Zusammenfassung
Die Pressesprache zeichnet sich durch eine Fülle von Belegen mit sein-Modalpassiv und Gerundiv aus. Deshalb eignet sie sich auch in besonderer Weise zur Überprüfung der oben dargelegten, in der bisherigen Forschung nicht berücksichtigten Auswirkungen von Aktionsart und Aspekt auf das sein-Modalpassiv und das Gerundiv sowie deren Modalität, aber auch der Auswirkungen der Modalitätsarten auf Aktionsart und Aspekt. Dementsprechend wird das Material aus der Presse nach den drei Obergruppen der Aktionsarten sortiert untersucht.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Nach Helbig (1990: 161 ff.) steht das Adverb immer mit der Bedeutung zu jeder Zeit in Homonymie zu immer1,2 als Steigerungspartikeln und immer3 als Abtönungspartikel. Die hier auf den ersten Anschein konkurrierende Steigerungspartikel immer1 kommt schon wegen ihrer Bedeutung in zunehmendem Maße (Helbig 1990: 162) nicht in Frage. Für Helbig (1990: 163) liegt die „Gesamtbedeutung (für Adverb und Steigerungspartikel) … offenbar in einer Komponente der Häufigkeit und der damit verbundenen Verstärkung“. Dies stützt die Annahme einer multiplikativen Bedeutung des Adverbs immer in Beleg (PR10).
- 2.
Zur Relevanztheorie s. Sperber/Wilson (1995: 49 f.); Meibauer (2008: 121 f.); Strömsdörfer (2009: 12).
- 3.
Nach Helbig (1990: 231 f.) ist das Modalwort vielleicht ein Homonym zu den Partikeln vielleicht (Abtönungspartikeln vielleicht1,2, Gradpartikel vielleicht3). Die Unterscheidung zwischen den Abtönungspartikeln vielleicht und dem Modalwort vielleicht sei oft nur durch den Satzakzent möglich, den das Modalwort auf sich zieht. Dies ist in Beleg (pr3) der Fall. Ein entscheidendes Kriterium bildet aber die Bedeutung. Die „Gesamtbedeutung“ von vielleicht basiert nach Helbig (1990: 232) auf „der semantischen Komponente ‚möglich‘“. Diese Komponente sei bei dem Modalwort vielleicht auf einen „möglichen“ Sachverhalt bezogen, bei den Abtönungspartikeln und der Gradpartikel vielleicht dagegen auf einen „faktisch gegebenen Sachverhalt“. In dem Beleg (pr3) bezieht sich vielleicht auf einen möglichen Sachverhalt. Die beiden genannten Unterscheidungsparameter weisen vielleicht in (pr3) als Modalwort aus.
- 4.
S. dazu oben Anmerkung 1.
- 5.
Auch Machonina et al. (1971: 88, 92) klassifizieren ansehen und betrachten als aterminativ, also im Sinne dieser Arbeit als primärimperfektiv.
- 6.
S. dazu oben Anmerkung 1.
- 7.
S. dazu oben Anmerkung 1.
- 8.
Auch Machonina et al. (1971: 91, 116) beurteilen ebenfalls sich beschäftigen und wirken als imperfektiv.
- 9.
Wie ansehen und betrachten ist auch besichtigen gleich sehen durativ-primärimperfektiv, vgl. ebenso Machonina et al. (1971: 92).
- 10.
Siehe dazu Beleg AM1, Abschnitt 7.1.1 im Materialteil auf SpringerLink, und Machonina et al. (1971: 51, 91).
- 11.
Auch Machonina et al. (1971: 88) klassifizieren anschauen als aterminativ, also als imperfektiv im Sinne dieser Arbeit.
- 12.
Zur Imperfektivität des Präsenspartizips s. auch Weber (2000: 116).
- 13.
Fabricius-Hansen (1975: 39) bezeichnet mit bis eingeleitete Adverbiale als terminal, weil „sie das Endmoment der Aktzeit des (Rest-)Satzes relativ zu einem anderen Zeitintervall festlegen“. Hier wird eine Anpassung an die Aktionsartterminologie vorgenommen, die Fabricius Hansen (1975) ebenfalls zur Benennung von temporalen Adverbialen wie zwei Stunden lang heranzieht, die sie als durativ bezeichnet. Auch diese durativen Adverbiale werden hier als perdurativ klassifiziert, da sie auf eine zeitlich begrenzte Dauer verweisen und nicht auf eine zeitlich unbegrenzte, welcher der Terminus durativ angemessen wäre. Durative Adverbiale sind z. B. auf Dauer, auf unbegrenzte Zeit usw.
- 14.
Zur Relevanztheorie s. Sperber/Wilson (1995: 49 f.); Meibauer (2008: 121 f.); Strömsdörfer (2009: 12).
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
Copyright information
© 2023 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Trost, I. (2023). Sein-Modalpassiv und Gerundiv in der Pressesprache. In: Nähe, Distanz und Anonymität - Untersuchungen zum sein-Modalpassiv und Gerundiv. Linguistik in Empirie und Theorie/Empirical and Theoretical Linguistics. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67854-1_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-67854-1_3
Published:
Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-67853-4
Online ISBN: 978-3-662-67854-1
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)