Ein kahler weißer Raum mit Holzstühlen. Das ideale Ambiente, um die klare, unterkühlte, präzise geschnittene Kollektion von Jil Sander zu präsentieren. Kein Muster, das stört. Schwarz und weiß, dazu ein bisschen Puder und Pastell und leicht dosiert ein knalliges Rot. Maskuline und feminine Elemente sind in der Kollektion perfekt kombiniert – vielleicht, weil Lucie und Luke Meier wie kein anderer Designer in Mailand quasi per Naturgesetz für maskulin und feminin stehen?. Zu den Models schaut man hinab. Prada hat sie ins Souterrain verfrachtet, in einen Raum, so groß wie eine Baugrube, tapeziert mit Blumenmotiven aus der Wiener Secession. Dazu läuft der Song „Kaltes, klares Wasser“ der deutschen Punk-Band Malaria!. Man könnte frösteln beim Blick hinab – wenn die Models nicht so zuckersüße Blumenkleider und transparente Röcke tragen würden. Was ist daran Prada? Dass dazu schwere Tweedjacken und Herrenkrawatten kombiniert werden. Das sei die „Glamourisierung des Alltags“, sagt Miuccia Prada nach der Schau. Supermodel Kaia Gerber ist die Erste, die am Morgen über den Laufsteg an der Via Savona schwebt. Was fällt auf? Die Arme! Sie stehen bei Max Mara im Mittelpunkt. Überweite Ärmel, gepufft, versteift, wattiert. Dazu die besten Mäntel von Mailand. Nicht nur edles Kaschmir und Kamelhaar, auch Teddy und Nylonelemente. Perfekt für einen kalten Herbsttag in Mailand und anderswo. Acht Designer, acht Interpretationen der Daunenjacke. Dazu eine gigantische (womöglich zu gigantische) Schau in acht Hallen mit Models, die von der Decke hängen oder im Windkanal ausharren. CEO Remo Ruffini sagt, dass er mit Moncler Genius außergewöhnliche Wege in der Mode suche, und es wirkt, als wolle er alle in den Schatten stellen. Was er finanziell übrigens schon geschafft hat: Moncler gehört zu den erfolgreichsten italienischen Marken der letzten Jahre. Man will weg vom reinen Outdoor-Image und mehr Mode sein. Geglückt ist das bei Craig Greens asiatisch anmutenden Ganzkörperanzügen, mit denen man auch den Mount Everest besteigen könnte. Die Gäste sitzen auf altrosafarbenen Sofas, die Models laufen auf Teppichboden im gleichen Ton, und ein Hauch Wehmut weht durch den Raum, denn fast auf den Tag vor einem Jahr starb Karl Lagerfeld, der Fendi einst groß machte. Vielleicht war dies der endgültige Abschied, denn Silvia Venturini Fendi schickte das Plus Size-Model Paloma Elsesser über den Laufsteg. „Keiner will kurvige Frauen sehen“, hatte Lagerfeld einst gesagt. Silvia Venturini entgegnet: „Die Zeiten haben sich geändert,“ und ergänzt versöhnlich: „Auch Karl war stets bereit, seine Meinung zu ändern.“. Über den Laufsteg läuft in großen Buchstaben die Botschaft: „I am saying yes to Recycling“. Vielleicht gilt das auch für die Ideen von Giorgio Armani, die immer wiederkehren, seit Jahrzehnten bald. Kurze Kleidchen, kurze Jäckchen, dazu verspielte Elemente, die sich gegenseitig ihre Wirkung nehmen: Schleifen, Volants, Glitzer. Gut möglich, dass die Armani-Kundin es so will – und ihren Stil Jahr für Jahr recycelt. Wie bei vielen Kollektionen in Mailand spielt auch Tod’s mit der Kombination aus femininen und maskulinen Elementen. Und schickt Models über den Laufsteg, die Männer sind. Oder sind es Frauen, die wie Männer aussehen? Viele Teile könnten jedenfalls von Männern und Frauen getragen werden, wie die weite Breitcordhose oder die wattierte Bomberjacke. Dazu übergroße Shopper. Die neue Handtasche für den Mann?.