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Hamburg: Hamburgs leiser Bürgermeister: Mehr Verwalter denn Visionär – und das ist auch gut so
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Ruhig, freundlich, gelassen und besonnen: Peter Tschentscher (SPD) hat das erste Jahr im Amt ohne schwere Fehler überstanden.
Bild: dpa Ruhig, freundlich, gelassen und besonnen: Peter Tschentscher (SPD) hat das erste Jahr im Amt ohne schwere Fehler überstanden.
Donnerstag, 28.03.2019, 12:28
Und plötzlich stand er im Rampenlicht.

Heute vor genau einem Jahr hat Peter Tschentscher (SPD) das Bürgermeister-Amt übernommen und die Nachfolge von Olaf Scholz (SPD) angetreten. „Peter wer?“, hieß es damals noch. Heute nicht mehr. Rund 85 Prozent der Hamburger wissen inzwischen, wer ihre Stadt regiert: Ein Mann, der mehr Verwalter denn Visionär ist – und das ist auch gut so.

Politische Gegner machen in Tschentschers bedächtiger Art gern eine Schwäche aus. Der Senat habe keine Ziele, keine Ideen, keinen Schwung für die Zukunft, sagte zuletzt etwa CDU-Bürgermeisterkandidat Marcus Weinberg. Und ja, mit bahnbrechenden Konzepten konnte Peter Tschentscher bislang nicht aufwarten. Aber ist er damit ein Mann des Stillstands? Nein.

In erster Linie ist der 53-Jährige ein Mann des Details. Er hört zu, analysiert – und erst wenn er sich ein allumfassendes Bild gemacht hat, trifft er eine Entscheidung. Zugegeben: Das dauert mitunter seine Zeit, lässt manch Regierungsbeteiligten aufstöhnen. Am Ende ist ihm auf diese Weise bislang aber kein gravierender Fehler unterlaufen.

Hamburgs Bürgermeister bringt Projekte zum Abschluss

Und die Anfälligkeit dafür war enorm. Gleich mehrere politische Großprojekte hat er in seiner noch kurzen Amtszeit zu Ende bringen müssen – und auch zum Abschluss gebracht. Die HSH Nordbank wurde verkauft, die Elbvertiefung wird kommen. Und das Fernwärmenetz geht zurück in städtische Hand. Selbstverständlich ist all das nicht, zumal es zwischenzeitlich hier und da auch Zoff mit dem grünen Koalitionspartner gab.

Doch auch das räumte Tschentscher mit seiner ruhigen, manchmal etwas nüchternen Art aus. Und genau diese Charakterzüge benötigt unsere Stadt aktuell.

Warum? Weil die sprudelnden Steuereinnahmen einer Versuchung gleichen. Es sind Zeiten, in denen Träumer ihre Visionen verwirklichen – und im Nachhinein viel Schaden anrichten können. Die Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie ist der beste Beweis. Wer seinen Kopf in den Wolken trägt, kann auch tief fallen. Dieses Risiko geht Peter Tschentscher nicht ein. Er steht mit beiden Füßen auf dem Boden und für grundsolide Politik.

Das mag langweilig sein. Aber von vernünftig finanzierten Kitas, Schulen und Unis profitiert in unserer Stadt fast jeder. Und wenn Geld für Verkehrs-Großprojekte wie die U5 oder die S4 zurückgelegt wird, haben die Hamburger langfristig mehr davon, als wenn kurzzeitig Ticketpreise gesenkt werden und der Haushalt damit belastet wird.

Peter Tschentscher hat sich ein eigenes Profil erarbeitet

Trotzdem wird er aus den Reihen der Opposition immer wieder dafür kritisiert, dass er mit seiner „Weiter so“-Politik die Entwicklung unserer Stadt gefährde, von einer Starre ist immer wieder die Rede. Ganz ehrlich: Diese „Starre“ hat ein verdammt hohes Niveau – und auch das wird Stück für Stück verbessert. Nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern ganz gezielt, punktuell. Mit der Angebotsoffensive für den öffentlichen Nahverkehr. Mit einem neuen Wohnraumschutzgesetz. Mit der Planung einer Science City, die er dann doch gerne mal als seine Vision für Hamburg bezeichnet.

Keine Frage: Innerhalb eines Jahres hat sich Peter Tschentscher ein eigenes Profil erarbeitet. Sogar mit Kanten. Völlig überraschend hat er sich zuletzt gegen Bundesfinanzminister Olaf Scholz, seinen Vorgänger, gestellt. Der will die Bundeszuschüsse für Flüchtlinge kürzen. Tschentschers Kommentar dazu: „Ich will mal erinnern, dass die Kanzlerin gesagt hat: ,Wir schaffen das.‘ Daraus kann nicht werden: ,Ihr werdet das schon irgendwie hinbekommen.‘“ Der Bürgermeister, er streitet für seine Stadt, für seine Bürger. Auch mit dem Koalitionspartner, wenn es sein muss. Die von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) angedachte Friedhofs-Maut in Ohlsdorf kassierte er direkt wieder ein. Sie sei ungerecht, befand er.

Tschentschers politisches Credo: der Dialog

Doch diese Machtposition nutzt er nur selten. Sein politisches Credo ist der Dialog. Mit allen. Vom politischen Gegner bis hin zu Interessenverbänden und einfachen Bürgern. Für jeden hat er ein offenes Ohr. Inzwischen scherzt er in Gesprächen sogar rege, ist locker geworden und in seine Rolle hineingewachsen. Dabei sieht er sich als Bewahrer einer liebenswerten Stadt. Wenn es dafür einen Verwalter braucht, ist Peter Tschentscher der richtige Mann für Hamburg.

Dieser Artikel wurde verfasst von Mike Schlink

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