Studie: Außerirdische Kleinst-Sonden könnten die Milchstraße durchschwärmen …und wir sie entdecken

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Symbolbild: Selbstreplikation (Illu.) Copyright: mit Material von „geralt‘ (via Pixabay.com) Pixabay License

Symbolbild: Selbstreplikation (Illu.)
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Tbilissi (Gerogien) – Statt selbst den Weltraum mit bemannten Missionen zu erkunden, könnte gerade der tiefe Raum unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, von technologisch weit fortgeschrittenen Zivilisationen auch mit Hilfe von miniaturisierten, sich selbst reproduzierenden Sonden erforscht werden. Zu dieser bislang natürlich rein hypothetisch begründeten Schlussfolgerung kommt ein georgischer Physiker, skizziert damit zugleich einen neuen Ansatz für die Suche nach außerirdischer Intelligent (SETI) und zeigt sogar erste Wege auf, wie wir schon heute nach diesen Sonden suchen und sie finden könnten.

Wie der Astrophysiker Zaza Osmanov von der Free University of Tbilissi vorab via ArXiv.org berichtet, basiert seine zugrundeliegende Überlegung auf  – ebenfalls theoretischen – Ansätzen darüber, wie ferne hochtechnologisiert entwickelte Zivilisationen das Weltall mit sog Von-Neumann-Sonden, also mit sich selbst autonom und maschinell reproduzierenden Sonden, erforschen, ohne sich selbst von ihrem Heimatplaneten zu entfernen.

Auf diese Weise könnten Von-Neumann-Sonden also die vom sogenannten Fermi-Paradoxon gestellte Frage beantworten, warum wir trotz der mathematisch hohen Wahrscheinlichkeit anderer (außerirdischer) Zivilisationen bis heute (zumindest offiziell) noch keine Außerirdischen selbst entdeckt oder angetroffen haben. Zugleich würde sich aber die Frage stellen, warum wir statt ihre Hersteller noch keine dieser Sonden gefunden haben?

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Durch die Fähigkeit der Von-Neumann-Sonden zur Selbstreplikation würde sich sowohl ihre Anzahl als auch Ausbreitung exponentiell zu vergrößern. Die meisten bisherigen Vorstellungen und Überlegungen zum Szenario der Von-Neumann-Sonden zogen hauptsächlich maschinelle Sonden in Betracht, deren Größe mit der unserer eigenen heutigen Raumsonden vergleichbar ist. Aus diesem Grund würden entsprechende Sonden zur Umsetzung der Selbstreplikation feste Himmelskörper wie Gesteinsplaneten, Monde und Asteroiden benötigen, um die hierzu notwendigen Materialien gewinnen zu können. Dieser Faktor war es denn auch, der die mögliche Ausbreitung der angedachten Sonden-Schwärme bzw. deren Fähigkeit, einen Großteil der Milchstraße bereits erforscht zu haben und auch bis zu uns vorgedrungen zu sein, stark einschränkte. Zudem bestünde die Gefahr von weitergegebenen Kopiefehlern oder der gegenseitigen Zerstörung der Sonden untereinander, so sie denn etwas mit einem Selbsterhaltungsprogramm ausgestattet wären.

Aus diesem Grund hat sich Osmanov in seiner Arbeit der Vorstellung von Von-Neumann-Sonden im Kleinstmaßstab angenommen und zeigt anhand von ausführlichen Berechnungen, dass das Szenario viel erfolgreicher wäre, wenn die Sonden selbst nur einen Nanometer – also 0,000 001 mm – groß bzw. lang wären.

Auf diese Weise würden entsprechend drastisch größenreduzierte Sonden keine festen Erze und Mineralien – und damit ganze feste Himmelskörper – zur Selbstreplikation benötigen, sondern könnten diese schon mit Hilfe etwa von im interstellaren Staub in nahezu unerschöpflicher Menge vorhandenen Wasserstoffatomen bewerkstelligen.

Solche Kleinst-Sonden wären damit nicht nur sehr viel effizienter, sondern auch sehr viel schneller und würden sich mit einer deutlich schnelleren und damit größeren Rate und über längere Zeitabschnitte hinweg reproduzieren können. Wie Osmanov vorrechnet, würde -ausgehend von einer Population von nur 100 Einheiten – der Replikanten-Schwarm schon nach einer erlangten Reisedistanz von einem Parsec (also rund vier Lichtjahren) auf 1.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000 (bzw. 10hoch33) angewachsen sein.
Und eine derartige Größe erlangt, würde bzw. könnte ein solcher Schwarm schon mit der uns heute zur Verfügung stehenden astronomischen Technologie sicht- und auch erkennbar werden. Hierzu, so Osamnov, müsse man nur mit den richtigen Instrumenten in die richtige Richtung schauen und gezielt suchen.

Tatsächlich müssten die angedachten Sonden durch Begegnung und Ansammlung von Protonen, leuchtende Emissionen erzeugen. Während jede einzelne Sonde also unscheinbar klein wäre, würde der Schwarm selbst also erkennbar sein – vorausgesetzt, der Schwarm würde sich (wie aufgrund der angewandten Replikationsstatistik anzunehmen) auf einer gemeinsamen Ebene und einer Bugwelle fortbewegen: „Dann wäre der kollektive Schwarm mit der typischen Masse eines viele Kilometer langen Kometen vergleichbar.“ Diese Masse würde sich dann im infraroten Spektrum als „interessantes Ziel einer danach gerichteten Suche“ abzeichnen.

Entsprechend sollten SETI-Astronomen auf auffallende Objekte achten, die extrem hohe Werte einer Helligkeitszuwachs aufzeigen und somit als potentielle Kandidaten für einen außerirdischen Von-Neumann-Sonden-Schwarm in Frage kämen.

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Quelle: ArXiv.org

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