Laut dem WSC sollten Reedereien, die Schiffe mit grünen Kraftstoffen betreiben, begünstigt werden.

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Linienreedereien sprechen sich für CO₂-Abgabe aus

24.02.2024

Der World Shipping Council legt dem globalen Regulierer IMO die Einführung des sogenannten Green Balance Mechanism nahe, der die Preisdifferenz zwischen fossilen und grünen Schiffsbrennstoffen ausgleichen soll. Der Vorschlag kommt wenige Wochen vor dem nächsten Treffen des IMO-Ausschusses für den Schutz der Meeresumwelt in London.

Der World Shipping Council (WSC) hat der International Maritime Organization (IMO) einen Vorschlag unterbreitet, der dazu beitragen soll, die branchenweite Einführung von emissionsarmen Brennstoffen zu erleichtern. Das von dem Verband der internationalen Linienreedereien Green Balance Mechanism (GBM) genannte Konzept sieht im Kern vor, die Preisdifferenz zwischen emissionsarmen und emissionsreicheren Brennstoffen auszugleichen.

Die hohen Preise seien neben der unzureichenden Verfügbarkeit von grünen Brennstoffen das entscheidende Problem, so der WSC. Der Verband geht davon aus, dass emissionsarme Brennstoffe im Schnitt 2.000 US-Dollar/Tonne kosten. Konventioneller schwefelarmer Bunker liege in etwa bei 600 Dollar/Tonne.

IMO-Ausschuss kommt im März zusammen

Um die Preisdifferenz von 1.400 Dollar auszugleichen, müsste eine Abgabe pro Tonne CO₂-Äquivalenten (CO₂e) in Höhe von 368 Dollar erhoben werden, da beim Verbrennen von fossilem Schiffsdiesel die 3,8-fache Menge an CO₂-Äquivalent (CO₂e) entsteht.

Der GBM-Vorschlag erfolgt vor dem Hintergrund des im kommenden Monat erneut stattfindenden Treffens des Ausschusses für den Schutz der Meeresumwelt (Marine Environment Protection Committee, MEPC) der IMO in London (18. bis 22. März).

Das für die Einführung von Klimaschutzregeln maßgebliche Gremium des globalen Regulierers hatte im vergangenen Jahr im Rahmen seines zum insgesamt 80. Mal stattfindenden mehrtägigen Treffens (MEPC 80) das vage Ziel beschlossen, die Treibhausgasemissionen „um das Jahr 2050 herum“ auf null zu bringen. Beobachter hatten die Entscheidung zum Teil kritisiert, da die globale Regulierung der Schifffahrt weiterhin nicht mit dem 1,5-Grad-Ziel in Einklang stehe.

Die vor einem Jahr getroffene Entscheidung soll ab 2025 in Kraft treten; im laufenden Jahr soll konkret festgelegt werden, wie der von der IMO ausgegebene Fahrplan technisch und regulativ umgesetzt werden kann. Das anstehende Treffen des Umweltausschusses soll maßgeblich dazu beitragen.

Der WCS unternimmt nun mit seinem GBM den Vorstoß, der IMO eine konkrete Handlungsempfehlung zur Diskussion vorzulegen. Das Konzept beabsichtigt, die Betreiber von mit emissionsarmen Brennstoffen fahrenden Schiffen, die ungleich höhere Preise pro Tonne grünem Bunker zu zahlen haben, finanziell zu entlasten.

Umverteilung mit Lenkungswirkung

Dies soll dadurch erfolgen, dass die Betreiber von Schiffen, die mit fossilen Brennstoffen fahren, eine Abgabe für jede emittierte Tonne CO₂ zu entrichten haben. Diese soll nach Vorstellung des WSC in einen von der IMO verwalteten und von ihr kontrollierten Fonds fließen, aus dem die Gelder dann umverteilt werden.

Nach Vorstellungen des WSC sieht der GBM in einem ersten Schritt ab 2030 vor, Betreibern von mit fossilen Brennstoffen betriebenen Carriern eine sogenannte „Green Balance Fee“ in Höhe von 34 US-Dollar pro Tonne ausgestoßenem CO₂e in Rechnung zu stellen.

Dies würde unter der Voraussetzung gelten, wenn mindestens 10 Prozent des Brennstoffverbrauchs durch die Welthandelsflotte emissionsarm sind. Die Abgabe für jedes mit fossilen Brennstoffen fahrende Schiff läge somit pro Tonne Bunker bei rund 129 Dollar,

Diese Summe müsste, dem Modell des WSC zufolge, von den Betreibern der Schiffe entrichtet werden, die für 90 Prozent des emissionsreichen fossilen Brennstoffs verantwortlich sind. Nach Berechnungen des WSC könnte so eine Umverteilung erfolgen an Betreiber von emissionsarmen Schiffen in Höhe von 267 Dollar/Tonne CO₂e.

Sollte der Vorschlag von der IMO angenommen werden, könnte er im Rahmen von MEPC 81 diskutiert werden. Wie wahrscheinlich es ist, dass der GBM auf die Agenda des IMO-Ausschusses kommt, ist unklar.

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