Ratschläge und Unsicherheit

Ratschläge und Unsicherheit: Das Psyche-Spiel dahinter

Ratschläge sind wie ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite sind sie wertvoll, auf der anderen können sie aggressive Ablehnung oder hilflose Resignation auslösen. Doch warum passiert das? Die Antwort liegt tief in unseren psychologischen Mechanismen verborgen, die sich in unseren Reaktionen auf diese Ratschläge zeigen. Hier ist eine Reise durch diese Phänomene, veranschaulicht anhand realer Situationen.

Aggressive Reaktionen:

Reaktanz in Aktion:

Stell dir vor, jemand bietet dir ungefragt Ratschläge an, wie du deine Zeit besser nutzen könntest. Doch anstatt Dankbarkeit zu zeigen, fühlst du dich bevormundet und reagierst mit Gegenwillen. Du hältst weiter an deiner Routine fest, um deine Autonomie zu bewahren.

Reaktanz beschreibt den Widerstand, den eine Person verspürt, wenn sie das Gefühl hat, dass ihre Freiheit oder Autonomie eingeschränkt wird. Wenn jemand Ratschläge als bevormundend empfindet, kann die Reaktion reaktant sein, indem sie genau das Gegenteil von dem tut, was geraten wurde, um ihre Freiheit wiederherzustellen.

Kognitive Dissonanz am Werk:

Du bist überzeugt davon, dass du ein effizienter Multitasker bist. Als jemand dir nahelegt, dich auf eine Sache zu konzentrieren, sträubst du dich. Die neuen Ratschläge passen nicht in dein bestehendes Denkschema, also lehnst du sie ab, um die Unstimmigkeit zu vermeiden.

Kognitive Dissonanz: Menschen erleben Spannung, wenn sie widersprüchliche Überzeugungen oder Verhaltensweisen haben. Inkongruente Ratschläge im Vergleich zu eigenen Überzeugungen können kognitive Dissonanz erzeugen, was dazu führen kann, dass die Ratschläge abgelehnt oder ignoriert werden.

Ego-Verteidigung in Aktion:

Eine Freundin gibt dir ehrliches Feedback zu deinem Schreibstil. Doch anstatt es anzunehmen, fühlst du dich in deinem Können angegriffen. Du wehrst die Ratschläge ab, um dein Selbstbild zu schützen.

Ego-Verteidigung: Ein Mechanismus, um das Selbstbild zu schützen, kann ausgelöst werden, wenn Ratschläge als Kritik an der eigenen Kompetenz oder Persönlichkeit interpretiert werden. Dies kann zu einer Abwehrhaltung führen, die sich in der Ablehnung oder Angriff auf die Ratschläge äußert.

Hilflose Reaktionen

Erlernte Hilflosigkeit in Realität:

Nach Misserfolgen fühlst du dich wie ein Versager. Selbst mit guten Ratschlägen fühlst du dich ohnmächtig, da du glaubst, keinen Einfluss auf das Ergebnis zu haben.

Erlernte Hilflosigkeit: Menschen, die glauben, keinen Einfluss auf ihr Schicksal zu haben, könnten wertvolle Ratschläge als sinnlos oder bedrohlich empfinden und daher ignorieren oder ablehnen.

Angst vor Veränderung in Aktion:

Jemand schlägt dir vor, deine Arbeitsweise zu ändern. Doch die Angst vor dem Unbekannten hält dich davon ab, diese Empfehlung zu akzeptieren. Die Veränderung wird als Bedrohung wahrgenommen, also lehnst du sie ab.

Angst vor Veränderung: Die Angst vor Veränderungen kann zu Widerstand und Unsicherheit führen. Ratschläge können als Bedrohung für den Status quo wahrgenommen und deshalb abgelehnt werden.

Stressreaktion als Antwort:

Du bist bereits gestresst und erhältst Ratschläge zur Stressbewältigung. Doch die zusätzliche Belastung lässt dich die Ratschläge ablehnen, um nicht noch mehr Druck zu spüren.

Stressreaktion: Eine Stressreaktion auf empfangene Ratschläge kann dazu führen, dass die Person die Ratschläge als zusätzliche Belastung oder Überforderung sieht und daher ablehnt oder vermeidet.

Fazit: 

Die Psychologie hinter unseren Reaktionen auf Ratschläge ist faszinierend und komplex. Indem wir diese Mechanismen verstehen, können wir empathischer mit den verschiedenen Reaktionen umgehen und den Wert von Ratschlägen besser vermitteln.

Neurologe und Psychotherapeut

Dr. Pastushenko