen in NRW die veraltete Krankenhausbauverordnung von 1978 als Grundlage herangezogen wird (s. „Vorschriften-Flickenteppich in ganz Deutschland“). Dort sind weder Rauchmelder in Patientenzimmern noch automatische Löschanlagen vorgeschrieben.

Sprinkler bieten optimalen Brandschutz Automatische Löschanlagen – insbesondere Sprinkler – würden jedoch bei einer schnellen Ausbreitung von Feuer und Rauch wirksamen Schutz bieten. Mit ihnen hätte der Klinikbrand in Bochum vermutlich einen anderen Verlauf genommen. Zumindest das Rauchgasopfer im Nebenzimmer hätte aller Wahrscheinlichkeit nach gerettet werden können. Sprinkler bekämpfen den Brand aktiv, verzögern die Brandausbreitung und wirken Hitzebelastung und Verrauchung entgegen, auch bei der Verwendung von Brandbeschleunigern. Die Zeitspanne zur Fremdrettung wird vergrößert und das Pflegepersonal wirksam bei der Evakuierung unterstützt. Sie werden deshalb von den Feuerversicherern bereits seit längerer Zeit empfohlen (s. Interview). Auch Vorstand Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz fordert, bestehende Einrichtungen mit Sprinklern nachzu-

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rüsten und für Neubauten vorzuschreiben [6]. Die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF Bund) sieht automatische Löschanlagen zur Begrenzung und Verhinderung der Ausbreitung von Schadenfeuer als sinnvolle Ergänzung und empfiehlt diese grundsätzlich [7]. Die Wirksamkeit von Sprinkleranlagen wird auch in zahlreichen Studien immer wieder bestätigt. Eine Untersuchung der National Fire Protection Association (NFPA) aus dem Jahr 2013 in den USA belegt die Zuverlässigkeit und Wirksamkeit von Sprinkleranlagen im Wohnbereich. Sie lösen in 91 % aller Brände aus und löschen wirksam bei 96 % aller Auslösungen. Die Mortalität bei Bränden in Seniorenheimen in den USA konnte durch den Einsatz von Sprinkleranlagen um 88 % gesenkt werden.

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Sprinkler sind wirtschaftlich Auch die immer wieder ins Feld geführten hohen Kosten für zusätzliche brandschutztechnische Maßnahmen relativieren sich bei näherem Hinsehen. Durch den Einbau von Sprinkleranlagen kann i. d. R. auf einige teure bauliche Brandschutzmaßnahmen verzichtet werden. Dazu gehören beispielsweise der Einbau von Brandschutzverglasungen, selbstschließenden Türen oder zusätzlichen Brandwänden. Die Investitions- und Betriebskosten sinken im Vergleich zu industriellen Anwendungen damit deutlich.

Fazit Anlagentechnische Maßnahmen wie der Einbau von Sprinkleranlagen könnten in Krankenhäusern das Risiko einer schnellen Brandausbreitung und damit von Toten und Verletzten deutlich senken. Jetzt liegt es an Bund und Ländern, die seit vielen Jahren bestehende Lücke bei den Sonderbauvorschriften für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zu schließen und einheitliche Regelungen zu erlassen. In NRW sollen nach Angaben des Bauministers in Kürze Gespräche zwischen den beteiligten Ministerien stattfinden, um Konsequenzen aus dem Unglück in Bochum zu ziehen. Dabei soll auch die

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Vorschriften-Flickenteppich in ganz Deutschland

Pro Bett mehr als 26 Sprinkler

Die brandschutzrechtlichen Regelungen zum Bau von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gleichen in ganz Deutschland einem Flickenteppich. Die noch existierende ebenfalls völlig veraltete Muster-Krankenhausbauverordnung der Argebau stammt aus dem Jahr 1976 und wird praktisch nicht mehr angewendet. Lediglich in Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und im Saarland wurden Sondervorschriften für Krankenhäuser erlassen, die das Thema Brandschutz allerdings höchst unterschiedlich behandeln. Die Krankenhausbauverordnung von NRW aus dem Jahr 1978 wurde im Jahr 2009 als völlig veraltet außer Kraft gesetzt.

Das Johannes Wesling Klinikum Minden mit 864 Betten ist eines der modernsten Krankenhäuser Europas, dessen Leistungsspektrum von der Dermatologie über die Thorax-Chirurgie bis zur Onkologie oder Neurologie reicht. Über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen jährlich etwa 200.000 Patienten ambulant und stationär.

Aus diesem Grund hat die die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) in NRW ein Arbeitspapier erstellt, das Aspekte der Krankenhausbauverordnung berücksichtigt. Darüber hinaus existiert die VdS-Richtlinie 2226 [8], die Empfehlungen aus Sicht der Feuerversicherer zu notwendigen Brandschutzanforderungen und Brandschutzmaßnahmen in Krankenhäusern und Pflegeheimen enthält. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass diese Richtlinien nicht dieselbe Leitwirkung entfalten können wie eine bauordnungsrechtlich erlassene Sondervorschrift für Krankenhäuser.

Zum Schutz von Mensch, Gebäude und Geräten entschied sich die Klinik u. a. für ein Brandschutzkonzept mit einer Sprinkleranlage der Technik-Klasse 1. So schützen 22.554 Sprinkler die Klinik- und Besucherbereiche vor Rauch und Feuer. Risikobereiche mit besonders hochwertigen technischen Geräten wie die OP-Säle, Röntgen- oder CT-Räume sind mit 585 Sicherheitsdoppelsprinklern ausgestattet (Bilder 4 und 5). Durch die Installation der Sprinkleranlage konnte das Mindener Krankenhaus u. a. auf zusätzliche Brandwände und spezielle G90-Verglasungen verzichten. Auch der modernen und „luftigen“ Architektur im Klinikum Minden kommen die Sprinkler zupass, denn sie verhindern, dass an Orten wie der Cafeteria Brandlasten wie Stühle und Tische in Fluchtbereichen zum Problem werden (Bild 6).

stehen im BrandschutzKompakt Nr. 52 „Brandschutz in Krankenhäusern“ unter www.bvfa.de. Literatur

Bild 6.  Klinikum Minden, Cafeteria (Fotos 2–6: bvfa)

Notwendigkeit automatischer Löschanlagen und flächendeckender Brandmeldeanlagen diskutiert werden. Bis eine wirksame bundeseinheitliche Regelung zustande kommt, bleibt ein ganzheitliches Schutzkonzept mit sorgfältig aufeinander abgestimmten baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Maßnahmen die beste Lösung, um das Brandrisiko zu minimieren und im Ernstfall die Eingriffszeit zu verlängern. Hinweise dazu

