Das Bild zeigt eine Klempnerwerkstatt.
Die DEG Mainz initiierte in Würzburg zusammen mit Prefa, Rheinzink und SSAB ihren ersten „multimetallischen Falzlehrgang“. (Quelle: SSAB)

Wissen 21. Juni 2023 Metalle mit Gefühl 

Fortbildung: Gefühl für Werkstoffe vermittelte Arno Fell in den Spenglerwerkstätten der Handwerkskammer für Unterfranken. Initiiert von der DEG und in Kooperation mit Prefa, Rheinzink und SSAB ging es an vier Seminartagen erstmalig um die multimetallische Herstellung komplizierter Anschlüsse.

Metalle für Dach und Fassade zeichnen sich durch ihre Anpassungsfähigkeit an vielfältigste Gebäudegeometrien aus. Mit den handwerklichen Falztechniken lassen sich zudem auch die kompliziertesten Anschlüsse regensicher herstellen. Hierbei sind sowohl handwerkliches Geschick als auch entsprechende Werkstoffkenntnisse der jeweiligen Dünnbleche gefragt. Denn ob Zink-, Stahl- oder Aluminiumblech – jeder Werkstoff zeigt beim Umformen seine metallurgischen Eigenarten. Sie reichen vom Rückstellvermögen und der Sprödigkeit bis hin zum Dehnungsverhalten bei Temperaturwechsel. Um diese wichtigen Kenntnisse zu vermitteln, initiierte die DEG Mainz in Person von Herrn Karani Kutlu, zusammen mit den Herstellern und Geschäftspartnern Prefa, Rheinzink und SSAB, ihren „multimetallischen Falzlehrgang“. Die erste Wahl bei der Suche nach einer geeigneten Schulungsstätte war die Spengler-Meisterschule der Handwerkskammer für Unterfranken in Würzburg mit Schulungsleiter und Spenglermeister Arno Fell. Neben den jährlich stattfindenden Meisterlehrgängen für das Spenglerhandwerk werden dort auch Intensiv-Seminare und Kurse für Einsteiger und Profis angeboten. Einsteiger können dabei ihr Wissen und ihre praktischen Fähigkeiten rund um Spengler-/Klempner-Arbeiten erweitern. Profis erlernen im Seminar „Alte Spenglertechniken" Restaurieren, Rekonstruieren und freies Treiben. Beste Voraussetzungen also für den multimetallischen Lehrgang.

Das Bild zeigt Arno Fell bei der Unterweisung von zwei Teilnehmern.
Die engagierten Teilnehmer haben ehrgeizig an sich gearbeitet und die Unterstützung von Arno Fell gern in Anspruch genommen. (Quelle: SSAB)

Von der Traufe bis zum Wandanschluss

Nach dem Motto „so viel Theorie wie nötig und so viel Praxis wie möglich“ ging es im neuen Sonderlehrgang für die etwa 15 teilnehmenden Spengler, Dachdecker und Zimmerer darum, die gängigen Blechwerkstoffe zu formen und dabei kennenzulernen. Zur Verfügung standen GreenCoat PLX Stahlblech in 0,6 mm von SSAB, farbbeschichtetes Aluminium Prefalz 0,7 mm und P.10 Oberfläche von Prefa und Rheinzink vorbewittert prePatina. Natürlich vermittelte Arno Fell zunächst im theoretischen Unterrichtsblock die notwendigen Basics und relevante Fachregeln für die Bauausführung, zum Beispiel das Thema Traufausbildung. So werden die einzelnen Traufbleche mit maximal drei Metern Länge nicht miteinander verbunden, sondern lose überdeckt. Die Befestigung der Traufbleche erfolgt mittels versetzter Nagelung direkt auf der Traufbohle oder in stabiler Ausführung mit Halteblech und Rückkantung. Arno Fell wies zudem darauf hin, dass beim umgelegten Falz am Scharabschluss kein Dehnungsspielraum für die Querdehnung besteht. Zur fachgerechten Ausführung von Anschlüssen an aufgehende Bauteile zeigte der Lehrgangsleiter, welche Aufstellungsmöglichkeiten es gibt, beispielsweise mittels rund gefalzter Quetschfalte oder Bündnerfalz. Wichtig sei es, für den Ausgleich von Dehnungsbewegungen einen Abstand von mindestens fünf Millimetern zur Wand einzuhalten.

Das Bild zeigt eine Schulung.
Arno Fell vermittelte im theoretischen Unterrichtsblock die notwendigen Basics und relevante Fachregeln für die Bauausführung. (Quelle: SSAB)

Falten, Falzen Löten, Kleben

Nach der notwendigen Theorie gab es viel Gelegenheit, sämtliche Anschlusssituationen zu erlernen, zu trainieren und zu optimieren. Zu Beginn falteten die Teilnehmer 1:1 Papierschablonen als Faltmuster, bevor die Blechzuschnitte mit Klempnerwerkzeugen geformt, gefalzt und verbunden wurden. Nachdem die Handgriffe saßen, erstellten die Teilnehmer an Holzmodellen komplette Kaminverwahrungen und komplizierte Kehlen-Zusammenführungen. Organisatoren und Teilnehmer lobten das neue Format. Das viertägige Intensiv-Seminar sei besonders lehrreich und mit dem handwerklichen Schwerpunkt sehr praxisnah. „Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Dachhandwerken und hatten anfangs ihre Schwierigkeiten“, resümiert Arno Fell: „Sie haben jedoch durchweg sehr ehrgeizig an sich gearbeitet und gerne meine Unterstützung in Anspruch genommen. Am Ende haben alle viel gelernt und werden auch mit den komplizierteren Anschüssen zurechtkommen – egal welches Metall.“ Nicht nur die Arbeit, auch das Freizeitvergnügen und Netzwerken unter Kollegen standen auf dem Programm und rundeten beim gemeinsamen Abendessen die vier Seminartage ab.

Weitere Informationen:
www.spengler-meisterschule.de

zuletzt editiert am 20.11.2023