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Körper Wie das Auge funktioniert

Braunes Auge eines Menschen
© Pressmaster / Colourbox
Dass ihr diese Zeilen lesen könnt, verdankt ihr euren Augen. Grund genug, mal einen Blick in das Sehorgan zu werfen. Lest, wer sich da Tag für Tag ins Zeug legt, damit ihr ein scharfes Bild seht, und warum Augen allein dafür nicht reichen.

Aufstehen: Die Augenlider öffnen sich

Arbeitsbeginn für unser Sehorgan – und damit für mehr als 120 Millionen Stäbchen. Diese Sinneszellen auf unserer Netzhaut müssen schon früh am Morgen ranklotzen – und wie! Schließlich gilt es, jetzt auch die schwächsten Lichtsignale im noch dunklen Zimmer einzufangen. Die Stäbchen sind nämlich Experten für Hell und Dunkel.

Ihre rund sechs Millionen Zellen-Kollegen, die Zapfen, ruhen sich hingegen noch ein Weilchen aus. Sie haben einen anderen Job: Sie nehmen Farben wahr. Und die können wir Menschen bei Dunkelheit ohnehin nicht sehen. Schreibtisch, Kleiderschrank und Bücherregal bleiben grau oder gar schwarz – zumindest, bis ihr das Licht anknipst…

Licht an: Die Zapfen müssen arbeiten

Überall im Zimmer reflektieren eure Möbel, Spiel- und Schulsachen nun farbige Lichtstrahlen. Schichtbeginn für die Zapfen. Allerdings: Es braucht noch einige Vorarbeiter, damit wir am Ende etwas scharf sehen. Da ist an vorderster Front die Hornhaut. Durch sie fällt das Licht ins Auge. Die Hornhaut bündelt es gleich schon einmal.

Die Pupille, jene runde Öffnung in der Regenbogenhaut, die ihr als schwarzen Punkt in der Mitte des Auges seht, ist alsBlende im Auge tätig. Sie lässt längst nicht jeden Lichtstrahl durch. Wird es Zapfen und Stäbchen auf der Netzhaut zu hell, macht sie beinahe dicht.

Ein Muskel zieht sie ganz eng zusammen, um das Augeninnere vor zu vielen Strahlen zu schützen. Bei schwachem Licht vergrößert sie sich und lässt auch den kleinsten Schimmer passieren.

Querschnitt des Auges
Der Querschnitt des Auges zeigt, wo sich Linse, Pupille und Co. in eurem Sehorgan befinden
© Klaus Lingenauber/GEOlino

Die Linse

Direkt dahinter verbiegt sich die Linse nach Kräften, um euch gestochen scharfe Bilder zu liefern. Sie muss das Licht so weiter brechen, dass ihr Gegenstände sowohl in der Nähe als auch in der Ferne klar erkennt. Deshalb ändert sie ständig ihre Form, zieht sich mithilfe eines Muskels zusammen oder macht sich lang.

Und dabei gerät einiges durcheinander: Denn die Linse wirft ein verkleinertes und spiegelverkehrtes Bild auf die Netzhaut, das auch noch auf dem Kopf steht. Ebendort, auf der Netzhaut, lassen es die Stäbchen gerade ruhig angehen. Immerhin ist es nun ja hell im Raum.

Die Zapfen hingegen fangen eifrig das farbige Licht ein, unterteilt in drei Arbeitsgruppen. Einige von ihnen gehören zu Team Blau und reagieren nur auf die blauen Lichtteilchen, die das Auge erreichen. Die beiden anderen Teams haben es auf rote und grüne abgesehen.

Sehnerv und Sehrinde

Jeder Zapfen löst dann eine Kettenreaktion aus, bei der am Ende elektrische Signale über die Sehnerven ans Gehirn gefunkt werden, genauer gesagt an die Sehrinde im Hinterkopf. Abermilliarden Nervenzellen drehen das Gesehene dort wieder richtig herum und lassen das, was rechtes und linkes Auge wahrgenommen haben, zu einem Bild verschmelzen.

Anschließend interessieren sie sich vor allem für Farbe, Form und Lage des Betrachteten. "Ich habe soeben blaue Lichtteilchen von rechts empfangen!, könnte so ein Zapfen-Funkspruch
lauten. "Ich auch! Ich auch! Ich auch!", gibt der Rest der blauen Gruppe durch. "Rot ist aber auch dabei", meldet Team Rot. "Alles klar", folgert das Gehirn, "Dann ist der Gegenstand wohl lila."

Unermüdlich bekommt die Sehrinde neue Informationen über das, was da im Auge ankommt, und gleicht die daraus entstandenen Bilder ständig mit dem ab, was bereits in eurem Gedächtnis gespeichert ist.

"Erinnerung? So was schon mal gesehen? Lila, eher rund, auf dem Boden vor dem Schrank." "Ja, das kommt mir bekannt vor, Sehrinde. Wie sieht die Oberfläche aus?" "Glatt und prall mit einem geknoteten Ende." "Dann ist das wohl ein Luftballon." Wissenschaftler nennen dieses Abgleichen "Feedback", englisch für Rückmeldung.

Wie das Gehirn dem Auge Streiche spielt

Ohne euer Gehirn könnten sich Hornhaut, Pupille, Linse, Zapfen, Stäbchen und Co. noch so abrackern – ihr würdet zwar alles Mögliche sehen, aber nichts erkennen. Vom Lichteinfall ins Auge bis zur Entschlüsselung im Gehirn dauert es nur wenige Sekundenbruchteile.

Übrigens: Ab und an zeigt euch euer Oberstübchen auch Dinge, die gar nicht da sind oder in Wahrheit ganz anders aussehen. Während ihr diesen Text gelesen habt, gaukelte euch euer Gehirn zum Beispiel vor, ihr hättet ohne Unterbrechung die Buchstaben und Bilder auf den Seiten gesehen. Stimmt aber nicht!

Denn alle drei bis sechs Sekunden schließen sich eure Lider ganz automatisch, um die Hornhaut mit Tränenflüssigkeit zu spülen. Ihr blinzelt und seht – nichts. Was ihr in diesen Millisekunden verpasst habt, fügen eure grauen Zellen einfach hinzu. Und ihr behaltet alles im Blick!

GEOLINO NR. 12/2016 - Korallenriffe

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