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Allianz Die Deutschland AG sortiert sich neu

Wer die Besitzstrukturen der deutschen Großkonzerne unter die Lupe nimmt, trifft immer wieder auf die Allianz. Jetzt hat der Finanzriese seine Beteiligungen neu geordnet. Der Einfluss der Münchener bleibt aber ungebrochen und reicht weit über den Dax hinaus. manager-magazin.de gibt einen Überblick.
Von Arne Stuhr

Hamburg - Es sind Meldungen wie diese, die einem zeigen, dass die "Deutschland AG" noch lange nicht tot ist. So berichtete die "Börsen-Zeitung" am vergangenen Wochenende, dass die Allianz-Gruppe  ihr Beteiligungsportfolio umsortiert hat.

Dem Bericht zufolge wechseln gut fünf Prozent der BMW-Stammaktien  von der Dresdner Bank zur Allianz Leben. Das Fresenius-Paket (9,74 Prozent) werde künftig ebenfalls von der Allianz Leben kontrolliert. Die Anteile an Heidelberg Cement (20,4 Prozent) gingen demnach größtenteils an die Allianz AG. Diese halte nun elf Prozent, der Rest liege künftig bei der Allianz Leben. Die Anteile an der Deutschen Börse von 5,47 Prozent seien darüber hinaus von der Dresdner Bank an die Allianz AG übertragen worden.

Wie zuvor schon von der Nachrichtenagentur VWD berichtet, hat die Allianz AG im Gegenzug ihre Stimmrechtsanteile an KarstadtQuelle  mit Wirkung vom 23. Dezember 2002 bei der Tochter Dresdner Bank gebündelt. Damit beträgt der Stimmrechtsanteil der Allianz Finanzbeteiligungs GmbH an KarstadtQuelle nunmehr 13,61 Prozent. Diese Stimmrechte seien der Dresdner Bank zuzurechnen, teilte der Handelskonzern am Freitag mit.

In der offiziellen Sprachregelung der Allianz wird die Transaktion als "konzerninterne Portfolio-Optimierung" bezeichnet. Bei der Dresdner Bank dürfte dadurch im Jahr 2002 ein Buchgewinn in wohl dreistelliger Millionen-Euro-Höhe entstanden sein. Dieser Effekt werde jedoch auf Gruppenebene ausgeglichen und verändere den Allianz-Jahresgewinn nicht, bestätigte ein Allianz-Sprecher gegenüber manager-magazin.de.

Die jetzt innerhalb der Allianz-Gruppe neu positionierten Beteiligungen sind aber nur ein kleiner Ausschnitt des Einflussbereichs des Münchener Finanzriesen. Laut dem Geschäftsbericht 2001 hatte der Allianz-Konzern insgesamt für 1,172 Billionen Euro Assets under Management, davon allein für 527 Milliarden Euro konzerneigene Kapitalanlagen.

Bei vielen Großkonzernen ist die Allianz nicht nur finanziell, sondern über zahlreiche Aufsichtsratsmandate auch personell eingebunden. Beispiel Henning Schulte-Noelle: Der mit der Hauptversammlung am 29. April dieses Jahres in den Aufsichtsrat wechselnde Konzernchef sitzt in den Aufsichtsräten von BASF  (Allianz größter Aktionär, aber unter fünf Prozent), Eon  (7,59 Prozent), Linde  (12,4 Prozent), Siemens  (3,8 Prozent) und ThyssenKrupp  (4,2 Prozent).

Bei der Münchener Rück  sitzt Schulte-Noelle nicht mehr im Aufsichtsrat. Die Allianz will ihren Anteil von 24,77 Prozent auf 20 Prozent abbauen.

Mächtiger Ex-Vorstand Breipohl

Mächtiger Ex-Vorstand Diethart Breipohl

Bei KarstadtQuelle, formal jetzt eine reine Dresdner-Bank-Angelegenheit, ist der Allianz-Konzern gleich doppelt im Aufsichtsrat vertreten.

Sowohl Allianz-Aufsichtsrat Diethart Breipohl, ehemals Finanzvorstand in München, als auch Bernd Voss, Aufsichtsrat der Dresdner Bank, sitzen hier im Kontrollgremium. Breipohl fungiert zusätzlich bei Beiersdorf  (43,6 Prozent), HypoVereinsbank (HVB)  und Continental  (8 Prozent) als Aufseher. Ihren Anteil von zuletzt 16,4 Prozent an der HVB hatte die Allianz im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank allerdings an die Münchener Rück übertragen.

Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner darf das Beteiligungs-Portfolio nicht nur umbauen, sondern bei RWE  (7 Prozent), Bayer (5,8 Prozent) und MAN  auch als Aufseher fungieren. An der Regina Verwaltungsgesellschaft, die 28 Prozent der MAN-Stammaktien hält, sind die Allianz AG und die Allianz Leben jeweils zu 25 Prozent beteiligt. Die gleichen Anteile halten die Münchener Rück und die Commerzbank .

Den Dax-Reigen rundet Joachim Faber ab. Der im Allianz Vorstand für den Bereich Allianz Dresdner Asset Management (ADAM) verantwortliche Manager sitzt bei Infineon  im Aufsichtsrat.

Nicht nur Dax-Konzerne im Einflussbereich

Dass neben den zahlreichen Mandaten bei namhaften Aktiengesellschaften wie zum Beispiel DaimlerChrysler  (1,6 Prozent), Deutsche Bank  (4,5 Prozent), Bilfinger und Berger  (25,1 Prozent), Schering  (11,9 Prozent) und Volkswagen  (1,4 Prozent) der Einfluss der Allianz bis hinein in die ansonsten geheimsten Ecken der deutschen Wirtschaft reicht, wird am Beispiel Bosch deutlich.

Peter Adloff, ehemals Allianz-Primus in Baden-Württemberg und graue Eminenz der schwäbischen Wirtschaft ("Stuttgarter Zeitung") ist dort Gesellschafter der Industrietreuhand KG, dem mächtigsten Organ in der Bosch-Konzernstruktur. Umgekehrt gehört Hans-Peter Stihl, ebenfalls Gesellschafter der Industrietreuhand und ehemals Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, dem Beirat der Allianz an.

Dass Stihl in diesem Beirat unter anderem mit Bernd Pischetsrieder (Volkswagen ), Ekkehard Schulz (ThyssenKrupp), Rudolf Rupprecht (MAN) und Mark Wössner (früher Bertelsmann, jetzt Citigroup ) zusammensitzt unterstreicht die Rolle der Allianz als Zentrum der "Deutschland AG".

Allianz: Die wichtigsten Beteiligungen in Deutschland


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