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Trennung: Wie komme ich von ihm los?

Frau sitzt auf dem Boden
© kenchiro168 / Shutterstock
Die Beziehung war nie mehr als eine Affäre, ist längst nicht mehr glücklich - oder bereits Vergangenheit. Aber das Herz hängt noch an ihm.

Loskommen, wenn schon lange Schluss ist

Warum hänge ich immer noch an meinem Exfreund, obwohl ich einen neuen Mann kennen gelernt habe?

Das Herz braucht oft länger als der Kopf, um wirklich loszulassen. Erst recht, wenn es eine große Liebe war. Es kann also einige Zeit dauern, bis man von einem Menschen loskommt, mit dem man eine intensive Beziehung hatte. "Das ist ein normaler Prozess, der auch parallel zu einer neuen Liebe ablaufen kann", sagt Dr. Mathias Jung, Paartherapeut in Lahnstein und Autor ("Trennung als Aufbruch", dtv). Wer sich außerdem schnell in einen neuen Partner verliebt, hat die alte Beziehung emotional oft noch nicht richtig abgeschlossen und nicht in Ruhe Bilanz gezogen. Möglicherweise müssen Sie das jetzt erst mal nachholen.

Seit unserer Trennung idealisiere ich meinen Exfreund, und kein anderer kann neben ihm bestehen.

Je unerreichbarer ein geliebter Mensch ist, umso größer ist die Verlockung, ihn sich schönzumalen. Trotzdem: Versuchen Sie, Ihren Expartner nicht zu glorifizieren, indem Sie sich bewusst daran erinnern, dass es einen triftigen Grund gab, sich zu trennen. Und das gilt auch, wenn Sie verlassen wurden: Zu einer Trennung gehören immer zwei, und wenn alles so ideal gewesen wäre, wie Sie es sich jetzt zurechtrücken, wären Sie nicht getrennt. Wenn Sie merken, dass wirklich kein neuer Mann neben ihm bestehen kann, fragen Sie sich, ob Sie eigentlich schon -wieder bereit sind für eine neue Liebe. Möglicherweise haben Sie noch zu große Angst davor, jemandem Ihr Herz zu öffnen. Denn das birgt ja die Gefahr, erneut enttäuscht und verletzt zu werden.

Wie schaffe ich es, die Vergangenheit weniger verklärt zu sehen?

Jeder Mensch hat positive und negative Seiten, was man in "Post-Trennungssituationen" gern vergisst. Wenn nun die erste Wut über die Trennung verraucht ist, fallen einem plötzlich auch wieder die angenehmen Seiten ein. Vollkommen okay, nur sollte man sich eben nicht bloß darauf konzentrieren. Ein gutes Mittel, um realistisch zu bleiben: Schreiben Sie alles auf, was Sie an Ihrem Partner genervt hat und was Sie toll fanden. Die schönen Erlebnisse, aber auch die Situationen, in denen es richtig gekracht hat.

Zu meinem neuen Partner entsteht einfach keine richtige Nähe. Woran kann das liegen?

Wahrscheinlich vermeiden Sie unbewusst echte Nähe zum neuen Partner, weil Sie Angst vor der Tiefe der Beziehung oder vor erneutem Trennungsschmerz haben. Ohne es zu merken, schieben Sie eine Art Schutzschild vor sich her. Ihn loszulassen würde bedeuten, den Gefahren der Liebe erneut ausgeliefert zu sein. Für manche ist das ein lebensbedrohliches Gefühl, das es um jeden Preis zu vermeiden gilt. Psycho-logen sprechen in diesem Falle von Bindungsangst. Dahinter steckt, dass einige Menschen bereits als Kind negative Erfahrungen mit emotionaler Nähe gemacht haben. Die Mutter oder eine andere Bezugsperson konnten nicht in der Intensität da sein, wie das Kind es gebraucht hätte. Also hat es bestimmte Strategien entwickelt, um trotz fehlender seelischer Sicherheit zu überleben. Diese Menschen werden auch später Nähe vermeiden und engen Bindungen aus dem Weg gehen, denn jede Trennung kann frühere Verlassenheitsängste wecken.

Loskommen, weil er mir nicht gut tut

Mein Freund und ich trennen und versöhnen uns immer wieder, es ist ein ständiges On-and-Off. Wieso zieht keiner von uns den Schluss-Strich?

"Oft haben beide Partner nicht gelernt, mit sich allein klarzukommen", erklärt Paartherapeut Jung. "Meist steckt sogar eine tiefe Angst vor der eigenen Autonomie dahinter." Um nicht mit dieser Angst konfrontiert zu werden, halten viele Menschen an nervenaufreibenden Beziehungen fest. Manchmal geht das schon in Richtung Abhängigkeit: "Ich kann nicht mit dir, aber ohne dich geht's auch nicht!" Dahinter steckt auch hier die Beziehungserfahrung, die jeder gemacht hat. Wer beispielsweise die Trennung seiner Eltern als traumatisch erlebt hat, dem wird es unter Umständen schwer fallen, selbst einen Schluss-Strich unter eine Partnerschaft zu ziehen. Bei anderen Menschen hingegen gab es vielleicht eine extrem enge Bindung an Mutter oder Vater, die mit hohen Erwartungen gepaart war. Sie konnten als Kind nicht lernen, dass es ganz normal und wichtig ist, eigenständige Entscheidungen zu treffen.

