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Siemens Mit U15 ans Licht

Der Name des neuen UMTS-Handys klingt wie ein U-Boot. Doch langfristig will Siemens mit der neuen Technik in ungeahnte Höhen aufsteigen. Eine schöne Aussicht auf bessere Zeiten, die der Mobilfunkbereich der Münchner dringend nötig hat.
Von Anne Preissner und Matthias Kaufmann

Wien - Heute sollte gefeiert werden. Kein Wort von Umsatzeinbrüchen in der Handysparte von Siemens , kein Wort von verfehlten Zielvorgaben bei den Marktanteilen.

Siemens stellte heute sein neues Handy U15 vor. Mitnichten eine irische Rockband oder ein U-Boot, wie der Name suggerieren könnte, sondern das zweite UMTS-Gerät des Herstellers. Und damit, so wollen es die Marktstrategen des Münchner Konzerns, ein Produkt für Höhenflüge, nicht für die Tauchstation.

In nicht weniger als 16 Ländern soll der Vertrieb bald anlaufen, in Größenordnungen, die für den jungen UMTS-Markt beachtlich sind. Siemens-Manager sprechen nach Recherchen von manager magazin von "100.000-er-Einheiten" für den multimedialen Tausendsassa.

Der soll Live-Audio- und Video-Streamings aus dem Internet beherrschen, dazu wieselflinke Downloads, Musik-, Foto und Filmaufnahmen, Computerspiele ("Anno 1503") und nicht zuletzt ganz profane Telefonate: Die Zukunft des Handys wird bunt.

Steuerung: Farbdisplay und Mini-Joystick

Steuerung: Farbdisplay und Mini-Joystick

Filmvorführung: 15 Bilder pro Sekunde und eine Auflösung von 176 x 144 Pixeln

Filmvorführung: 15 Bilder pro Sekunde und eine Auflösung von 176 x 144 Pixeln

Verkleinerung: 65.000 Farben und 64 Megabyte Speicher in einer Hand

Verkleinerung: 65.000 Farben und 64 Megabyte Speicher in einer Hand


Siemens U15:
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So feiert sich Siemens als weltweit "erfolgreichster UMTS-Ausrüster". Allemal besser als die Nachrichten der vergangenen Monate, wonach der anvisierte Marktanteil bei Mobiltelefonen von 15 Prozent bestenfalls zur Hälfte erreicht wurde und der Umsatz des Geschäftsfeldes Information and Communications (I&C umfasst die Bereiche Mobilfunk, Festnetz und IT-Services) um 20 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro abstürzte.

Längst hat Siemens-Chef Heinrich von Pierer (62) I&C zur Chefsache erklärt. Der pensionierte Vorstand Volker Jung (64) bleibt vorerst ohne Nachfolger, stattdessen sieht der Konzernobere nun selbst nach dem Rechten, wenn auch nur als "kommissarischer Betreuer".

Erste - und zudem deutliche - Erfolge hat er bereits zu verzeichnen: Siemens bestätigte heute einen Verkaufsrekord für das dritte Quartal. Demnach verkauften die Münchner in den Monaten Juli bis September deutlich mehr als elf Millionen Handys. Das könnte Schätzungen zufolge einem Marktanteil von neun Prozent entsprechen. Der Anstieg sei aber in erster Linie einem gewachsenen Gesamtmarkt geschuldet, schränkt die Londoner Researchgesellschaft Strategy Analytics ein.

Kommissar Pierer fahndet nach Alternativen

Kommissar Pierer fahndet nach Alternativen

Daher fahndet Kommissar Pierer dennoch nach Alternativen, wenn das Geschäftsfeld nicht bald so ertragreich läuft wie versprochen. Außer der Handyfabrik im niederrheinischen Kamp-Lintfort gibt es bereits eine Produktionsanlage in China, mehr und mehr werden komplette Produktionsaufträge an Zulieferer gegeben. Das neue U15 etwa wird beim US-amerikanischen Auftragsfertiger Flextronics vom Fließband plumpsen; das Chipset des UMTS-Telefons, also die gesamte Steuerungshardware, stammt von Motorola .

Das ist aber erst der Anfang einer Entwicklung weg vom eigenen Siemens-Handy. Von Pierer sagte im Interview mit manager-magazin.de, dass er immer wieder überlege, "wie wir vor allem durch eine Kooperation im Bereich der Technik noch schneller neue Produkte auf den Markt bringen können".

Das, so Experten, könnte in der Form einer Kooperation mit einem asiatischen Unternehmen geschehen, wie sie bereits mit Fujitsu besteht. Fujitsu-Siemens ist eine etablierte Marke für PCs.

"Wir führen intensive Gespräche über die Zukunft unseres Handy-Geschäfts", zitiert "Focus Money" Heinrich von Pierer. Die deutschen Siemens-Belegschaften freilich verfolgen die Entwicklung mit Sorge. Mehr noch als die Folgen für die Produktion fürchten sie die Abwanderung der Entwicklungsabteilungen. Handychef Rudi Lamprecht wischt die Bedenken beiseite. "Derlei Befürchtungen grassieren in den Betriebsräten immer", so Lamprecht.

"2010 jedes Handy mit UMTS ausgerüstet"

Er lenkt den Blick lieber auf den UMTS-Standard. In Partnerschaft mit NEC habe Siemens sieben von zwölf weltweit bestehenden UMTS-Netzen aufgebaut: "2010 wird jedes Handy in Europa UMTS-Dienste empfangen können", so Lamprechts Prognose. "2005 rechnen wir mit rund 40 Millionen Nutzern." Behält er Recht, dann ist das neue U15 tatsächlich ein Signal der Hoffnung.