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Maisernte und Maispreise 2021

Maispreise bleiben sehr hoch – trotz großer Maisernte

Maisernte.
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Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Mittwoch, 17.11.2021 - 16:00 (Jetzt kommentieren)

Die Erholung der Maispreise in den USA und die starke internationale Nachfrage gleichen den Erntedruck in Europa und Nordamerika aus und treiben die Maispreise erneut in die Höhe.

maispreise in den usa.

Die europäischen Maispreise profitierten auch von dem starken Rückgang der Eurodollar-Parität sowie von der deutlichen Erholung am US-Markt. Auf der anderen Seite des Atlantiks werden die Preise vor allem durch die durch den Regen verlangsamten Erntefortschritt und die sehr starke internationale Nachfrage getrieben.

Der US-Export lag vorige Woche bei 1,1 Millionen Tonnen. Der Mais profitiert auch von einer guten Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Futterweizen. FranceAgriMer hatte das französische Exportziel für die laufende Saison um 845.000 Tonnen auf 5,42 Millionen Tonnen  angehoben. Davon gehen allein 4,77 Millionen Tonnen auf den innereuropäischen Markt.

Allerdings nimmt der Erntedruck in Frankreich und am Schwarzen Meer aufgrund der höher als erwarteten Erträge zu. Auch die Ausfuhren in den ukrainischen Häfen sind letzte Woche sehr schnell auf 1,05 Millionen Tonnen gestiegen.

Ein Großteil der Schwarzmeer-Lieferungen wird jedoch derzeit von der weiterhin starken chinesischen Nachfrage aufgenommen. Die Mais-Aussaat in Argentinien wurden letzte Woche aufgrund häufiger Regenfälle unterbrochen.

Europäische Maispreise zuletzt kräftig gestiegen

Maispreise an der MATIF.

Die Maispreise am europäischen Terminmarkt sind seit in der letzten Woche kräftig gestiegen. Der vordere Januar-Mais wurde am europäischen Terminmarkt am Mittwoch mit knapp 247 Euro je Tonne gehandelt – das sind rund 12 Euro mehr als eine Woche zuvor. Der nachfolgende März-Termin 2022 notierte bei 244,50 Euro. Für die Maisernte 2022 wurden am Terminmarkt immerhin Preise von 223 Euro notiert. Das ist ein Aufschlag von 3 Euro zur Vorwoche.

Am Großmarkt und Exporthafen Hamburg wurde Importmais vom Schwarzen Meer (fot Brake) diese Woche mit 281 Euro je Tonne gehandelt – das waren 34 Euro mehr als am Terminmarkt notiert werden. Für den Dezembertermin wurden in Hamburg ebenfalls 281 Euro je Tonne verlangt. Die Preise in Südwest-Oldenburg lagen am Mittwoch bei 271 Euro je Tonne – und damit 24 Euro über den Terminmarktpreisen.

Am wichtigsten französischen Großmarkt und Handelsplatz für Körnermais, in Bordeaux, lagen die fob-Preise am Mittwoch bei 249 Euro je Tonne– ein Preisabschlag von 2 Euro zum Vortag. Die französischen fob-Preise am Rhein lagen bei 255 Euro je Tonne.

Europäische Maisernte wird größer – Verbrauch sehr hoch

Maisernte in Europa.

Strategie Grains habe seine Prognose für die diesjährige Maisernte in der Europäischen Union aufgrund guter Ernteerträge und einer Revision der französischen und der polnischen Schätzungen stark angehoben.

In einem monatlichen Getreidebericht prognostizierte das Beratungsunternehmen die Maisproduktion in der 27-Staaten-EU für 2021 auf 67,5 Millionen Tonnen, gegenüber 64,9 Millionen Tonnen, die zuvor erwartet wurden, und deutlich über der Ernte 2020 von 64,6 Millionen Tonnen.

Die höheren Produktionsaussichten veranlassten Strategie Grains auch, die Prognose für die EU-Maisimporte in der Saison 2021/22 von 14,4 Millionen Tonnen im letzten Monat auf 13,9 Millionen Tonnen zu senken. Damit liegt die Einfuhrprognose leicht unter dem Niveau 2020/21.

Trotz des erwarteten Anstiegs des Maisernte werden die EU-Maisbestände in dieser Saison jedoch „knapp bleiben“, sagte das Beratungsunternehmen. Wettbewerbsfähige Preise gegenüber Weizen und Gerste führten zu einer stärkeren Verwendung von Mais in Viehfutter und Industrieprodukten wie Stärke, hieß es weiter.

Strategie Grains warnte jedoch davor, dass hohe Rohstoffkosten die Nachfrage der Tierhalter in Zukunft dämpfen könnten. Die Verbesserung der Margen bei Ethanol werde ebenfalls zu einer höheren Nachfrage nach Mais für Biokraftstoffe im Vergleich zur letzten Saison führen, hieß es außerdem.

Die sehr hohen Weizenpreise verringerten die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Mais bei den Futtergetreideexporten sowie bei der Futtermittelverwendung. Die erwarteten französischen Weizenexporte in den Jahren 2021/22 seien seit letztem Monat um über 500.000 Tonnen gesunken, insbesondere nach Algerien, und die französischen Aussichten in Marokko und Afrika südlich der Sahara würden ebenfalls reduziert, wenn die Preise hoch bleiben, sagte Strategie Grains.

Deutschland ebenfalls mit guter Maisernte

Maisernte.

In Deutschland ist die Körnermaisernte überzeugt mit guten Erträgen. „Wir rechnen in diesem Jahr mit einer Erntemenge von gut 4,2 Millionen Tonnen. Das ist ein Plus von rund fünf Prozent zum durchschnittlichen Vorjahresergebnis“, erklärt der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) Guido Seedler.

Grund für das bessere Ergebnis sind höhere Hektarerträge. Deutschlandweit drischt die Landwirtschaft im Durchschnitt zehn Tonnen pro Hektar, in verschiedenen Regionen werden aber auch deutlich höhere Mengen eingefahren. „Das gute Ergebnis überrascht, denn das kalte Frühjahr behinderte zunächst die Entwicklung der Maispflanzen“, ergänzt Seedler.

Der Erntefortschritt fällt unterschiedlich aus. In Gebieten, in denen in den letzten Wochen wenig Niederschlag fiel, befindet sich die Ernte auf der Zielgeraden. Dort, wo es viel regnete, stehen noch erhebliche Mengen an Mais auf den Feldern. Die Pflanzen und Böden trocknen durch die niedrigen Temperaturen nur schlecht ab, was den zügigen Ernteabschluss behindert. „Wir sehen dies zum Beispiel im Südwesten Deutschlands sehr deutlich. Dort wird sich die Ernte hinziehen“, betont der DRV-Getreidemarktexperte.

Außerdem kommen die Partien oftmals mit hoher Feuchtigkeit vom Feld. Seedler ergänzt: „Werte von 35 Prozent und mehr sind keine Seltenheit!“ Um die Lagerfähigkeit des Ernteguts zu sichern, muss zur Vermeidung von Schimmelbildung getrocknet werden. Allerdings sind in diesem Jahr die Trocknungskosten aufgrund der hohen Energiepreise deutlich gestiegen.

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