Lage im Landkreis ist noch beherrschbar

Während die Coronazahlen im Kreis Esslingen diese Woche die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner überschritten haben, ist man im Rems-Murr-Kreis davon noch weit entfernt. Trotzdem ist Landrat Richard Sigel alarmiert.

Im Rems-Murr-Kreis gibt es aktuell keine Corona-Hotspots, in Backnang ist die Zahl der Infizierten zuletzt wieder zurückgegangen.

Im Rems-Murr-Kreis gibt es aktuell keine Corona-Hotspots, in Backnang ist die Zahl der Infizierten zuletzt wieder zurückgegangen.

Von Kornelius Fritz

WAIBLINGEN. Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen, reduzierte Teilnehmerzahl bei privaten Feiern und ein Appell, Veranstaltungen möglichst abzusagen – mit diesen Maßnahmen reagiert der Landkreis Esslingen auf den starken Anstieg der Coronazahlen. Wie berichtet, war die sogenannte 7-Tage-Inzidenz dort am Mittwoch über den kritischen Wert von 50 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner geklettert, gestern lag sie im Kreis Esslingen bei 56,3. Der Rems-Murr-Kreis ist davon mit einem Wert von 17,6 zwar noch weit entfernt, doch die Zahlen aus dem Nachbarkreis lassen auch im Waiblinger Landratsamt die Alarmglocken schrillen – allein schon wegen der räumlichen Nähe und der vielen Pendler zwischen beiden Landkreisen.

„Aktuell sind die Infiziertenzahlen im Rems-Murr-Kreis noch relativ niedrig. Das ist aber kein Grund zum Frohlocken“, sagt Landrat Richard Sigel. Denn das könne sich schnell ändern: „Ein, zwei lokale Hotspots können genügen, dann erreicht auch der Rems-Murr-Kreis die Vorwarnstufe“, erklärt Sigel. Schließlich geht der Trend bei den Fallzahlen auch hier nach oben: Innerhalb der letzten sieben Tage wurden kreisweit 75 neue Coronainfektionen registriert, in der Woche davor waren es nur 51.

Insgesamt befinden sich derzeit 96 Infizierte in Quarantäne. Auch ein weiterer Todesfall wurde registriert: Seit Beginn der Pandemie sind im Rems-Murr-Kreis nun bereits 99 Menschen mit positivem Covid-19-Befund gestorben.

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Deutlich gestiegen ist nach Angaben des Landratsamts auch die Zahl der betroffenen Schulen und Kindertagesstätten. Seit Mittwoch seien Infektions- oder Verdachtsfälle an rund 15 Einrichtungen gemeldet worden, berichtet Sprecherin Martina Keck. Betroffen ist unter anderem ein Kindergarten in Rietenau (wir berichteten). Entwarnung gab es hingegen im Kindergarten Oberweissach: Eine Erzieherin, die Kontakt zu einem Infizierten hatte, wurde inzwischen negativ getestet, der Kindergarten kann damit wieder öffnen. Auch an der Backnanger Gemeinschaftsschule in der Taus werden ab Montag wieder alle Schüler vor Ort unterrichtet. Die Quarantänezeit einer 9. Klasse ist inzwischen zu Ende, ein weiterer Verdachtsfall hat sich laut Rektor Jochen Nossek nicht bestätigt.

Die Nachverfolgung der Infektionsketten ist eine zeitaufwendige Fleißarbeit: „Wir arbeiten im Landratsamt und in vielen Ortspolizeibehörden der Städte und Gemeinden an der Belastungsgrenze – und das sieben Tage die Woche“, berichtet Landrat Sigel. Im Moment sei die Situation aber noch beherrschbar. Erfreulich ist, dass aktuell keine Coronaausbrüche in Einrichtungen für Senioren oder Behinderte bekannt sind.

Noch nicht dramatisch, aber die Zahl der Infizierten steigt wieder: Aktuell sind im Rems-Murr-Kreis 96 positiv Getestete in Quarantäne, vor einer Woche waren es 75.

Noch nicht dramatisch, aber die Zahl der Infizierten steigt wieder: Aktuell sind im Rems-Murr-Kreis 96 positiv Getestete in Quarantäne, vor einer Woche waren es 75.

Die meisten aktiven Coronafälle, nämlich 27, gibt es derzeit in Fellbach, wo auch eine Flüchtlingsunterkunft betroffen ist. Dort kam gestern erstmals das neue „Infektomobil“ des Landkreises zum Einsatz: Mit der mobilen Teststation können Ärzte bei regionalen Hotspots rasch größere Testreihen vor Ort durchführen. Dies soll bei steigenden Fallzahlen die Hausärzte vor Ort entlasten. An den Rems-Murr-Kliniken ist die Situation im Vergleich zum Frühjahr noch entspannt. Aktuell habe man in Winnenden und Schorndorf insgesamt sieben Covid-19-Patienten in Behandlung, von denen bisher aber keiner eine intensivmedizinische Betreuung benötige, berichtet Pressesprecherin Monique Michaelis. Zum Vergleich: Von Mitte März bis Ende Mai wurden im Schnitt rund 30 Covid-19-Fälle gleichzeitig in den Rems-Murr-Kliniken behandelt. Von insgesamt 61 Intensivbetten sind derzeit 14 frei, bei einem starken Anstieg der Fallzahlen könne man die Kapazität aber kurzfristig auf bis zu 90 erhöhen. „Wir sind also gut gewappnet“, sagt Michaelis.

Trotzdem warnt Richard Sigel davor, sich zu sicher zu fühlen: „Die Lage kann sich schnell ändern.“ Deshalb appelliert der Landrat an die Bürger im Kreis, sich nicht nur weiterhin an Abstands- und Hygieneregeln zu halten und Räume regelmäßig zu lüften, sondern sich auch sonst verantwortungsvoll zu verhalten: „Nicht alles, was man tun darf, sollte man mit Blick auf Corona aktuell tun.“

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Erstellt:
10. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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