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Trotz Enttäuschung über Niederlage: CDU schöpft Hoffnung aus dem knappen Ergebnis

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Uwe Becker scheitert bei der Stichwahl in Frankfurt knapp, aber sein Wahlergebnis gibt der CDU Hoffnung.

Frankfurt – Es gibt Trost von der kommissarischen Oberbürgermeisterin. „Sie haben gekämpft“, sagte Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) zu CDU-Kandidat Uwe Becker, als er gegen viertel nach sieben in den Römer kommt. Gekämpft hat er, aber trotzdem verloren. Neuer Oberbürgermeister Frankfurts wird der SPD-Konkurrent Mike Josef. „Enttäuschung ist vorhanden“, sagt Becker. Er gratulierte Josef zur Wahl, „aber 48 Prozent sind ein Ergebnis für mich, das ich erhobenen Hauptes annehmen kann.“

Neun Wochen lang hatte Becker versucht, die Frankfurterinnen und Frankfurter von sich zu überzeugen. Mit 10,5 Prozentpunkten Vorsprung ging der 53-Jährige in die Stichwahl, lag am Ende aber nun mit 3,4 Prozentpunkten hinten. „Die Mobilisierung der eigenen Gruppe hat gut funktioniert“, sagte Becker.

Doch vor der Stichwahl hätten sich wieder stärker politische Lager gebildet. Es habe Empfehlungen anderer Parteien allein für Josef gegeben. „Doch mit 48 Prozent habe ich das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gewonnen“, so Becker. Das zeige auch, dass „die Menschen der CDU in der Großstadt wieder etwas zutrauen“. Er hoffe nun, dass Josef die Stadt voranbringen und den Stillstand beenden könne. „Er ist ein ordentlicher Kerl“, sagte Becker.

Uwe Becker mit Frau Kerstin im Römer. rolf oeser
Uwe Becker mit Frau Kerstin im Römer. © Rolf Oeser

Stichwahl in Frankfurt: Boris Rhein sieht verpasste Chance auf Neuanfang

Für die OB-Wahl hatte Becker seinen Posten als Frankfurter CDU-Chef aufgegeben. Aber er wird nun weiterhin als Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten der hessischen Landesregierung arbeiten.

Enttäuscht vom Wahlausgang ist auch Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). „Die Chancen waren da“, sagte er im Römer. Er habe ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit knappen Ausgang erwartet. „Und ich hatte Hoffnung bis zuallerletzt.“ Doch Josef sei es offenbar gelungen, die Wählerinnen und Wähler der Grünen zu mobilisieren. „Uwe Becker hätte der Stadt als Oberbürgermeister gut getan“, sagte Rhein. Frankfurt brauche dringend einen Neuanfang. „Die Chance darauf ist vertan, einen Neuanfang wird es mit Josef nicht geben.“ Für die Landtagswahl in Hessen im Herbst bedeute das Ergebnis aber nichts. „Jede Wahl hat ihre eigene Dynamik. “

Großer Rummel und kaum ein Durchkommen im Foyer des Römer. rolf oeser
Großer Rummel und kaum ein Durchkommen im Foyer des Römer. rolf oeser © Rolf Oeser

Er selbst erinnerte sich an diesem Abend an die OB-Wahl vor elf Jahren. Damals war er als CDU-Kandidat mit einem Vorsprung vor SPD-Konkurrent Peter Feldmann in die Stichwahl gegangen. Und hatte verloren. „Ich kann nachempfinden, wie es Uwe Becker gerade geht“, so Rhein. Nach so einem Wahlkampf gehe man auf dem Zahnfleisch. Und auch wenn es am Ende nur um wenige Stimmen gehe, „man muss das Ergebnis so akzeptieren, das ist Demokratie“.

Linkes Bündnis

Der Kommentar zur OB-Wahl in Frankfurt.

CDU zieht aus dem OB-Wahl-Ergebnis Hoffnung für die Zukunft

Akzeptieren ja, aber gut muss man es trotzdem nicht finden. „Es ist bedauerlich“, sagte die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Bettina Wiesmann. „Es gab für die Abwahl Feldmanns ja einen Grund. Es gibt Stillstand in der Stadt.“ Und das habe nicht nur an Peter Feldmann gelegen. Uwe Becker hätte viel Kompetenz, Erfahrung und Herzblut für das Oberbürgermeisteramt mitgebracht „und den Magistrat auf Kurs bringen können. Mike Josef traue ich das nicht zu“.

Auch CDU-Parteichef und Fraktionvorsitzender Nils Kößler findet es schade, dass Becker „knapp am Wahlerfolg vorbeigerauscht ist“. Aber dass fast 50 Prozent der Frankfurterinnen und Frankfurter ihn gewählt hätten, bringe „großen Rückenwind für unsere Arbeit“. CDU-Stadtverordneter Frank Nagel sieht das Ergebnis trotz Niederlage ebenfalls als gut an. Im Vergleich zum Hauptwahlgang habe die CDU zugelegt. „Wir haben es endlich geschafft, Stimmen dazuzugewinnen“, sagte Nagel. „Das zeigt, dass wir als CDU langsam wieder Großstadt können.“ (Sandra Busch)

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