„Es stimmt, das gelbe Metall bringt die schlechten Seiten des Menschen hervor. Aber wer die Natur achtet, sich für die Technik interessiert und einfach Freude am Schürfen hat, den respektiere ich. Der wird vielleicht mal einer von uns. Aber er sollte wissen: Reich wird man beim Goldschürfen in Deutschland nicht. Aber ich verkaufe mein Gold sowieso nicht, sondern hebe meine Nuggets auf wie andere ihre Sportmedaillen. Selbst wenn ich keinen Erfolg habe, bin ich doch wenigstens draußen.
Den Bach richtig lesen
Ich bin ganz allein, während ein eisiger Gebirgsbach meine Beine umplätschert. Die Bäume am Ufer rauschen, manchmal schwimmt eine Wasserschlange vorbei. Am Fluss kann ich vor mich hinbuddeln und bin eins mit der Natur, während mein Kopf auch etwas zu tun hat: Denn nur wenn ich einen Bach richtig lese, erkenne ich auch, wo sich Gold abgelagert haben könnte. Zum Beispiel dort, wo die Strömung langsamer wird, an Innenkurven, hinter großen Steinen, wo auch Schwermineralien wie Hämatit oder einfach Bleikugeln von Anglern angeschwemmt werden, da wo der Sand dunkler ist: alles potenzielle Fundstellen.
Steinige Stellen sind besser als sandige. Voraussetzung ist natürlich, dass ich an einem „goldhöfigen“ Gewässer stehe. Dann lege ich das Sieb in die Pfanne, schaufele Kies und Sand aus dem Flussbett drauf, drücke die Pfanne wieder unter Wasser und schwenke sie im Kreis, sodass schweres Gestein sinkt. Große Steine werfe ich zurück ins Wasser. Das mache ich so lange, bis nur noch kleine Kiesel und Sand übrig sind. Das Material lasse ich dann in der Pfanne kreisen. Dabei lagern sich schwere Mineralien am oberen Pfannenrand ab. Wenn viele Schwermineralien hängen bleiben, ist auch irgendwann Gold dabei.
Viele Flüsse in Deutschland für Goldvorkommen bekannt
Habe ich eine Stelle mit Goldvorkommen gefunden, lohnt sich die Rinne: Dafür baue ich einen kleinen Damm in den Fluss, lege die Rinne abschüssig darauf ins strömende Wasser, schaufele Kies und Sand darauf und lasse diesen vom Fluss die Rinne entlangspülen. Dabei bleibt schweres Material in den Matten am Boden der Rinne hängen. Die Matten wasche ich immer nach ein paar Durchgängen in der Pfanne aus und schwenke sie wieder, um Gold von Sand und Gestein zu trennen.
Rhein, Donau, Aller oder Örtze, viele Flüsse in Deutschland sind für ihre Goldvorkommen bekannt. Wenn aber jemand wissen will, wo ich am liebsten nach Gold suche, fällt die Klappe. Ein Kumpel hat gerade in den Alpen ein Drei-Gramm-Nugget gefunden. Nicht mehr als neun Leute kennen diesen Ort — und alle schweigen.“
Gernot Piechura (Website: pro-ad-me.com) suchte schon vor 20 Jahren mit einer Metallsonde auf Äckern nach Goldmünzen. Vor sechs Jahren ist er aufs Goldwaschen umgestiegen. Protokoll: Anja Reumschüssel