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Falsche Tierliebe Warum Sie einen Goldfisch nicht aussetzen sollten

Bruce
Goldfisch "Bruce", benannt nach dem Kungfu-Star Bruce Lee, ist der längste Goldfisch der Welt. Das Tier misst knapp 40 Zentimeter und ist damit ähnlich groß wie eine Hauskatze
© REUTERS/Bobby Yip
Klein, still und dazu noch farbig schillernd – der Goldfisch zählt zu den beliebtesten Tieren im heimischen Aquarium. Manchmal verfliegt die anfängliche Begeisterung jedoch schnell. Haben sich die Besitzer an dem kleinen Fisch sattgesehen, wird er kurzerhand im nächsten Gewässer ausgesetzt. Doch damit tut man Tier und Natur keinen Gefallen

Er braucht nicht viel Platz, macht wenig Arbeit und kostet nicht viel in der Anschaffung – der Goldfisch ist weltweit ein beliebtes Haustier bei all denjenigen, die wenig Zeit haben, aber trotzdem nicht auf ein tierisches Familienmitglied verzichten möchten.

Ist der Zierfisch in das heimische Aquarium eingezogen, beginnt alles zunächst ganz harmlos. Der Goldfisch schwimmt ohne Hast durchs Wasserbecken, kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten und stört so auch keine anderen Tiere oder Lebensräume. Der Mensch erfreut sich an seiner Gesellschaft, wirft ab und an etwas Fischfutter ins Wasser und schaut mit Faszination dem neuen Mitbewohner beim Umherschwimmen zu.

Das eigentliche Problem kommt erst später. Nämlich dann, wenn der Mensch sich nach einiger Zeit dazu entscheidet, dass der Zeitpunkt für eine Veränderung gekommen ist. Der Goldfisch muss wieder weg. Verletzen oder gar töten möchten die Besitzer das Tier aber nicht. Da ist der Entschluss schnell gefasst: Der Goldfisch wird freigelassen und einfach in den nächstgelegenen See, Teich oder Fluss gesetzt. Diese Entscheidung ist zwar gut gemeint, aber fehlgeleitet – und potenziell sogar schädlich.

Ausgesetzte Goldfische können ein Vielfaches an Gewicht und Größe zulegen

Im Jahr 2021 zeigten Meldungen aus der Stadt Burnsville im US-Bundesstaat Minnesota, warum. Die Beamtinnen und Beamten der Stadt teilten auf Twitter Fotos von mehreren riesigen Goldfischen, die sie aus einem lokalen See geborgen hatten. Die bis zu 30 Zentimeter großen Goldfische, die die Beamten aus dem See holten, haben etwa die Größe eines Footballs und schätzungsweise ein Gewicht von um die zwei Kilogramm.

"Bitte lassen Sie Ihren Goldfisch nicht in Teichen und Seen frei! Die Fische werden größer als man denkt und tragen zu einer schlechten Wasserqualität bei, indem sie die Bodensedimente aufwirbeln und Pflanzen entwurzeln", baten die Beamten in ihrem Twitter-Post.

Gebietsfremde Goldfische verdrängen heimische Tier- und Pflanzenarten

Ein im Süßwasser befreiter Goldfisch ist alles andere als ein harmloses Haustier. Das Bundesamt für Naturschutz listet den Goldfisch als "potenziell invasive Art". Im lokalen See oder Teich ausgesetzt, vermehrt sich der gebietsfremde Goldfisch rasant, verdrängt dadurch einheimische Tier- und Pflanzenarten und gefährdet damit auch die heimischen Ökosysteme.

Zudem legt ein Goldfisch enorm an Größe und Gewicht zu. Den aktuellen Weltrekord hält "Bruce" – ein 40 Zentimeter langer Goldfisch, der im Jahr 2013 im Lake Tahoe nahe der Sierra Nevada gefunden wurde.

"Im Laden sieht man Goldfische und hat nur diese kleinen kleinen Fische vor sich“, sagt Caleb Ashling, Burnsvilles Spezialist für natürliche Ressourcen, der Washington Post. "Wenn man einen Goldfisch von der Größe eines Fußballs aus dem See zieht, fragt man sich, wie das überhaupt die gleiche Tierart sein kann."

Goldfische, die auch unter dem wissenschaftlichen Namen Carassius auratus bekannt sind, zählen zur Familie der Karpfenfische und können im Durchschnitt bis zu 25 Jahre alt werden. Sie sind zudem ausgesprochen robust und widerstandsfähig, können Winter in zugefrorenen Gewässern überstehen und sind dazu in der Lage, monatelang mit wenig Sauerstoff zu leben. Zudem haben Goldfische nur wenige natürliche Feinde und vermehren sich schnell. Diese Eigenschaften machen es der Fischart möglich, bestimmte Arten von Ökosystemen zu dominieren.

Wie ihre Karpfenverwandten ernähren sich auch Goldfische am Grund von Gewässern, wo sie Sedimente durchwühlen und Pflanzen entwurzeln, die dann die Wasserqualität beeinträchtigen und zu Algenblüten führen können. Das wiederum schadet anderen Arten.

Goldfische werden weltweit zunehmend zum Problem

Nicht nur in den USA werden ausgesetzte Goldfische zunehmend zum Problem. Immer wieder kommen Meldungen aus der ganzen Welt, die vor den Folgen warnen – aus den USA, Australien, Kanada und auch aus Deutschland.

So berichtete beispielsweise die Stadt Gießen 2019 von rund 100 Goldfischen, die an der Lahn gefunden worden waren und bat daraufhin dringlichst die Einwohner, ihre Fische nicht in öffentlichen Gewässern auszusetzen.

Das ausgeprägte Fressverhalten des Goldfisches könne zu einer Veränderung der Artzusammensetzung führen. Vor allem für Amphibien könne ein Zusammenleben mit ihm sehr gefährlich werden, Laich und Larven könnten von den gefräßigen Fischen stark dezimiert werden. Besonders ernst sei diese Situation für bereits gefährdete Arten wie den Kammmolch.

Goldfisch lieber ins Tierheim bringen

Berthold Langenhorst vom Nabu Hessen fordert, beim Kauf von Goldfischen die Kundinnen und Kunden über das starke Wachstumsverhalten aufzuklären. Und auch über die Lebenserwartung sollten sich künftige Neu-Goldfisch-Besitzer im Klaren sein: Ein im Aquarium lebender Fisch kann locker 25 Jahre alt werden.

Sollten die Besitzer ihre Tiere später dann doch abgeben wollen, wären sie sensibilisiert und es gebe entsprechende Tierheime. Darüber hinaus ist das Freisetzen von Zierfischen in der Natur nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes ohnehin verboten und wird mit einem Bußgeld geahndet.

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