Betrachtung zum Fest der Enthauptung Johannes des Täufers

Wenn ein Zeugnis zum Todesurteil wird

Versprechungen und ihre Folgen. Ein verhängnisvolles Versprechen hat Johannes den Täufer das Leben gekostet. Ein anderes Versprechen lässt Christen Gott vertrauen, selbst wenn ihr Glaube auf eine harte Probe gestellt werden sollte.

Autor/in:
Fabian Brand
Statue von Johannes dem Täufer / © Roman Sigaev (shutterstock)
Statue von Johannes dem Täufer / © Roman Sigaev ( shutterstock )

"Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen": Diesen Satz hört man manchmal aus dem Mund von Kindern. Sie wollen damit bekräftigen, dass man halten muss, was man versprochen hat und eben nicht wieder zurückrudern kann. Zugleich müssen sie lernen, dass man nicht alles jetzt und gleich haben kann. Was auch immer sich der Nachwuchs wünscht: Vielleicht wird es irgendwann einmal eintreten - das ist versprochen!

Ein folgenreiches Versprechen

Von einem großen Versprechen erzählt auch die Geschichte aus dem sechsten Kapitel des Markusevangeliums: Da geht es darum, dass der König Herodes Antipas vom Tanz seiner Stieftochter so betört ist, dass er sich selbst eine Grube gräbt, die ihm zum Verhängnis wird. Denn irgendwann mitten auf seiner eigenen Geburtstagsfeier sagt er zu seiner Stieftochter: "Wünsch dir, was du willst, ich werde es dir geben." (Mk 6,22) Und um das noch zu bekräftigen, schwört er sogar: "Was du auch von mir verlangst, ich will es dir geben, und wenn es die Hälfte meines Reiches wäre" (Mk 6,23).

Das Gemälde "Strafpredigt Johannes des Täufers vor Herodes" (1856) von Giovanni Fattori / © akg-images GmbH (epd)
Das Gemälde "Strafpredigt Johannes des Täufers vor Herodes" (1856) von Giovanni Fattori / © akg-images GmbH ( epd )

Ganz schön wagemutig, dieser König Herodes. Vielleicht einer, der schon halb im Rausch ist, schon ein Glas über den Durst getrunken hat - das nimmt ja bekanntlich manche Hemmungen und Furcht. Oder es war eiskalte Berechnung, weil Herodes wusste, dass er dieses Versprechen sowieso nicht halten würde. Seine Familie war für ihre Grausamkeit berüchtigt; über seinen Vater erzählte man, es wäre besser ein Schwein des Herodes zu sein als sein eigener Sohn.

Berechnung und Intrige

"Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen": Herodes nimmt ernst, was er gesagt und geschworen hat. Und so trifft es ihn im Innersten, als die Stieftochter ihren Wunsch äußert. Denn nicht Gold oder Edelsteine will sie und nicht die Hälfte des Königreiches, sondern den Kopf des Täufers Johannes.

Dahinter steckt freilich eine Intrige, die von Herodias, der Frau des Herodes Antipas, gesponnen wurde. Denn Johannes war ihr ein Dorn im Auge, weil er ihre Ehe mit Herodes angeprangert hatte. Und auf diese Weise konnte sie ihn geschickt beseitigen. Herodes freilich bleibt nichts anderes übrig, als sein Versprechen einzulösen. Öffentlich hatte er geschworen, und nun muss er zu seinem Wort stehen. Der Scharfrichter wird in die Johannes' Zelle geschickt und sein Haupt in einer Schale serviert.

Gedenken der Enthauptung des Täufers Johannes

Man sollte sich eben vorher überlegen, was man verspricht und was nicht. Denn irgendwann ist es unausweichlich, und dann muss man zu seinem Wort stehen - ob man will oder nicht. Diese Lektion musste auch der mächtige König lernen.

Pfeilerfigur von Johannes dem Täufer am Mittelportal der Westfassade des Kölner Doms / © Adelaide Di Nunzio (KNA)
Pfeilerfigur von Johannes dem Täufer am Mittelportal der Westfassade des Kölner Doms / © Adelaide Di Nunzio ( KNA )

Am 29. August gedenkt die Kirche der Enthauptung des Täufers Johannes. Er ist als Märtyrer gestorben, sein Zeugnis ist ihm zum Todesurteil geworden. Denn weil er immer wieder auf Christus hinwies, weil auch er ein Zeuge des Gotteswortes war, machte er sich nicht nur Freunde. Die Botschaft vom Reich Gottes stieß auch auf Ablehnung.

Das Evangelium ist auch immer eine Herausforderung für die Menschen und für die Welt. Es fordert ein Umdenken, es ist mit einem Wechsel von Haltungen verbunden. Manchmal richten wir es uns gemütlich ein und haben uns an so manches gewöhnt. Das Evangelium rüttelt wach. Es stellt unser Leben auf die Probe, fragt unsere Lebenshaltungen kritisch an. Und wir müssen bereit sein, uns dieser Konfrontation zu stellen. Wir müssen die Größe besitzen, selbstkritisch zu sein, um am Evangelium zu wachsen.

Was er uns verspricht, das hält er

"Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen": Es gibt Versprechen, die sollte man sich vorher zweimal überlegen. Andererseits gibt es Versprechen, auf die wir unser Leben bauen können, weil sie Bestand haben, weil sie am Ende wirklich eingelöst werden.

Dazu gehört auch das Wort Jesu: Was er uns verspricht, das hält er. Was er uns verheißt, das löst er ein. Darauf dürfen wir vertrauen. Wir dürfen dem Evangelium glauben, so, wie es Johannes der Täufer getan hat, der sich selbst zurückgenommen hat, um Christus groß werden zu lassen. Er ist Christus vorausgegangen im Leben und im Sterben. Darum feiern wir seinen Gedenktag, damit auch wir "für Recht und Wahrheit Zeugnis geben" und "für den Anspruch von Christi Lehre unerschrocken eintreten", wie es im Tagesgebet heißt.

Was ist ein Märtyrer?

Der Begriff Märtyrer heißt übersetzt Zeuge. Die Christen der ersten Generationen legten, nachdem sie den Glauben angenommen hatten, Zeugnis von Jesus Christus ab, zunächst durch Worte und in der Verkündigung, durch die Unterweisung und in der Predigt. In der Mitte des 2. Jahrhunderts, als Christen wegen ihrer Zeugenschaft im römischen Reich verfolgt wurden, wurde der Begriff Märtyrer genauer gefasst. Alle wegen ihres Glaubens hingerichteten Christen hießen nun Märtyrer.

Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Quelle:
KNA