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Sagen & Meinen
Es geht auch ohne „weiträumig“

Ob bei Funden von Weltkriegsbomben oder nach schlimmen Unfällen – die Polizei habe einen Bereich „weiträumig“ abgesperrt, heißt es dann oft. Dabei könnten Medien auf diesen unpräzisen Begriff auch ganz verzichten, findet Christoph Sterz.

Von Christoph Sterz | 14.12.2021
Retter im Einsatz: Aussagekräftige Symbolbilder Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei mit Blaulicht im Einsatz Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart, Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart, Baden-Württemberg Deutschland *** Rescuers in action Expressive symbol pictures fire brigade, rescue service and police with blue light in action Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart, Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart, Baden Württemberg Germany Copyright: xEinsatz-Report24x/xMarkusxRottx
Abgesperrt wird häufig - aber ab wann ist es "weiträumig"? (IMAGO / Einsatz-Report24)
„Weiträumig“ ist als Begriff vor allem eins: weiträumig also eine ziemlich ungenaue Bezeichnung, die das Kopfkino anschmeißt: dass da etwas Sensationelles, etwas Schlimmes passiert sein muss; oder etwas, das sehr viele Menschen betrifft.

Die Formulierung kann auch suggerieren: Die Polizei hat die Situation voll im Griff; weswegen die Polizei „ weiträumig“ auch selbst häufig in ihren Pressemitteilungen benutzt. Oft sind aber nur ein paar Meter Straße abgesperrt oder ein einzelnes Gebäude nicht zugänglich, mal kommen vielleicht keine Autos mehr durch, Passanten aber schon.
Sagen & Meinen - Der Sprachcheck
Viel zu oft setzen sich fragwürdige Begriffe und Euphemismen in Medien fest, zum Beispiel das "Gute-Kita-Gesetz", das "Familiendrama" oder der "Lockdown". Solche Formulierungen hinterfragen wir in der Reihe "Sagen & Meinen – der Sprachcheck"

Den Begriff weiträumig umgehen

Neutraler und deutlich präziser wäre es, als Journalist oder Journalistin das Weiträumige einfach wegzulassen und die Situation vor Ort zu schildern: Was ist denn da genau abgesperrt? Eine Straße? Oder ein Parkhaus? Oder die halbe Stadt?
Das ist dann für alle von der Absperrung Betroffenen hilfreicher – und damit ein weiterer Grund, den Begriff weiträumig zu umgehen.