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[1] Brände in Krankenhäusern seit 2013, Schadensstatistik des bvfa. www.bvfa.de [2] Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vom 13.10. 2016. www.derwesten.de/staedte/bochum/brand-im-berg-manns­heil-kein-rauchmelder-im-patientenzimmer-id12271183.html [3] „Warum hat die Klinik keine Sprinkler?“, Bericht in „Die Welt“ vom 30.09.2016. www.welt.de/vermischtes/article 158482603/Das-ist-ein-Albtraum-dass-dort-ein-Brand-entsteht. html [4] Bericht „Baurechtliche Konsequenzen aus dem Bochumer Klinikbrand am 30.09.2016“. www.landtag.nrw.de/portal/ WWW/dokumentenarchiv/Dokument?Id=MMV16/4398 [5] Brandursachen und versicherungstechnische Aspekte beim Feuerversicherungsschutz von Krankenhäusern, schadenprisma 2/1994. www.schadenprisma.de/pdf/sp_1994_2_4.pdf [6] Bericht der Berliner Morgenpost vom 30.09.2016, www.rponline.de/nrw/brand-ursache-in-bochum-in-der-bergmannsheil-klinik-war-ein-suizid-aid-1.6305313 [7] Richtlinie für Pflege- und Betreuungseinrichtungen, AGBF 2013-1. www.agbf.de/pdf/2013-1_Richtlinie%20Pflege-und% 20Behinderteneinrichtungen.pdf [8] VdS 2226:2008-01 (04) „Krankenhäuser, Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen zur Unterbringung oder Behandlung von Personen – Richtlinien für den Brandschutz“. www.vds.de

Weitere Informationen: bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e. V. Dr. Wolfram Krause Koellikerstraße 13, 97070 Würzburg Tel. (0931) 352 92-0 info@bvfa.de, www.bvfa.de

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

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Mehr Sicherheit für Flüchtlingsunterkünfte Um Flüchtlingen eine sichere Unterkunft zu gewähren, müssen die Unterbringungsmöglichkeiten ausreichende Brandschutz-Maßnahmen aufweisen. Wie dringend dies nötig ist, zeigt eine Statistik der Interessengruppe Numerische Risikoanalyse (Inuri), die bereits für das erste Halbjahr 2016 insgesamt 334 Brandereignisse mit 263 Verletzten in Flüchtlingsunterkünften zählt. Nicht nur bauliche und anlagentechnische Voraussetzungen sind beim Brandschutz zu erfüllen, auch das richtige Verhalten im Brandfall spielt eine wichtige Rolle. Die Publikation BrandschutzKompakt Nr. 57 des bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e. V. zeigt, welchen Herausforderungen und Gefahren begegnet werden muss und welche Regelungen, Konzepte sowie Initiativen die Sicherheit der Asylbewerber im Blick haben.

greifen, fasst die neue Publikation „BrandschutzKompakt“ Ausgabe 57 des bvfa zusammen. Sie steht auf www.bvfa.de kostenlos zum Download und als E-Book zur Verfügung. Vor allem die Nutzung und Umwidmung unterschiedlichster Ge­ bäude­ typen erfordern individuelle Brandschutzkonzepte und Gefährdungsbeurteilungen. Städte und Kommunen müssen eine geeignete Kombination aus baulichen, anlagentechnischen, mobilen und organisatorischen Maßnahmen finden – immer auf das jeweilige Gebäude und die spezifische Situation angepasst. Damit die Sprachbarriere nicht zum unüberwindbaren Hindernis wird, widmen sich diverse Initiativen der Bereitstellung von Verhaltensanweisungen, Hinweisschildern und Filmmaterial in unterschiedlichen Sprachen. Ein weiteres Augenmerk der BrandschutzKompakt Nr. 57 liegt auf der Veranstaltungsreihe BRAND­ SCHUTZ­D IREKT. Beim Brandschutztag am 17. November 2016 standen in Bad Oldesloe mehrere spektakuläre Brandversuche im Mittelpunkt, um den Teilnehmern praxisnahe Einblicke in zukunftsweisende Themen des stationären Brandschutzes zu gewähren. Ihre Fortsetzung findet die Veranstaltung Anfang 2017 mit dem zweitägigen bvfa Kompaktseminar BRANDSCHUTZDIREKT Löschtechnik in Nürnberg.

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Das Thema Brandschutz muss in Flüchtlingsheimen ganz oben auf der Agenda stehen – denn die aktuelle Inuri-Statistik zeigt eine erschreckend hohe Anzahl an Brandereignissen in Notunterkünften. Die traurige Bilanz von 2015 mit durchschnittlich mehr als 1,5 Bränden pro Tag wird 2016 nochmals übertroffen. Bis Anfang Juli brannte es im Schnitt 1,8 Mal pro Tag in Flüchtlingsheimen. Technische Defekte und Inbrandsetzung, beispielsweise durch Unachtsamkeit beim Essenkochen, sind häufige Ursachen hierfür. Aber nicht nur die Gefahren sind vielfältig, sondern auch die unterschiedlichen Regelungen und Vorschriften. Seitens des Bundes gibt es keine einheitliche gesetzliche Richtlinie, es gelten lediglich generelle Empfehlungen. Vorschriften beim Brandschutz fallen unter das Bauordnungsrecht und sind folglich Ländersache. Welche Regelungen in welchem Bundesland

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Weitere Informationen: bvfa – Bundesverband Technischer ­Brandschutz e. V. Koellikerstraße 13, 97070 Würzburg Tel. (0931) 352 92-25, Fax (0931) 352 92-29 info@bvfa.de, www.bvfa.de

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Vielseitige Möglichkeiten zur Kopplung funkvernetzter Rauchwarnmelder Das Anbinden funkvernetzter Warnmelder an externe Anlagen erlaubt die Realisierung zusätzlicher Funktionalitäten und flexibler Alarmpläne. Der Rauchwarnmelder-Hersteller Ei Electronics hat dazu ein Applikationshandbuch veröffentlicht, das die notwendigen Grundlagen erläutert und Hinweise zu Planung und Projektierung liefert. Das Handbuch beschreibt u. a. die Aufschaltung von Funkwarnmeldern an Gebäudeautomationssysteme, Brandmeldeanlagen und Gefahrenwarnanlagen nach DIN VDE V 0826-1. Funkvernetzte Rauchwarnmelder erhöhen die Sicherheit, da ein Alarm nach Auslösen eines Melders an alle mit ihm vernetzten Warnmelder weitergeleitet wird. Eine Gefahrenwarnung, beispielsweise bei einem Brand oder Austritt von Kohlenmonoxid, kann in der ganzen Nutzungseinheit wahrgenommen werden und nicht nur in der Nähe des auslösenden Melders. Die sofortige flächendeckende Warnung ermöglicht es allen anwesenden Personen, frühzeitig den Gefahrenbereich bzw. das Gebäude zu verlassen. Vernetzte Warnmelder werden bevorzugt in großen bzw. weitverzweigten Wohnungen und Wohnhäusern, aber auch in Räumen mit wohnungsähnlicher Nutzung wie z. B. Einrichtungen des betreuten Wohnens eingesetzt. Gesetzlich vorgeschrieben sind nach den Landesbauordnungen (LBO) lediglich Einzel-Rauchwarnmelder, sodass die Vernetzung stets eine freiwillige Maßnahme des Eigentümers bzw. des Betreibers darstellt.

