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Vivendi Letzte Schonfrist

Vivendi-Chef Messier bleibt - 2002 sollen die Schulden um vier Millarden Euro sinken.

Paris - Bei Vivendi Universal  bleibt Vorstandschef Jean-Marie Messier trotz scharfer Kritik an seiner Strategie im Amt. Entgegen Spekulationen wurde Messier vom Vivendi-Vorstand am Dienstagabend in Paris nicht an der Spitze des französisch-amerikanischen Medien- und Versorgerkonzerns abgelöst.

Der 45-jährige Messier ist seit Juni 1996 Konzernchef. Er hatte den früheren nationalen Wasserversorger Générale de Eaux Ende 2000 mit dem französischen Bezahl-Sender Canal+ und der kanadischen Gruppe Seagram zu einem Weltkonzern verschmolzen und dabei Milliardenschulden aufgehäuft.

Schuldenziel: 15 Milliarden Euro

Vivendi gab nach dem Treffen des erweiterten Vorstandes bekannt, dass diese Schulden noch in diesem Jahr um rund vier Milliarden auf 15 Milliarden Euro abgebaut werden sollen. Der Konzern habe 3,3 Milliarden Euro nicht abgerufene Kreditlinien in der Hinterhand und 912 Millionen bar in der Kasse, betonte Vivendi mit Blick auf Berichte über eine angebliche Liquiditätskrise beim zweitgrößten Medienunternehmen der Welt. Vivendi halte an den Geschäftszielen für das laufende Jahr fest.

Der Mutterkonzern und die Wassersparte Vivendi Environnement SA stehen zusammen mit gut 30 Milliarden Euro in der Kreide. Zuletzt gab Messier die Trennung von der Mehrheit am Wassergeschäft bekannt. Teile von Vivendi Environnement wurden bereits der Deutschen Bank  für eine Kapitalspritze an Vivendi Universal von 1,7 Milliarden Euro überlassen.

Bilanzaffäre vom Schlage der Enron-Pleite?

Für den französischen Milliardär Bernard Arnault rückte der Vizechef der Pariser Großbank BNP Paribas, Dominique Hoenn, in den erweiterten Vivendi-Vorstand nach. Arnault, der Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH Moët-Hennessy - Louis Vuitton SA, hatte seinen Sitz in dem Medienkonzern überraschend aufgegeben. Die Tageszeitung "Le Parisien" führte dies auf Arnaults Wunsch zurück, nicht in eine Bilanzaffäre vom Schlage der Enron-Pleite in den USA hineingezogen zu werden.