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Gestehen Sie der leidenden Person jedes Gefühl zu (Foto: stefanamer/iStockphoto.com)
Gestehen Sie der leidenden Person jedes Gefühl zu (Foto: stefanamer/iStockphoto.com)

“Bitte tröste mich” – wie man jemanden tröstet

Als nach meinem Vater auch meine Mutter starb, war ich zutiefst verzweifelt. Obwohl es eine Erlösung für sie war, bedeutete ihr Tod auch den Verlust eines Zuhauses, das für mich trotz fortgeschrittenen Alters immer eine Zuflucht gewesen war. Ich trauerte unendlich und fand zunächst keinen Weg, damit umzugehen. Aussagen wie „Der Tod gehört eben zum Leben“, „Sie war doch schon so alt“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden“ halfen mir überhaupt nicht. Eines Abends telefonierte ich mit einem Freund und weinte dabei bitterlich. Er hörte mir einfach zu und fragte nach einer Weile behutsam: „Hast du heute schon gegessen?“ Als ich verneinte, sagte er nur: „Dann bestelle ich etwas und lasse es dir schicken. Worauf hättest du denn Appetit?“ Kurze Zeit später stand ein Teller dampfender Nudeln vor mir und zu meinem großen Erstaunen fühlte ich mich nach der Mahlzeit wunderbar getröstet. Instinktiv hatte Michael erkannt, was mir genau in dem Moment helfen würde. Ganz anders erging es mir, als meine geliebte Hündin Gioia innerhalb von zwei Wochen unerwartet starb. Ich sprach mit einer vermeintlich tierliebenden Bekannten von dem unglaublichen Schmerz, der mir das Herz zerriss. Sie sagte: „Ich bitte dich, das ist doch nur ein Hund. Du tust ja so, als ob das dein Kind wäre.“ Ich hatte das Gefühl, als ob sie mir in den Magen geschlagen und einen Kübel Eiswasser über mir ausgegossen hätte …

Worte & Taten – alles zählt

In welchen Lebenssituationen kann es nötig sein, einen anderen zu trösten? Jedes Mal dann, wenn jemand traurig, verletzt, hilflos, verängstigt oder verstört ist. Und dann gibt es noch die heftigen Gründe – Schicksalsschläge wie Krankheit, Verluste, Trennungen, Todesfälle, der Selbstmord eines nahestehenden Menschen und jedes Ereignis, das größten Schmerz auslöst. Warum aber fällt es vielen Menschen so schwer, jemandem Trost zu spenden? Manche haben Angst, nicht die richtigen Worte zu finden, bei anderen löst die Konfrontation mit dem Leid eines anderen eigene Ängste aus. Wieder andere wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Dann gibt es noch die Gruppe der Egozentriker, die nur an ihren Befindlichkeiten interessiert sind. Das Leid eines Gegenübers empfinden sie als lästig und uninteressant. Diese Zeitgenossen können sich nicht einfühlen und wollen das auch gar nicht.

Für alle anderen gilt: Eigentlich ist es doch gar nicht so schwer. Fragen Sie sich: „Was wünsche ich mir von meinem Umfeld, wenn es mir schlecht geht?“ Die Antwort sieht wahrscheinlich so oder ähnlich aus: „Ich möchte, dass mir jemand aufmerksam zuhört, mich bei Bedarf in den Arm nimmt, weinen lässt, auch meinen Zorn aushält, sich erkundigt, wie er mir helfen kann, wartet, bis ich um Rat frage und ihn mir nicht aufdrängt, nicht alles besser weiß, niemals sagt „Das habe ich dir doch gleich gesagt“, akzeptiert, dass ich vielleicht nicht sofort darüber sprechen kann, wenn nötig ganz praktische Hilfe anbietet (z. B. eine Tasse Tee, etwas zu essen, einen Weg erledigen), und auch an meiner Seite bleibt, wenn der Schmerz nicht sofort erledigt ist, sondern länger dauert.“ Stimmt’s?

Was Menschen geholfen hat…

Während meiner Tätigkeit als Psychologin haben mir Menschen erzählt, welche Art von Trost ihnen in furchtbaren Situationen geholfen hat:


• Sandra K., 43, Operationen nach der Diagnose Brustkrebs und einige Chemo-Therapien: „Wenn ich vor Verzweiflung weine, brauche ich niemanden, der mir ein Taschentuch nach dem anderen gibt. Sondern jemanden, der einfach nur bei mir ist und es aushält, dass ich alles rauslasse.“

• Bettina S., 31, ein halbes Jahr nach der Hochzeit starb ihr Mann: „Am verständnisvollsten waren die Menschen, die auch liebevoll mit kranken Tieren umgehen. Die sich nicht schämen, einen zu berühren, zu drücken und wie ein Kind zu behandeln. Die einfach tun. Denn jemand, der trauert, hat keine Antwort auf Fragen wie ,Wie geht es dir?‘“

• Konrad P., 49, seine Frau und er haben zwei behinderte Kinder, von denen eines bereits starb, und das zweite vom Tod bedroht ist: „Ein Freund ruft drei Mal die Woche an und sagt immer das Gleiche auf die Mobilbox: ,Ich bin da, ich denke an dich, du musst dich nicht melden.‘ Das tut mir so gut“.

• Karin R., 64, ihre Tochter hatte einen schweren Autounfall und liegt seither im Koma: „Hilfreich war die Krankenhaus-Pfarrerin, die sagte: ,Gehen Sie mal raus und schreien Sie! Hauen Sie mit der Faust gegen die Wand! Seien Sie sich bloß nicht zu schade dafür.‘ Später habe ich erfahren, wie wichtig es ist, Traumata körperlich abzureagieren.“

• Maria A., 66, ihr Mann hat sie nach 40 Jahren Ehe wegen einer 30-Jährigen verlassen: „Meine Freundin Anni hatte einen spirituellen Rat: ,Sieh die Trennung nicht als Niederlage, sondern so, dass eure gemeinsame Zeit abgelaufen ist.‘ Mit ihr habe ich nach der Trennung auch kleine Meditationsübungen gemacht. Den Gedanken, dass Gott immer bei mir ist, finde ich hilfreich.“

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