Grundlagen der Funkvernetzung Voraussetzung für das zuverlässige Funktionieren im Gefahrenfall ist eine sichere Datenübertragung zwischen den funkvernetzten Warnmeldern. Ei Electronics nutzt deswegen eine spezielle Netzwerktopologie, die allein durch ihre Struktur nahezu ausfallsicher ist. Bei dieser Multisignaloder Repeater-Technologie übermittelt ein Melder Gefahrenwarn- oder Störungssignale an jeden anderen mit ihm vernetzten Melder (Bild 1). Durch die Datenübertragung

Bild 2.  Kopplung eines Wählgerätes an das Funkwarnmeldernetz

über mehrere Wege werden die Meldungen zuverlässig übermittelt, solange zumindest einer der Signalwege zu jedem Netzwerkteilnehmer existiert.

Anbindung an externe Systeme Mit dem Anschluss vernetzter Warnmeldersysteme an andere Anlagen, wie beispielsweise an eine Gebäudeautomation oder Brandmeldeanlage, lassen sich zahlreiche zusätzliche Funktionalitäten realisieren. Die Anbindung ermöglicht beispielsweise das Ausführen ereignisabhängiger Steuerungen im Gefahrenfall. Ebenso können flexible interne Alarmkonzepte durch die Weitergabe von Alarmen und Störungen an Mitarbeiter oder andere Personen realisiert werden. Voraussetzung ist, dass keine anderslautenden bauaufsichtlichen Forderungen zum anlagentechnischen Brandschutz – wie beispielsweise die Installation einer Brandmeldeanlage – gemacht worden sind. Der Rauchwarnmelder-Hersteller Ei Electronics hat dazu ein Applikationshandbuch erstellt, das die Anbindung von Funkwarnmeldern an externe Systeme mit zahlreichen Beispielen erläutert. Das Handbuch skizziert die dazu notwendigen Grundlagen und gibt darüber hinaus zahlreiche praxisorientierte Tipps zu Planung und Projektierung solcher Anlagen. Das Applikationshandbuch steht unter www.eielectronics.de/downloads kostenlos zum Herunterladen bereit.

Rückwirkungsfreiheit ist Voraussetzung

Bild 1.  Funkvernetzung von sechs Warnmeldern in einem System

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Eine grundlegende Voraussetzung für die Integration funkvernetzter Warnmelder an andere Systeme ist die Rückwirkungsfreiheit der Kopplung. Die Funktion des Funkwarnmelder-Netzes bzw. jedes einzelnen Warnmelders darf unter keinen Umständen beeinträchtigt sein. Genauso wenig darf die externe Anlage, an die gekoppelt wird, gestört werden. Ei Electronics realisiert die Anbindung deshalb mit Koppelelementen des Typs Ei413/Ei414, die eingangsseitig per Funk mit dem Warnmeldersystem verbunden sind. Die Anbindung an externe Anlagen erfolgt über potenzialfreie Kontakte der Koppelelemente, die jeweils einen Ausgang für

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Bild 3.  Abschaltung elektrischer Geräte

Feueralarm, Kohlenmonoxid-Alarm und Sammelstörung zur Verfügung stellen. Damit stehen alle relevanten Informationen aus dem Funknetz zur Verfügung, sodass das übergeordnete System entsprechende Maßnahmen bzw. Steuerungen einleiten kann. Im Folgenden werden einige Beispiele aus dem Applikationshandbuch von Ei Electronics erläutert.

Anbinden eines Wählgerätes Koppelt man Wählgeräte an das Funkwarnmeldernetz (Bild 2), wird die telefonische Weitergabe von Informationen über Alarme und Störungen an Mitarbeiter oder andere verantwortliche Personen ermöglicht. Der Anschluss von Wählgeräten wird besonders häufig im Zusammenhang mit Active bzw. Ambient Assisted Living (AAL) und Senioren-Notrufsystemen realisiert. Bei Alarmen oder Störungen können vorher festgelegte Personen somit frühzeitig geeignete Maßnahmen einleiten oder Unterstützung vor Ort leisten.

Abschaltung elektrischer Verbraucher Oftmals sind elektrische Geräte ursächlich für den Ausbruch eines Feuers verantwortlich. In diesem Fall kann es

sinnvoll sein, die Stromversorgung dieser Geräte oder bestimmte Stromkreise abzuschalten. Das lässt sich durch die Koppelelemente Ei413/Ei414 realisieren, wenn diese mit Hilfs- bzw. Arbeitsstromschaltern verbunden werden, die im Alarmfall entsprechende Schaltvorgänge auslösen (Bild 3). Mit den Koppelelementen lässt sich auch der „Brandschutzschalter“ ansteuern, der seit Februar 2016 nach DIN VDE 0100-420 in bestimmten Umgebungen vorgeschrieben ist und serielle Fehlerlichtbögen verhindern soll. Alternativ können elektrische Geräte auch direkt mit einem in das Funkwarnmelder-Netz integrierten FunkAlarmrelais abgeschaltet werden.

Integration in die Hausautomation Prinzipiell ist über die Koppelelemente der Anschluss von Ei Electronics Warnmelder-Gruppen an jedes beliebige Gebäude­automationssystem möglich. Dieses muss lediglich in der Lage sein, potenzialfreie Kontakte auszuwerten (Bild 4). Damit lassen sich beispielsweise im Smart Home oder in der Gebäudeautomation von Zweckbauten ereignisabhängige Steuerungen realisieren. So können im Brandfall die Rollläden hochfahren, die Lüftung aus- und das Licht eingeschaltet werden. Beim Austritt von Kohlenmonoxid dagegen, wird die Lüftung eingeschaltet und automatisch steuerbare Fenster öffnen sich. Viele Gebäudeautomationsanlagen erlauben die komfortable Konfiguration von Alarm- und Störungsmeldungen über Telefon, SMS oder E-Mail. Da die Koppelelemente Ei413/Ei414 über einen potenzialfreien Eingang verfügen, ist auch eine extern getriggerte, flächendeckende Gefahrenwarnung über das Funkwarnmelder-Netz möglich. Das Applikationshandbuch von Ei Electronics enthält noch zahlreiche weitere Anwendungsbeispiele und Praxishinweise. So wird der Anschluss von FunkwarnmelderSystemen an Gefahrenwarnanlagen nach VDE V 0826-1

Bild 4.  Über die Koppelelemente ist der Anschluss von Ei Electronics Warnmelder-Gruppen an jedes beliebige Gebäudeautomationssystem möglich (Grafiken: Ei Electronics)

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

sowie die normenkonforme Anschaltung von Rauchwarnmeldern an Brandmeldeanlagen beschrieben. Erläutert wird auch die Überwachung von dezentralen, autark betriebenen Heizungsräumen, Pumpstationen oder Blockheizkraftwerken (BHKW) auf Feuer und Kohlenmonoxid-Austritt.

