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Eintracht-Neuzugänge im Check: Von Dickköpfen und Schwindligmachern

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Überzeugte gegen Frankfurts Besten: Aurelio Buta (li.) im September 2021 für Royal Antwerpen gegen Eintracht-Star Filip Kostic.
Überzeugte gegen Frankfurts Besten: Aurelio Buta (li.) im September 2021 für Royal Antwerpen gegen Eintracht-Star Filip Kostic. imago images © Heiko Becker/Imago

Mit Rechtsverteidiger Aurelio Buta verpflichtet Eintracht Frankfurt bereits den sechsten Neuzugang - ein Überblick.

Frankfurt – Der amtierende Europa-League-Sieger und bald Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt stellt früh die personellen Weichen für die kommende Saison, bereits sechs Neuzugänge sind fix. Ein Überblick.

Aurelio Buta (25 Jahre, Rechtsverteidiger, Royal Antwerpen, ablösefrei): „Seltsam matt“, urteilte die FR im September 2021 über Filip Kostic, den selten Matten. Lag damals, im Europacup-Spiel gegen Antwerpen, auch an seinem starken Gegenspieler Buta, an jenem Mann, dessen Verpflichtung die Eintracht nun offiziell bekannt gab. Aurelio Buta, geboren in Angola, aufgewachsen in Lissabon, dort bei Benfica in der Jugend ausgebildet, unterschrieb für vier Jahre bei der Eintracht, ist auf rechts der Ersatz für Danny da Costa. Der Klub traue ihm zu, „zur festen Größe“ zu werden, wie Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche sagt. Buta spielte 128-mal für Antwerpen, ihm gelangen zwei Tore und 21 Vorlagen. Hat Offensivdrang, ist antrittsschnell, bissig. Abseits des Platzes ein netter Kerl, lebensfroh, lustig. „Ein gutes Gesamtpaket“, findet Krösche. Allerdings: Hat immer mal mit Verletzungen zu kämpfen, vor allem mit muskulären.

Randal Kolo Muani ist der Königstransfer bei Eintracht Frankfurt

Randal Kolo Muani (23, Mittelstürmer, FC Nantes, ablösefrei): Bisher der Königstransfer. Bereits vor zwei Jahren auf dem Eintracht-Zettel, damals zu teuer, jetzt ablösefrei. Kostet dafür eine Menge Handgeld (fast fünf Millionen). Wirkt ungelenk, ist er aber nicht. Enge Wendungen mit langen Beinen, setzt seine Gräten gekonnt ein, 1,87 Meter groß, trotzdem recht schnell. Muani lässt sich gerne vom Sturmzentrum auf die Außen ziehen, um mit Tempo zu kommen. Pressing liegt ihm. Zuletzt mit zwölf Ligatoren und fünf Vorlagen in der Ligue 1, könnte kaltschnäuziger sein. War Stammkraft in Nantes, auch ein Publikumsliebling, weil er unkonventionell spielt, für Überraschungen sorgt. Muss taktisch dazulernen, entstammt keinem Jugendinternat, das merkt man, „aber ich sehe das als Stärke an“, sag er selbst. So habe er das Dribbeln gelernt, „und ich mache wirklich gerne Finten.“ Vertrag bis 2027 bei der Eintracht. Soll neben Rafael Borré stürmen, selbst treffen und den Kolumbianer ganz nebenbei noch wertvoller machen.

Faride Alidou (20, Linksaußen, Hamburger SV, ablösefrei): Ein Schwindligmacher, sorgt am liebsten beim Gegner für Umdrehungen, manchmal aber auch bei sich selbst. Wirkt so, als wüsste er nie, was er in der jeweils nächsten Aktion plant. Rechtsfuß, der oft über links kommt. Lässt sich treiben auf dem Feld, übertreibt es mitunter auch. Spielt mit dem Risiko, das macht ihn aus, wurde so im Herbst 2021 zum HSV-Shootingstar und Objekt der Begierde für die Eintracht. Unterschrieb bis 2026, wird seine Zeit brauchen, um in der Bundesliga konstant durchstarten zu können. Zuletzt reichte es nicht mal für Liga zwei, beim HSV im Saisonendspurt nur Ersatz. Die Eltern stammen aus Togo, er wurde in Hamburg, Stadtteil Wilhelmsburg, geboren. Mit elf Jahren der Wechsel ins HSV-Internat, durchlief alle Jugendteams, mittlerweile deutscher U-21-Nationalspieler. Talentexperte Horst Hrubesch empfahl ihn einst für die HSV-Profis, Trainer Tim Walter baute ihn ein. Ein unbedarfter Kerl, „herzensgut“ und „hoch gehyped“ (Walter), der nach 23 Zweitligaspielen (zwei Tore, sieben Vorlagen) den nächsten Schritt wagt. HSV-Manager Jonas Boldt: „Der entscheidende Punkt ist, wann lernst du als junger Spieler, deine Fähigkeiten seriös einzusetzen?“ Bei Alidou steht dieser Schritt noch aus.

