• Gundelsheim: "Spezerei" ist Gaststätte und Bürgertreffpunkt
  • "Wertvolle Tradition": Gemeinde ist Eigentümer des Restaurants
  • Riesige Resonanz: ohne Reservierung "unter Umständen keinen Platz"
  • Bürgermeister steht selbst am Tresen - Ungewöhnliches auf Speisekarte

In der Gundelsheimer Hauptstraße hat zu Beginn des vergangenen Jahres eine gänzlich neue Art von Gaststätte eröffnet. Hinter der "Spezerei Gundelsheim" steht ein ungewöhnliches Konzept, das als Vorbild für die ganze Region dienen könnte - auch um Traditionsgasthäuser vor dem Aussterben zu bewahren. Im Gespräch mit inFranken.de erläutert der Gundelsheimer Bürgermeister die Entstehungsgeschichte und verrät, warum sich das Lokal auch kulinarisch von anderen Wirtshäusern unterscheidet.

Bürgermeister als Servicekraft: Die "Spezerei Gundelsheim" geht neue Wege

Wer einmal einen ungewöhnlichen Service erleben will, der sollte beim nächsten Hochzeitstag in der "Spezerei Gundelsheim" essen gehen. Dort hat man nämlich gute Chancen, dass man vom Bürgermeister persönlich bedient wird.: "Ich stehe am Zapfhahn und mache den Service, kochen kann ich nicht", lacht Bürgermeister Jonas Merzbacher (SPD), seit 2008 Bürgermeister seiner Gemeinde. Doch nicht nur in dieser Hinsicht ist die Gaststätte kein herkömmliches Lokal.

"Der Eigentümer ist die Gemeinde. Die Spezerei ist nicht vorrangig profitorientiert, sondern soll vor allem ein Treffpunkt für die Einwohner Gundelheims sein", erklärt Merzbacher. Die Stellung des Lokals als Eigentum der Gemeinde erklärt auch sein persönliches Engagement als Teil des Service-Teams. Anfang 2022 wurde das neue "Bürger-Gast-Haus" in der Hauptstraße 7 eröffnet, deren Herzstück die "Spezerei Gundelsheim" bildet. Neben der Gaststätte wurden fünf Wohnungen gebaut, eine Scheune kann zudem von Bürgern und Vereinen für vielfältige Zwecke angemietet werden.

Das Projekt, das mithilfe der Städtebauförderung ermöglicht wurde, sei in dieser Größenordnung einmalig, umso mehr, weil es sich mittlerweile als Erfolg erwiesen habe: "Wie bei jedem Unternehmen waren die Menschen am Anfang eher vorsichtig. Mittlerweile sollte man jedoch lieber vorher anrufen, wenn man dort essen will, sonst bekommt man unter Umständen keinen Platz mehr", so Merzbacher. 

Pfannenschnitzel und syrische Spezialitäten: Ungewöhnliche Küche auf der Speisekarte der "Spezerei"

Wie die ganze "Spezerei" komme auch die Küche gut bei den Gästen an: "Der Koch ist Syrer und bereitet neben Pfannenschnitzel und Sauerbraten auch immer wieder Spezialitäten aus seiner Heimat zu", erklärt Merzbacher die eher ungewöhnliche Speisekarte des Lokals.

Doch nicht nur die Heimat des Kochs hat Eingang in die "Spezerei" gefunden, sondern auch die Partnerstädte Gundelsheims: "Aus dem italienischen Sarteano bekommen wir unser Olivenöl, und aus Orlamünde gibts bei uns klassische Thüringer Rostbratwürste im Angebot". Als zusätzliches Dankeschön hat Gundelsheim die Baupläne der beiden Partnerstädte gegenüber der Theke ausgehängt.

Der Namen für das Lokal, erklärt Merzbacher, sei von den Einwohnern Gundelsheims selbst gewählt worden: "In den 1960ern hat es hier mal eine Spezialitäten- und Bierhandlung gegeben. Per Abstimmung hat sich die Gemeinde dann für diesen Namen entschieden." Das Konzept der "Spezerei" beinhaltet nicht nur ein klassisches Restaurant, sondern auch Kita-Catering, einen Lieferservice für die Menschen vor Ort und einen "generationenübergreifenden Mittagstisch mit moderaten Preisen". 

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