Weitere Informationen: Ei Electronics GmbH Königsallee 60 F, 40212 Düsseldorf Tel. (0211) 890 32 96, Fax (0211) 890 39 99 vertrieb@eielectronics.de, www.eielectronics.de

Fachmesse für Feuerwehr, Brand- und Katastrophenschutz 1997 startete die Messe FLORIAN parallel zum 16. Deutschen ­Jugendfeuerwehrtag in Dresden, 2017 findet sie bereits zum siebenten Mal statt. Zur FLORIAN 2016 präsentierten sich auf 12.000 m2 Ausstellungsfläche 200 Aussteller aus acht Ländern aus den Bereichen Feuerwehr, Rettungswesen und Bevölkerungsschutz, 14.000 Interessierte sorgten für einen Besucher­ rekord. Die FLORIAN 2017 findet vom 5. bis zum 7. Oktober 2017 auf dem Dresdner Messegelände statt. Auch 2017 wird FLORIAN, die Fachmesse für Feuerwehr, Brand- und Katastrophenschutz in Dresden, weiter wachsen. Auf der deutschlandweit einzigen Feuerwehrmesse des Jahres werden neueste Techniken und Konzepte für die Angehörigen von Feuerwehr, Rettungswesen und Bevölkerungsschutz, aber auch für Bauingenieure, Planer und Sachverständige vorgestellt und die aktuellen Entwicklungen im Bereich von Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz diskutiert. Erneut wird die Messe das übergreifende Zusammenwirken aller Rettungskräfte bei Katastrophen, Großveranstaltungen, Massenunfällen und Havarien thematisieren. Drei Tage lang wird die FLORIAN damit zu

Deutschlands Leistungsschau der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr. Gezeigt wird neueste Feuerwehr- und Rettungstechnik – die Marktführer der Branche sind auf der FLORIAN vertreten und zahlreiche Aussteller haben Produktneuheiten angekündigt. So werden neben neuesten Fahrzeugen und Ausstattungen, Schutzbekleidung, Löschsystemen auch IT- und Kommunikationslösungen, Hochwasserschutzsysteme und vieles mehr gezeigt: vom Feuerwehrhelm bis zur neuesten Wärmebildkamera, von der leistungsstarken Hochwasserpumpe bis hin zum modernen Gaswarnsystem und neuen Rauchwarnmeldern. Begleitet wird die Veranstaltung von einem umfangreichen Programm zur Fort- und Weiterbildung für alle Angehörigen von Feuerwehr, THW und Rettungsdiensten sowie für kommunale Entscheider. Weitere Informationen:

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Auf der Suche nach dem Gleichgewicht Karl-Eugen Kurrer Geschichte der Baustatik Auf der Suche nach dem Gleichgewicht 2., stark erweiterte Auflage 2015. 1188 S. € 109,–* ISBN 978-3-433-03134-6 Auch als erhältlich

Was wissen Bauingenieure heute über die Herkunft der Baustatik? Wann und welcherart setzte das statische Rechnen im Entwurfsprozess ein? Wir wissen viel über die Hervorbringung und Entfaltung von Bauformen, während die Phasen der Entwicklung von Berechnungsmethoden und -verfahren für die Mehrheit der Bauingenieure unbekannt sind. Das vorliegende Buch zeichnet die Entstehung von Statik und Festigkeitslehre als die Entwicklung vom geometrischen Denken der Renaissance über die klassische Mechanik bis hin zur modernen Strukturmechanik nach.

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Funktionale Schutzhaube über dem Handmelder reduziert Fehlalarme Der Missbrauch und die Fehlbenutzung von Handmeldern in Schulen, Heimen, Jugendherbergen, Hotels, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Gebäuden sind ein weit verbreitetes Problem. Fehlalarme ziehen nicht nur hohe wirtschaftliche Kosten nach sich, sondern gefährden auch massiv Menschenleben. Eine Schutzhaube über dem Handmelder reduziert Fehlalarme.

Die Schutzhaube GfS e-Cover® über dem Handmelder reduziert wirkungsvoll Fehlalarme (Foto: GfS-Gesellschaft für Sicherheitstechnik mbH)

Da die Feuerwehr auch bei einem Fehlalarm unverzüglich anrücken muss, steht sie für parallel stattfindende Notfälle, in denen Personen tatsächlich gefährdet sind, nicht zur Verfügung. Eine schlimme Erfahrung ist zudem, dass Menschen auf wiederholte Fehlalarme nicht mehr reagieren und sich das Risiko einer allgemeinen Ignoranz gegenüber Alarmen einstellt. Personen flüchten im Ernstfall nicht rechtzeitig ins Freie. Außerdem werden Betriebsabläufe während eines Fehlalarms oft stundenlang unterbrochen, wodurch sich feste Organisations- und Handlungsprozesse verzögern und Unternehmen dadurch erhebliche wirtschaftliche Schäden davontragen. Durch die GfS e-Cover® des Hamburger Fluchtwegspezialisten GfS werden diese Fehlalarme deutlich herabgesetzt. Sie wird als funktionale Schutzhaube über den Handmelder

montiert und baut eine hohe Hemmschwelle gegen dessen unbefugte Nutzung auf, wobei die Bedienung im Notfall nicht eingeschränkt wird. Beim Anheben der Abdeckung löst ein Öffnungsalarm mit einer Lautstärke von 90 dB/1 m aus und sorgt wirkungsvoll für den Abbruch des Bedienvorgangs. Sobald die Abdeckung losgelassen wird, verstummt der Alarm. Der Handmelder ist wieder geschützt und eine Fehlbedienung bzw. ein Missbrauch konnte effektiv unterbunden werden. Für sensible Einsatzorte ist die GfS e-Cover® auch ohne Öffnungsalarm erhältlich. Ein zusätzlicher Sicherungsverschluss kann hier alternativ zur Anhebung der Hemmschwelle gewählt werden. Die GfS e-Cover® arbeitet batteriebetrieben und fügt sich aufgrund ihres modernen Designs ideal in alle Gebäudetypen ein. Sie besteht aus widerstandsfähigem Polycarbonat und ist somit robust in der alltäglichen Anwendung. Durch ihre Verfügbarkeit in verschiedenen Farben und Größen kann sie ideal auf den jeweiligen Einsatzort abgestimmt werden. Die Montage ist einfach und bedarf nur weniger Minuten. Weitere Informationen: GfS-Gesellschaft für Sicherheitstechnik mbH Tempowerkring 15,21079 Hamburg Tel. (040) 79 01 95-0, Fax (040) 79 01 95-11 info@gfs-online.com, www.gfs-online.com