Eintracht Frankfurt: Jerome Onguene und Hrvoje Smolcic für die Verteidigung

Jerome Onguene (24, Innenverteidiger, RB Salzburg, ablösefrei): Nicht der Pünktlichste, verpasste die eigene Salzburg-Verabschiedung. Kam erst, als das Spiel bereits lief, setzte sich dann auf die Tribüne - wie zuletzt eigentlich immer. Stand 2022 nur 187 Minuten auf dem Feld, zweimal für Kamerun im Januar, sieben Minuten für Salzburg im März. Hatte sich beim Afrika-Cup Malaria eingefangen, üble Sache, warf ihn zurück. Jerry, wie er gerufen wird, ist ein großer Kerl (1,87 Meter), ist kopfballstark, hinten wie vorne, und genoss die französisch-typisch auf ein technisch sauberes Spiel ausgelegte Ausbildung beim FC Sochaux. Probierte es schon mal in Deutschland, 2017 als Neunzehnjähriger beim VfB Stuttgart, kostete die Schwaben damals 2,5 Millionen Euro an Ablöse, scheiterte dennoch. Hatte Probleme mit der „hohen Intensität“, wie er sagt. Daran hat er sich mittlerweile gewöhnt. Wenn fit, dann Stammkraft bei RB, sogar erprobt in der Champions League. Insgesamt 13 Einsätze dort.

Hrvoje Smolcic (21, Innenverteidiger, HNK Rijeka, etwa 2,5 Millionen Euro Ablöse): Erlebte sein Abschiedsspiel in der Liga ausgerechnet gegen Zwillingsbruder Ivan. Hrvoje triumphierte, 1:0 mit Rijeka gegen NK Hrvatski. Die Smolcics, beide Verteidiger, waren die ersten Fußball-Zwillinge der kroatischen Liga, Hrvoje ist der bessere von ihnen. Mit 14 Jahren zog er daheim aus, von Gospic in die knapp zwei Autostunden entfernte Hafenstadt und setzte sich schnell durch. Profidebüt mit 18, Kapitän mit 21. Hat bereits 68 Erstligaspiele auf den breiten Schultern, auch fünf in der Europa League. Ist ein meinungsstarker Typ, laut Bruder Ivan auch „dickköpfig“. Sein Vorbild ist Raubein Sergio Ramos, legt sich selbst gerne mal verbal mit Gegnern an, gilt als „furchtlos“, das sagt zumindest Bald-Kollege Kristijan Jakic, ebenfalls Kroate. Smolcic spielte in Rijeka meist links in der Dreierabwehr. Soll angeblich auch in einer Viererreihe links draußen spielen können, hat er bisher aber selten gemacht. Sportchef Krösche ist „stolz“, den U-21-Nationalspieler vom Eintracht-Weg überzeugt zu haben. Fünfjahresvertrag bis 2027.

Marcel Wenig wechselt vom FC Bayern zu Eintracht Frankfurt

Marcel Wenig (18, zentrales Mittelfeld, FC Bayern, ablösefrei) : Geboren in Nürnberg, fußballerisch anfangs entwickelt beim Club wurde ihm mit 13 Jahren eine besondere Ehre zuteil. War einer der ersten Nachwuchskicker, der in den neuen Bayern-Campus einziehen durfte. Blieb fünf Jahre, lernte von Größen wie Hermann Gerland, Miro Klose oder Martin Demichelis, spielte als 17-Jähriger bereits dreimal in der Regionalliga für Bayerns Zweite, ist U-18-Nationalspieler, hoch aufgeschossen (1,88 Meter), wirkt präsenter als andere Talente, spielt am liebsten als Achter und fühlt sich „bereit, den nächsten Schritt zu machen“. Hinein in den Männerfußball. Soll bei den Profis mittrainieren, Vertrag bis 2025, könnte Spielpraxis in der Hessenliga-Reserve und der U19 sammeln, ein Jugendjahr hat er noch, und dort wartet ja immerhin auf die Eintracht erstmals die Uefa Youth League.

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