Auf Schneeschuhen durch die Nagelfluhkette

Juhuuuuu, endlich wieder Berge! Bereits im Oktober 2019 verabreden wir uns mit unseren Freunden für ein Winterwochenende im Allgäu. Wir entscheiden uns für die Schneeschuhe.

Juhuuuuu, endlich wieder Berge! Bereits im Oktober 2019 verabreden wir uns mit unseren Freunden für ein Winterwochenende irgendwo in den Bergen. Freundlicherweise übernimmt unser Freund Thomas von mehr-berge.de die Vorab-Planung und kümmert sich um die genaue Tour und die Hüttenreservierung.

Wir entscheiden uns dieses Mal für die Schneeschuhe, denn diese haben wir im Keller und diesen Winter leider noch nicht im Einsatz gehabt. Das macht die Logistik im Vorfeld unkompliziert.

Freitag

Wie verabredet treffen wir uns also am Freitag Nachmittag gegen 16:30 Uhr auf dem Parkplatz der Hochgratbahn auf 856 m in der Nähe von Oberstaufen. Haben wir alles? Ein letzter Blick in die Rucksäcke und dann geht´s los! Wir schnallen die Schneeschuhe an, die Stirnlampen auf den Kopf und machen uns auf den Weg zur DAV-Hütte der Sektion Oberstaufen, dem Staufner Haus auf 1.600 m. Die beiden Jungs unserer Freunde haben neben ihrem überschaubar großem Tagesrucksack jeweils noch einen massiv gebauten Holzschlitten im Schlepptau. Weil: “Runterlatschen ist doof!”

Auf geht´s… das Essen wartet schon!

Vom Staufner Haus trennen uns etwa 800 hm Aufstieg, die wir über die Unterlauchalpe (996 m) und die Obere Lauchalpe (1.403 m) bestreiten werden. Auf der Webseite des Staufner Haus ist der Aufsteig über diese Seite mit rund 2 Stunden angegeben. Der Winterwanderweg ist zwar top präpariert, stellenweise aber gnadenlos steil. Mit 30-Liter Rucksack inklusive 1 kg selbstgebackenem Brot, Käse, Nüssen, Thermoskannen gefüllt mit Tee, zwei Kartenspielen, Schneeschuhen an den Füßen und Schlitten an der Hand “könnte das recht sportlich werden”, denken wir uns nach etwa einem Viertel der Wegstrecke. Wir kommen ordentlich ins Schwitzen und die Lichter des Staufner Haus wollen einfach nicht näher kommen…

Für gewöhnlich gehen Freunden nicht so schnell die Themen aus. Schon gar nicht, wenn man sich länger nicht gesehen hat. Doch wir müssen ehrlich gestehen, dass uns für eine lockere Unterhaltung etwas die Luft fehlt.

Wunderschön und einzigartig begleitet uns der Fast-Vollmond während des gesamten Anstiegs. Wir versuchen unsere Stirnlampen so spät wie möglich einzuschalten. Und das gelingt uns bis etwa eine halbe Stunde vor Ankunft auf dem Staufner Haus.

Gegen 19:30 Uhr treffen wir schließlich auf der Hütte ein. Vorsichtshalber haben wir unsere späte Ankunft den Hüttenwirten telefonisch von unterwegs mitgeteilt. “Des passt scho” hieß es am anderen Ende der Leitung. Wir phantasieren schon vom Essen und bei der Vorstellung an Kaiserschmarrn, Kässpatzen und anderen Leckereien läuft uns das Wasser im Mund zusammen…

Die Hüttencrew empfängt uns fröhlich und es ist trotz regen Betriebs eine entspannte Stimmung. Jetzt geht alles zügig: Einchecken, 6er-Lager beziehen, Essen bestellen und dann essen!

So richtig viel los ist nicht mehr mit uns. Nach dem Essen gibt´s -wie es sich für einem g´scheiden Hüttenabend gehört- ein paar Spiele. Dank der beiden Jungs unserer Freunde lernen wir Kartenspiele wie “No Prob-Lama”, “Wizard” und “Berggipfel-Quartett” kennen.

Bevor wir ins Bett fallen, informieren wir uns noch über das Wetter und den Lawinenlagebericht für Samstag. Denn morgen stehen ein oder sogar zwei Gipfel auf dem Programm!


Samstag

Nach einer wunderbar erholsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück brechen wir gegen 10:00 Uhr auf. In unserem Gebiet rund um den Hochgrat ist heute Lawinenstufe 1-2 gemeldet. Für unsere Tour auf den Hochgrat und ggf. weiter zum Rindalphorn sind das gute Voraussetzungen.

Da wir wettertechnisch nichts zu befürchten haben, gehen wir es gemütlich an und erreichen nach etwa 10 Minuten bereits das erste Etappenziel, die Bergstation der Hochgratbahn auf 1.710 m. Hier tummeln sich die ersten Sonnenanbeter und Rodler. Wir ziehen an ihnen vorbei, unser Ziel den Hochgrat stets vor Augen.

