Affäre Vasella
Das sind Vasellas goldene Helferlein

Satte 72 Millionen: Zwei ehemalige Vizepräsidenten des Verwaltungsrats machten das Geschenk möglich. Schon 1999 nickten sie Vasellas Lohnpaket ab.

Thomas Schlittler
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Daniel Vasellas Helfer
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Helfer zwei: Hans-Jörg Rudloff. Key
Daniel Vasella: Abschiedsmillionen haben lange Vorgeschichte.Key
Will sich zurücklehnen: Daniel Vasella, der erste Verwaltungsratspräsident von Novartis. Thorsten Futh/laif

Daniel Vasellas Helfer

«Sie können sich unsere Begeisterung über die 72-Millionen-Zahlung vorstellen.» Dieses Zitat stammt nicht von einem Gegner der Abzocker-Initiative. Mit diesen Worten zitiert der «SonntagsBlick» ein Mitglied des aktuellen Novartis-Verwaltungsrats – dem Gremium, das für die Höhe der Vergütungen verantwortlich sein sollte. Das Verwaltungsratsmitglied will anonym bleiben, beteuert aber, dass es in diesen Deal nicht involviert gewesen sei. In der Zeitung «Der Sonntag» meldet sich ebenfalls ein Mitglied des Zwölfergremiums zu Wort und deutet an, dass das Konkurrenzverbot von Vasella schon vor mehr als einem Dutzend Jahren beschlossene Sache gewesen sei. Die Details seien zwar erst 2010 in einem Vertrag ausformuliert worden, «aber es hat eine lange Vorgeschichte».

Eine wichtige Rolle in dieser Geschichte spielen die beiden betagten Herren Helmut Sihler (82) und Hans-Jörg Rudloff (72). Als Daniel Vasella 1999 die Doppelfunktion als CEO und Verwaltungsratspräsident übernahm, fungierten beide als Vizepräsidenten des Verwaltungsrats. Noch wichtiger: Sie waren auch Mitglieder des von Vasella ins Leben gerufenen Vergütungsausschusses.

Konkurrenzverbot als letzter Dienst

Sie nickten 1999 Vasellas Lohnpaket ab: 3 Millionen Franken in bar, dazu etwa 17 Millionen in Aktien und Optionen. Das Besondere daran: Gemäss dem Magazin «Bilanz» waren die sogenannten variablen Lohnbestandteile zum Grossteil zwar nur fünf bis zehn Jahre gesperrt. Aber ihre Zuteilung war nicht an die Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt. Wirklich variabel waren sie also nicht. Dazu kamen extreme Abgangsentschädigungen: drei Jahreslöhne beim Ausscheiden aus der Firma, bei einem Verkauf sogar fünf – bis zu 100 Millionen Franken. Dazu kam eine sehr lange Laufzeit: Die Vereinbarung sollte zehn Jahre gelten – bis 2009.

Sihler und Rudloff profitierten freilich auch selbst von der Vasella-Herrschaft bei Novartis: 1998 bezogen die Verwaltungsräte durchschnittlich noch 150 000 Franken pro Jahr, nach Vasellas Machtübernahme brachte es Sihler als Lead Director und Vorsitzender des Vergütungsausschusses auf fast eine Million Franken und auch Rudloff kam auf fast eine halbe Million.

2006 schied Sihler aus dem Verwaltungsrat aus und Rudloff übernahm dessen Nachfolge als Vorsitzender des Vergütungsausschusses. Anfang 2010 segnete er Vasellas letzten Vertrag ab. Damals gab Vasella das Doppelmandat auf und beschränkte sich aufs Präsidium. Vasella erhielt auch eine Pensionsgabe von 12 Millionen Franken. Dazu kam ein Salär von 13 Millionen. Rudloff haben seine Dienste über die Jahre an die zehn Millionen Franken eingebracht. Als Krönung sicherte er Vasella die Konkurrenzverbots-Entschädigung zu. Im Februar 2011 trat er aus dem Verwaltungsrat aus.

Welche Rolle dem jetzigen Novartis-Verwaltungsrat in der Geschichte zukommt, ist unklar. Novartis schreibt auf Anfrage, dass Vasellas Konkurrenzverbot einstimmig vom gesamten Verwaltungsrat zur Kenntnis genommen worden sei. Um welchen Verwaltungsrat – in welchem Jahr – es sich dabei aber genau handelte, war vom Unternehmen gestern nicht zu erfahren.