Er verhörte sie, nachdem sie aufflog

Zuständiger Kommissar verrät, wie Petra P. für 31 Jahre untertauchen konnte
Sonntag, 17.03.2024 | 21:07
Totgeglaubte Petra P. exklusiv in der Sendung Life
Sagafilmworks GmbH Petra P. im Interview mit dem Fernsehmagazin Life - Menschen, Momente, Geschichten

Petra P. verschwand für 31 Jahre von der Bildfläche. Hauptkommissar Holger Kunkel suchte die damalige Studentin und erklärt, wie sie ihre Doppelleben mitten in Deutschland führen konnte.

31 Jahre lang glaubte der inzwischen pensionierte Hauptkommissar Holger Kunkel (65), dass Petra P. tot ist. „Für mich war klar, Petra ist ermordet worden. Ich hätte 100.000 Euro darauf verwettet“, so Kunkel. 1984 verschwand die damals 24-jährige Informatik-Studentin in Braunschweig, Niedersachsen. Weil ein Tischler-Lehrling den Mord an der jungen Frau gestand, wurde sie für tot erklärt. 

Doch 2015 tauchte Petra P. durch einen Zufall wieder auf. Die Düsseldorfer Polizei befragte sie im Zusammenhang mit einem Wohnungseinbruch in der Nachbarschaft.

Kommissar erklärt: So tauchte Petra P. drei Jahrzehnte lang unter

Wie konnte Petra P. für über drei Jahrzehnte untertauchen? Unter dem Namen Susanne Schneider führte sie ein unauffälliges Leben. „Sie war die graue Maus in der Großstadt, das war ihre Tarnung“, sagte Kunkel im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung. Der Kommissar traf P. einen Tag nachdem ihre Tarnung aufgeflogen war. „Wir haben sie in Düsseldorf vernommen, wollten verstehen, warum sie das gemacht hat – und wie.“

Holger Kunkel
picture alliance / Peter Steffen/dpa Der Polizeikommissar Holger Kunkel (Archivbild).
 

Petra P. arbeitete schwarz, hatte verschiedene Aushilfsjobs und zahlte die Miete in bar. „Ihre Vermieterin erzählte uns, dass sie das stutzig gemacht hätte. Aber Petra P. redete sich raus, sagte, sie hätte kein Vertrauen in die Banken, die würden nur ihr Geld verbummeln.“ 

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Für Strom und Gas hätte P. alle zwei Monate eine Rechnung bekommen. Damit sei sie zu einem Drogeriemarkt gegangen, wo die Rechnung über die Kasse gezogen wurde. „Und sie zahlte mit Bargeld.“ P. hatte weder ein Auto, noch fuhr sie in den Urlaub. Auch eine Krankenversicherung fehlte. Als P. einmal in die Klinik musste, gab sie sich als Touristin aus Holland aus, erklärte der Kommissar der „Bild“. Die Rechnung bezahlte sie in bar. „Sie muss sehr sparsam gelebt und das Geld gut versteckt haben.“

„Sie ging kein Risiko ein, aufzufliegen“

P. „hatte keine Freunde, keinen Partner, ging kein Risiko ein, aufzufliegen“, so der Polizist. Wurde es ihr zu gefährlich, zog sie um. Braunschweig, Gelsenkirchen, Essen, Düsseldorf. Zu einer RTL-Reporterin meinte P.: „Ich wäre viel lieber Susanne Schneider geblieben.“

Als Kunkel und P. wieder aufeinandertreffen, verrät die ehemals Vermisste dem Polizisten, warum sie damals untergetaucht sei: „Ich weiß es nicht. Ich denke, dass ich schizophren geworden bin. Ich bin meine ersten fünf Lebensjahre extrem missbraucht worden. Ich wusste damals nicht, dass ich so missbraucht wurde und habe das verdrängt“, meint Petra P.. Vor rund 31 Jahren habe sie dann den Entschluss gefasst, nie wieder zu ihrer Familie zurückzukehren. Mittlerweile könne sie endlich wieder ein Bankkonto eröffnen, das Internet nutzen und zum Arzt gehen. „Das macht mich glücklich.“  

cei
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