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Schäden proaktiv begrenzen: Brandvermeidung durch Sauerstoffreduzierung Laut Statistik bricht alle zwei Minuten in Deutschland ein Feuer aus und richtet nicht selten einen erheblichen Schaden an. ­Einen solchen Vorfall kann sich kein Unternehmen leisten, denn bereits kleinere Ausfälle können große Folgen mit sich bringen. Die Erwartungen an Brandschutzanlagen sind groß: Ein störungsfreier Betrieb des Unternehmens im Brandfall ist genauso gefordert, wie Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz. Brandschutzkonzepte mit Folgeschäden, wie sie z. B. beim Löschen mit Wasser, Schaum oder Pulver verursacht werden, halten diesen Ansprüchen erst recht nicht stand. Um sensible Bereiche nicht nur gegen Brand, sondern auch gegen toxische Rauchgase und Löschmittelschäden zu schützen, wurde die Sauerstoffreduzierungsanlage entwickelt. Traditionelle Brandschutzanlagen sind passiv; sie reagieren erst, wenn ein Feuer bereits ausgebrochen ist. Das vorbeugende Sauerstoffreduzierungssystem setzt hingegen an, bevor ein Brand entsteht: Die Anlage schafft in geschlossenen Räumen durch eine ständige Reduzierung der Sauerstoffkonzentration mittels Stickstoffzufuhr eine Atmosphäre, in der die Entstehung bzw. Ausbreitung eines Brandes weitgehend ausgeschlossen werden kann.

Das Prinzip: so einfach wie genial Damit ein Brand entstehen kann, müssen drei Komponenten vorhanden sein: Sauerstoff, Wärmeenergie und Brennstoff. Reduziert man die Komponente Sauerstoff, nimmt man dem Feuer sprichwörtlich „die Luft zum Atmen“. Auf diesem Prinzip baut die Brandvermeidungstechnologie OxyReduct® von WAGNER auf. Durch kontrolliertes Einleiten von Stickstoff wird die Sauerstoffkonzentration im zu schützenden Bereich exakt unter die spezifische Entzündungsgrenze des dort vorhandenen Materials abgesenkt und gehalten. Von Normalatmosphäre mit 20,9 Vol.-% Sauer­­stoff wird beispielsweise auf ein Niveau von 17 Vol.-% abgesenkt, sodass eine Schutzatmosphäre entsteht, die für den gesunden Menschen keine Beeinträchtigung bedeutet. Da es nicht mehr brennen kann bzw. eine Brandausbreitung unterbunden wird, können auch Folgeschäden aus­ geschlossen werden. Das Besondere: Der zur Reduzierung des Sauerstoffs benötigte Stickstoff wird von der OxyReduct®-Anlage vor Ort generiert. Dies spart Platz und macht das System flexibel, z. B. bei einem Gebäudeumbau.

Kosten sparen mit aktiver Brandvermeidung Auch im Vergleich zu anderen Brandschutzsystemen schneidet OxyReduct® positiv ab. So benötigt das VdS-zertifizierte System weniger Platz als ein vergleichbares Sprinklersystem. Das Lagervolumen kann effektiver ausgenutzt werden. Besonders bei Lagern ab 50.000 m3 ist die Kostenersparnis einer OxyReduct®- gegenüber einer Sprinkleranlage signifikant: Auf zehn Jahre betrachtet, können die Gesamtkosten einer Sauerstoffreduktionsanlage hinsichtlich Investitionskosten und laufenden Betriebskosten ca.

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Das vollautomatisierte Hochregallager von Kern & Sohn besteht aus 26 m hohen Regalsystemen – konventionelle Brandbekämpfungssysteme mit Wasser oder Schaum als Löschmittel stoßen hier an ihre Grenzen

50 % günstiger als eine konventionelle Sprinkleranlage ausfallen.

Natürlicher Schutz setzt neue Standards – weltweit Weltweit vertrauen Kunden auf das aktive Brandvermeidungssystem OxyReduct® von WAGNER, dem Technologie- und Marktführer für Sauerstoffreduktionssysteme. Dazu gehört das US-amerikanische Unternehmen Preferred Freezer Services, deren 2015 errichtetes, automatisiertes Tiefkühllager – mit 1,05 Millionen m3 ist es das größte der Welt – mittels Sauerstoffreduzierung vor Bränden und Folgeschäden geschützt wird. In Großbritannien setzt die British Library zum zweiten Mal auf OxyReduct®. Das neue, 2014 in Betrieb genommene, 45.000 m3 große Newspaper Storage Building wird mit aktiver Brandvermeidung geschützt. Und in Deutschland hat sich der Hersteller von Analysen- und Präzisionswaagen, Kern und Sohn, für WAGNERs Lösung entschieden, als er 2015 vier Logistikstandorte mit einem vollautomatisierten Hochregallager zusammenlegte. Weitere Informationen: WAGNER Group GmbH Schleswigstraße 1–5, 30853 Langenhagen Tel. (0511) 97 383-213, Fax (0511) 97 383-140 info@wagnergroup.com, www.wagnergroup.com

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Rauchmelder sind bundesweit Pflicht

Musikkens Hus, Aalborg

HENSOTHERM® Brandschutz-Beschichtungen für ökologisches Bauen

Verschiedene Typen von Rauchmeldern (Foto: Alle Rechte vorbehalten eobiont GmbH)

