Büro der Aids-Hilfe mit Geschossen attackiert
Die Aachener Aids-Hilfe ist ins Visier eines oder mehrerer Unbekannter geraten. Inzwischen sind die Attacken auf die Einrichtung massiv eskaliert.
Aachen Spätestens nach dem Jahreswechsel war das Maß für Walter Brüsseler übervoll: Irgendwann zwischen dem 28. Dezember und dem 2. Januar haben ein oder mehrere Unbekannte die Büros der Aachener Aids-Hilfe nahe der Normaluhr mit Geschossen attackiert, berichtet der Geschäftsführer der Initiative, die sich seit vielen Jahren für HIV-Infizierte einsetzt.
„Die Klingelknöpfe an unserer Haustür wurden bereits vor etwa vier Wochen verschmiert, die Wände und ein Briefkasten wurden mit Graffiti besprüht, in die Briefkästen wurde bestialisch stinkende Buttersäure geworfen“, erzählt Brüsseler. Damit nicht genug: Ein Fenster der Geschäftsstelle an der Zollernstraße/Ecke Wilhelmstraße weist jetzt zwei etwa daumengroße Löcher auf, die im besagten Zeitraum um Silvester herum von einer Schusswaffe oder auch einer schweren Schleuder abgegeben worden sein müssen. Der Verein hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, die Kripo ermittelt.
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Dabei müssen die Anschläge wohl als bisheriger Höhepunkt eines bizarr anmutenden Feldzugs zur Schädigung des Hilfsvereins gelten, glaubt Brüsseler. Denn bereits seit rund einem Jahr tauchten in der Städteregion immer wieder Flyer und Plakate im DIN-A-4-Format mit absurden Verunglimpfungen gegen die Initiative auf.
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Auch an der Geschäftsstelle in der City hinterließen der oder die unbekannten Täter wirre Botschaften. Die Aids-Hilfe betreibe „die offizielle Ausrottung HIV-positiver Menschen mit Migrationshintergrund“, heißt es da. Der Verein stehe in Verbindung mit „namhaften Ärzten“, die als „Eugeniker & Rassisten“ diffamiert werden. Die verfolgten das Ziel, homosexuelle HIV-Patienten „grausam zu verfolgen und zu quälen“. Erfasst und „katalogisiert“ würden potenzielle Opfer dabei über die Beratungs- und Test-Plattform „test2 multiply“, welche die Initiative gemeinsam mit dem Seminarwerk Aids und dem Queerreferat der Aachener Hochschulen ins Leben gerufen hat.
Mittlerweile wurden besagte Plakate auch in Köln verbreitet, erzählt Brüsseler. „Eine ganze Weile haben wir uns bedeckt gehalten, weil wir der massiven Rufschädigung durch die aberwitzigen Vorwürfe nicht auch noch Vorschub leisten wollten. Jetzt fühlen wir uns hier aber massiv bedroht.“
Dabei sei völlig unklar, wer hinter der perfiden Verleumdungskampagne stehe. Aids-Hilfe und Polizei hoffen daher jetzt auf Zeugen, die Hinweise auf die Urheber geben könnten.