Die Motivation für heute ist durchwachsen. Während wir es kaum erwarten können, auf den Gipfel zu stürmen, denken andere bereits ans Runterrodeln. Vor Aufbruch machen die Jungs nochmals deutlich, dass ihnen sehr daran gelegen wäre, die Anstrengung des bergauf Wanderns auf ein Minimum zu beschränken. Im Vergleich zu gestern stehen heute tatsächlich weniger Höhenmeter an.

Die Ausblicke auf die gesamte Nagelfluhkette, aber auch das Gottesackerplateu und Gipfel wie den Hochvogel (2.592 m), den Großen Widderstein (2.533 m) und das Hohe Licht (2.561 m) sind bereits von hier sagenhaft. Wir fühlen uns ein bißchen wie über den Wolken…

Auf dem Hochgrat, 1.834 m

Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir das markante Gipfelkreuz des Hochgrats auf 1.834 m. Die letzten paar Meter des Anstiegs sind nochmals richtig steil, doch das Panorama von hier oben lässt uns gleich schon entspannter Atmen. Wir machen eine kurze Rast und geniessen den fantastischen 360° Grad Blick…

Da es hier oben doch ziemlich windig ist, beschließen wir am Grat entlang in Richtung Rindalphorn (1.821m) abzusteigen und uns dann zu entscheiden, wie wir weitergehen.

Schneeschuhe oder Grödel?

Im Sommer ist der Weg auf dem Grat ein seilversicherter Steig, der “alpine Trittsicherheit voraussetzt” und nach links steil abfällt. Wir gehen mehr oder weniger an der Abbruchkante des Hochgrat-Plateaus entlang.

Es liegt nur wenig Schnee und wir stellen uns die Frage, ob die Schneeschuhe auf dem schmalen Weg hier nun sinnvoll sind oder nicht. Alternativ wären Wanderschuhe in Kombination mit Grödeln (Schneeketten) unserer Ansicht nach eine gute Wahl. Anhalten, Schneeschuhe ausziehen, dieselben vertstauen, Grödel rauskramen und anlegen scheint hier oben auch nicht als die beste aller Ideen. Also gehen wir weiter. Es erfordert etwas Konzentration und Trittsicherheit, die breiten und sperrigen Schneeschuhe so voreinander zu setzen, dass man sich damit nicht das eigene Bein stellt. Ein Fehltritt hier oben wäre folgenschwer…

Alle meistern die Gratwanderung sehr geschickt und als uns ein kleines, freies Wiesenstück auf der Brunnenscharte zum Picknick einlädt, können wir dieses Angebot nicht ausschlagen. Obwohl der Hunger noch nicht so wirklich groß ist, machen wir an dieser aussichtsreichen Stelle Pause und lassen uns Brot, Käse, Karotten, Paprika, Tomaten, Nusskuchen und heißen Tee schmecken.

Weltweit-draussen empfiehlt:

Auf Wintertouren setzen wir auf heißen Tee.
Heute in der Thermoskanne: Eine kräftige, wärmende Gewürzteemischung, die neben getrockneten Orangenschalen und Basilikum Ingwer, schwarzen Pfeffer und Chili enthält. Tendenziell trinkt man im Winter weniger, da man gefühlt weniger schwitzt. Regelmässige Trinkpausen sind aber auch im Winter enorm wichtig. Deshalb: Warmer Tee ist super bekömmlich und wohltuend!

Panorama ja, doch wo ist der Weg dazu?

Um die ausgelassene Stimmung nicht auf die Probe zu stellen, entscheiden wir im Sinne der Gruppe ab hier über den verschneiten Panoramaweg und die Gütlealpe (1.566 m) retour zum Staufner Haus zu wandern.

Laut unserer digitalen Karte müsste man von der Brunnenscharte aus auf den Panoramaweg stossen. Auch der Hüttenwirt meinte “Des könnt´s scho machen, der isch g´schpurt”. Wir sehen den Panoramaweg zumindest von hier aus nicht. Also spuren wir uns den Weg zur Gütlealpe selbst.

Der Abstieg durch den tiefen Schnee macht Spaß und wir haben das Gefühl, dass die Schneeschuhe hier zum ersten Mal auf unserer Tour ihre Berechtigung haben und ihre Vorteile ausspielen. Sie tragen uns förmlich über den lockeren Schnee!

An der Gütlealp auf 1.560 m treffen wir auf den Wegweiser zum Panoramaweg. Dieser verläuft jedoch hinter dem nächsten Hügel, weswegen wir uns für die “Diretissima”-Variante entscheiden und für die rund 300 hm in Richtung Hochgrat den vorhandenen Tourenski-Spuren folgen…

Hier kommen wir nochmals etwas ins Schnaufen. Offensichtlich haben die Jungs ihre Energie gebündelt und stapfen ungehalten durch das weiße Winterwunderland. Vor uns breiten gerade einige Paraglider ihre Schirme aus und wir können sie beim Starten beobachten.