Als letztes Bundesland hat Berlin am 9. Juni 2016 die Rauchmelderpflicht für Neu- und Umbauten ab 2017 und für Bestandsbauten mit einer Übergangsfrist bis zum Jahr 2020 eingeführt. Die Rauchmelderpflicht gilt damit in Deutschland flächendeckend. Albrecht Broemme, Präsident des Technischen Hilfswerks (THW), der im Jahr 2000 in seiner damaligen Funktion als Landesbranddirektor Berlins die Aufklärungskampagne „Rauchmelder retten Leben“ initiierte. „Getreu dem Motto, die Letzten werden die Ersten sein, haben Berlin und Brandenburg die Rauchmelderpflicht zwar zuletzt eingeführt, aber dafür waren sie konsequent. Denn anders als in allen anderen Bundesländern gilt die Rauchmelderpflicht hier für alle Aufenthaltsräume – außer in Küche und Bad.“ Vorreiter bei der Rauchmelderpflicht war Rheinland-Pfalz, das bereits 2003 seine Landesbauordnung (LBO) entsprechend geändert hatte. In allen Bundesländern mit Rauchmelderpflicht gilt diese sowohl für Neu- und Umbauten als auch für Bestandsbauten. Nur Sachsen hat bisher keine Rauchmelderpflicht für bereits bestehende Wohnungen verabschiedet. Der Einbau sowie die jährliche Wartung und Pflege der Rauchmelder ist in den jeweiligen LBO geregelt. In

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allen Bundesländern ist der Eigentümer für die Installation zuständig. Wer die Wartung übernehmen soll, ist jedoch in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Die jeweiligen Fristen sowie Angaben zur Verantwortlichkeit für die mindestens jährliche Wartung finden Verbraucher unter: www.rauchmelder-lebensretter.de/gesetzgebung/. Dass Rauchmelder tatsächlich Leben retten, belegen Erhebungen der Bundesländer, in denen bereits seit längerer Zeit Rauchmelderpflicht herrscht. So verzeichneten beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und das Saarland nach Einführung der Rauchmelderpflicht einen Rückgang der Brandtoten von über 80 %. In Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz waren es ca. 75 %. Wie sich die Rauchmelderpflicht in Bayern auswirkt, bleibt abzuwarten. Vor Einführung der Rauchmelderpflicht kamen im Jahr 2010 in Bayern 48 Menschen bei ca. 4.000 Wohnungsbränden ums Leben. Weitere Informationen: Forum Brandrauchprävention e. V. c/o eobiont GmbH Immanuelkirchstraße 3–4, 10405 Berlin Tel. (030) 44 02 01, Fax (030) 44 02 01 50 redaktion@rauchmelder-lebensretter.de, www.rauchmelder-lebensretter.de

HENSOTHERM® Brandschutz-Beschichtungssysteme sind nach DIN und EN zugelassen und besitzen weitere internationale Zulassungen/Zertifikate nach BS, VKF, UL und GOST. Im Fokus unserer Entwicklungsarbeit stehen die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit der auf Wasser basierenden und wartungsfreien Produkte unserer Green Product-Linie. Sie sind frei von VOC, erfüllen die Anforderungen nach LEEDv4, sind AgBB-geprüft, eingestuft in die VOCEmissionsklasse A+, besitzen bereits eine Umweltproduktdeklaration (EPD) Typ III und sind im DGNB-Navigator registriert. HENSOTHERM® Stahlbrandschutz-Beschichtungen, nach DIN EN 13501-2 zugelassen, bieten fast uneingeschränkte Möglichkeiten, filigrane und vielfältige Stahlbauteile u.a. auch Stahlzugglieder als architektonisches Element sichtbar zu lassen und gleichzeitig den Anforderungen des passiven baulichen Brandschutzes zu entsprechen. Unsere breite Produktpalette bietet dämmschichtbildende und ablativ wirkende Systeme von Brandschutz-Beschichtungen für Stahl, Holz, Beton und Kabel, zudem für die Herstellung von Wand- und Deckenschotts und von feuerbeständigen Fugen. Sie haben Fragen zu unseren Produkten oder benötigen fachkundige Beratung für Ihr Projekt? Dann rufen Sie uns an unter +49 40 72 10 62-44, wir beraten Sie gern. Informationen erhalten Sie auf unserer Internetseite www.rudolf-hensel.de Über 90 Jahre Kreativität, Qualitätsanspruch und kontinuierliche Nähe zum Kunden haben uns zu einem der führenden Hersteller von Beschichtungen für den vorbeugenden baulichen Brandschutz made in Germany gemacht. FEUER LÄSST UNS KALT RUDOLF HENSEL GMBH

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Brandschutz für die Sporthalle der TU Darmstadt Die 1964 fertiggestellte und bereits 1994 von Pahl + Weber-Pahl Architekten durch einen Anbau erweiterte Sporthalle der TU Darmstadt wurde nun erneut den aktuellen Nutzungsansprüchen angepasst und ausgebaut. Die Sanierung beinhaltet die Nutzungserweiterung des bestehenden Gebäudes in eine Versammlungsstätte sowie in eine Beherbergungsstätte sowie Maßnahmen der Brandschutzsanierung.

halle für max. 100 Personen und in der Turnhalle für max. 50 Personen. Damit mussten die baulichen Anforderungen sowohl an eine Beherbergungsstätte als auch an eine Versammlungsstätte umgesetzt werden. Alle folgenden Maßnahmen orientierten sich an dem Konzept, den Charakter des Gebäudes zu erhalten und zu stärken.

Südlich des Hochschulstadions wurde von 1962 bis 1964 die TU-Sporthalle als Trainingsstätte für Studierende und externe Sportlerinnen und Sportler gebaut. Der Baukörper besteht aus einem Hallengebäude, welches sich in eine Spielhalle mit ca. 1.500 m² und eine kleine Turnhalle mit ca. 500 m² Fläche gliedert. Funktionsräume für Umkleiden, Duschen und Sportgeräte sind als eingeschossiger Riegel nach Süden vorgelagert. Die große Halle verfügt über eine ausziehbare Zuschauertribüne für große Sportveranstaltungen, die über einen zusätzlichen Eingang auf der Nordseite direkt betreten werden kann. Geprägt wird die Sporthalle von den großzügig verglasten Längsfassaden auf der Nord- und Südseite. Der klar strukturierte, richtungsweisende Bau wurde 1965 vom Land Hessen als vorbildliches Bauwerk ausgezeichnet. Ca. 30 Jahre nach der Fertigstellung wurde 1994 die Halle um einen südlich vorgelagerten dreigeschossigen Anbau erweitert. Damit wurden eine Gymnastikhalle, ein Foyer mit Barbereich, ein Gästedomizil mit vier Gästezimmern für insgesamt 25 Personen und eine barrierefreie WC-Anlage auf Hallenniveau neu geschaffen. Die unteren beiden Geschosse des Anbaus sind größtenteils verglast, während der obere Gästezimmerbereich mit einer Metallfassade bekleidet wurde. Durch diesen Neubau entstand für die gesamte Sporthalle ein angemessener Eingangsbereich.

