Tante-M-Laden ist gut angelaufen

Vor drei Monaten eröffnete in Großerlach das erste Lebensmittelgeschäft seit Jahren. Der Nahversorgungsladen an der B14 funktioniert über Selbstbedienung, Personal ist keines vor Ort. Wie wird das Angebot bisher angenommen? Und wie viel lassen Besucher einfach mitgehen?

Der Tante-M-Laden in Großerlach ist seit drei Monaten im Betrieb, bisher sind Gemeinde und Besitzer zufrieden. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Der Tante-M-Laden in Großerlach ist seit drei Monaten im Betrieb, bisher sind Gemeinde und Besitzer zufrieden. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

Großerlach. Von Anfang an war klar: Der Tante-M-Laden ist die letzte Chance für eine Nahversorgung in Großerlach und das einzige Konzept, das bei der geringen Kundenzahl in dem Ort im Schwäbisch-Fränkischen Wald wirtschaftlich ist. Schon vor der Einweihung mahnte Bürgermeister Christoph Jäger mehrmals: Damit sich der Laden in Großerlach halten kann, müssen die Leute ihn auch annehmen. Seit nun etwa drei Monaten ist der Laden geöffnet. Wie sieht es damit bisher aus?

„Der Laden ist gut angelaufen und er läuft stabil“, sagt Christian Maresch, der Unternehmer, der den Laden in Großerlach sowie weitere Tante-M-Läden betreibt. Durchschnittlich kaufen täglich etwa 70 Menschen bei Tante-M in Großerlach ein. Dafür, dass gerade erst die Sommerferien zu Ende gegangen sind, in denen viele nicht zu Hause sind, sei das in Ordnung. Eine Steigerung sei natürlich immer möglich, meint Maresch, aber vor allem seit ein Bäcker gefunden wurde, der täglich frische Backwaren bringt, sei die Kundenzahl noch mal merklich gestiegen. In der Anfangszeit konnte der Unternehmer nämlich noch keinen lokalen Bäcker von dem Konzept überzeugen, mittlerweile liefert ein Betrieb aus Murrhardt die Backwaren. „Und der ist auch zufrieden“, sagt Maresch. „Sogar so sehr, dass er auch den neuen Laden in Waldrems beliefert.“ Auch die Metzgerei Rupp, die den Laden mit Fleisch- und Wurstwaren versorgt, habe sich sofort dafür entschieden, die neue Filiale in Waldrems ebenfalls zu beliefern. „Obwohl die dem Konzept zu Beginn noch etwas skeptisch gegenüberstanden“, ist der Unternehmer erfreut.

Das Sortiment wird ständig ausgetauscht und angepasst

Das bestätigt auch Großerlachs Bürgermeister Christoph Jäger. Gerade seit eine Murrhardter Bäckerei das Geschäft mit frischen Backwaren beliefert, sei ein großer Wunsch der Kunden erfüllt. In zwei bis drei Wochen soll außerdem noch ein Kaffeeautomat in die Filiale an der B14 kommen. Auch ansonsten arbeite man ständig daran, das Sortiment zu verbessern. „Was wenig gekauft wird, fliegt raus und wird durch etwas anderes ersetzt“, sagt Maresch. Dabei werde man die Kundschaft in Großerlach erst im Oktober und November tatsächlich kennenlernen. Was noch fehlt, ist ein passender Lieferant für frisches Obst und Gemüse. Nach wie vor ist der Unternehmer hier auf der Suche. „In dem Bereich ist das schwierig. Die Erwartungshaltung zu Auswahl und Frische ist sehr hoch. Und das sind mit Abstand die aufwendigsten Produkte, gleichzeitig werden sie zu wenig gekauft“, sagt Maresch. Insgesamt gebe es erwartungsgemäß immer wieder eine Diskrepanz zwischen den Wünschen der Kunden und deren tatsächlicher Kaufentscheidung.

Einer, der sehr regelmäßig im Laden einkauft, ist der Bürgermeister. Für ihn ging mit der Eröffnung des Ladens im Juni der jahrelange Kampf um einen Nahversorger vor Ort endlich positiv zu Ende. „Der Laden wird bisher wirklich gut angenommen“, sagt er. Zwar würden sich keine Schlangen vor dem Laden bilden, aber es seien über den Tag verteilt immer wieder einige Kunden anzutreffen. Und die Kunden, die der Bürgermeister im Laden trifft, seien meist sehr zufrieden. „Gerade wenn man Leute trifft, die zum ersten Mal da sind. Die sind oft überrascht, wie viel Auswahl es gibt und wie einfach das Bezahlen dann doch ist.“ Denn der Laden funktioniert über eine Kasse, an der die Kunden ihre Ware selbst einscannen und dann per Bankkarte, Kundenkarte oder auch bar bezahlen. Dabei wird in Großerlach noch immer viel bar gezahlt – etwa 50 Prozent des Umsatzes wird per Karte bezahlt, 40 Prozent noch immer bar und der Rest zahlt mit der Kundenkarte.

Auch bei Auswärtigen ist der Laden an der B14 beliebt

Und nicht nur Großerlacher kaufen in dem kleinen Geschäft das Notwendigste für den Alltag ein, die Lage an der B14 lädt auch den Durchgangsverkehr ein. Erstaunlich oft sehe Jäger – vom Rathaus gegenüber hat er einen guten Blick auf den Laden – auch Autos mit auswärtigen Kennzeichen vor der Ladentür parken.

Angestellte sind in der Filiale nur zu sehr eingeschränkten Zeiten vor Ort, nur dadurch rechnet sich der Laden mit so wenig Abnehmern. Immer wieder ist man als Kunde also ganz allein im Laden. „Am Anfang hatte ich schon die Befürchtung, dass viel geklaut wird. Gerade wegen des Durchgangsverkehrs an der B14“, sagt der Bürgermeister. Zwar seien Kameras installiert, aber er hatte die Befürchtung, dass gerade Auswärtige schnell mal etwas mitgehen lassen, da man diese auf den Kamerabildern nicht sofort erkennen könne. Maresch gibt Entwarnung: „Leider gibt es auch da kleinere Diebstähle, aber bisher ist es in Großerlach noch ganz gut.“

Öffnungszeiten Der Tante-M-Laden hat täglich jeweils von 5 bis 23 Uhr geöffnet. Servicezeiten mit Beratung und Unterstützung durch Mitarbeiter sind Montag und Freitag von 9 bis 11 Uhr und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr.

Zum Artikel

Erstellt:
6. Oktober 2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Das denken die Bürger über Backnang
Top

Stadt & Kreis

Das denken die Bürger über Backnang

Kommunalwahl 2024 Zum zweiten Mal hat unsere Zeitung eine repräsentative Umfrage durchführen lassen. Fast 1100 Menschen haben mitgemacht. Die Ergebnisse zeigen: Die Verkehrssituation und die Entwicklung der Innenstadt machen den Befragten die größten Sorgen.

Stadt & Kreis

Gewalttäter muss für unbestimmte Zeit in Psychiatrie

Das Landgericht Stuttgart verurteilt einen 47-Jährigen wegen schwerer Körperverletzung in Backnang und Schorndorf. Das Gericht sieht in dem Mann eine Gefahr für die Allgemeinheit.