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Die Angst vor der Hochspannung

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Stoppen Stromleitungen den Wohnungsbau an der A5?
Stoppen Stromleitungen den Wohnungsbau an der A5? © Michael Schick

Stoppen Stromleitungen den Bau des neuen Frankfurter Stadtteils an der A5? Werner Neumann über die Folgen von Hochspannung für Menschen.

Das geplante Wohngebiet im Frankfurter Nordwesten ist von Hochspannungsleitungen durchzogen. Laut Landesentwicklungsplan müssen solche Leitungen 400 Meter Abstand zu Wohnhäusern haben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lädt dazu für Dienstag, 12. Februar, zu einem Informationsabend ein: 19 Uhr, Titusforum im Frankfurter Nordwestzentrum, Clubraum 7. Im FR-Interview erklärt der Referent des Abends, worum es geht.

Herr Neumann, wie gefährlich sind Hochspannungsleitungen?
Das hängt stark vom Abstand ab – und davon, wo sie durchgehen. Magnetfelder dringen zum Beispiel in Häuser ein, während elektrische Felder meistens außen an Oberflächen hängenbleiben.

Wenn sie in Häuser eindringen, wirken sie auf die Menschen ein?
So ist es. Und bei Magnetfeldern gibt es Einstufungen durch die Internationale Krebsagentur in Lyon und die Weltgesundheitsorganisation, die sagen: Ab einer bestimmten Grenze – hier: 0,4 Mikrotesla – kann Leukämie bei Kindern entstehen. Das haben Untersuchungen in den USA und in Schweden ergeben.

Sind Erwachsene nicht betroffen, soweit die Wissenschaft weiß?
Wir werden in der Veranstaltung am Dienstag genauer darlegen, welche Erkenntnisse es gibt. Zum Glück sind in der Regel wenige Menschen davon betroffen, aber die Untersuchungen haben gewisse Anhaltspunkte gegeben. Der nächste Punkt ist, was man politisch mit solchen wissenschaftlichen Hinweisen macht und ob man da entsprechende Vorsorge trifft.

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Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Langer Weg zu neuem Stadtteil im Frankfurter Norden

Wie kann man vorsorgen?
Mit Abständen zu Wohngebieten. Über die Planung von neuen Hoch- und Höchstspannungsleitungen – Höchstspannung bedeutet 380 000 Volt, Hochspannung 110 000 Volt – gibt es seit zehn Jahren Diskussionen und auch Entscheidungen: 400 Meter Abstand sollte man halten.

Dadurch wäre man geschützt?
Man sagt, so wäre ein hinreichender Schutz gegeben. Durch den Abstand verringert sich die Stärke der Felder auf ein Maß, dem man im täglichen Leben ohnehin ausgesetzt ist, ob im Auto oder im Haushalt.

Inwieweit sind diese 400 Meter bindend?
Sie sind vor acht Jahren schon in Niedersachsen in die dortigen Planungsvorschriften aufgenommen worden und jetzt eben auch in den Landesentwicklungsplan Hessen. Die Fragestellung werden wir auch in der Veranstaltung erörtern, denn sie betrifft ja neue Leitungen in bestehenden Wohngebieten.

In Frankfurt ist es genau umgekehrt.
Hier trifft ein neues Wohngebiet auf bestehende Leitungen – hier ist die spannende Frage, ob man sagt: Im Umkehrschluss sind auch hier die Abstände einzuhalten.

Bei neuen Leitungen ist es aber schon üblich, dass die Abstände eingehalten werden?
Zumindest gibt der Landesentwicklungsplan die klare Vorgabe, dass diese 400 Meter einzuhalten sind. In der Region um Idstein und Bad Camberg etwa wird auch diskutiert, ob ältere Leitungen abgerückt werden sollen, die teilweise sogar fast über die Häuser gebaut wurden. Es gibt da Leute, die sich heute beschweren, weil sie einst, als sie ihre Häuser bauten, davon ausgingen, dass es keine Probleme gibt. Das war damals zulässig. Da hat sich auch die politische Einschätzung geändert in den vergangenen Jahren.

Welche Leitungen gibt es im geplanten Wohngebiet an der A5?
Es gibt eine östlich der Autobahn, auf der sowohl 380 KV- als auch 110 KV-Systeme liegen. Eine weitere Leitung auf der westlichen Seite, die nach Bad Homburg geht, hat 110 KV. Das heißt, das Gebiet ist schon sehr stark durch Hochspannungsleitungen betroffen. Und je nachdem, wie groß man die Abstände zu den Leitungen macht, desto weniger kann man bauen. So einfach ist das.

Wenn man sich die Leitung auf der westlichen Seite ansieht, wirkt das ja so, als wäre gar nichts möglich an Bebauung.
Dafür machen wir ja die Veranstaltung, um das zu erörtern. Wir werden auch die Frage behandeln, ob man diese Leitungen vielleicht streckenweise unter die Erde bringt. Es gibt allerdings Erfahrungen aus Niedersachsen, die zeigen, dass das ein großer Aufwand ist und auch eine gewisse Schneise freigehalten werden muss. Das muss man dann noch bewerten.

Kann es die Stadt denn einfach ablehnen, diesen Abstand einzuhalten?
Dazu haben wir noch keine fertige These. Wir wollen erst einmal die Fragestellung, Fakten und Probleme darlegen als Auftakt einer fachlichen und politischen Diskussion.

Gab es schon Gespräche mit der Stadt?
Ja, seitens des BUND und der Bürgerinitiativen. Sie haben aber nur ergeben, dass die Stadt prüft. Wir sagen: Die Diskussion muss jetzt öffentlich geführt werden.

Interview: Thomas Stillbauer

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