Holzbulletin 117/2015

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Wohn- und Geschäftshaus ‹Am Neuhausplatz›, Köniz Am Neuhausplatz, an zentraler Lage im Liebefeldquartier und damit im Herzen der Gemeinde Köniz, liegt das neue Wohn- und Geschäftshaus ‹Am Neuhausplatz›. Komplementäre Ziele von Grundeigentümerin und Gemeinde machten das Projekt möglich. Die Grundeigentümerin, emotional stark verbunden mit dem Grundstück, wollte gute Architektur und Mietwohnungen und verzichtete damit auf einen maximalen Erlös für das Land. Die Gemeinde wollte städtebauliche Qualität, ökologisches Bauen und Raum für die Öffentlichkeit. Über einen Studienauftrag wurden die passenden Architekten und auf der Basis ihrer Vorarbeiten die passende Bauherrin und Investorin ausgewählt. Neben einem angemessenen Ertrag für ihre kulturellen und sozialen Stiftungszwecke war letzterer eine hohe Werthaltigkeit wichtig. Mit der Stanley Thomas Johnson Stiftung aus Bern entstand so das Wohn- und Geschäftshaus ‹Am Neuhausplatz›. Die beiden Hauptachsen der Köniz- und Sägestrasse kreuzen sich am Standort des Gebäudes und verbinden die Zentren von Bern, Köniz und Niederwangen miteinander. Das eigentliche Zentrum der Gemeinde Köniz mit Einkaufszentren, Verwaltung und dem historischen Schloss liegt in unmittelbarer Nähe. Der über zwei Parzellen realisierte Neubau nimmt den städtebaulichen Massstab und die Form des benachbarten Wohn- und Geschäftsgebäudes auf und bildet mit diesem zusammen den ostseitigen Abschluss des Neuhausplatzes. Dem fünfgeschossigen Bau in Form eines Viertelkreisbogens ist ein differenziert zonierter, öffentlich zugänglicher Platz vorgelagert. Dieser ist Teil des grösseren zusammenhängenden Aussenraums rund um den Neuhausplatz, erhält durch seine Gestaltung, Materialisierung

und Begrünung jedoch einen eigenständigen Charakter. Die vorgesehene Baumgruppe dient als Übergangszone zwischen dem Verkehrsraum und dem Gebäude. Das Gebäude umfasst total 32 Wohnungen in den Obergeschossen und eine gartenseitige Loftwohnung im Erdgeschoss. Die Wohnungen verdanken einen wesentlichen Teil ihrer Qualität dem Wohn-/Essbereich, der den Baukörper durchdringt, und dem dadurch entstehenden spannungsvollen Ausblick in die zwei verschiedenartigen Aussenräume: in den ruhigen, eher privaten Gartenbereich und in den platzartigen, öffentlichen Stadtraum. Gartenseitig sind den Wohn- und Essbereichen auskragende private Balkone und platzseitig eingezogene private Loggien angelagert. Der Baukörper als Ganzes orientiert sich mit der einspringenden Arkade im Erdgeschoss und mit den in den Obergeschossen vorspringenden Wohnungen volumetrisch gegen den Stadtraum. Die Zugänge zu sämtlichen Nutzungen liegen entlang der Arkade im überhöhten Erdgeschoss, die auch Vorzone für die platzseitig 455 m2 publikumsorientierten Nutzungen ist. Hier dient die Vorfahrt der Anlieferung, der Kurzzeitparkierung und als Notzufahrt. Gartenseitig sind im belichteten Sockelgeschoss zusätzlich 495 m2 Dienstleistungs-, Gewerbe- oder Atelierflächen vorhanden. Im Sockelgeschoss ist direkt unter der Vorfahrt eine Autoeinstellhalle angeordnet, welche vom Neuhausplatz-Kreisel aus über die heute bestehende Seitenstrasse mittels einer Rampe entlang der südlichen Parzellengrenze erschlossen ist. Die unteren Geschosse einschliesslich des Erdgeschosses sind in Massivbauweise erstellt, die vier auskragenden Obergeschosse in vorgefertigter Holzbauweise. Sämtliche tragenden Wände liegen in allen Geschossen übereinan-

der, so dass ein einfaches vertikales Tragwerk ohne lange Unterzüge besteht. In den Obergeschossen übernehmen radial angeordnete Holzrahmenbauwände die Lastabtragung des Gebäudes. Zwischen den Tragachsen sind die Holz-Beton-Verbunddecken mit einer Spannweite bis zu 5,70 m gespannt. Von unten sichtbar belassen und lasiert sind die Brettstapeldecken. Die Fassade, welche das Wohn- und Geschäftshaus ‹Am Neuhausplatz› charakterisiert und identitätsstiftend wirkt, besteht aus leicht schimmernd gestrichenen, vertikalen Holzlamellen vor einer schwarzen Wetterschutzfolie. Sie fasst die Obergeschosse zusammen. Zudem erzeugt die rhythmische Anordnung der vertikalen Lamellenfelder mit den dazwischen liegenden Öffnungen der Loggien und Fenster einen eigenständigen städtischen Ausdruck.

Situation


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