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Alte Sterbeglocke wieder aktiviert

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Done Brunnhuber, Kirchenpfleger von Pürten, kletterte auf den mittelalterlichen Kirchturm, um die alte Sterbeglocke aus dem Jahr 1418 wieder in betrieb zu nehmen.
Done Brunnhuber, Kirchenpfleger von Pürten, kletterte auf den mittelalterlichen Kirchturm, um die alte Sterbeglocke aus dem Jahr 1418 wieder in betrieb zu nehmen. © kla

Waldkraiburg/Pürten - Im Pürtener Kirchturm hängt eine der ältesten Glocken der Erzdiözese. Sie wurde in den Kriegen nicht eingeschmolzen. Und jetzt wurde sie sogar wieder aktiviert.

Im Pürtener Glockenturm wurde die alte Sterbeglocke wieder aktiviert. Kirchenpfleger Done Brunnhuber kletterte in den 30 Meter hohen Kirchturm und befestigte ein Kletterseil an der kleinsten der fünf Glocken, das bis ganz nach unten reicht. Die Mesnerinnen der Pürtener Kirche können die Sterbeglocke, die aus dem Jahr 1418 - da wurde sie gegossen - stammt, per Hand läuten.

"Früher, wenn jemand starb, wurde sie drei Minuten lang geläutet", sagt Kirchenpfleger Brunnhuber.

Die kleine Glocke mit einem Durchmesser von 55 Zentimetern sei eine der ältesten der Erzdiözese, sagt Stadtarchivar Konrad Kern. Vermutlich sei sie in Landshut gegossen worden. Lateinische Ziffern im Metall belegen das Entstehungsjahr, außerdem sind die Namen der vier Evangelisten darauf verewigt.

Laut Kern wurde sie 1943 abmontiert und kam nach Hamburg auf den Glockenfriedhof, wo sie zu Rüstungszwecken eingeschmolzen werden sollte, was aber aus ungeklärten Gründen nicht passierte.

"Die Rüstungsindustrie brauchte das Bronze der Glocken, um etwa Kanonen zu gießen. Das wurde im Ersten und Zweiten Weltkrieg so gemacht", erklärt Kern.

Die kleine Pfarrei Pürten musste im 20. Jahrhundert innerhalb von rund 50 Jahren dreimal neue Glocken anschaffen - eine große Leistung in so einer kleinen Gemeinde und ein herber finanzieller Einschnitt.

"Pürten litt sehr unter den beiden Kriegen", berichtet der Stadtarchivar. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden neue Glocken angeschafft und im Krieg eingeschmolzen, in den Zwanzigern mussten neue erworben werden, die im Zweiten Weltkrieg dasselbe Schicksal ereilte wie ihre Vorgänger. Und 1950 hatte die Pfarrei den dritten Glockensatz erworben. Die kleine Sterbeglocke überdauerte die Zeit, wurde aber beschädigt und kam 1947 in ihre Heimatkirche nach Pürten zurück.

Die großen Glocken sind elektrifiziert und werden automatisch geläutet. Die kleine von Hand. Done Brunnhuber hat ein Seil installiert, das sein Kletterausrüster gestiftet hat. "Ich fand es schade, dass die Sterbeglocke in Vergessenheit geriet."

kla/Waldkraiburger Nachrichten

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