Langenbach: Eine Gemeinde sucht einen Dorfarzt – und geht dabei ganz neue Wege

Ein Dorf ohne Arzt? Das geht nicht, findet die Gemeinde Langenbach im Landkreis Freising. In einer neuen Kampagne sucht sie aktiv nach einem Nachfolger.
| Rosemarie Vielreicher
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Ein Blick auf den Ort Langenbach im Landkreis Freising mit rund 4.200 Einwohnern.
Ein Blick auf den Ort Langenbach im Landkreis Freising mit rund 4.200 Einwohnern. © Foto: Gemeinde Langenbach

Bauer sucht Frau? Dorf sucht Arzt! Und zwar mindestens genauso enthusiastisch, als ginge es um eine neue Liebe.

Denn in Langenbach ist man überzeugt: Der Ort braucht unbedingt einen Hausarzt, zu dem Seniorinnen und Senioren zu Fuß gehen und Familien mit Kindern mit dem Radl oder Kinderwagen vorbeischauen können. Allerdings gestaltet sich die Suche nach einem Nachfolger für den aktuell noch praktizierenden Arzt mehr als schwierig – so ergeht es vielen Orten auf dem Land.

Der Mediziner selbst suchte, auch eine Standard-Annonce brachte keinen Erfolg, sagt der Geschäftsleiter der Gemeinde, Bernhard Götz, der AZ. Deswegen wolle man "neue Wege" gehen, sich selbst präsentieren und damit um einen Allgemeinmediziner buhlen. "Die Bevölkerung treibt das sehr um, es ist ein großes Thema. Deswegen versuchen wir mit allen Mitteln, einen Arzt zu finden."

Der Bachdoktor: Ein Dorf sucht einen Arzt

4.200 Einwohner zählt das Dorf. Die Kampagne der Oberbayern lässt an den Bergdoktor denken, sie heißt: "Der Bachdoktor. Ein Dorf sucht einen Arzt." Es gibt dafür eine eigene Homepage, auf der es heißt: " Bei uns sind Sie viel mehr als nur Frau oder Herr Doktor, denn Hausarztmedizin ist Vertrauensmedizin."

Darunter findet sich ein Button für Interessierte: "Ja, ich will!"Die Idee dazu hatte Bürgermeisterin Susanne Hoyer. "Wir wollen dem Arzt zeigen, was ihn erwartet, wenn er zu uns kommt", sagt der Geschäftsleiter der Gemeinde.

Rund 40 Minuten braucht der Zug von Langenbach nach München.
Rund 40 Minuten braucht der Zug von Langenbach nach München. © Christian Schranner

Was kommt auf einen potenziellen Nachfolger zu? "Von der Infrastruktur her haben wir alles, was ein Dorf braucht. Wir wollen auch, dass das so bleibt", sagt Götz der AZ. Stichwort: ärztliche Nahversorgung. Deswegen heißt es auf der Seite auch: "Personal sowie Patientinnen und Patienten sind vorhanden. Nur Sie fehlen uns noch."

Pluspunkte: Nah an den Metropolen und in der Natur

Womit man punkten will: die Lage. "Ideal liegt das Dorf, um Ausflüge in die nahegelegenen Städte München, Freising, Landshut oder Regensburg zu unternehmen oder zum Wandern Richtung Alpen zu fahren." Die Metropolregion München –  rund 46 Kilometer sind es in die Landeshauptstadt – könnte für so manchen überzeugend sein, hoffen die Langenbacher: "Wenn Sie möchten, können Sie sich bei uns durchaus als Landarzt oder Landärztin bezeichnen. Gleichzeitig sind Sie mitten in der lebendigen Metropolregion München niedergelassen, denn unsere Gemeinde verbindet Natur und vielseitige Infrastruktur. Überzeugen Sie sich selbst!", heißt es auf der Seite "Der Bachdoktor".

Pluspunkt Nummer 2: "In Langenbach ist auch für das tägliche und leibliche Wohl gesorgt. Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomien, Getränkemärkte, Friseure und Kosmetik-Studios sind fußläufig vorhanden." Und Götz, der selbst nicht in Langenbach wohnt, aber dem Dorf sehr verbunden ist, sagt: "Wir sind ein sympathisches Dorf."Langenbach kämpft mit einem Problem, das allgegenwärtig ist. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) warnt: "Die KBV hat mit einer neuen Modellrechnung ermittelt, dass die Nachfrage nach ärztlicher Versorgung bis zum Jahr 2030 moderat ansteigen, das ärztliche Angebot jedoch sinken wird.

Besonders betroffen ist dabei die Gruppe der Hausärzte und der sogenannten fachärztlichen Grundversorger." Eine weitere Statistik der KBV zeigt: 35,3 Prozent aller Hausärzte in Bayern waren im vergangenen Jahr 60 Jahre und älter. Sprich: der Ruhestand ist in nicht allzu weiter Ferne. Das Durchschnittsalter: 55,2 Jahre.

Langenbach: Ein Dorf stellt sich vor

Zurück nach Langenbach. Wer im Dorf lebt, erfährt der mögliche Nachfolger auch auf der neuen Internetseite. Viele Menschen vor Ort präsentieren sich mit Namen, Foto und Statement, um vom Dorf zu überzeugen. Unter anderem Roswitha Apold, die seit Jahrzehnten in der Praxis arbeitet: "Nach 30  Jahren Praxiszugehörigkeit, bedauern meine Kollegin und ich es sehr, dass es in Langenbach bald keinen Arzt oder Ärztin mehr gibt. (...) Wir kennen uns aus, kennen unsere Patientinnen und Patienten und sind ein eingespieltes Team. Gerne gestalten wir den Praxisablauf mit und sorgen für Spaß und Harmonie!"

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Bürgermeisterin Susanne Hoyer bietet an: "Ich möchte mich persönlich, auch im Namen der ganzen Bevölkerung, bei Ihnen bewerben und lade Sie herzlich zum Gespräch ein. Gerne gebe ich Ihnen eine Führung durch unser schönes Dorf."

Noch hat sich kein Interessent gemeldet, sagt Götz. Die Kampagne läuft aber auch erst seit Kurzem. Wenn kein Arzt gefunden wird, müssten die Menschen künftig auf umliegende Orte ausweichen wie Freising, Moosburg oder gar München, so Götz. Das will man unbedingt verhindern. Das Dorf bleibt optimistisch, dass es am Ende heißen wird: "Dorf findet Arzt: Das ist der neue Bachdoktor."


Mehr Informationen und das Profil der Gemeinde finden Sie hier ; Kontakt: info@der-bachdoktor.de; Tel.   08761/7420-0

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