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Bankenretter Was macht eigentlich Christopher Pleister?

Der ehemalige Chef des Rettungsfonds SoFFin hilft immer noch Banken aus der Krise.
aus manager magazin 8/2020
Bankenkapitän: Obwohl er nie eine Banklehre absolviert hat, stieg Christopher Pleister bis in den Vorstand der DG Bank auf.

Bankenkapitän: Obwohl er nie eine Banklehre absolviert hat, stieg Christopher Pleister bis in den Vorstand der DG Bank auf.

Foto: Gene Glover für manager magazin

Eigentlich wollte Christopher Pleister (72) Bundesfinanzminister Olaf Scholz (62) im Frühjahr einen dreistelligen Millionenbetrag überweisen lassen. Aber die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank empfahl allen Geldhäusern im Euro-Raum dringend, wegen Corona auf Dividendenzahlungen zu verzichten. So fiel die Ausschüttung der Depfa in Dublin an Berlin erst mal aus.

Depfa? Richtig. Die Pfandbriefbank und ihre damalige Mutter Hypo Real Estate (HRE) standen im Zentrum der Bankenkrise 2008/09. Als Vorstand – und ab 2011 Chef – des Bankenrettungsfonds SoFFin musste Pleister den Schlamassel aufkehren. Heute ist der SoFFin das Vorbild für den Wirtschaftsstabilisierungsfonds, mit dem der Bund in pleiteverdächtige Unternehmen wie die Lufthansa einsteigt.

Zu Finanzkrisenzeiten hantierte Pleister mit dreistelligen Milliardenbeträgen, orchestrierte den Einstieg des Staats bei der Commerzbank und baute eine neue Behörde auf: die FMS Wertmanagement, die Bad Bank des Bundes.

Dass er auch sechs Jahre nach seinem Ausstieg beim SoFFin noch im Board der Depfa sitzt, hat einen einfachen Grund: Er muss noch etwas beweisen. 2014 hatte er als SoFFin-Chef verhindert, dass die Bank für 320 Millionen Euro an einen Investor ging – viel zu billig, fand Pleister. Es knallte, Chefin und Oberaufseher der HRE traten zurück. Nun hat die FMS die Depfa zum Verkauf gestellt. Stimmt der Preis, wäre es der Beweis, dass er richtiglag.

Als Vorsitzender des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken empfing er 2007 Kanzlerin Angela Merkel auf dem Verbandstag der Genossenbanker.

Als Vorsitzender des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken empfing er 2007 Kanzlerin Angela Merkel auf dem Verbandstag der Genossenbanker.

Foto: dpa / picture alliance

Wankende Banken sind das Lebensthema des Volkswirts aus Hamburg geworden, der lange bei der DG Bank als Vorstand arbeitete und dann bis 2008 den einflussreichen Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) führte.

In Brüssel sitzt er dem Schiedsgericht der EU-Behörde für Bankenabwicklungen vor, die von Ex-BaFin-Chefin Elke König (66) geführt wird. Größter Fall zuletzt: die Integration der spanischen Banco Popular in die Banco Santander. "Hier kann ich zur Akzeptanz und zum Funktionieren einer wichtigen europäischen Institution beitragen", sagt Pleister.

Von seinem Hobby weiß er, wie wichtig Improvisation ist. Als Jazzpianist hat er sich schon während des Studiums in München was hinzuverdient; Gitarre, Banjo und Ukulele spielt er auch. Gerade hat er ein Stück von Johann Sebastian Bach für Blockflöte umgeschrieben. Der Mann greift eben gern ein.

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