Maßnahmen der Brandschutzsanierung

Aktuelle Sanierung und Nutzungserweiterung Als weiteren Schritt zur Anpassung des Bauwerkes an die sich im Laufe der Zeit ändernden Nutzungsansprüche ist von 2012 bis 2013 die Kapazitätserweiterung der Hallen als Stätte für Sportversammlungen ausgebaut worden, wobei die vorhandene, mit Tribünenplätzen versehene Spielhalle von max. 800 Personen und die Turnhalle von max. 420 Personen genutzt werden soll. Außerdem sollten für die Gäste der TU Darmstadt Übernachtungsmöglichkeiten bei Großveranstaltungen geschaffen werden; in der Spiel-

Die oben genannte Nutzungserweiterung erforderte Maßnahmen, die die Forderungen des Brandschutzes erfüllen, verbunden damit Schadstoffsanierungen im Bereich der Hallendecken und der Fassade sowie die Aufrüstung der Halleninnenbereiche nach DIN 18032. Durch die Teilung der Hallenbereiche in Nutzungseinheiten folgte eine Neuordnung und Erweiterung der Fluchtwege, der Einbau einer flächendeckenden Brandmeldeanlage und eine Überprüfung der Hallenstatik in Form einer Heißbemessung. So wurde baulich das gesamte Dach der Hallen einschließlich der tragenden Stahlkon­ struktion bearbeitet: Stützen und Teilbereiche des Stahltragwerkes erhielten eine F 30-Beschichtung. Darüber hinaus erfolgten Ertüchtigungen für Dachausschnitte und zusätzliche Hängelasten an der Decke. Die bestehende Ausbildung als Kaltdach wurde im Rahmen der Sanierung zu einem Warmdach umgewandelt. Im Rahmen einer Schadstoffsanierung wurde die bestehende abgehängte Decke ausgebaut, KMF-haltige Dämmlagen im Dach und asbesthaltige Kitt-Verglasungen wurden entfernt und fachgerecht entsorgt. Der Dachaufbau wurde energetisch neu bewertet. Zusätzlich wurden Rauch- und Wärmeabzüge im Dach als Dunkelklappen eingefügt, die über eine Steuerung nicht nur im Brandfall öffnen, sondern auch die tägliche Lüftung unterstützen und in den Sommermonaten eine Nachtauskühlung gewährleisten. (Ausführlicher Bericht im Special „Sportstätten, Multifunktionsarenen und Freizeiteinrichtungen“ 2016) Monika Weber-Pahl Weitere Informationen: Pahl + Weber-Pahl Architekten BDA Dipl.-Ing. Monika Weber-Pahl Spreestraße 3, 64295 Darmstadt Tel. (06151) 31 47 05, Fax (06151) 31 47 06 info@pahl-architekten.de, www.pahl-architekten.de

Sicherer Schutz für Waren im Lager Brände im Lagerbereich von Produktionsanlagen führen aufgrund der zunehmenden Wertekonzentration zu hohen Schäden, wenn Brandmeldung und -bekämpfung nicht schnellstmöglich ansprechen. Dadurch ist es bei einer hohen Brandgefährdung notwendig, den Brand in der Ausbreitungsphase schnell und wirkungsvoll zu bekämpfen, um eine Brandausbreitung zu verhindern. Mittlerweile lagern immer mehr Betriebe ihre Waren in Ladungsträgern aus Kunststoffprodukten, u. a. in Klein­

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ladungsträgern (KLT) und Großladungsträgern (GLT). Aufgrund der chemischen und physikalischen Eigenschaften der verwendeten Kunststoffe gestaltet es sich im Brandfall schwierig, den Brand erfolgreich zu kontrollieren. Mit CalanMegaDrop® können Risiken in freistehenden Lagern und Blocklagern mit einwandigen und doppelwandigen Lagerbehältern aus Kunststoff oder gelagerten Kunststoffen bei einer Lagerhöhe von bis zu 4,60 m und einer maximalen Dach- oder Deckenhöhe von bis zu 13,70 m wir-

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Brandmeldeanlagen / Feuerlöschverfahren

Bild 1.  Mit CalanMegaDrop®-Sprinklern können Risiken in freistehenden Lagern und bei einer Lagerhöhe von bis zu 4,60 m und einer maximalen Dach- oder Deckenhöhe von bis zu 13,70 m wirkungsvoll geschützt werden

Bild 3.  Geschmolzene Kleinlasdungsträger (Fotos: Calanbau)

–– CalanMegaDrop® ist jetzt auch als stehender Sprinkler zugelassen. –– CalanMegaDrop® ist mit den Nennöffnungstemperaturen 68 °C, 93 °C und 141 °C erhältlich.

Bild 2. CalanMegaDrop®-Sprinkler

kungsvoll geschützt werden. Zudem können mit dem System Risiken der Lagerart ST1 bis zur Brandgefahrenklasse HHS4 (nach VdS CEA 4001) und einer maximal zulässigen Lagerhöhe von 4,40 m bei einer maximalen Deckenhöhe von 13,70 m wirkungsvoll geschützt werden, ohne dass eine Erhöhung der Wasserbeaufschlagung notwendig wird. Das System arbeitet mit zusatzfreiem Löschwasser, d. h. dass eine normale Löschwasserqualität, ohne den Zusatz von filmbildenden Schaummitteln, nach den Anforderungen der VdS CEA 4001 ausreichend ist. Seit Juni 2015 ist CalanMegaDrop vom VdS zugelassen. Im Sommer 2016 fanden weitere Brandversuche statt, die eine Erweiterung des Schutzkonzepts bestätigen: –– CalanMegaDrop® darf jetzt zusätzliche für doppelwandige KLT eingesetzt werden. –– In der obersten Ebene müssen die Kunststoffbehälter nicht mit einem Deckel abgedeckt werden.

