Roms Gastronomen wollen nicht aufmachen: "Abstandsregeln unannehmbar"

Roms Gastronomen wollen nicht aufmachen: "Abstandsregeln unannehmbar"
400 Bars und Restaurants des Stadtzentrums verzichten auf einen Neustart am Montag, weil sie gegen die Abstandregeln sind.

In Italien können Betreiber von Restaurants und Bars nach einer über zweimonatigen Coronasperre ab kommendem Montag wieder öffnen, doch viele von ihnen verzichten darauf.

Die drakonischen Regeln zur Abstandshaltung in Lokalen, unter anderem eine stark begrenzte Tischzahl, zwingen vor allem viele Lokale im Stadtzentrum von Rom, weiter geschlossen zu halten.

400 Restaurants wollen nicht aufsperren

400 Lokale in den traditionsreichen römischen Lokalvierteln haben beschlossen, am Montag nicht neu zu starten. "Unter diesen Bedingungen ist es einfach nicht möglich.

Ein Prozentsatz von Restaurantinhabern wird weiterhin Lieferservice garantieren, das Lokal werden sie jedoch nicht öffnen", sagte Gianfranco Contini, Inhaber eines Restaurants in Roms Stadtzentrum und Initiator der Bewegung "La voce dei locali di Roma" (Die Stimme der lokale Roms), die in den vergangenen Wochen spontan entstanden ist.

"Die geforderten Vorsichtsmaßnahmen können in 90 Prozent der traditionellen Lokale nicht umgesetzt werden. Man kann nicht mit Plastiktellern essen, oder mit Kellnern arbeiten, die mit Handschuhen und Atemschutzmasken arbeiten müssen.

Gastronomie bedeutet nicht nur Speisen, sondern auch das Zusammensein und die Atmosphäre eines Lokals. Unter diesen Bedingungen können wir nicht öffnen", sagte Contini.

Milliardenschweres Hilfspaket geplant

Roms Restaurantinhaber hoffen, dass sich die Lage in Italien bald ändern wird, so dass sie mit lockereren Vorsichtsmaßnahmen arbeiten können. Sie machen sich Sorgen um die Rückkehr der vielen ausländischen Touristen, die die Ewige Stadt noch bis Ende Februar belebt hatten.

"Roms Stadtkern wird noch lange ausgestorben bleiben. Neben den Lokalen werden auch viele Hotels und Shops nicht öffnen", so Contini.

Der Verband schrieb einen Brief an Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi, in dem die Lokalinhaber eine "katastrophale Lage" für Gastronomie und Tourismus bemängelten.

Erwartet wird, dass die italienische Regierung am heutigen Mittwoch ein milliardenschweres Hilfspaket zur Stützung der von der Coronavirus-Krise am stärksten betroffenen Wirtschaftssektoren verabschiedet, darunter Gastronomie, Tourismus, Freizeit und Kultur.

Auch Harry's Bar in Venedig bleibt geschlossen

Roms Gastronomen wollen nicht aufmachen: "Abstandsregeln unannehmbar"

Auch in Venedig werden einige traditionsreiche Lokale am kommenden Montag nicht öffnen. Zu ihnen zählt auch die historische Harry's Bar, die als Künstlertreff berühmt ist - US-Schriftsteller Ernest Hemingway galt als Stammgast.

"Am Montag öffne ich nicht. Die von uns verlangten Vorsichtsmaßnahmen sind verrückt und von Leuten entwickelt worden, die keine Ahnung von Gastronomie haben. Wenn sie so bleiben, werde ich nie mehr öffnen", sagte der 88-jährige Lokalinhaber Arrigo Cipriani.

Die Bar ist wegen der Coronavirus-Epidemie seit Anfang März geschlossen.

In seinem Lokal sei es unmöglich, einen Abstand von zwei Meter pro Kunde einzuhalten, wie es die Regierung verlangt, kritisiert Cipriani.

"Wir verfügen über zwei 40 Quadratmeter große Säle, in denen normalerweise 90 Personen Platz fanden. Nach den neuen Regeln, könnte jetzt eine Person pro Saal zugelassen werden. Ich müsste mindesten 50 Mitarbeiter kündigen", klagte Cipriani nach Medienangaben.

Kommentare