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Urlaub Unterwasser Tauchen mit Kindern: Was Eltern beachten sollten

Junge betrachtet einen Oktopus
Je nach körperlicher Verfassung sind Kinder zwischen 10 und 12 Jahren alt genug, um ihre ersten Taucherfahrungen zu sammeln
© mauritius images / Pacific Stock / Dave Fleetham
Schon Kinder fasziniert, was sie unter Wasser erleben. Bevor Eltern den ersten Tauchgang buchen, sollten sie sich über Regeln und Gefahren informieren. Tipps vom Hamburger Tauchmediziner und Kinderarzt Dr. Christian Beyer

Herr Dr. Beyer, wann sind Kinder alt genug für den Umgang mit Druckluft-Tauchgeräten?

Das lässt sich pauschal nicht sagen, da Kinder einen unterschiedlichen Entwicklungsstand haben können. Viele professionelle Tauchschulen bieten Kurse bereits für Kinder ab acht Jahren an. Dann üben die Teilnehmer aber nur im Pool oder flachen Wasser mit drei bis vier Meter Tiefe. Tauchkurse in größerer Tiefe oder im Meer empfehle ich erst ab einem Alter von etwa zwölf Jahren.

Warum diese Altersbeschränkungen?

Bei Kindern unter acht Jahren sind die Lungenbläschen noch nicht vollständig ausgebildet. Mit zwölf sind sie meist körperlich ausreichend entwickelt und auch geistig reif genug. Das spielt eine große Rolle: Die Kinder müssen Regeln und Anweisungen zuverlässig befolgen und sich konzentrieren können. Und bereits verstehen, dass Tauchen auch gefährlich sein kann. Sonst besteht die Gefahr, dass sie sich etwa von einem schillernden Fisch verleiten lassen, ihm spontan in die Tiefe zu folgen, oder sie tauchen viel zu schnell auf. Kinder und Jugendliche brauchen immer einen ­erwachsenen Tauchpartner, der sie schützt, denn bei Schreckmomenten oder Problemen reagieren sie meist spontan und geraten in Panik. Ein erfahrener Lehrer kann das verhindern.

Gibt es Krankheiten, die gegen eine Tauchreise sprechen?

Es gibt viele Erkrankungen, die beim Tauchen Probleme bereiten können, zum Beispiel Asthma oder Epilepsie. Auch Entwicklungsstörungen wie Autismus-Spektrum-Erkrankungen oder ADHS sind in der Regel nicht mit Sporttauchen vereinbar. Eltern müssen sich deshalb immer mit einem speziell ausgebildeten Arzt beraten und das Kind untersuchen lassen, bevor sie eine Tauchreise buchen. Der Mediziner untersucht die Kinder und stellt eine tauchärztliche Bescheinigung aus. Am Urlaubsort selbst kann dann aber schon ein akuter Infekt Grund für eine Absage sein. Auch wenn das Kind einfach nur sagt, dass es sich unwohl fühlt, sollte es nicht zum Tauchen überredet werden, nur weil der Kurs schon bezahlt ist.

Bei Jugendlichen sind die Regeln vermutlich etwas lockerer?

Im Gegenteil. In der Pubertät neigen viele Teenager verstärkt zu riskantem Verhalten, das kann unter Wasser fatale Folgen haben. Deshalb rate ich, Jugendliche bis zum Alter von etwa 16 Jahren immer nur mit Lehrern oder anderen, sehr erfahrenen Erwachsenen tauchen zu lassen. Die Aufgaben eines gleichberechtigten Tauchpartners können sie bis dahin keinesfalls übernehmen.

Wie finden Eltern seriöse Anbieter?

Sicher nicht spontan am Strand! Bei manchen Tauchschulen im Ausland müssen Eltern einfach nur erklären, dass ihr Nachwuchs fit ist – und schon geht es mit den Kindern raus aufs Meer. Das ist in meinen Augen unverantwortlich. Seriöse Tauchschulen prüfen, ob eine ärztliche Bescheinigung für das Sporttauchen vorliegt. Außerdem bieten sie spezielle Kurse für Kinder an und halten das nötige Equipment in Kindergrößen bereit: kleinere Druckluftflaschen, Masken und Schnorchel etwa, sowie weichere Flossen. Entscheidend ist auch die Gruppengröße: Im Freiwasser sollte ein Lehrer immer nur für ein bis zwei Kinder verantwortlich sein. Für das bessere Verständnis sind natürlich außerdem deutschsprachige Lehrer von Vorteil. Oder die Kinder absolvieren ihren ersten Kurs in Deutschland und gehen erst dann auf Reisen.

Kleine Gruppen, spezielles Equipment, deutschsprachige Lehrer – das geht ins Geld …

Seriöse Kurse sind leider nicht günstig. Aber nur so kann man mit einer qualifizierten Ausbildung und Betreuung rechnen. Dann ist Tauchen ein sicherer Sport: Die Zahl der Tauchunfälle bei Kindern ist sehr niedrig. Und der Spaß der Kinder an diesem Sport ist riesengroß!

Geo Saison Extra Nr. 01/2019 - Reisen mit Kindern 2019

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