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Wendelin Wiedeking Mit Porsche auf der Überholspur

Seit zehn Jahren leitet der streitbare Westfale nun die Sportwagenschmiede. "Weltmeister im Geldverdienen" nennt man ihn, der den Zuffenhausener Autobauer zum rentabelsten der Welt gemacht hat. "Man weiß nicht, was kommt", sagt Wendelin Wiedeking dennoch.

Stuttgart/Leipzig - Erfolg ist schön, kann aber auch zur Last werden. Wann immer in der jüngsten Vergangenheit Topjobs in der deutschen Industrie zu besetzen waren, tauchte auch der Name Wendelin Wiedeking auf.

So war es mit der Piëch-Nachfolge bei VW oder jüngst bei der Telekom. Dann musste der Porsche-Chef die Dementi-Maschine anwerfen und versichern lassen, wie gut es ihm bei dem Stuttgarter Sportwagenbauer doch gefällt.

Glaubwürdig war das durchaus - denn Wiedeking ist bei Porsche nicht nur einer der am besten verdienenden Manager der Republik geworden, sondern gilt landauf und landab als der erfolgreichste Autoboss. Dass man sich den munteren Westfalen auch auf anderen Posten vorstellen kann, hat auch mit seinem für einen Topmanager relativ jungen Lebensalter zu tun: Der promovierte Ingenieur vollendete am 28. August sein 50. Lebensjahr.

Retter und streitbarer Querdenker

Wiedeking gilt als Retter von Porsche. Als er 1992 das Ruder übernahm, lag das renommierte Unternehmen aus Stuttgart-Zuffenhausen so am Boden, dass sogar eine Übernahme möglich erschien. Darüber hinaus hat der begeisterte Sammler von Modellautos nach geglückter Sanierung Muße und Mut gefunden, sich zu Themen sehr klar und deutlich zu äußern, was seiner Popularität noch einen Schub versetzte. So warf er dem Altkanzler Helmut Kohl vor, kein Verständnis für die Wirtschaft zu haben und lobte andererseits die Steuerreform von dessen Nachfolger Gerhard Schröder.

Dass seine Branchenkollegen Standortentscheidungen von Subventionen abhängig machten, nannte er "unhygienisch" - der Verzicht auf öffentliche Fördergelder beim Bau des neuen Porsche-Werkes in Leipzig brachte jede Menge positiver Schlagzeilen. Auch mit der Deutschen Börse AG in Frankfurt legte sich Wiedeking erfolgreich an. Sein Widerstand gegen Quartalsberichte zog zwar den Rauswurf aus dem MDax nach sich, doch die Porsche-Aktie entwickelte sich weiter prächtig: ein Punktsieg für Wiedeking.

Weiter auf Expansionskurs

Unbestritten ist der wirtschaftliche Erfolg der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Lag im Geschäftsjahr 1991/1992 der Absatz bei nur noch 23.000 Fahrzeugen, sind es heute 55.000 Autos. Und diese Zahl wird sprunghaft auf über 80.000 steigen, wenn der neue Geländesportwagen Cayenne zum Erfolg wird. Dafür spricht im Moment alles.

Wiedeking setzt weiter auf Expansionskurs - vieles deutet auf eine vierte Baureihe hin. Während Wiedekings bisher zehnjähriger Chefzeit wurde Porsche "Weltmeister" im Geldverdienen: Eine Umsatzrendite vor Steuern von 13,3 Prozent im vergangenen Geschäftsjahr erreichte kein anderes Automobilunternehmen. Bei 4,4 Milliarden Euro Umsatz wurde 2000/2001 ein Gewinn von fast 600 Millionen Euro kassiert.

"Ritter wider den tierischen Ernst"

Der Manager, der in seiner Freizeit gern auf einem Porsche-Traktor den eigenen Kartoffelacker umpflügt, hat mit seinem klaren, aber auch lockeren Stil nicht nur für wirtschaftlichen Erfolg gesorgt. Auch Popularität und Image der Marke Porsche befinden sich heute auf einem Höhepunkt. Sozialneid und Häme, so hört man, müssen Porsche-Fahrer zurzeit nicht fürchten.

Im kommenden Februar wird Wendelin Wiedeking als erster Manager zum "Ritter wider den tierischen Ernst" geschlagen. Mal sehen, ob er dann noch Porsche-Boss ist. Vielleicht hat ja Telekom-Interimsvorstandschef Helmut Sihler bei der Geburtstagsfeier nochmal nachgefragt - schließlich kennt er als langjähriger Porsche-Aufsichtsratschef die Qualitäten Wiedekings am besten.