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Hässliche Taxi-Nachtschichten: Karin Osterkamp über zunehmenden Ärger

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Zwei Airbags wurden bei dem Vorfall ain Lindern usgelöst. Das Auto kann nicht eingesetzt werden, ist in der Werkstatt.
Zwei Airbags wurden bei dem Vorfall in Lindern ausgelöst. Das Auto kann nicht eingesetzt werden, ist in der Werkstatt. © Taxi Osterkamp

Zechprellerei, Sachbeschädigung: Die Kirchdorfer Taxi-Unternehmerin Karin Osterkamp spricht über zunehmenden Ärger in der Nachtschicht der Fahrer.

Kirchdorf/Lindern – „Wir haben viele liebe, nette Kunden“, betont Karin Osterkamp. Die Inhaberin des gleichnamigen Taxi-Unternehmens in Kirchdorf sagt aber auch: „Man muss sich nicht wundern, wenn bald keine Taxis mehr nachts fahren.“ Der jüngste Feiertag hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Karin Osterkamp fasst sich ein Herz und erzählt aus einem Alltag, der sich verändert hat. Leider ins Negative.

Taxi-Nachtschicht zum Vatertag: Frau schlägt Tür zu und löst Airbags aus

Die Hässlichkeit der Nachtschicht zeigt sich um 1 Uhr am Freitag, 19. Mai, als einer der Osterkamp-Fahrer nach Lindern steuert. Dort ist das „Vatertagsfest“ in vollem Gange. Ein Pärchen möchte aber nach Hause. Eine Gruppe von fünf jungen Frauen will, wenn es schon mal da ist, ebenfalls dieses Taxi nutzen. Die Frauen möchten nicht nach Hause, sondern zur Sulinger Diskothek.

Das Pärchen und das Damen-Quintett kennen sich nicht. Der Taxifahrer darf acht Fahrgäste befördern, stellt auf Bustarif um. Als er den Damen den Fahrpreis nennt, will das eine der Damen nicht akzeptieren und steigt aus. „Das ist ihr gutes Recht und soweit auch eine ganz normale Situation“, sagt Karin Osterkamp.

Doch die Frau donnert die Tür so vehement und mit Schmackes zu – dass zwei Seiten-Airbags auslösen.

Zeugen gesucht

Die Polizei in Sulingen sucht Zeugen, die Hinweise auf die junge Dame und die sie begleitenden Frauen geben können (Tel. 0 42 71 / 94 90). Die Frau soll etwa 24 bis 30 Jahre alt sein, schlank, kastanienbraunes bis rötliches schulterlanges Haar haben. Sie war bekleidet mit einer schwarzen Lederhose und einer rötlichen Bluse.

Sachschaden und Ausfall: „Der eine Fahrgast, der die ganze Nachtschicht zerstört“

„Das bedeutet für uns einen Ausfall, einen riesigen Sachschaden und es ist letztlich auch kein Wunder, wenn immer mehr Fahrer die Nachtschicht ablehnen“, erklärt Karin Osterkamp. Nach ersten Schätzungen beläuft sich die Schadenshöhe auf gut 8000 Euro. „Es muss alles ausgebaut werden, neue Airbags rein, die Elektrik muss wieder verkabelt werden...“

Zurück zum Vorfall in Lindern: Das sei ihr zu teuer, da könne sie auch zu Fuß gehen, habe die junge Frau dem Taxifahrer erklärt und sei davongelaufen, als sie gesehen habe, dass die Airbags ausgelöst worden waren.

Das Taxi-Unternehmen ist an sieben Tagen rund um die Uhr verfügbar. „Wir machen Laborfahrten, Krankenfahrten, zig Sachen. Aber dann ist es der eine Fahrgast, der die ganze Nachtschicht zerstört.“

Nach Corona erhöhter Alkoholkonsum: Taxi-Fahrgäste benehmen sich häufiger daneben

Kann sie das veränderte Verhalten auf vor und nach Corona aufteilen? „Ja.“ Karin Osterkamp kann nur für ihr Unternehmen sprechen, berichtet davon, dass der Alkoholkonsum aktuell sehr hoch sei bei den Partygästen. Was fast wöchentlich dazu führt, dass sich jemand in einem der Fahrzeuge erbricht. Fast wöchentlich komme es auch vor, dass jemand die Zeche prellt. Fast wöchentlich gibt es einen Wildschaden an einem der Fahrzeuge.

Ein weiteres Problem ist die Dauer der Reparaturen. Das Taxi-Unternehmen muss länger auf die Fahrzeuge verzichten. Denn: Verzögerte Lieferketten für Ersatzteile und Personalprobleme bei den Werkstätten führen dazu, dass Fahrzeuge mitunter monatelang stillgelegt sind. Wie ein Firmenfahrzeug, für das Karin Osterkamp seit Januar auf die neuen Bremsbeläge wartet.

„Jedes Wochenende passiert was“: Taxi-Chefin kommt ins Grübeln – doch an Pfingsten verfügbar

100 Mitarbeiter hat das Unternehmen, am Wochenende sind zehn der 40 Fahrzeuge im Einsatz. Früher waren es mal 30. Gäbe es mehr Fahrer für die Nachtschicht, würden es vielleicht mehr sein. Dass „Taxi Osterkamp“ mal an einem Freitag nicht fährt, war früher undenkbar. Ist jetzt aber schon vorgekommen. Nein, sie denkt nicht daran, zu schließen, aber „ich fahre den Betrieb auch nicht mehr so hoch. Jedes Wochenende passiert etwas.“

Mit dem Pfingstwochenende nahen die nächsten Feste. „Wir haben geöffnet“, sagt Karin Osterkamp. In der Hoffnung, dass nicht wieder irgendwer mit genügend Promille die Motorhaube des Taxis mit der Tanzfläche verwechselt.

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