Lost in Space

“Das Signal” auf Netflix: Diese Serie hätte wirklich gut werden können – überzeugt aber leider nicht

In der Space-Serie “Das Signal” sind Florian David Fitz und Peri Baumeister als Ehepaar zu sehen, die sich plötzlich in einem Strudel aus Verschwörungen und Verrat wiederfinden. Klingt spannend, ist es aber leider irgendwie doch nicht
Das Signal auf Netflix
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“Das Signal” auf Netflix: Stellen sich Deutsche so Arbeiten im Weltall vor?

In “Das Signal” fliegt Peri Baumeister ins All – dafür lässt sie ihren Mann Sven (Florian David Fitz) und ihre Tochter Charlie (Yuna Bennett) auf der Erde zurück. Und weil im Space immer Wildes passiert, hört Baumeisters Figur Paula eine Stimme. Klar, dass das nicht gut enden kann. Was eine indische Multimilliardärin damit zu tun hat und warum die Serie hinkt, erklären wir hier.

“Das Signal”: Darum geht’s in der Netflix-Serie

Paula ist auserwählt: Die junge Mutter einer gehörlosen Tochter und Ehefrau von Geschichtslehrer Sven darf als erste deutsche Frau der Stiftung einer indischen Milliardärin ins All fliegen. Dort entdeckt sie Unerhörtes und verschwindet nach ihrer Rückkehr auf der Erde samt einem Flugzeug vom Radar. Während alle Welt also nach den Mitgliedern der Space Mission sucht, verzweifelt die daheimgebliebene Familie von Paula – Sven und die kleine Tochter Charlie.

Sven und Charlie versuchen zu verstehen, wo ihre Ehefrau und Mama geblieben ist. Sie kann doch nicht einfach vom Erdboden verschluckt sein. Und was wollte sie Sven in ihrem letzten Telefonat wirklich sagen? Nachdem mit Paula ein voll besetztes Flugzeug verschwindet, müssen sich Sven und seine Tochter gleich an zwei, völlig ungeahnten Fronten verteidigen: Einerseits wird das Haus der Familie von Angehörigen der Flugzeugpassagiere belagert, andererseits will die Polizei/das Militär/irgendeine geheime Bundesbehörde wissen, was da eigentlich vor sich ging.

Und ob die indische Multimilliardärin Benisha Muhdi, die Paula als Gönnerin mit ihrer Stiftung den Flug ins All ermöglicht hat, wirklich so nett ist, wie sie vorgibt? Unklar.

Klar ist aber leider, dass “Das Signal” manchmal mehr auf Special Effect als auf Inhalt setzt: Wenn es doch nur so einfach wäre, Astronautin zu werden – dann hätte Deutschland auch schon eine Frau in den Orbit geschossen. Aber so einfach ist das nicht und somit ist “Das Signal” leider ziemlich utopisch, unrealistisch – und verfügt über Drehbuch-Schwächen, die so groß wie Wurmlöcher sind.

“Das Signal”: Trailer zur Netflix-Serie

“Das Signal”: Das hat an der Netflix-Serie gefallen

Die Idee ist toll: Zwei Deutsche sind gemeinsam auf der ISS und kehren heim. Zu Hause warten ihre Familien auf die Astronaut:innen und alle leben ein friedliches Leben. In “Das Signal” passiert das aber nicht. Gut an der Serie ist, dass ein Vater (Florian David Fitz) die Care-Arbeit für die Tochter übernimmt – das ist doch recht ungewöhnlich und genau nach unserem Geschmack.

Florian David Fitz gibt einen guten Vater, der plötzlich die Welt nicht mehr versteht, ab. Seine Tochter Charlie bekommt einen guten Spannungsbogen – allerdings stört auch hier etwas (mehr dazu unten). An dieser Stelle sei vermerkt: Florian David Fitz wieder in einer Serie zu sehen, ist wirklich wie Balsam für unsere Streaming-Herzen – zwischen Angst und Verzweiflung, Euphorie und quasi bedingungsloser Lieber nimmt man dem Schauspieler mit Sympathie-Score 1000 alles ab. Das schafft nicht jede:r!

Die Besetzung ist für deutsche Verhältnisse ziemlich hochkarätig, das Setting irgendwo zwischen München, Alpen und früherer deutsch-deutscher Grenze (Geographie-Nerds sollten hier genau so zwei Augen fest zudrücken wie Space Cats) für die düstere Mystery-Serie ganz stimmig.

