Zum Hauptinhalt springen
Biosphärenreservat Rhön
mensch, natur, einklang,

"Höhlentier des Jahres 2024“ auch im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön beheimatet

Die Gefleckte Höhlenspinne wurde zum Höhlentier des Jahres 2024 gekürt. Die Art steht für eine Vielzahl von Tierarten, die auf geschützte unterirdische Rückzugsorte angewiesen sind. Auch im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ist das kleine Tierchen beheimatet. Mit der jährlichen Wahl des Höhlentieres weist der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher auf den Handlungsbedarf der Erforschung unterirdischer Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten hin.

Die Gefleckte Höhlenspinne hat es sich auch im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön bequem gemacht.

Bereits im Jahr 1757 wurde die Gefleckte Höhlenspinne (Nesticus cellulanus) vom schwedischen Entomologen Carl Alexander CLERCK erstmals für die Wissenschaft beschrieben. Die Art kommt unter anderem in Höhlen, Kellern und Bergwerksstollen vor. Auch im Freiland – beispielsweise in Geröllhalden, Mauer oder vereinzelt auch in Wäldern ist die kleine Spinne zu finden. Dort lebt sie gewöhnlich an der Höhlenwand und der Decke, bevorzugt in der Übergangs- und Tiefenregion. 
Ihr kommt die allgemein hohe Luftfeuchte in Höhlen – wie man sie auch in der Rhön vorfindet – zugute. Diese schützt sie vor dem Austrocknen. Das ganze Jahr über werden Höhlen und andere unterirdische Hohlräume von Spinnen besiedelt. 

Bekanntestes Quartier im Milseburgtunnel

Stefan Zaenker, Autor des 2020 erschienenen Buches „Die Höhlentiere Deutschlands“, hat die Gefleckte Höhlenspinne in der Rhön näher erforscht. „Im Biosphärenreservat kommt die Spinne an etwa 25 Standorten vor“, sagt der Spezialist für Biospeläologie, wie die Wissenschaft vom Leben untertage genannt wird. Hierunter sind Felsenkeller in Dietges, Eckweisbach und Weyhers, Bergwerksstollen, aber auch Bahn- oder Straßenunterführungen. Bekanntestes Quartier dürfte der Milseburgtunnel sein, in dem Zaenker die Art nachgewiesen hat.

Über die Gefleckte Höhlenspinne

Der Vorderleib der Gefleckten Höhlenspinne ist gelblich gefärbt und besitzt eine schwärzliche Zeichnung. Die Brust ist hellgelb mit schwarzen Flecken, die Beine sind gelblich und schwarz geringelt. Der Hinterleib ist graugelbweißlich mit schwärzlichen Flecken. Die Männchen der Spinnenart werden 3,7 bis 4,5 mm groß, die Weibchen erreichen eine Größe von 4 bis 5,5 mm. Die Spinne baut zumeist in Vertiefungen von Höhlenwänden einen weitmaschigen Netzteppich, von dem aus Fangfäden nach unten führen. 
Seltene Spinnenart auch im Fuldaer Waidestunnel
Die Gefleckte Höhlenspinne kann mit der bei uns allerdings deutlich selteneren Bleichen Höhlenspinne (Kryptonesticus eremita) verwechselt werden, die etwas heller gefärbt ist. Der dunkle Mittelstreifen auf dem Vorderleib geht bei der Gefleckten Höhlenspinne von vorne nach hinten durch und wird bei der Bleichen Höhlenspinne ab der Mitte schmal oder ist gar nicht mehr vorhanden. Aber auch diese Art hat Stefan Zaenker schon im Landkreis Fulda gefunden. „Die Spinne kommt in einem Wasserdurchlass bei Batten und im Waidestunnel, mitten im Fuldaer Stadtgebiet, vor.“

Verbreitung in ganz Europa

Die Gefleckte Höhlenspinne ist über ganz Europa bis in die Türkei weit verbreitet und wurde bis nach Nordamerika verschleppt. In Deutschland ist die Art aus allen Höhlengebieten bekannt. Die Gefleckte Höhlenspinne wurde nicht nur zum „Höhlentier des Jahres“, sondern auch zur „Europäischen Spinne des Jahres 2024“ gewählt. „Dies verdeutlicht die gute Zusammenarbeit zwischen den Höhlenbiologen und den Spezialisten, für die in Höhlen lebenden Artengruppen. Die Spinnenforscher (Arachnologen) sind dabei auf die Ortskenntnisse und Techniken der Höhlenforscher (Speläologen) angewiesen, um Erkenntnisse zu den Arten in unterirdischen Lebensräumen zu erhalten“, so Zaenker.

Autor