Doppelwandige KLT werden bevorzugt in der Automobilindustrie eingesetzt. Durch die Doppelwandigkeit hat man es mit extrem hohen Brandlasten zu tun. Der CalanMegaDrop®Sprinkler ist in der Lage, auch ein Feuer mit dieser hohen Brandlast zu kontrollieren. Da die KLT der oberste Ebene der Lagerblöcke nicht mit einem Deckel versehen werden müssen, kann die Lagerung wesentlich flexibler und kostengünstiger durchgeführt werden. Eine Einsparung der Schaumzumischung senkt die Kosten für eine Sprinkleranlage erheblich. Die Verwendung von stehenden Sprinklern bringt weitere Vorteile und mehr Flexibilität bei der Planung. Die Brandversuche waren ein voller Erfolg. Der VdS zeigte sich ebenfalls überzeugt von diesem neuen Schutzkonzept und erteilte das entsprechende Zertifikat. Weitere Informationen: Fire Protection Solutions Calanbau Brandschutzanlagen GmbH Gerhart-Hauptmann-Straße 20, 64347 Griesheim Tel. (06155) 87 41-574, Fax (06155) 8741-599 diana.plantade@fire-protection-solutions.com, www.fire-protection-solutions.com, www.calanmegadrop.de

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Lagerrisiken mit Kunststoffen in Ihrem freistehenden Lager

bei einer maximalen Deckenhöhe von bis zu 13,70 m

ohne Schaumzumischung

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RWA komfortabel projektieren Mit der FVLR-Software SmokeWorks können Planer schnell und komfortabel Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) nach DIN 18232-2:2007-11, DIN 18232-5: 2012-11, M-IndBauRL usw. projektieren. Der Anwender gibt lediglich die Raumgröße, Art, Größe und Lage der Zuluftöffnungen sowie Parameter zur Brandausbreitung in die entsprechenden Masken ein. Nur Werte, die im Sinne der DIN 18 232-2 zulässig sind, werden vom Programm akzeptiert, ansonsten erscheint eine ausführliche Fehlermeldung. Der Nutzer kann die Daten dann entweder selbst anpassen oder automatisch korrigieren lassen. Nach der Eingabe berechnet SmokeWorks selbstständig alle zur Projektierung erforderlichen Größen für den Rauchschutz, beispielsweise die notwendige Fläche der Rauchabzugsöffnungen, die Mindeststückzahl der einzusetzenden NRA oder die Mindesthöhe der raucharmen Schicht. Das Programm bietet auch in der Norm vorgesehene Alternativen und Erleichterungen zur Auswahl an. So darf unter bestimmten Umständen die Größe der Zuluftöffnungen verringert werden, wenn der Wert für die erforderliche

Rauchabzugsfläche erhöht wird. In SmokeWorks lässt sich diese Zuluftkorrektur bequem über einen Schieberegler einstellen. Die Datenausgabe kann an individuelle Bedürfnisse angepasst werden (RTF-Format). Ein leicht verständliches Handbuch mit Hilfestellung ist in das Programm integriert. SmokeWorks ist für die Betriebssysteme Windows XP, Vista, Windows 7, 8 und 10 geeignet. Das Zubehör besteht aus Handbuch, MDAC und JetDatenbanktreiber. Zudem enthält die CD eine Fülle von weiteren hilfreichen Informationen, so den Videofilm „Brandschutz rettet Leben“ (8 min), alle bisherige Ausgaben des FVLR-Newsletters „BRANDAKTUELL“ und die FVLRBildschirmschoner „FireScreen“ und „SmokeScreen“. Weitere Informationen: FVLR Fachverband Tageslicht und Brandschutz e. V. Ernst-Hilker-Straße 2, 32758 Detmold Tel. (05231)-309 59-0, Fax (05231) 309 59-29 info@fvlr.de, www.fvlr.de

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Ernst & Sohn Special 2016 · Brandschutz

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Bauphysik-Kalender 2016 Die ganzheitliche Betrachtung des vorbeugenden Brandschutzes mit einer Gesamtbewertung der baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Maßnahmen unter Berücksichtigung der nutzungsbedingten Gefährdungspotentiale und Schutzziele spielt bei der Planung und Errichtung von Bauwerken eine wesentliche Rolle. Dies verlangt von allen Beteiligten bei Entwurf und Planung, von Bauproduktenherstellern, Materialprüfungsämtern und Bauaufsichtsbehörden ein hohes Maß an Fachkenntnis über den aktuellen Stand der Technik aller relevanten Bereiche. Nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit können sichere und optimierte Brandschutzkonzepte entwickelt und realisiert werden, Umplanungen vermieden und Genehmigungsverfahren optimiert werden. Der neue Bauphysik-Kalender 2016 mit dem Schwerpunktthema Brandschutz bietet eine solide Arbeitsgrundlage und ein verlässliches aktuelles Nachschlagewerk für die Planung in Neubau und Bestand, und zwar sowohl für den konstruktiven Brandschutz bei allen Bauweisen nach den Eurocodes als auch für die ingenieurmäßigen Brandschutzkonzepte. Hrsg.: Nabil A. Fouad Bauphysik-Kalender 2016 Schwerpunkt: Brandschutz 2016. 690 S. € 144,–* Fortsetzungspreis: € 124,–* ISBN 978-3-433-03128-5 Auch als erhältlich

Abb. aus 2015

Weitere Buchempfehlungen: Bauphysik-Kalender 2015 Schwerpunkte: Simulationsund Berechnungsverfahren Bauphysik-Kalender 2014 Schwerpunkte: Raumakustik und Schallschutz

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POROTON®-Ziegel sind schon durchs Feuer gegangen. Perlitgefüllte POROTON®-Wände sind feuerbeständig und sor-

+1.000 °C

gen für hohe Brandschutzanforderungen. Feuerbeständig? Bei unserem perlitgefüllten POROTON®-Ziegel gar kein Wunder. Feuer. Seine Bestandteile sind zu hundert Prozent natürlich:

Erhöhung der Innentemperatur um nur

Ton, Wasser und Luft. Zu Ziegeln werden sie im Brennofen bei

+1°C

Schließlich geht dieser Baustoff schon bei der Herstellung durchs

Temperaturen von fast 1.000 Grad Celsius. Härtetest bei 1.050 Grad Im Test wurde eine 36,5 cm dicke Wand aus POROTON®-Ziegeln ganzflächig beflammt. Bei einer Temperatur im Brandraum von maximal 1.050°C und nach einer Branddauer von 3 Stunden erhöhte sich die vorhandene Temperatur auf der vom Feuer abgewandten Seite der POROTON®-Ziegel-Wand auf ganzer Fläche durchschnittlich nur um 1°C!

POROTON®-S8®

POROTON®-S9®

Wanddicke

cm

Brandschutzklasse

F90-AB

Wärmeleitzahl

W/(mK)

36,5

42,5

49,0

λR = 0,08

U-Wert (mit Leichtputz) W/(m²K) 0,21

0,18

0,16

POROTON®-S10®

Wanddicke

cm

Brandschutzklasse

F90-AB

Wärmeleitzahl

W/(mK)

30,0

36,5

42,5

λR = 0,09

U-Wert (mit Leichtputz) W/(m²K) 0,28

0,23

0,20

Wanddicke

cm

Brandschutzklasse

F90-AB

Wärmeleitzahl

W/(mK)

30,0

36,5

42,5

λR = 0,10

U-Wert (mit Leichtputz) W/(m²K) 0,30

0,25

0,22

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