“Das Signal” sieht gut aus, aber hinter der auf Hochglanz polierten Netflix-Mini-Serie glänzt leider gar nicht so viel, wie man auf den ersten Blick erwarten wollte.

“Das Signal”: Darum ist die Netflix-Serie ganz schön enttäuschend

Spätestens seit “Alien” hört eine:n im Weltall niemand schreien. Wenn man auch keine Horror-Sci-Fi-Serie auf absolutem Top-Level produzieren will, muss man sich ein (seltsames) Drehbuch überlegen: Eines, das hinkt, Zuschauer:innen ein bisschen für doof verkauft und dann auch noch einen riesigen Fehler begeht, der etwas diskriminierend ist. Aber von vorn.

Paula (Peri Baumeister) fliegt ins All. Was die Besatzung der ISS und die Stiftung, die sie in den Space schickt, nicht wissen (und offensichtlich auch nicht überwachen): Paula hat eine psychische Krankheit, die sie nicht mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in den Griff bekommen will, und sie nimmt Drogen. Richtig gehört: Nur Wochen(!!!) vor dem Trip ins All schmeißt Paula auf dem Rummelplatz einen Acid-Trip. Das trägt nichts zur Geschichte bei, zeigt aber nur, wie schlecht hier recherchiert wurde: Man bekommt, vor allem als Frau, nicht einfach mal so die Möglichkeit, ins Weltall zu fliegen.

So kommt man nicht ins Weltall: Paula und Sven auf dem Rummel

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Möchte man als Astronautin zur ISS, muss man ein kräftezehrendes, jahrelanges Training absolvieren, bei dem man konstant, auch medizinisch, überwacht wird. Dass das in “Das Signal” komplett ignoriert wird, wäre vielleicht okay, wenn schon Hunderte deutsche Frauen ins Weltall geflogen wären und der Beruf der Astronautin gleichbedeutend mit dem der Journalistin oder Unternehmensberaterin wäre. Aber bisher war keine einzige Deutsche im All – dass in “Das Signal”, für dessen Drehbuch unter anderem auch Florian David Fitz verantwortlich ist, Acid-Paula easy-peasy, ohne Probleme und Medikamente, aber mit Halluzinationen den Orbit verlassen darf, ist eine Ohrfeige für alle angehenden Astronaut:innen und für alle anderen der Beweis, dass die Netflix-Serie nicht hält, was sie verspricht. Denn man kann nicht eine nahe Zukunft abbilden wollen, ohne die echte Gegenwart zu kennen.

In “Das Signal” ist Charlie, die Tochter von Paula und Sven, gehörlos, nur mit Cochlea-Implantaten hört sie ihre Umwelt. Sven und sie kommunizieren viel in Gebärdensprache und klar, wenn eine Serie schon “Das Signal” heißt, möchte man vielleicht auch alle möglichen Kommunikationsformen einbinden. Ziemlich lobenswert.

Allerdings ist die zugegebenermaßen wirklich großartige Charlie-Darstellerin Yuna Bennett in echt nicht gehörlos. Hier stellt sich einfach die Frage: Wieso baut man so viel um ein gehörloses Mädchen auf, castet dann aber keine Darstellerin mit Cochlea-Implantaten für die Serie? Weil es keine gibt? Das stimmt nicht, es gibt genügend gehörlose Kinder, die aber mit dieser Casting-Wahl auch einfach übergangen, übersehen und überhört werden.

Denn nüchtern betrachtet spielt Charlies Gehörlosigkeit absolut keine Rolle für “Das Signal” oder auch Charlies Figur. Aber vielleicht werden dank Charlie in “Das Signal” wenigstens Menschen auf Gehörlosigkeit und Cochlea-Implantate aufmerksam – dann wäre es ein kleiner Sieg. Dass das 2024 aber besser geht, dass man inklusiver besetzen kann, versteht sich von selbst. Vertane Chance? Double-Check.

“Das Signal”: Wer spielt mit?

Florian David Fitz spielt Sven, Peri Baumeister verkörpert Paula, und Yuna Benett spielt Charlie. In Nebenrollen treten Nilam Farooq, Katharina Thalbach, Meret Becker, Sheeba Chadda und Katharina Schüttler auf.

Geheimer Superstar der Mini-Serie ist übrigens die Strickjacke von Florian David Fitz. Spoiler-Alert: Die ist leider überall ausverkauft.

“Das Signal”: Starttermin

“Das Signal” läuft ab dem 7. März 2024 bei Netflix. Die Mini-Serie hat vier Folgen.