Kurz unterhalb des Hochgrats zweigen wir links ab. Von hier aus ist die Bergstation der Hochgratbahn sichtbar. Die Burschen erhöhen das Tempo erneut. Zu verlockend ist Kuchen und Spezi…

Jetzt sind alle zufrieden. Wir setzen uns in die Sonne, die Jungs schnappen sich Schlitten und rutschen damit kleine Hügel hinab. Bis zum Staufner Haus sind es nur noch schnelle fünf Minuten.


Sonntag

Für heute Abend ist in ganz Deutschland Sturm gemeldet. Nach einem ausgedehnten Frühstück entscheiden wir uns daher dafür, nichts zu riskieren und nur noch ins Tal abzusteigen bzw. abzufahren.

Den Jungs ist das nicht ganz unrecht, schließlich kommen dann endlich die Schlitten zum Einsatz, die wir am Freitag mit zum Staufner Haus gezogen haben und die seither darauf warten, freigelassen zu werden…

2 Schlitten, 6 Personen + 6 Rucksäcke?!

Zum Abstieg haben Bernadette und ich uns keine Gedanken gemacht. Folglich haben wir auch keine Schlitten dabei. Die 800 hm vom Staufner Haus zu Fuß bzw. mit den Schneeschuhen abzusteigen erscheint uns wenig attraktiv.

“An der Bergstation könnt´s ihr Schlitten ausleihen!”, sagt der Hüttenwirt.
“Passt perfekt”, sagen wir.

Da kommt uns die Option, an der Bergstation der Hochgratbahn zwei Schlitten auszuleihen sehr gelegen. An dieser Stelle gilt es zu betonen, dass das nicht irgendwelche Schlitten sind. Nein, hier werden top-gepflegte Luxus-Schlitten mit Bremsbügel verliehen!

Für insgesamt 18,00 Euro (9,00 € pro Schlitten) nehmen wir also unser Equipment in Empfang. Beim Anblick unserer großen Rucksäcke bietet uns der Mann an dem Verleih freundlicherweise an, diese mit der Bergbahn ins Tal zu schicken. Das nehmen wir dankend an!

Die Tatsache, dass unsere Schlitten mit Bremse ausgestattet sind, gibt uns ein gutes Gefühl. Denn wir beide sind keine erfahrenen Rodler und stellen es uns schwierig vor, die bevorstehende 800 hm-Abfahrt ausschließlich mit den Fersen zu bremsen.

“In 12 Minuten seid´s ihr unten!”, gibt uns der freundliche Bergbahn-Mitarbeiter augenzwinkernd mit auf den Weg. Zugegeben, das schaffen wir nicht ganz. Wir haben aber jede Menge Spaß bei der rasanten Abfahrt!

Ruck zuck sind wir im Tal. Fast ein bißchen schade. Dass man auch beim Bergab-Rodeln ordentlich Hunger bekommen kann, merken wir jetzt. Außerdem ist schon 12:30 Uhr, eine gute Uhrzeit für ein zünftiges Sonntags-Mittagessen!

Wir geben unsere Rodel ab und lassen unser Wochenende bei einem Mittagessen in Oberstaufen ausklingen. Sehr schön war´s, das schreit nach einer Wiederholung!

Praktische Tipps

Essen & Trinken
Obere Lauchalpe – Im Winter am Wochenende geöffnet. Kaffee, selbstgemachte Kuchen sowie Suppen.

DAV-Hütte Staufner Haus – Sehr engagierte und freundliche Hütten-Crew. Die Speisen werden frisch zubereitet und schmecken auch so! Kaiserschmarrn, Biergulasch mit Spätzle, Kässpatzn? Egal, alles lecker!

Bergrestaurant Hochgratbahn – Selbstbedienungsrestaurant mit Terrasse. Kalte und warme Speisen und Getränke. Schlittenverleih!

Übernachtung
DAV-Hütte Staufner Haus, zu Fuß in 2-2,5 Stunden vom Parkplatz der Hochgratbahn zu erreichen. Alternativ auch mit der Hochgratbahn. Von der Bergstation sind es max. 10 Minuten Abstieg zur Hütte.

Tipp
Im Winter Schlitten ausleihen und von der Bergstation Hochgratbahn ins Tal rodeln! Achtung: Die Abfahrt ist sehr steil und schnell. Wir empfehlen die Schlitten mit Bremse!

Fazit

Schee war´s! Ein fantastisches Winterwochenende liegt hinter uns. Zum ersten Mal waren wir mit unseren Blogger-Freunden von mehr-berge.de und somit zwei Jungs im Alter von 10 und 13 Jahren unterwegs. Es war eine tolle Tour, wir hatten super Wetter und 3 tolle Tage!


2 Antworten auf “Auf Schneeschuhen durch die Nagelfluhkette”

  1. […] Berna und Andrea von weltweit-draussen.de haben uns auf unserer Tour begleitet. Ihren Bericht findet ihr in ihrem Blogbeitrag „Auf Schneeschuhen durch die Nagelfluhkette“. […]

Kommentare sind geschlossen.