Meisterschaftsstart
«Dafür spielst du Eishockey»: Was sich der SC Herisau für die neue Saison vorgenommen hat

Den SC Herisau treibt vor dem 1.-Liga-Meisterschaftsstart eine Frage um: Wie weit trägt die Jugend?

Lukas Pfiffner
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Blick Richtung Puck und neue Saison: Herisaus Mattia Gastaldo (links) im Testspiel beim EC Wil

Blick Richtung Puck und neue Saison: Herisaus Mattia Gastaldo (links) im Testspiel beim EC Wil

Bilder: PF

Am Samstag um 17.30 Uhr beginnt der SC Herisau die Eishockeysaison auswärts gegen den EC Wil. Der wurde im vergangenen Frühling überraschend nicht nur Regionalmeister der 1. Liga, sondern sogar Schweizer Meister. «Da sah man, was mit schlauem Spiel möglich ist», sagt Herisaus Captain und Teamsenior, der 35-jährige Roman Popp. Er geht in seine zwölfte Saison mit den Ausserrhodern. Eine Vorschau in vier Abschnitten.

Gegner und Zahlen

Im Vergleich zur vergangenen Saison trifft Herisau auf zwei neue Gegner: Dübendorf (aus der MyHockey League abgestiegen) und Delémont-Vallée (aus der Westgruppe umgeteilt). Nicht mehr dabei sind Bellinzona und Unterseen-Interlaken, die den umgekehrten Weg gingen. Das Erreichen der Playoffs sollte immer das Ziel sein, findet Trainer René Stüssi, der vor seinem vierten Jahr beim SCH steht. «Dafür spielst du Eishockey.» Seit dem Wiederaufstieg in die 1. Liga (2017) fanden die Viertelfinals immer mit Herisau statt – ausser 2021, als die Saison abgebrochen wurde. Das Eigenartige in der vergangenen Meisterschaft: Zuerst gab es acht Niederlagen in neun Spielen, nachher sieben Siege nacheinander, schliesslich wieder acht Niederlagen in neun Partien (inkl. Playoffs gegen Wetzikon).

Mannschaft und Zeit

Der Umbruch und die Verjüngung beim SCH sind ausserordentlich. Fünf Zuzüge haben Jahrgang 2002, 2003 und 2004; sie gehörten zuletzt Winterthurs Nachwuchs (Jan Meyer, Alessio Panzuto und Danila Naumovs), den Utah Outliers (Alexander Schluep) und dem ZSC-Lions-Nachwuchs (Alan Debons) an. «Es freut mich, dass wir diesmal ohne B-Lizenzspieler auskommen», sagt Sportchef Matthias Popp. «Unser Kader ist gross genug. Wir sind nach wie vor eine gute Adresse, auch wenn wir nicht finanzielle Anreize bieten können.» Die Jungen hätten in aller Regel eine gesunde Portion Frechheit und eine gute läuferisch-technische Ausbildung, erzählt der Trainer. «Taktisch gibt es noch zu arbeiten. Und sie müssen sich ans Männerhockey gewöhnen.» Dem Kader gehören auch rund ein halbes Dutzend gleich junge oder noch jüngere Spieler aus den eigenen Reihen an, die zum Teil schon 2022/23 zum Einsatz gekommen sind. So viel Nachwuchs im Kader zu haben, heisst für Stüssi: «Viel reden, Zeit geben, aus Fehlern lernen.»

Schafft der SCH wieder die Qualifikation für die Playoffs?

Schafft der SCH wieder die Qualifikation für die Playoffs?

Vorbereitung und Ausfall

Die neuen Trikots standen in den Testspielen noch nicht zur Verfügung. Es wurden deshalb noch die Tenues der vergangenen Saison getragen, mit den aufgedruckten Namen von Spielern wie Dario Gartmann, Marco Koller oder Marc Pace, die in die zweite Mannschaft gewechselt sind. Gegen die direkten Kontrahenten Dübendorf, Pikes, Rheintal und Wil gab es ein 0:7, 0:4, 4:3 und 2:5. «Es muss noch mehr kommen», meint Matthias Popp. Zum Abschluss der Vorbereitung unterlag der SCH dem Zweitligisten Uzwil 5:6 nach Penalties, wobei 18 Versuche (!) für die Entscheidungsfindung nötig waren. Zwei Wochen vor Meisterschaftsbeginn hat der SCH ein Trainingscamp im österreichischen Telfs durchgeführt. Das Kader habe komplett teilgenommen. «Es wurde intensiv trainiert; auch für das Teambuilding war das Lager wichtig.» Bis vor kurzem war der neue Torhüter Jan Meyer der einzige Spieler, der wegen einer (im Beruf erlittenen) Verletzung an der Hand pausieren musste. Im Test gegen Wil zog sich aber Michael Pfranger, der Rückkehrer aus Wetzikon, einen Ellenbruch zu. Er wurde operiert und fällt acht bis zwölf Wochen aus.

Umfeld und Arbeitsteilung

Der prominenteste Sommerzuzug ist jener von Konstantin Kurashew, dem Vater des Schweizer NHL-Spielers Philip. Er nimmt an den Trainings teil und steht an den Spielen an der Bande. Der 61-Jährige wird die Verteidiger coachen, Assistenztrainer Bernhard Schmalbach die Stürmer. «Und ich werde jeweils das ganze Gebilde im Auge behalten», sagt René Stüssi. Roger Schuchter steigt in die erste Saison als Präsident – er hat Dario Heinrich an der Spitze des Vereins abgelöst. So viel anders sei seine Arbeit nun nicht, weil er schon zuvor im Vorstand engagiert gewesen sei. «Natürlich interessiert mich das Abschneiden der ersten Mannschaft. Aber ich werde wohl kaum in der Garderobe auftauchen. Mein Job ist es, gute Voraussetzungen im Umfeld zu schaffen.»