Schreckszenario Sekundenschlaf: Fast jeder Zehnte ist schon am Steuer eingenickt

Unterschätzte Gefahr: Müdigkeit am Steuer eines Autos

Unterschätzte Gefahr: Müdigkeit am Steuer eines Autos

Foto: Getty Images/Onoky
Von: Raphael Schuderer

Diese Gefahr fährt immer mit: Fast jeder zehnte Deutsche (neun Prozent) ist schon einmal am Steuer eines fahrenden Autos eingeschlafen! Das belegt eine Studie des Dashcam-Herstellers Nextbase in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov.

Im Jahr 2020 waren laut Statistischem Bundesamt 1448 Unfälle mit Personenschaden auf den sogenannten Sekundenschlaf zurückzuführen. Diese Zahl ist nach Ansicht des ADAC allerdings nur „die Spitze des Eisbergs“. Ein Fall geht nur in die Statistik ein, wenn der Fahrer selbst gegenüber der Polizei zugibt, dass er vor einem Unfall eingeschlafen ist.

Oft unterschätzt: bereits während einer kurzen Phase der Unaufmerksamkeit legt das Auto eine beachtliche Strecke zurück. Wer bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit von 130 km/h nur fünf Sekunden einnickt, überwindet über 180 Meter im Blindflug.

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Foto: UTO BILD

Bei Fahranfängern scheint Müdigkeit am Steuer noch kein Thema zu sein: nur zwei Prozent der 18- bis 24-Jährigen gaben an, Erfahrungen mit Sekundenschlaf gemacht zu haben. Bei den 25- bis 34-Jährigen waren es schon 14 Prozent.

Auch das Geschlecht scheint eine Rolle zu spielen: Männer sind in Deutschland mehr als doppelt so häufig (13 Prozent) von Sekundenschlaf betroffen wie Frauen (sechs Prozent)

So schützen Sie sich vor Sekundenschlaf

Was hilft gegen die tödliche Gefahr? Hier ein paar einfache Tipps.

Was schützt zuverlässig?

Das einzige wirklich wirkungsvolle Allheilmittel: Schlaf – aber Sie müssen sich nicht zwangsläufig acht Stunden hinlegen. Bei ersten Anzeichen am besten einen Parkplatz anfahren und eine kurze Schlafpause von zehn bis 20 Minuten einlegen.

Grundsätzlich sollten Sie nach zwei bis drei Stunden eine Pause machen. Bei langen Strecken sollten Sie auch auf die Ernährung achten und lieber mehrere leichte Mahlzeiten über den Tag verteilt essen statt einer großen, schweren zu Mittag.

Soll ich mich mit Kaffee oder einem anderen Energiespender dopen?

Vorsicht, das geht nicht lange gut: Kaffee wie auch andere koffeinhaltige Getränke (Cola, Energy-Drinks) sind ein trügerischer Wachmacher. Zwar wird der Zeitpunkt, an dem die Müdigkeit eintritt, durch Koffein hinausgezögert – doch nach der Wachheitsphase „fällt“ man umso schneller wieder zurück. Überdies wirkt Koffein auch nicht sofort, sondern erst nach ca. 30 Minuten.

Sollte ich lieber schon am frühen Morgen losfahren?

Besser nicht: In den frühen Morgenstunden ist die Einschlafneigung besonders hoch. Der sogenannte biologische Tiefpunkt ist zwischen zwei und fünf Uhr morgens. Zu diesen Zeiten häufen sich erwiesenermaßen auch die Unfälle.

Wie bemerke ich, dass ich möglicherweise gleich in einen Sekundenschlaf falle?

Das große Problem: Müdigkeit beim Autofahren macht sich nicht schlagartig bemerkbar.

Doch es gibt immer Warnsignale im Fahrverhalten, zum Beispiel: das Übersehen von Verkehrszeichen, wechselndes Fahrtempo oder Probleme beim Spurhalten. Weitere körperliche Anzeichen sind Frösteln, Nervosität und gedankliches Abschweifen.

Helfen Assistenz-Systeme?

Die Müdigkeits-Assistenten, die inzwischen in vielen Automodellen installiert sind, arbeiten zwar noch nicht wirklich perfekt, aber sie zeigen speziell Unaufmerksamkeit beim Lenken recht zuverlässig an. Ab 2024 müssen entsprechende Aufmerksamkeits-Überwacher in jedem neuen Modell eingebaut sein.

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