Ich bin in einen verheirateten Mann verliebt. Er verspricht mir, seine Frau zu verlassen, aber darauf kann ich doch nicht ernsthaft warten, oder?

"Dass verheiratete Männer ihre Ehefrau für die Geliebte verlassen, ist höchst unwahrscheinlich", sagt Dr. Mathias Jung. Meistens liefern sie sogar selbst die Begründung, warum nicht: Die Frau hat gerade Stress im Büro, ist chronisch krank, würde eine Trennung nicht überstehen etc. Hören Sie genau auf das, womit er Sie immer wieder vertröstet, und versuchen Sie nicht, es zu Ihren Gunsten auszulegen. Das erleichtert den Abschied. Oft hilft auch der Austausch mit anderen Geliebten (www.diegeliebte.de), um den emotionalen Absprung zu schaffen.

Aber ich hatte noch nie so guten Sex wie mit ihm ...

Klar, Verbotenes macht doppelt Spaß. Man kann es nicht immer haben, und vielleicht blinkt auch im Hinterkopf ein kleines Signal: Wer weiß, ob wir uns wiedersehen ... Was wiederum die Intensität des Erlebens beträchtlich steigert. Und außerdem kennen Sie Ihren Geliebten nur als Mann, der zu allem bereit ist, wenn er Sie trifft. Und nicht, wenn er abgespannt von der Arbeit kommt und keine Lust mehr zum Reden hat. Der Alltag mit ihm dürfte also anders aussehen als Ihre Sehnsuchtsfantasien.

Aber selbst wenn es nicht für eine Beziehung reicht, würde ich gern mit ihm verbunden bleiben. Manchmal ertappe ich mich sogar bei dem Gedanken an ein gemeinsames Kind.

Mag ja sein, aber den sollten Sie schnell verdrängen. Denn was Sie eigentlich wollen, ist das Gefühl, ihm nah sein zu können, auch wenn die Affäre zu Ende gehen sollte - durch ein gemeinsames Kind wären Sie lebenslang aneinander gebunden. Das mag Ihnen im Moment als guter Weg erscheinen, um Sehnsüchte zu befriedigen, ist aber eine Farce. Als Vater, so wie Sie es sich ausmalen, würden Sie ihn sicher nie erleben.

Mein Freund hat mich oft betrogen, daraufhin habe ich mich getrennt. Warum hänge ich trotzdem noch an ihm?

Weil Sie die Entscheidung nicht aus freien Stücken getroffen haben und jetzt vielleicht glauben, Sie hätten überreagiert. Dabei sollten Sie sich zu Ihrem gesunden Selbstbewusstsein beglückwünschen! Es kann gut sein, dass Ihr Ex einfach zu feige war, selbst einen Schluss-Strich unter die Beziehung zu ziehen und Ihnen sozusagen den Schwarzen (Trennungs)-Peter zugeschoben hat, indem er etwas tat, von dem er annehmen konnte, dass es Sie zu diesem Schritt bewegt.

Warum ist es eigentlich so schwer, von einem geliebten Menschen loszukommen, auch wenn er einen schlecht behandelt oder verletzt hat?

Weil die Realität anders aussieht, als man es gern hätte. Wenn jemand gestorben ist, dann ist das eine Tatsache, mit der man sich abfinden muss. Bei einer Trennung hingegen verschwindet ja der ehemals geliebte Mensch nicht. Und bevor man sich dem schmerzhaften Prozess der Ablösung aussetzt, fantasiert man sich lieber ein Happy-End zusammen. Studien der US-Anthropologin Helen Fisher haben ergeben, dass sich im Gehirn die Produktion bestimmter Botenstoffe (Dopamin und Noradrenalin) verstärkt, sobald das Liebesobjekt verschwindet. Die Folgen: Angst, Schlaflosigkeit, depressive Verstimmung. Deshalb setzt man alles daran, den geliebten Menschen zurückzubekommen. Selbst wenn der Verstand signalisiert: Es ist zwecklos.

Loskommen, weil es ohnehin vorbei ist

Es wird ja nicht einfacher, sich zu verlieben. Sollte man da nicht so lange wie möglich an einer Beziehung festhalten, die halbwegs okay war?

Man sollte eine Beziehung nicht vorschnell hinwerfen, das stimmt. Liebe ohne Probleme gibt es nicht. Aber es ist ein Mythos, sehr früh den Mann fürs Leben zu treffen und für immer mit ihm zusammenzuleben. Wenn kein großes Gefühl mehr da ist, sollte man die Konsequenzen ziehen. Realistisch betrachtet, ist die Welt voller Menschen, die sich immer wieder verlieben oder verlassen. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht.

Trotzdem habe ich Angst, nie wieder jemanden kennen zu lernen, mit dem ich zusammen sein kann.

Hinter dieser Angst könnten sich Verletzungen aus alten Beziehungen verbergen. Manchmal steckt auch die feste Überzeugung dahinter, nicht liebenswert zu sein. Das sollten Sie sich mal genau anschauen. Denn je länger man Ängste versucht zu ignorieren, umso mehr stehen sie einem im Weg. Wichtig vor allem: die Suche nach dem Richtigen aufgeben und sich stattdessen an kleinen, eher unspektakulären Begebenheiten und Begegnungen freuen. Das hebt die Grundstimmung und macht einen für andere interessant. Und sicher ist irgendwann auch eine neue Liebe dabei.

Text: Ulrike Hilgenberg BRIGITTE Balance Heft 4/2006

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