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Fühlen Typische Arten von Neid und was sie über uns verraten

Psychologie: Eine Frau in einer Menschenmenge
© wetzkaz / Adobe Stock
Neid zu verspüren, empfinden die meisten Menschen als unangenehm, doch oft hat das Gefühl eine wertvolle Botschaft für uns. Welche Varianten wir unterscheiden können und was sie bedeuten, erfährst du hier.

Neid entsteht in der Regel, wenn wir uns mit anderen Menschen vergleichen. Wenn wir sehen, was sie haben und wir nicht – aber gerne hätten. Lange Beine, schwarze Haare, eine schöne, dicke Winterjacke, einen Urlaub in einem Hotel mit Infinity Pool, einen gut bezahlten Job. Solche Dinge könnten zum Beispiel Neid in uns auslösen. Grob gesagt zeigt uns dieses Gefühl, was wir uns von dem, was andere Personen uns vorleben, für uns selbst wünschen würden. Schauen wir etwas genauer hin, beobachten uns und unser Umfeld, können wir verschiedene Formen von Neid erkennen, die sich unterschiedlich anfühlen und unterschiedliche Reaktionen in uns anstoßen. Drei Beispiele.

3 Typen von Neid und was sie bedeuten

"Will auch"-Impuls

Eine Freundin erzählt uns von einem schönen Abend in einer Weinbar, unser Cousin von dem Wochenendtrip, den er gerade plant, eine Kollegin teilt mit, dass sie den Rest der Woche Urlaub hat – und wir denken spontan "möchte ich auch". Diese Form von Neid macht uns auf etwas aufmerksam, das wir uns wünschen und, zumindest in vergleichbarer Weise, erfüllen können. In der Regel haben wir in einer solchen Situation keine Probleme, unsere Empfindung auszusprechen und der betreffenden Person etwas zu sagen wie "Awww, ich bin neidisch, will auch mal wieder an die Ostsee". Unser Neid richtet sich nicht gegen sie und tut uns nicht besonders weh. Gegebenenfalls motiviert er uns dazu, selbst zeitnah einen Tisch in jener Weinbar zu reservieren oder ein paar Tage Urlaub zu nehmen.

"Du hast es so gut"-Sehnsucht

Die Single-Freundin ohne Kinder, die machen kann, was immer sie will, der Kumpel, der unverschämt viel Geld verdient und dafür nur 36 Stunden pro Woche arbeiten muss, die Bekannte mit mehreren 1.000 Follower:innen, die Urlaub und Restaurantbesuche für lau bekommt. Wenn bei dem, was andere Menschen uns vorleben, eine Sehnsucht und Gedanken aufkommen wie "hätte ich auch so gerne" oder "hat die Person es gut", empfinden wir meist eine Form von Neid, die uns Wünsche und Bedürfnisse offenbart, die wir uns nicht ohne Weiteres erfüllen können. Ein solcher Neid kann schmerzhaft sein, doch oft motiviert er uns dazu, zu reflektieren und letztendlich wertzuschätzen, was wir haben – und was wir aufgeben und opfern müssten, um die erkannten Sehnsüchte zu stillen. Hatten wir nicht einen Grund, uns für ein Leben mit Familie und Kindern zu entscheiden? Sind wir nicht eigentlich zufrieden mit unserem Job? Würden wir gerne jeden Tag etwas posten und uns mit nervigen Kommentaren herumschlagen? Sehnsüchtiger Neid kann wehtun, aber zugleich Frieden schenken. Er lässt uns die Welt nicht als ungerecht empfinden, sondern schult uns darin, sie zu akzeptieren, wie sie ist. 

"Ich hoffe, du verschluckst dich dran"-Missgunst

Der jüngere Kollege bekommt die Beförderung, um die wir uns beworben haben, unsere Schwester macht den Urlaub, von dem wir ihr erzählt haben, den wir uns aber selbst nicht leisten können, ein Bekannter schwärmt von der Party, zu der uns niemand begleiten wollte. Solche Situationen könnten missgünstigen Neid in uns aufkommen lassen. Missgünstiger Neid kann Seiten von uns erwecken, die wir selbst verabscheuen. Er bewirkt, dass wir frustriert sind, uns ärgern und anderen Menschen etwas Schlechtes wünschen. Er kann zum Beispiel entstehen, wenn wir es als ungerecht empfinden, dass eine Person – aus unserer Sicht unverdient – etwas bekommt, was wir gerne hätten, bräuchten oder glauben zu brauchen. Er kann entstehen, wenn wir uns etwas wünschen und dieser Wunsch uns quält, weil er vielleicht unerfüllbar ist oder es uns nicht gut tut, ihn zu verfolgen. Anfällig für missgünstigen Neid sind wir generell bei Dingen, mit denen wir selbst unzufrieden sind, und gegenüber Menschen, mit denen uns eine vorbelastete, konfliktreiche Beziehung verbindet. In der Regel kostet uns dieses Gefühl Energie, besonders dann, wenn wir versuchen, dagegen anzugehen, anstatt es urteilsfrei wahrzunehmen und zu beobachten.

Fazit

Ob wir rundum glücklich sind oder unzufrieden, ob uns eine Person nahesteht, wir sie lieben oder sie uns unsympathisch ist, Neidgefühle können immer in uns entstehen und es spricht nichts dagegen, sie zuzulassen – selbst wenn sie unsere uns verhasstesten Seiten zum Vorschein bringen. Oft lohnt es sich, genauer in uns hinein zu hören, um wahrzunehmen, welche Art von Neid wir empfinden und mit welchen anderen Gefühlen unser Neid einhergeht, denn nur dann können wir die Ursachen verstehen und angemessene Schlüsse ziehen. Die drei genannten Varianten können als Beispiele einen Eindruck vermitteln, welche Faktoren und weiteren Empfindungen mit Neid in Verbindung stehen können, und bestenfalls dabei helfen, den von uns empfundenen Neid einzuordnen. Doch letztendlich beneiden wir alle auf unsere eigene Art. Und werden beneidet, ohne dass wir davon wissen.

Verwendete Quellen: shortform.com, verywellmind.com

sus Brigitte

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