Arbeitszeit
Krafft-Gruppe: Experiment Viertagewoche ist fehlgeschlagen

Die Krafft-Gruppe in Basel-Stadt wechselt von der Viertagewoche zurück auf eine Fünftagewoche. Grund dafür seien die langen Arbeitstage sowie rechtliche und finanzielle Gründe.

Lisa Kwasny 5 Kommentare
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Hat die Viertagewoche nach zweijähriger Probezeit wieder abgeschafft: Die Krafft-Gruppe, zu welcher das Hotel Krafft in Basel-Stadt gehört.

Hat die Viertagewoche nach zweijähriger Probezeit wieder abgeschafft: Die Krafft-Gruppe, zu welcher das Hotel Krafft in Basel-Stadt gehört.

Foto: Nicole Nars-Zimmer

Die Reduktion der Arbeitszeit ist eine der experimentelleren Strategien, um gegen den Personalmangel vorzugehen. Auch die Gastronomie, welche aufgrund tiefer Löhne und unattraktiver Arbeitszeiten noch stärker vom Fachkräftemangel betroffen ist, will sich dadurch einen Vorteil am Arbeitsmarkt verschaffen: Sowohl die Remimag Gastronomiegruppe aus Luzern, wie auch die internationale Hotelgruppe «25hours Hotels» aus Hamburg bieten ihren Angestellten eine Viertagewoche an.

In Basel-Stadt wollte die Krafft-Gruppe, zu welcher das Hotel Krafft gehört, ebenfalls auf den Zug aufspringen: Vor zwei Jahren führte sie eine Viertagewoche bei gleichbleibender Arbeitszeit ein. Das heisst: Alle arbeiten weiterhin 42 Stunden, diese werden einfach auf vier, statt auf fünf Tage verteilt. Doch das Arbeitsmodell scheint nicht funktioniert zu haben: Wie das «SRF Regionaljournal» berichtet, beendet die Krafft-Gruppe den Versuch und kehrt zu einer Fünftagewoche zurück.

Teil der Krafft Gruppe sind unter anderem auch das Hotel und Restaurant Nomad, das Silo, das Consum und das Volta Bräu.

«Täglich fast 12 Stunden im Betrieb»

Das Problem: Eine Verteilung von 42 Wochenstunden auf vier Arbeitstage führe zu langen Arbeitstagen: «Inklusive Pause ist man teilweise fast 12 Stunden im Betrieb», sagt Melina Horni, Verantwortliche Human Resources bei der Krafft-Gruppe im Beitrag des Regionaljournals. Freizeit habe da kaum Platz, was viele Mitarbeitende frustriert habe.

Diesen Umstand hat auch die Forschung im Blick: Gemäss Studien der Berner Fachhochschule sind die positiven Faktoren von Arbeitsreduktion erst messbar, wenn die Wochenarbeitszeit zum Beispiel auf 38 Stunden reduziert wird. Das Lohnniveau sollte dabei nicht sinken.

Auch Personalkosten stiegen, dazu kamen rechtliche Schwierigkeiten

Doch für viele Betriebe führt gerade die Anforderung, das Lohnniveau zu halten, zu Herausforderungen. So auch bei der Krafft-Gruppe: Weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Tag weniger im Betrieb waren, mussten zusätzliche Angestellte aufgeboten werden. Das führte zu Mehrkosten im Personalbereich.

Maurus Ebneter.

Maurus Ebneter.

Bild: Juri Junkov

Und auch rechtliche Hürden erschweren die Umsetzung einer Viertagewoche im Gastronomiebereich. So ist die Nachtarbeitszeit auf neun Stunden begrenzt, wodurch die Angestellten der Rezeption nicht beim Versuch einer Viertagewoche mitmachen konnten.

Auch Maurus Ebneter, Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt, sieht die von Horni genannten Probleme bei der Umsetzung einer Viertagewoche in der Gastronomie. «In meinen Augen wird sich dieses Modell nicht auf breiter Front durchsetzen», sagt er deshalb. Praktikabel sei das Modell nur in wenigen Betrieben, und auch da nur, wenn die Wochenarbeitszeit und die Löhne reduziert würden.

5 Kommentare
Silvia Wunderlin

Um eine Arbeitsstelle attraktiv zu machen, welche vom Fachkräftemangel betroffen ist, sollten die Bedingungen verbessert werden und nicht die Herausforderungen verschoben werden, was hier der Fall ist. 

Ernst Küng

Irgendwann ist nun mal halt genug mit der "Geiz-ist-Geil" Mentalität. Alle möchten einen gerechten Lohn... Und jeder geht freiwillig in ein Lokal oder nicht.