Demenz-Test kann Risiko bis zu 14 Jahre voraussagen

Symptome, die frühzeitig auf eine Alzheimer- oder andere Formen einer Demenz-Erkrankung hinweisen, können bei guter Beobachtung bereits vor der Diagnose durch Fachärzt:innen erkannt werden. Denn bestimmte, typische Warnsymptome können auf eine beginnende Demenz aufmerksam machen. So erhalten Betroffene die Möglichkeit, sich frühzeitig mit der Krankheit Demenz und ihren Konsequenzen zu beschäftigen und können leichter Zugang zu potenziellen Therapien und Unterstützungsleistungen finden.

Laut Bundesgesundheitsministerium können die folgenden Warnzeichen auf eine mögliche Demenzerkrankung hinweisen:

  •     Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse
  •     Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen
  •     Sprachstörungen
  •     nachlassendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten
  •     Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden
  •     fehlender Überblick über finanzielle Angelegenheiten
  •     Fehleinschätzung von Gefahren
  •     ungekannte Stimmungsschwankungen, andauernde Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Misstrauen
  •     hartnäckiges Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechslungen

Demenz-Symptome selbst abfragen: Ein neuer Test der Universität Oxford macht es möglich

Um Symptome einer etwaigen Demenz-Erkrankung besser einschätzen zu können, wird es jetzt bald  Hilfe im Internet geben. Ein Forschungsteam der englischen Universität Oxford hat ein neues Instrument vorgestellt, das eigenen Angaben zufolge effektiver ist als bisherige Lösungen. Die Wissenschaftler:innen aus Großbritannien haben eine Liste mit etablierten Risikofaktoren für Demenz zusammengestellt und die bedeutendsten unter ihnen herausgearbeitet. Für ihre Studie zogen die Forschenden Daten von mehr als 200.000 Personen heran, die zum Großteil aus der „UK Biobank“ stammten.

Basierend auf den ermittelten Risikofaktoren entwickelten sie ihr Vorhersage-Instrument. Dieses gibt Aufschluss darüber, wie hoch das Risiko einer Person ist, innerhalb der nächsten 14 Jahre an einer Demenz zu erkranken. Das Tool ist öffentlich zugänglich und ermöglicht es jedem, sein persönliches Demenz-Risiko über eine Excel-Tabelle zu berechnen. Zu beachten ist dabei, dass dieses Tool aktuell nur für Personen im Alter von 50 bis 73 Jahren anwendbar ist, da die verwendeten Daten primär aus dieser Altersgruppe stammen.

Oxford-Test zur Bestimmung eines Demenz-Risikos: 11 Faktoren sind ausschlaggebend

Die 11 Hauptrisiko-Faktoren, die die Wissenschaftler:innen nach aktuellstem Wissenstand ausgemacht haben, sind:

  • Alter
  • Bildungsstand (ein geringerer Bildungsstand ist mit einem höherem Risiko verbunden)
  • Demenz-Vorgeschichte in der Familie
  • „materielle Deprivation“ (Armut)
  • Zuvor erlittener Schlaganfall
  • Diabetes-Erkrankungen
  • Depressionen
  • Bluthochdruck
  • hoher Cholesterinspiegel
  • alleinlebend bzw. Einsamkeit
  • Geschlecht (Männer tragen ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken)

Der Demenzerkennungs-Test fragt auch ab, ob die Betroffenen Träger des ApoE4 sind, einer Variante des Apolipoproteins E, welches als der bisher größte bekannte genetische Risikofaktor für Alzheimer gilt. Da viele Menschen ihren Status in Bezug auf ApoE4 nicht kennen, besteht im Demenz-Fragebogen die Möglichkeit, in der Tabelle „unknown“ (dt. „unbekannt“) auszuwählen.

Risiko-Patient:innen rechtzeitig erkennen: Wichtig für Prävention und bestmögliche Behandlung

In der Studie der Oxford-Wissenschaftler:innen wird betont, dass das Tool lediglich zu Veranschaulichungszwecken dient und nicht für klinische Anwendungen geeignet ist. Eine Diagnose sollte stets von einem Facharzt erfolgen.

Die Forschenden geben jedoch an, dass ihr Instrument gegenüber anderen aktuell verfügbaren, frei zugänglichen Test-Tools „deutlich überlegen“ ist. Obwohl die Genauigkeit ihres Scores durch kognitive Tests, Hirn-MRTs oder Bluttests verbessert werden könnte, wäre dies bei einem ersten vagen Verdacht zunächst zu zeit- und kostenintensiv. Sie haben sich daher für leicht anwendbare Faktoren entschieden, so die Wissenschaftler:innen. Ihr Tool könne aber jedenfalls als „effektives Screening-Instrument zur Identifikation von Risikogruppen“ dienen. Diese könnten dann für weiterführende Tests an einen Facharzt verwiesen werden.

Demenz-Risiko vermindern: Selbst aktiv werden lohnt sich

Beim Verdacht auf ein Demenz-Risiko oder eine beginnende Demenz-Erkrankung wird empfohlen, bestimmte Indikatoren untersuchen zu lassen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Dazu zählen etwa ein Gesundheits-Check, bei dem der Cholesterin-Status und der Blutdruck gemessen werden oder bei psychischen Leider wie einer Depression Psychotherapeut:innen zu kontaktieren.

Darüber hinaus sind zur Demenz-Prävention verschiedene Umstellungen der Lebensgewohnheiten sinnvoll. Dazu zählen unter anderem:

  • Eine gesunde Ernährung (v.a. Mittelmeerkost)
  • Ausreichende und regelmäßige Bewegung
  • wenig oder am besten gar kein Alkohol
  • nicht rauchen
  • bestehende Herz-Kreislauferkrankungen rechtzeitig behandeln
  • soziale Kontakte pflegen
  • die geistige Fitness fördern

Sollte ein Verdacht auf ein Demenz-Risiko oder eine beginnende Demenz-Erkrankung bestehen, sollte man dringend zum Arzt/zur Ärztin gehen, der/die dann gegebenenfalls an einen Neurologen/eine Neurologin überweist – auch wenn es schwerfällt, denn:

In der Medizin tun sich immer mehr neue Kenntnisse und Methoden zur Behandlung von Alzheimer- und Demenzerkrankungen auf, so dass Zeit ein höchst wichtiger und ausschlaggebender Faktor ist, um so lange wie möglich gesund und im Falle einer Demenz-Erkrankung möglichst symptomfrei leben zu können.

Quellen:

https://mentalhealth.bmj.com/content/26/1/e300719
https://www.theguardian.com/society/2023/aug/24/dementia-risk-study-finds-11-key-factors-behind-condition