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Nachruf auf Kurt FellerDer Baumeister von Rieters Doppelstrategie ist tot

Acht Jahre lang war Kurt Feller Verwaltungsratspräsident von Rieter. 2002 konnte er von steigenden Umsätzen und einem Konzerngewinn von über 100 Millionen Franken berichten.

Vergangene Woche ist Kurt Feller in Wollerau verstorben. Er war über 40 Jahre lang für Rieter tätig, zuletzt als Präsident des Verwaltungsrats. Feller sei in mancherlei Hinsicht mehr Patron gewesen als Manager, schreibt das Winterthurer Unternehmen anlässlich seines Todes. Rieter war für ihn nicht irgendein Arbeitgeber. Feller führte Rieter wie einen Familienbetrieb, den es zu entwickeln und an die nächste Generation weiterzugeben galt. Viele Mitarbeitendeauch im Ausland – habe der Verstorbene mit Namen gekannt und sich bei Begegnungen stets nach deren Befinden erkundigt, schreibt Rieter. «Das war keine Floskel, sondern authentisches Interesse an den Mitmenschen.»

Von 300 auf 4000 Millionen

In der langen Zeit, in der Feller Rieter führte, entwickelt sich das Unternehmen von einer Maschinenfabrik mit 300 Millionen Franken Umsatz zu einem weltweit tätigen Konzern. Bei seinem Eintritt 1977 hatten fast alle der 3400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch in Töss gearbeitet. Lediglich in Italien und Deutschland betrieb der Hersteller von Baumwollspinnereimaschinen kleinere Werke. Zum Zeitpunkt von Fellers Rücktritt im Jahr 2008 erzielte der Konzern einen Umsatz von gegen 4 Milliarden Franken, beschäftigte 15000 Mitarbeitende und befand sich auf dem Zenit seiner Entwicklung.

Unter dem Druck von starken Nachfrageschwankungen, Ölkrise und Frankenstärke hatte sich Rieter Ende der 1970er-Jahre entschlossen, das Geschäft zu diversifizieren. Feller leitete die Übernahme der Schweizer Firma Unikeller in die Wege, die Lärm- und Hitzeschutzkomponenten für Autos produzierte. Der Zukauf markierte den Beginn von Rieters Doppelstrategie. Künftig sollten sich die Geschäfte Textilmaschinen und Autoteile ausgleichen und dem Unternehmen Stabilität verleihen. 1985 wurde Rieter zur Holding und ging an die Börse.

Unter Kurt Feller war und blieb Rieter der weltweit führende Hersteller von Baumwollspinnmaschinen.

Rieter kaufte in vielen Ländern Unternehmen und Umsatz zu und wuchs schnell. In der Folge geriet die Firma ins Visier von umstrittenen Investoren wie Tito Tettamanti und Martin Ebner. Rieter reagierte, verschlankte seine Strukturen, und der Gewinn stieg auf über 200 Millionen Franken jährlich. In der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 erwies sich die Doppelstrategie jedoch als nicht mehr zukunftsfähig. Die Rieter-Aktie verlor vier Fünftel ihres Werts, was die Unternehmer Michael Pieper und Peter Spuhler nutzten, um sich namhafte Anteile an dem Unternehmen zu sichern. 2011 brachten sie das Automobilzulieferergeschäft unter dem Namen Autoneum separat an die Börse.

Die unter Feller zugekaufte und ausgebaute Autosparte wurde 2011 wieder abgespalten und unter dem Namen Autoneum an die Börse gebracht.

Der 1937 geborene Feller hatte an der University of Massachusetts und in Lausanne studiert, bevor er seine Karriere bei einem Treuhandunternehmen in Bern begann. Neben seiner Tätigkeit bei Rieter in Winterthur sass Feller in den Verwaltungsräten von mehreren Schweizer Unternehmen. Von 1999 bis 2005 präsidierte er auch den Sanitärtechnikkonzern Geberit.

Ein «Berner Gring»

Er sei ein «Berner Gring», ein Berner Dickschädel, sagte Feller 2004 der «Handelszeitung». An diesem harten Schädel seien Angriffe auf seine Person jeweils abgeprallt. Die Arbeit aber zehre ihn aus, er komme nie zur Ruhe. «Auch das schlechte Gewissen gegenüber der Familie ist ein ständiger Begleiter.» Dennoch sei es zum Zurücklehnen zu früh. In den 90er-Jahren hatte Feller noch die Absicht geäussert, «nicht erst mit 65 Jahren» zurücktreten zu wollen. Er blieb deutlich länger und verliess Rieter nach seinem 70. Geburtstag.

Nach schwerer Krankheit ist Kurt Feller am 5. Mai im Kreise seiner Familie verstorben. Feller wurde 82 Jahre alt. «Mit seinem Tod verlieren wir eine grosse Persönlichkeit», schreibt Rieter in der Todesanzeige, die im «Landboten» erschien. Feller habe das Unternehmen mit enormem Einsatz während Jahrzehnten mitgeprägt.