Energiekrise: China rationiert Strom und schließt Fabriken
Chinas Wirtschaft leidet wegen Energiemangels an Stromausfällen und man schließt Fabriken. Betroffen ist auch die Produktion von Agrarchemikalien und Dünger. Dort ist China ein weltweit wichtiger Exporteur.
Wegen Energiemangels muss der weltweit größte Kohleverbraucher bereits Stromrationierungen durchsetzen. In den chinesischen Behörden schrillen die Alarmglocken auch weil die Energie-Vorräte vor dem Winter für Industrie, Agrarwirtschaft und Verbraucher sehr klein sind.
Chinesische Medien berichten, dass rund 20 Provinzen seit Mitte September Maßnahmen zur Stromrationierung ergriffen haben. Gleichzeitig versuchen die Behörden wichtige Kohlelieferungen an Versorgungsunternehmen zu beschleunigen, damit weitere Stromausfälle vermieden werden, und die Industrieproduktion in den Schlüsselregionen nicht lahmgelegt wird.
Laut Global Times, einer staatlichen chinesischen Zeitung, wurden die drei nordöstliche Provinzen diese Woche von einem "unerwarteten und beispiellosen" Stromausfall getroffen. Die Zeitung berichtet, dass die Stromrationierung in den Provinzen Heilongjiang, Jilin und Liaoning zu erheblichen Störungen des täglichen Lebens der Menschen und der Industrieproduktion geführt hat.
Stromknappheit und Rationierungen betreffen auch hat die südliche Provinz Guangdong, ein wichtiges Industrie- und Schifffahrtszentrum für den Export von Agrar- und Industrieprodukten. Lokale Zeitungen berichten zudem, dass viele Firmen versuchen, die Stromnachfrage zu reduzieren, indem sie nur noch zwei oder drei Tage pro Woche arbeiten oder die Angestellten in Kurzarbeit schicken.
Energiepreise in China auf Allzeithoch – Versorgung gefährdet?
Wegen der Stromknappheit hat Chinas Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) – lokale Wirtschaftsbehörden, Energieverwaltungen und Eisenbahnunternehmen angewiesen, den Kohletransport zu beschleunigen, damit die Nachfrage während der Wintersaison besser gedeckt ist. Chinas Strom wird zu fast 60 Prozent durch Kohle erzeugt. Gleichzeitig ist das Reich der Mitte der weltweit größte Verbraucher von Kohleenergie.
Laut der Zeitung South China Morning Post, lagen die Bestände an Kohle zur Stromerzeugung Ende September auf einem Rekordtief. Doch die Energiekrise ist jedoch nicht auf China begrenzt sondern sie wird durch eine Reihe anderer Faktoren angetrieben. So stiegen die Erdgaspreise auf den Schlüsselmärkten in Nordostasien ebenfalls weiter an und erreichte am 29. September erneut einen Rekordwert von über 30,00 USD/MMBtu, berichten Analysten. Händler sagten, dass der Hauptschub von den europäischen Versorgungszentren kam, wo Erdgas extrem knapp und teuer ist und ebenfalls eine Energiekrise ausgelöst hat.
Die Terminmarkpreise für Kraftwerkskohle haben in China diese Woche ebenfalls ein Allzeithoch von 213 USD pro Tonne erreicht: Das treibt die Preise für die Stromversorger noch weiter nach oben, die die hohen Brennstoffkosten oft nicht mehr ausgleichen können. Der Kohle-Kontrakt stieg im Zeitraum Juli bis September um knapp 100 Prozent. Das hat die Börse dazu veranlasst, Handelslimits einzuführen.
Hinzu kommt, dass China beim Bemühen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, die Kohleförderung aufgrund neuer Vorschriften gedrosselt hat.
Stromrationierungen, Werksschließungen und Wirtschaftseinbruch
Die Erholung der globalen Nachfrage (auch nach Agrarchemie und Dünger) und das Hochfahren der chinesischen Produktion haben dazu geführt, dass die Kohleproduktion nicht mit der Nachfrage nach Energie Schritt mitgehalten hat. Analysten glauben, dass die Versuche der chinesischen Behörden den Energieverbrauch zu begrenzen die aktuelle Stromkrise noch verschärft hat.
Am akutesten sind die Probleme offenbar in den drei nordöstlichen Provinzen Liaoning, Jilin und Heilongjiang, wo die lokalen Behörden schon vor dem „Zusammenbruch des gesamten Stromnetzes“ warnten, wenn sie den Strom nicht rationieren würden. Staatliche chinesische Stellen sagten diese Woche gegenüber internationalen Medien man werde die Strompreise nicht daran hindern, in einem vernünftigen Bereich zu schwanken und die Kostenänderungen widerzuspiegeln.
Die Energiepreiskrise veranlasst Ökonomen mittlerweile, die Wachstumserwartungen für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu senken. Die Analysten von Goldman Sachs senkten ihre BIP-Wachstumsprognose für 2021 von 8,2 Prozent auf 7,8 Prozent und zitierten "die jüngsten drastischen Produktionskürzungen in einer Reihe von Industrien mit hoher Energieintensität".
Goldman Sachs stellte außerdem auch eine „erhebliche Unsicherheit“ für das letzte Quartal des Jahres fest, da die chinesische Wirtschaft wegen der Schuldenkrise des Immobiliengiganten Evergrande hohen zusätzlichen Risiken ausgesetzt ist.
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