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Die besten Hufschmiede Europas

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Die Arbeit der Hufschmiede wird von einer Jury bis ins Detail geprüft und bewertet.
David Varini aus Schottland landete an der EM in Aarberg auf Rang 6.
Steven Beane aus England ist fünffacher Weltmeister und jetzt auch ­Europameister.

Es riecht nach verbranntem Horn, und aus dem Innern des Festzelts dröhnen Hammerschläge. Willkommen bei der Hufschmiede-Europameisterschaft, die am Freitag und Samstag in Aarberg durchgeführt wurde, auf der Chräjeninsel gleich neben dem Bildungszentrum, das an diesem Wochenende sein 50-jähriges Bestehen feierte. Die beiden Anlässe wurden bewusst zusammengelegt, sagt Roland Bosshard, der Chef des EM-Organisationskomitees, es sei eine gute Gelegenheit, mit der EM fürs Bildungszentrum zu werben – ja, und umgekehrt sicher auch.

19 Nationen waren für die EM gemeldet, 17 sind erschienen. Je Nation sind höchstens 4 Per­sonen am Start, 65 insgesamt, ­darunter vier Frauen. Eine von ihnen war die Norwegerin Lena Sollien. Was bringt eine Frau dazu, sich mit der vermutlich um ­einiges kräftigeren männlichen Konkurrenz zu messen? «Adrenalin», sagt Lena, «das sorgt für den Spass.» Und ja, Männer seien stärker, Frauen müssten sich beim Schmieden der Hufeisen mehr anstrengen, aber die Technik spiele ja auch eine Rolle. Nein, sie habe keine Hoffnungen, den Final der 16 Besten zu erreichen.

Zum Sieg in vier Runden

Der Final ist die vierte Runde des Wettbewerbs, der auf Englisch «European Farrier Championships» heisst. In den ersten beiden Runde gilt es, unter wachsendem Zeitdruck – zunächst 60, dann 50 Minuten – zwei Hufeisen zu schmieden. In der dritten Runde muss in 60 Minuten ein Pferd mit einem von zwei geschmiedeten Hufeisen beschlagen werden, im Final in der gleichen Zeit mit zwei Hufeisen. Alles unter den wachsamen Augen der Richter, im enormen Lärm der Konkurrenz, in der Hitze der Gasöfen, die es zum Schmieden braucht. Kein Wunder, dass der Schweiss in Strömen fliesst.

Bewertet werden die Qualität der Hufeisen und – was am meisten zählt – das Beschlagen der Pferde. Es handelt sich um Freiberger, die laut OK-Chef Bosshard Lärm und Hektik gut ertragen. Allerdings musste eines der Pferde am Samstag mit Medikamenten beruhigt werden, «damit sich die Unruhe nicht auf die andern überträgt», sagt Bosshard. Ein Tierarzt sei auf Platz, der sich um das Wohlbefinden der Pferde kümmere. Tatsächlich erstaunt es, mit welch stoischer Ruhe die zwei Dutzend Freiberger den ganzen Rummel ertragen und sich willig ein Vorder- und Hinterbein beschlagen lassen.

Englischsprachige Favoriten

Steven Beane aus England ist fünffacher Weltmeister. «Ich freue mich beim Wettkampf einfach an dem, was ich tue», sagt ­Beane, dessen Hemd immerhin drei Sponsorenaufschriften zieren. Die dritte Runde bestreitet er dann gleich neben seiner Frau ­Sarah Mary Beane im Team Schottland.

Die Hufschmiede aus englischsprachigen Nationen gehörten zu den Favoriten, sagt OK-Chef Bosshard. «Dort werden noch viel mehr Hufeisen geschmiedet», sagt er, «und es gibt noch zahlreiche Hufschmiede und damit auch starke interne Konkurrenz.» Es sei nicht erstaunlich, dass Weltmeister Beane aus England und der Europameister David Varini aus Schottland kämen.

Kaum Heimvorteil

Sechsfacher Schweizer Meister ist Philipp Bühler. Er ist Ostschweizer wie auch die anderen drei im Swiss Farrier Team. «Präzision, arbeiten unter Zeitdruck mit verschiedenen Techniken, Adrenalin», das sind seine Motive fürs Mitmachen. Einen Heimvorteil für die Schweizer gebe es nur insofern, als man die Freiberger Pferde gut kenne und die Familie zuschaue. Er hoffe, seine Arbeit reiche für den Final, sagt Bühler, aber wie immer habe er das Gefühl, dass es auch besser hätte laufen können. «Von den Top 20 kann jeder gewinnen», sagte der Schweizer Meister nach Runde drei.

Es hatte nicht gereicht für Philipp Bühler. Er verpasste den Final und belegt am Schluss Rang 23. Weltmeister Steven Beane aus England darf sich seit Samstag auch Europameister nennen. Der entthronte Europameister David Varini aus Schottland kam auf Rang 6, der beste Schweizer Reto Eggenberger auf Rang 16. Die Norwegerin Lena Sollien klassierte sich im hinteren Drittel auf Rang 53. Als beste Frau holte sich Sarah Mary Beane aus Schottland, die Ehefrau des neuen Europameisters, den 30. Platz. Die englischsprachigen Nationen stellten ihre Überlegenheit im Hufschmieden mit 6 Teilnehmern unter den ersten 10 einmal mehr unter Beweis.

Ein Ruhmesblatt entfällt aber auch auf die Schweiz. In Aarberg sei alles «wirklich gut organisiert», es sei «einer der besten Wettkämpfe, an denen ich teilgenommen habe», erklärte der neue Europameister und amtierende Weltmeister Beane.